Zum sechzigjährigen Regierungsjubiläum Seiner Majestät Kaiser Franz Josephs I.
Helgoland 1864 - Die k. u. k. Flotte - Lissa 1866.
Triptychon nach dem Originalgemälde von Alexander Kircher.
In der Platte signiert.
Großformatige farbige Original-Offsetlithographie von 1908.
Auf der Rückseite mit Text:
Sechzig Jahre Kriegsmarine.
Darunter kurze Huldigungs-Texte von L. Lobmeyr, Eduard Strauß, M. E. delle Grazie, Balduin Groller und Albin Egger-Lienz.
Größe 547 x 346 mm.
An der Bugfalte mit wenigen sehr kleinen Löchern, Papier altersbedingt leicht wellig, sonst mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Februar 1867 in Triest; † 16. September 1939 in Berlin) war ein deutsch-österreichischer Marine- und Landschaftsmaler sowie Illustrator. Leben und Werk Bereits als Knabe zeigte Kircher großes Interesse für den Schiffbau und entschloss sich daher, eine Seeoffizierslaufbahn in der K. u. k. Kriegsmarine einzuschlagen. Auf Grund einer Fußverletzung konnte dieser Wunsch jedoch nicht verwirklicht werden und so entschied er sich für das Studium der Malerei an der Berliner Akademie (ab 1888), wobei er sich von Beginn an maritimen Sujets zuwandte. Seine Lehrer waren Hans Fredrik Gude und Hermann Eschke. Kircher unternahm ausgedehnte Studienreisen in ganz Europa, Asien und Nordamerika, bei denen eine Reihe bedeutender Gemälde, Zeichnungen und Illustrationen entstanden. – 1893 wirkte er an der malerischen Ausschmückung von Bauten auf der Weltausstellung in Chicago mit sowie an Panoramen und Dioramen des Marinemalers Hans von Petersen. Ferner betätigte sich Alexander Kircher als Illustrator für angesehene deutsche und ausländische Zeitschriften, wie etwa der Leipziger Illustrierten Zeitung oder der illustrierten Wochenschrift Reclams Universum (Leipzig), der Schriften des Österreichischen (Wien) und Deutschen Flottenvereines (Berlin) sowie den Wiener Verlag Jaques Philipp vorm. Philipp & Kramer, für den er die Postkartenserie „Dalmatien und Istrien“, u. a. mit Abbildungen der Schiffe der in Fiume ansässigen Reederei Adria, gestaltete. Zu erwähnen sind ferner Feldpost- und Ansichtskarten, die Kircher für das Österreichische Rote Kreuz, das Kriegsfürsorgeamt bzw. das Kriegshilfebüro erstellte. Daneben entstanden Ansichtskarten für den bekannten Wiener Künstlerpostkarten Verlag BKWI, den Verlag M. Munk in Wien, den Verlag von Kleinmayr & Bamberg in Laibach für den Weltpostverein, sowie den Kunstverlag Theodor Stroefer in dessen T.S.N.-Serie und den Verlag „Erste Uhrenfabrik, Hanns Konrad“, k.u.k. Hoflieferant in Brüx. – Unter die Rubrik Künstlerpostkarten fallen auch Arbeiten die Kircher für den Londoner Postkartenverlag Raphael Tuck & Sons im Zusammenhang mit dessen erfolgreicher Kunstpostkartenserie namens „Oilette“ durchführte sowie für die Verlage Max Ettlinger & Co (The Royal Series) und Misch & Co., beide London. Der Rubrik Marinepostkarten sind solche zuzuordnen, die vom Reichsmarineamt in Berlin in einer Serie unter dem Namen: „Der europäische Krieg 1914/17“ herausgegeben wurden und die z. T. ebenfalls Kircher Bilder zeigen. Eine ebensolche Postkarten-Weltkrieg 1, Serie die verschiedene Kircher Bilder zeigt wurde vom bekannten Dresdner Photochromie Druckhaus und Verlag Nenke & Ostermaier herausgegeben. – Erwähnenswert ist ferner, dass es von einzelnen Kircherbildern Gemälde-Replikationen gibt, von denen sich einige in Museen wieder finden. Manchmal griff Kircher einige aus seiner Sicht sicherlich populäre Themen in sehr ähnlichen Bildern auf, so beispielsweise das Bildnis der Fregatte Radetzky. Das Gemälde erlangte eine gewisse Breitenwirkung, da es auf einer Postkarte des Österreichischen Flottenvereins abgebildet wurde. Ein sehr ähnliches Bild, bei dem die Fregatte aus einem anderen Blickwinkel gezeigt wird, befindet sich in Privatbesitz. Ein weiteres Beispiel ist das Thema eines auslaufenden Fischkutters, auf dessen Hauptsegel die Nummer 575 abgebildet ist. Hierzu sind mindestens 4 verschiedene Gemälde bekannt, zwei zeigen nur den Kutter und die Küstenlandschaft, bei zwei weiteren Bildern gesellen sich 2 beziehungsweise 3 am Ufer stehende und wirkende Frauen hinzu. Diese zuletzt genannte Serie entstand vermutlich in seiner letzten Lebensphase ab 1930. Zwischen 1895 und 1900 lehrte er als Professor an der Kunstakademie in Triest und heiratete am 15. Oktober 1898 Romana Salmassi. Aus dieser Verbindung gingen drei Söhne und drei Töchter hervor. 1904 übersiedelte Kircher von Triest über einen kurzen Aufenthalt in Wien nach Dresden, wo er lt. Adressbuch von 1904 (S. 395) und 1905 (S. 410) wohnte und wo er sich als freier Künstler der dortigen Kunstgenossenschaft anschloss. Ferner gibt es aus dieser Zeit einen Schriftverkehr zwischen Kircher und dem in Dresden lebenden österreichisch-deutschen Maler, Restaurator und Fotograf Ermenegildo Antonio Donadini. – 1906 zog die Familie nach Moritzburg. – Laut Adressbuch 1922/23 wie auch 1931 wohnte Kircher danach in der Niederlößnitz in der heute denkmalgeschützten Villa Jagdweg 6, laut Adressbuch 1933 bis etwa 1935 wohnte er in Kötzschenbroda-Niederlößnitz in der Villa Zillerstraße 5. – Im Juni 1935 verstarb die Ehefrau von Alexander Kircher. Danach zog der Maler laut Adressbuch von 1939 nach Klotzsche in die Ludwig-Jahn-Straße 3 in ein Wohngebäude, das zur ehemaligen Luftkriegsschule Klotzsche gehörte. Einflussreiche Mäzene aus Adel und Großindustrie – insbesondere der Seeschifffahrt – förderten den Künstler. An der Spitze standen dabei Kaiser Franz Joseph I. und Kaiser Wilhelm II., in deren Auftrag er zahlreiche Marine- und Flottenbilder der k.u.k. Kriegsmarine und deutschen Kriegsflotte malte. Aus dieser Schaffensperiode befinden sich mehrere Gemälde im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien, unter anderem das monumentale Gemälde der Seeschlacht bei Lissa, das besonders hervorzuheben ist. Ein fast ebenso großes Exponat vom Passagierschiff Isonzo hängt an exponierter Stelle im Technischen Museum in Wien. – Aus dieser Periode gibt es ebenfalls eine bedeutende Sammlung von 19 Gemälden als Dauerausstellung auf Schloss Artstetten in Niederösterreich und dort im Marine-Zimmer des Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museums. Eine ebensolche, aber mit 32 Werken noch umfangreichere Sammlung von Kircher Gemälden befindet sich in Kroatien, im Maritimen Museum von Split. Ferner stammen aus dieser Zeit zwei Gemälde, welche sich in den Räumlichkeiten des Marineverbands Wien, im Haus des ehemaligen Österreichischen Flottenvereins, befinden. Bei beiden Bildern bildet das Schlachtschiff SMS Viribus Unitis den Mittelpunkt der Darstellung. – Darüber hinaus besitzt die Museumsstiftung Post und Telekommunikation MSPT (Museum für Kommunikation) in Frankfurt am Main, in ihrer Kunstsammlung 8 Kircher Exponate; siehe Lit. Hans-F. Schweers: Gemälde in deutschen Museen. Kircher bewarb sich im April 1916 um Aufnahme in der Kunstgruppe des k.u.k. Kriegspressequartiers und beabsichtigte somit, als freiwilliger Kriegsmaler am Ersten Weltkrieg teilzunehmen. So wollte er an der Isonzofront, in Triest und Pola eine Reihe von Bildern malen, die für die Neue Hofburg bestimmt waren. Dieses Gesuch wurde jedoch ebenso wie ein nochmaliges vom November 1917 vom Armeeoberkommando abgelehnt. In der Zwischenkriegszeit hielt Alexander Kircher den Wiederaufbau der deutschen Handels- und Kriegsmarine in mehreren Gemälden fest. Auf vielen Passagier- und Kriegsschiffen waren in den Repräsentationsräumen Gemälde von Kirchers Hand vorzufinden, die der Künstler in den allermeisten Fällen mit „ALEX.KIRCHER“ signierte. In den Reedereien und Werften haben einige seiner Werke die Kriegswirren überstanden (zum Beispiel Norddeutscher Lloyd Bremen und HAPAG Hamburg). Sein Lebenswerk beschloss Kircher mit einer Serie von einhundert Gemälden, die die Entwicklung der deutschen Schifffahrt über ein Jahrtausend darstellten und die im Institut und Museum für Meereskunde MfM der Universität Berlin hingen. Der Verbleib der Werke ist bis dato ungeklärt, Reproduktionen sind als Bildtafelwerk (1934) sowie in Buchform (1939) erschienen. Inzwischen wurden 22 Bilder, von denen der überwiegende Teil aus der Sammlung des MfM stammt, im Archiv des Wehrgeschichtlichen Ausbildungszentrums der Marineschule Mürwik wiederentdeckt. Einzelstücke sind dort in der Kommandeursvilla zu besichtigen. Kircher wurde im Familiengrab in Moritzburg beerdigt. Auszeichnungen Alexander Kircher wurde mit dem Orden Isabellas der Katholischen – Titel: Caballero de la Real Orden de Isabel La Católica – ausgezeichnet, ein Orden für Verdienste um Kunst und Wissenschaft in Spanien. Er nahm ihn im Februar 1909 in der Spanischen Botschaft in Berlin entgegen. Medienresonanz Am 18. November 2018 wurde eine Folge der Sendung Lieb & Teuer des NDR ausgestrahlt, die von Janin Ullmann moderiert und in Schloss Reinbek gedreht wurde. Darin wurde mit der Gemälde-Expertin Ariane Skora ein Ölgemälde besprochen, das zwei Friesinnen am Strand sowie einen Zweimaster zeigt und von Alexander Kircher um 1930 gemalt wurde. Dasselbe Gemälde wurde in der von Janin Ullmann und Hubertus Meyer-Burckhardt moderierten Sendung Lieb & Teuer: Wer bietet mehr? vom 29. Dezember 2019 mit der Gemälde-Expertin Ariane Skora auf Rittergut Remeringhausen besprochen und in der Sendung auch versteigert. Werke (Auszug) Die Seeschlacht bei Lissa. Öl auf Leinwand, 1918, 318 × 705 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Internationale Flottendemonstration im Raum Dulcigno/Ulcinj (Süddalmatien). Öl auf Leinwand, 1880, 82,5 × 131 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien. SMS Kaiserin Elisabeth. Öl auf Leinwand, 1895, 189 × 158 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Aeroplan vor dem Abflug oder Start eines Doppeldeckers. Öl auf Karton, 32 × 48 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Fregatte SMS Novara. Öl auf Leinwand, 118 × 100 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Gefecht bei Helgoland. Öl auf Leinwand, 68 × 118 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Passagierschiff Isonzo im Golf von Triest. Öl auf Leinwand, 1917, 300 × 690 cm, Inv.-Nr.: BPA-012797. Technisches Museum, Wien. Schiffe der Tegetthoffklasse, im Vordergrund SMS Viribus Unitis. Öl auf Leinwand, 96 × 150 cm. Österreichischer Marineverband, Wien. Stapellauf SMS Viribus Unitis. Öl auf Leinwand, 1910, 65 × 94 cm. Österreichischer Marineverband, Wien. SMS Erzherzog Karl. Öl auf Leinwand, 50 × 75 cm. Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum, Schloss Artstetten, Niederösterreich. Torpedofahrzeuge Wildfang und Ulan. Öl auf Leinwand, 95 × 140 cm. Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum, Schloss Artstetten, Niederösterreich. Kriegsschiff Kaiser Karl IV. Öl auf Leinwand, 1895, 88 × 150 cm. Heimatmuseum der Stadt Rovinj (Kroatien). Dampffregatte Radetzky. Öl auf Leinwand, 1898, 86 × 158 cm. Heimatmuseum der Stadt Rovinj (Kroatien). Dampfjacht Suzume. Öl auf Leinwand, 47 × 66 cm. Heimatmuseum der Stadt Rovinj (Kroatien). Die Karavellen von Kolumbo. Öl auf Leinwand, Ende 19. Jhdt., 227 × 387 cm. Rote Insel St. Andrea unter Betreuung des Heimatmuseums Rovinj, (Kroatien). Österreich-Ungarische Kriegsschiffe. Öl auf Leinwand, Ende 19. Jhdt., 227 × 387 cm. Rote Insel St. Andrea unter Betreuung des Heimatmuseums Rovinj, (Kroatien). Linienschiff USS Kentucky. Öl auf Karton, 1898, 32 × 47,5 cm. Maritimen Museum, Split (Kroatien). Postdampfer Pelikan. Öl auf Karton, 1891, 32 × 48 cm. Maritimen Museum, Split (Kroatien). Dampfschiff Carl Legien. Öl auf Leinwand, ca. 1923, 113 × 215 cm. Privatbesitz Deutsche Bahn AG. Die Kaiseryacht Hohenzollern eröffnet den Nord-Ostsee-Kanal. Öl auf Leinwand, 1895, 123 × 198 cm. Stadt- und Schifffahrtsmuseum, Kiel ~ Bild hängt in der alten Fischhalle an der Seegarten-Brücke. SMS Emden (1908) im Kampf. Öl auf Leinwand, um 1910, 101 × 150 cm. Stadtmuseum-Warleberger Hof, Kiel. Abendstimmung im Kieler Hafen. Öl auf Leinwand, 1929, 70 × 100 cm. Stadtmuseum-Warleberger Hof, Kiel. Kreuzerfregatten Stosch, Stein und Gneisenau. Öl auf Leinwand, 1938, 70 × 100 cm – sowie 22 Gemälde die aus der Sammlung des im Zweiten Weltkrieg zerstörten MfM stammen; siehe oben, Leben und Werke, Abs. 6, Textende; Marineschule Mürwik, Flensburg-Mürwik Romantische Seelandschaft Der Ozeanflug. Öl auf Leinwand 1928, 70 × 100 cm. Altes Rathaus, Bremen. Kabeldampfer Stephan vor Yap (Karolinen). Öl auf Leinwand, 1905, 99 × 148 cm. Museum für Kommunikation, vormals Bundespostmuseum, Frankfurt am Main. Beladung des Postdampfers Bremen. Öl auf Leinwand, 1934, 100 × 149 cm. Museum für Kommunikation, vormals Bundespostmuseum, Frankfurt am Main. Hamburger Hafen mit dem Postdampfer Cap Arcona. Öl auf Leinwand, 1932, 98 × 148 cm. Museum für Kommunikation, vormals Bundespostmuseum, Frankfurt am Main. Niederhafen mit Motorschiff Monte Sarmiento in Hamburg. Öl auf Leinwand, 1930, 200 × 336 cm. Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg. Österreichischer Kreuzer. Gouache, 45 × 64 cm, Internationales Maritimes Museum, Hamburg. Franz Ferdinand von Österreich bei einer Parade. Gouache, 30 × 43,5 cm, Internationales Maritimes Museum, Hamburg. Die drei Fregatten der Kurbrandenburgischen Flotte. Öl auf Leinwand, 70 × 100 cm, Internationales Maritimes Museum, Hamburg. Manöver. Mischtechnik, 48 × 65 cm, Internationales Maritimes Museum, Hamburg. Der Kleine Kreuzer Dresden in der Schlacht bei den Falklandinseln. Öl auf Leinwand, 80 × 110 cm, Belikov's Private Sammlung, Hamburg. NDL Dampfer Roland den Leuchtturm Roter Sand passierend. Öl auf Leinwand, 156 × 110,5 cm. Deutsches Schifffahrtsmuseum DSM, Bremerhaven. Dampfer Delos der Deutschen Levante-Linie. Gouache, 79 × 65 cm. Deutsches Schifffahrtsmuseum DSM, Bremerhaven. Hamburger Hafen. Öl auf Leinwand, 80 × 110 cm. Deutsches Schifffahrtsmuseum DSM, Bremerhaven. Österreichische Bark vor Gibraltar. Öl auf Leinwand, 1893, 70,5 × 145,5 cm. Sergej Mašera-Maritimes Museum, Piran (Slowenien). Brigantine auf See. Öl auf Leinwand, 1892, 75 × 150 cm. Sergej Mašera-Maritimes Museum, Piran. SMS Budapest vor dem Hafen von Fiume. Grafik, um 1905, 35 × 57 cm. Maritimes und Historisches Museum von Kroatien Littoral, Rijeka (Kroatien). SMS Fasan. Öl auf Leinwand, 1897, 70 × 165 cm. Historisches Museum Istriens, Pula (Kroatien). Unbekanntes Österreich-Ungarisches Segelschiff. Öl auf Leinwand, 19. Jahrhundert, 70,5 × 100,5 cm. Historisches Museum Istriens, Pula (Kroatien). LZ 127 „Graf Zeppelin“ mit russischem Eisbrecher „Malygin“. Öl auf Leinwand, 1931, 81 × 121,8 cm. Zeppelin Museum, Friedrichshafen. Geplündertes Kunstwerk Das Original: LZ 127 „Graf Zeppelin“ mit russischem Eisbrecher „Malygin“, 1931, 66,00 × 100,00 cm, gehörte ursprünglich zum Bestand des Reichspostmuseums in Berlin. 1945 nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam dieses Bild abhanden. Das Gemälde wurde 2005 bei Cowan's Auctions in Cincinnati, Ohio USA für 19.550 US$ ersteigert. Das Bild ist seitdem bei Pullman Gallery in London. Eine Rückführung an das Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main (Rechtsnachfolger des Reichspostmuseums) ist bisher nicht erfolgt. Franz Joseph I. (* 18. August 1830 in Wien-Schönbrunn; † 21. November 1916 ebenda) aus dem Haus Habsburg-Lothringen, war Kaiser von Österreich sowie Apostolischer König von Ungarn 1848–1916. Sein Name in den anderen Sprachen der Donaumonarchie: Francesco Giuseppe (italienisch), František Josef (tschechisch), I. Ferenc József (ungarisch), František Jozef I (slowakisch), Franciszek Józef (polnisch), Franjo Josip (kroatisch), Franc Jožef (slowenisch), Francisc Iosif (rumänisch), Franc Josyp I (ruthenisch/ukrainisch). Leben Franz Joseph Karl von Habsburg wurde am 18. August 1830 um 9:45 Uhr als Sohn von Erzherzog Franz Karl, dem jüngeren Sohn von Kaiser Franz I., und Prinzessin Sophie von Bayern in Wien geboren. Während der Niederschlagung der Märzrevolution von 1848, durch den Rücktritt seines Onkels Ferdinand I. und den Thronverzicht seines Vaters wurde er bereits mit 18 Jahren neuer Kaiser von Österreich. Von Anfang an sah er seine Hauptaufgabe darin, eine weitere Revolution zu verhindern und stützte sich dabei hauptsächlich auf das Militär (Armee und Kriegsmarine) und die Kirche. Kaum eine Darstellung zeigt ihn anders als in der Uniform des Obersten Kriegsherrn. 1853 überlebte Franz Joseph ein Attentat und lernte in seiner Sommerresidenz in Ischl seine erst 16jährige Cousine Elisabeth kennen. Elisabeth war die zweite Tochter von Herzog Max Joseph in Bayern und Ludovika Wilhelmine, Tochter des bayerischen Königs Maximilian I. und Schwester von Franz Josephs Mutter Sophie. Eigentlich war zwischen den Müttern vereinbart, dass Elisabeths ältere Schwester Helene die Aufmerksamkeit des 23jährigen Franz Joseph I. gewinnen sollte. Statt dessen verliebte sich Franz Joseph in Elisabeth, die er am 24. April 1854 in Wien heiratete. In kurzer Zeit kamen drei Kinder zur Welt: Sophie (1855-1857), Gisela (1856-1932) und Kronprinz Rudolf (1858-1889). Elisabeth wurde jedoch jeder Einfluss auf die Erziehung ihrer ersten drei Kinder verweigert. 1868 wurde ihr viertes Kind Marie-Valerie (1868-1924) geboren. Kaiser Franz Joseph hielt den Kronprinzen Rudolf von allen Staatsgeschäften fern. Nachdem Rudolf seine streng militärische Ausbildung - erst nach mehreren Interventionen seiner Mutter Elisabeth beim Kaiser - abbrechen durfte, widmete er sich naturwissenschaftlichen Studien und arbeitete an Brehms Tierleben mit. Er war auch als Journalist in der liberalen Presse tätig, natürlich anonym und ohne Wissen seines Vaters. Auf Druck des Kaisers heiratete er 1881 Prinzessin Stephanie, Tochter des belgischen Königs Leopold II.. Der Ehe entstammte eine Tochter, Elisabeth, geboren 1883. Kronprinz Rudolf starb am 30. Jänner 1889 durch Suizid. Das Recht der Thronfolge ging nach dem Tod von Franz Josephs Brüdern, Maximilian (dem glücklosen Kaiser von Mexiko) im Jahre 1867 und Erzherzog Karl Ludwig im Jahre 1896, auf den Sohn des Letztgenannten, Erzherzog Franz Ferdinand über. Franz Ferdinands Kinder waren jedoch nicht erbberechtigt, da er mit Sophie Chotek, Reichsgräfin von Hohenberg verheiratet war, die zwar dem tschechischen Uradel entstammte, aber dem Kaiserhaus nicht ebenbürtig war. Nach dem Tod ihres Sohnes Rudolf reiste Kaiserin Elisabeth ziel- und ruhelos in Europa umher. Am 10. September 1898 wurde sie in Genf von einem Attentäter, Luigi Lucheni, mit einer Feile ermordet. Das 60-Jahres-Jubiläum des Regierungsantritts Franz Josephs wurde im Jahre 1908 in der gesamten Monarchie noch gebührend gefeiert. Am 28. Juni 1914 erlebte der Kaiser jedoch auch noch den gewaltsamen Tod seines Thronfolgers Franz Ferdinand. In Sarajevo wurden der Thronfolger und seine Frau in ihrem Automobil von einem serbischen Attentäter erschossen. Das Ultimatum an das Königreich Serbien zur Auslieferung der Hintermänner des Attentats und die darauf folgende Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien lösten am 28. Juli 1914 den „großen Krieg” (später Erster Weltkrieg genannt) aus. Zwei Jahre später verstarb der 86jährige Franz Joseph I. mitten im Krieg am 21. November 1916. Die pompösen Begräbnisfeierlichkeiten wurden vom Krieg überschattet und dem sich anbahnenden Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie, des Vielvölkerstaates, der vom Kaiser zusammengehalten worden war. Sein Nachfolger Karl I. regierte nur noch zwei Jahre bis zum Ende des zu einem Weltkrieg ausgedehnten großen Krieges 1918. Politik Innenpolitik Die nach der Regierungsübernahme von Kaiser Franz Joseph I. (im Revolutionsjahr 1848) am 4. März 1849 erlassene Reichsverfassung (Oktroyierte Märzverfassung) wurde nie voll durchgeführt und am 31. Dezember 1851 mit den "Silvesterpatenten" gänzlich abgeschafft. Von nun an regierte der junge Kaiser wieder absolutistisch und entschieden zentralistisch. Erst die Niederlage 1859 gegen Napoléon III. von Frankreich und die Truppen Piemont-Sardiniens in der blutigen Schlacht von Solferino und Magenta, bei der Franz Joseph selbst den Oberbefehl übernommen hatte, bereitete den Weg für Verfassungsreformen: es folgten 1860 das Oktoberdiplom und 1861 das Februarpatent, die - gegen den Widerstand Franz Josephs - die Rückkehr zu konstitutionellen Verhältnissen einleiteten. Die Niederlage gegen Preußen 1866 brachte Franz Joseph nach zähem Ringen zum Österreichisch-Ungarischen Ausgleich, durch den eine Realunion der beiden Reichsteile entstand. Am 8. Juni 1867 wurde Franz Joseph in Budapest zum Apostolischen König von Ungarn gekrönt, wobei der Doppelstaat Österreich-Ungarn entstand. Die nicht-ungarischen (cisleithanischen, d.h. diesseits des Flusses Leitha liegenden) Länder erzielten am 21. Dezember 1867 eine konstitutionelle Verfassung (Dezemberverfassung). An dieser Verfassung hielt Franz Joseph bis zu seinem Tod fest - alle Reformpläne (auch die seines designierten Nachfolgers Franz Ferdinand) lehnte er ab. Vor allem seine Reformunfähigkeit gab den Unabhängigkeitsbestrebungen der Völkerschaften seines Reiches neue Nahrung und führten schließlich nach seinem Tod und nach dem verlorenen Krieg zum Zerfall des Vielvölkerstaates. Außenpolitik Außenpolitisch gab es während der Regierungszeit Kaiser Franz Josephs I. eine Serie kleiner Siege und große militärische Niederlagen. Im italienischen Krieg gegen Napoléon III. und vor allem Sardinien-Piemont wurden seine Soldaten aus Italien vertrieben; nach der Niederlage im österreichisch-preußischen Krieg 1866 schieden die Habsburger aus der gesamtdeutschen Politik aus. Militärische Leistungen wie Tegetthoffs Sieg in der Seeschlacht von Lissa blieben bedeutungslos. Nach 1879 lehnte sich die Habsburger Monarchie eng an das 1871 neu gegründete Deutsche Kaiserreich an, wodurch es zwar einen mächtigen Verbündeten (etwa in Balkanfragen) bekam, gleichzeitig aber in die kommenden Bündnissysteme (vor 1914) verstrickt wurde. 1878 wurde Bosnien von den Truppen der k.u.k. Monarchie besetzt, 1908 annektiert. Die politischen Verstrickungen auf dem Balkan, gemeinsam mit den Automatismen der Bündnispolitik, brachten 1914 auch das Verhängnis eines zweiten europäischen Großkrieges, der sich zum (ersten) Weltkrieg ausdehnte. Ohne den Krieg aktiv betrieben zu haben, setzte Franz Joseph doch seine Unterschrift unter die Kriegserklärung an Serbien, wodurch die ungelösten Nationalitätenprobleme seines Vielvölkerreiches, das er mit großer Zähigkeit bislang vor dem Untergang bewahrt hatte, unbeherrschbar wurden und sein Reich zuletzt unterging. Kultur und Wirtschaft Besonders der wirtschaftliche Aufschwung der Donaumonarchie ist mit der Ära Franz Josephs I. verbunden, dessen Namen nach wie vor auf vielen Wiener Prachtbauten aus dieser Zeit als Inschrift zu lesen ist. Nach der Schleifung der mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens auf Anordnung des Kaisers war Platz für eine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße, der Ringstraße geworden, die heute noch lebendiges Zeugnis seiner Epoche ist. Unter seiner Regentschaft blühte die Geisteskultur in Österreich-Ungarn wie nie zuvor und nie danach, ohne dass der Monarch freilich - im Gegensatz zu seinem Sohn Kronprinz Rudolf - aktiv an diesen kulturellen und intellektuellen Strömungen, die ihm völlig fremd blieben, Anteil genommen hätte. Der Suizid des Architekten Van der Nüll, Miterbauer der Wiener Oper, als Reaktion auf eine Kritik des Kaisers, veranlasste Franz Joseph, zu kulturellen Angelegenheiten nur noch sehr zurückhaltend Stellung zu nehmen. Es heißt, der Kaiser habe sich bei allen möglichen kulturellen Anlässen nur noch mit der stereotypen Phrase: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“ geäußert. Die Zurückhaltung des Kaisers erlaubte es dem Architekten Adolf Loos, genau gegenüber dem barocken inneren Burgtor der kaiserlichen Hofburg im Jahre 1910 sein umstrittenes erstes schmuck- und ornamentloses Wohnhaus zu bauen. Franz Joseph soll die Hofburg seit damals stets durch andere Tore verlassen haben. Der Kaiser und der Film Obwohl Kaiser Franz Joseph technischen Neuerungen grundsätzlich skeptisch bis ablehnend gegenüberstand, hatte er vom Film eine positive Meinung - wohl in Anerkennung des großen Werbe- und Propagandapotentials dieses vor allem unter der einfachen Bevölkerung besonders beliebten Mediums. So ließ er sich häufig von - vorerst jedoch nur französischen Operateuren - bei seinen Aktivitäten filmen: Etwa bei den „Kaisermanövern“ mit seinem reichsdeutschen Pendant Kaiser Wilhelm in Mähren 1909, bei der Gamsjagd im selben Jahr in Bad Ischl, bei der Hochzeit von Thronfolger Karl 1911 in Schwarzau, oder auch an der Adria-Ausstellung 1913 in Wien. 1911 berichtete die Kinematographische Rundschau über ein Vorkommnis bei einer Rede des Kaisers an seinem 81. Geburtstag, an der auch ein Operateur der Oesterreichisch-Ungarischen Kinoindustrie, wie die Wiener Kunstfilm-Industrie damals noch hieß, anwesend war. Er stellte seinen Aufnahmeapparat nahe an den Kaiser, wurde jedoch von einem Mann des Gefolges aufgrund des Knarrens des Apparates aufgefordert, während der Rede des Kaisers nicht zu filmen. „Kaiser Franz Joseph hörte es, faßte den Herrn des Gefolges beim Arm und sagte, so daß es der Operateur hören konnte: ‚Lassen Sie den Mann nur seine Arbeit verrichten, mich stört es nicht!‘ Der Operateur drehte weiter, und als der Kaiser geschlossen, winkte er dem Kinematographen freundlich zu.“ Als der Kaiser 1916 starb, entstand der letzte große „Hofbericht“ aus der Monarchie. Sascha Kolowrat-Krakowsky filmte das Begräbnis für die Wiener Kinos. 1993 stellte das Österreichische Filmarchiv unter dem Titel „k.u.k.: Kaiser und Kinematographie“ eine 3-stündige Aneinanderreihung sämtlicher Aufnahmen von Kaiser Franz Joseph zusammen. Darunter auch Aufnahmen von seiner „Reise durch Bosnien und die Herzegowina“ im Jahr 1910, wo unter anderem christliche und muslimische Kinder gemeinsam beim friedlichen Vorbeigehen an einem Aufnahmeort zu sehen sind. Einschätzung und Legendenbildung Kaiser Franz Joseph ist bis heute in der Geschichtsschreibung eine äußerst zwiespältige Figur. In seiner Anfangszeit nach der Revolution von 1848 unpopulär bis zur Verhasstheit, wurde er (nicht zuletzt in Ungarn) mit dem repressiven Säbelregiment des Nachmärz assoziiert. Die gesellschaftlichen und geistigen Entwicklungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen an ihm vorbei (letzteres in auffälligem Kontrast zu seinen kunstinteressierten Vorfahren) und die liberalen Reformen nach 1859 geschahen gegen seine innere Überzeugung. Nach historischer Meinung wäre, neben dem erfolgten Ausgleich mit Ungarn, auch ein Ausgleich mit Böhmen notwendig gewesen, um den Fortbestand der Monarchie zu sichern. Der Wirtschaftsfachmann Ernest von Koerber, Ministerpräsident 1900-1904, formulierte seine Einschätzung so: Der Kaiser hat Österreich zweimal unendlich geschadet - einmal durch seine Jugend und einmal durch sein Alter. Dagegen wurde der Kaiser schon zu Lebzeiten zu einer teilweise mit nostalgischem Flair umwobenen Figur (so etwa bei Joseph Roth in seinem Roman Radetzkymarsch), nicht zuletzt auch wegen der Beziehung zu seiner Frau Elisabeth (bekannter unter ihrem Kosenamen Sisi, im Film ”Sissi” genannt) und dem Briefwechsel mit der Schauspielerin Katharina Schratt, mit der er schon zu Lebzeiten seiner Frau eine lange Beziehung pflegte - übrigens auf Elisabeths Initiative hin. Seine Schicksalsschläge (1867 Hinrichtung seines Bruders Maximilian in Mexiko, 1889 Suizid seines Sohnes Kronprinz Rudolf, 1898 Ermordung seiner Frau Elisabeth, 1914 die Ermordung seines Neffen und Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau beim Attentat von Sarajewo) ließen ihn in den Augen seiner Untertanen als einen Mann erscheinen, der stoisch ein schweres Schicksal trug. "Mir bleibt auch nichts erspart!" soll der Kaiser nach dem Bekanntwerden des Attentats auf seine Frau, Kaiserin Elisabeth, gesagt haben. In den letzten Jahren seiner Herrschaft wurde er, auch aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes, mehr und mehr als gütiger älterer Herr gesehen. Dieses Bild wird heute am häufigsten mit seiner Person in Verbindung gebracht. Gegenüber den nach 1900 überbordenden Nationalitätenkonflikten wirkte er als eine Instanz der Bewahrung und des Zusammenhalts. Nachkommen Erzherzogin Sophie Friederike (1855-1857) Erzherzogin Gisela (1856-1932) ∞ 1873 mit Prinz Leopold von Bayern, Sohn von Prinzregent Luitpold von Bayern und dessen Gattin Erzherzogin Auguste Ferdinande von Österreich Kronprinz Rudolf (1858-1889) ∞ 1881 mit Prinzessin Stephanie, Tochter von König Leopold II. und dessen Gattin Erzherzogin Marie Henriette von Österreich Erzherzogin Marie Valerie (1868-1924) ∞ 1890 mit Franz Salvator von Österreich-Toskana, Sohn von Erzherzog Karl Salvator von Österreich-Toskana und dessen Gattin Prinzessin Maria Immaculata von Neapel-Sizilien Sozialhistorische Annotationen Die Gesellschaftspyramide gipfelte in der sozialen Rolle des Kaisers als sakrosankter, fast religiös überhöhter Spitze. „Der höchste Beamte war Gott. Gott aber war eine unsichtbare Instanz, zu der nur ein indirekter Dienstweg ... beschreitbar war. Gott trug weder eine Zivildienst- noch eine Militäruniform. Seine k.u.k. Apostolische Majestät, der Kaiser in Wien, trug als nächster im Range eine Generalsuniform mit Eichenlaub am Kragen, wodurch er sich von der anderen Generalität unterschied. Vom Kaiser ging die Leiter ununterbrochen abwärts ...“ (Franz Werfel, Abituriententag) Die Ausbildung hierarchischer Strukturen wird sozialpsychologisch teilweise mit der These erklärt, dass ein Kind, nachdem es erkannt hat, „wie beschränkt tatsächlich die Allmacht des Vaters ist,“ oft nicht anders kann, als sich „immer wieder einen neuen Vater zu suchen: Im Lehrer, im Pfarrer, im Bürgermeister, in Königen und Kaisern. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit wird das Vaterbild auf mehrere Personen aufgeteilt, wobei die furchterregenden Eigenschaften in einer den Erziehern wohlbekannten und den meisten erwünschten Wahl auf den Polizeimann, Flurwächter und sonstige Amtspersonen übertragen werden.“ Kaiser Franz Joseph war das Bindeglied zwischen der aus der christlichen Trinität stammenden göttlichen Vatergestalt und den menschlichen Vätern: „Gott und Kaiser haben die besondere Stellung in der Vaterreihe gemeinsam, dass man ihnen anhängt, ohne sich mit ihnen zu messen und ihre Höhe erreichen zu wollen ... Das Kind hat das Verlangen, von einem ... Wesen abzuhängen, dessen Größe, Macht und Wissen ihm absolute Sicherheit und Schutz gewähren. Der Wunsch nach einem solchen Vater lässt eben den wirklichen Vater fallen und bleibt als Bedingung für die Wahl der Vatergestalten. Er schafft die Intensität der Verehrung und Abhängigkeit für die späteren Autoritäten, als letztes irdisches Abbild, für den König und Kaiser. Der Sicherheitsgewinn der uralten Wunscherfüllung, die in der tiefsten Seele das Paradies der Kindheit mit seinem unvergleichlichen Vater bewahrte, erhielt sich trotz der Kritik des Verstandes.“ (Paul Federn, Zur Psychologie der Revolution) In der Gesellschaft zählte, wie unter anderem Stefan Zweig anschaulich berichtet, der ältere, reife Mann, weniger der jugendliche. Das Greisenhafte des alten Kaisers verstärkte die mythische Weihe seiner Patriarchenrolle. „Vom Alter zu Boden gedrückt und des nahen Endes bewußt, verschlossen in seiner Einsamkeit ... scheint der Kaiser ... die heroische Mediocritas zu verkörpern.“ (Claudio Magris, Der Habsburgische Mythos) Die gesellschaftlich institutionalisierte Vaterrolle des Kaisers wurde durch individuelle Züge höchst wirksam ergänzt. Franz Joseph präsentierte sich als statische, leidgeprüfte Gestalt, die „mit der zwangsneurotischen Pedanterie einer Maschine“ am Schreibtisch saß, Akten studierte und unterschrieb, meint Erwin Ringel. „Der Mann wurde schon in der Kindheit durch seine Mutter und die Erziehung vernichtet, hat dann 68 Jahre regiert, (und) hat in dieser überlangen Zeit keine einzige konstruktive Idee gehabt ... “ Diese Diagnose resultiert aus des Kaisers Pessimismus und dem Wissen um die eigene Erfolglosigkeit, jedoch gepaart mit Pflichterfüllung bis zuletzt und dem Wunsch, mit Ehren zugrunde zu gehen, ferner der „Scheu vor Entscheidungen, Reformen und Veränderungen.“ Drang nicht manches davon auch in die Verwaltung ein, die zwar tüchtig administrierte, aber vor allem in der Spätzeit der Epoche die Verwaltungsmaschinerie ohne élan vital, ohne wirkliche Zukunftsperspektiven dahinwerkeln ließ? Das Seegefecht bei Helgoland war ein Seegefecht in der Nordsee, das sich am 9. Mai 1864 während des Deutsch-Dänischen Krieges zwischen Seestreitkräften Preußens und Österreichs einerseits und Dänemarks andererseits ereignete. Der österreichische Befehlshaber Wilhelm von Tegetthoff brach das Gefecht ab, als sein Flaggschiff in Brand geriet, und zog sich mit seinem Geschwader in den Schutz der neutralen Gewässer von Helgoland zurück, das damals zu Großbritannien gehörte. Obwohl das Gefecht mit einem taktischen dänischen Sieg endete, hatte es keinen Einfluss mehr auf den Verlauf des Krieges, denn bereits am 12. Mai trat ein allgemeiner Waffenstillstand in Kraft, und Dänemark hatte den Krieg verloren. Dies war das letzte Seegefecht zwischen Holzschiffen und zugleich das letzte, an dem Dänemark beteiligt war. Seekriegsverlauf vor dem Seegefecht Nach Beginn des Krieges am 1. Februar 1864 erklärte Dänemark am 26. Februar eine Seeblockade gegen alle schleswig-holsteinischen und am 8. März auch gegen alle preußischen Häfen. Die dänische Seeblockade wurde zunächst von der Schraubenfregatte Niels Juel und später von der Schraubenkorvette Dagmar sichergestellt. Letztere brachte bereits am 18. März vor Texel den hamburgischen Schoner Tekla Schmidt auf. Da die preußische Marine zu schwach war, um der dänischen entgegenzutreten, entsandte Österreich Anfang März 1864 aus dem Mittelmeer ein Geschwader unter Linienschiffskapitän Wilhelm von Tegetthoff mit den beiden Fregatten Schwarzenberg und Radetzky sowie dem Kanonenboot Seehund. Die Seehund wurde im Ärmelkanal bei einem Unfall beschädigt und musste einen englischen Hafen anlaufen. Anfang Mai erreichte das restliche österreichische Geschwader die Nordsee. Preußen hatte wegen des drohenden Krieges ein kleines Geschwader unter dem Befehl von Korvettenkapitän Gustav Klatt aus dem Mittelmeer in die Heimat zurückbeordert. Es bestand aus dem Raddampfer Preussischer Adler und den beiden Kanonenbooten Basilisk und Blitz. Die beiden Geschwader vereinigten sich vor Texel. Dänemark bildete seinerseits Ende März ein Nordseegeschwader unter Orlogskapitän Edouard Suenson, das aus der Niels Juel, der Dagmar und der Schraubenkorvette Hejmdal bestand. Zu seinen Aufgaben gehörte der Schutz dänischer Handelsschiffe, das Aufbringen deutscher Schiffe und das Bekämpfen feindlicher Kriegsschiffe in der Nordsee. Nachdem die Dagmar durch die Schraubenfregatte Jylland abgelöst wurde, patrouillierte das dänische Geschwader in der Nordsee und erwartete die Österreicher. Die beteiligten Schiffe Dänemark (Edouard Suenson) Schiff Schiffstyp Kanonen Besatzung Kommandant Niels Juel Schraubenfregatte 42 422 Gottlieb Jylland Schraubenfregatte 44 327 Holm Hejmdal Schraubenkorvette 16 260 Lund Österreich (Wilhelm Freiherr von Tegetthoff) Schiff Schiffstyp Kanonen Besatzung Kommandant SMS Schwarzenberg Schraubenfregatte 51 498 Tegetthoff SMS Radetzky Schraubenfregatte 37 372 Jeremiasch Preußen Schiff Schiffstyp Kanonen Besatzung Kommandant Preußischer Adler Raddampfer 4 110 Klatt SMS Blitz Kanonenboot 3 66 Mac Lean SMS Basilisk Kanonenboot 3 66 Schau Das Seegefecht Das dänische Geschwader kam am 9. Mai 1864 von Norden. Gegen 10 Uhr wurde vor Helgoland ein Schiff gesichtet; es handelte sich um die britische Fregatte HMS Aurora. Bald danach entdeckten die Dänen in Richtung Südsüdwest weitere fünf Schiffe. Die beiden Geschwader nahmen Kurs aufeinander, und gegen 13:15 Uhr eröffnete die Schwarzenberg das Feuer. Die Dänen erwiderten das Feuer erst bei deutlich geringerem Abstand. Die Österreicher nahmen einen mehr westlichen Kurs, um vor den dänischen Schiffen deren Kurs zu kreuzen, woraufhin diese etwas nach Backbord abdrehten. Während die preußischen Kanonenboote zurückgeblieben waren, passierten sich die dänischen und österreichischen Schiffe unter heftigem Beschuss in einem Abstand von etwa 1800 Metern. Tegetthoff ließ sofort wenden, um zu verhindern, dass die Kanonenboote abgeschnitten würden. Mit Kurs Südwest liefen die beiden Geschwader danach unter starkem gegenseitigem Beschuss auf Parallelkurs. Während die Niels Juel und die Schwarzenberg einander attackierten, konzentrierte sich das Feuer der Jylland und der Hejmdal auf die Radetzky. Die preußischen Kanonenboote waren so weit entfernt, dass ihr Feuer wirkungslos blieb. Gegen 15:30 Uhr fing die Schwarzenberg Feuer und konnte den Kampf nicht fortsetzen. Tegetthoff gab das Signal zum Abbruch, und das österreichisch-preußische Geschwader zog sich, im Feuerschutz der Radetzky, in die neutralen Gewässer der damals zu Großbritannien gehörenden Insel Helgoland zurück. Da das dänische Flaggschiff Jylland genau zu diesem Zeitpunkt einen Treffer in die Kommandantenkammer erhalten hatte, der ihre Ruderanlage beschädigte, kam der dänische Versuch, die Gegner noch abzufangen, zu spät. Das britische Kriegsschiff Aurora beobachtete das Gefecht und lag bereit, das britische Hoheitsgebiet zu verteidigen. Deshalb musste Suenson die Verfolgung gegen 16:30 Uhr abbrechen. Das Seegefecht war beendet. Das dänische Geschwader hatte 14 Tote und 55 Verwundete zu beklagen, die österreichischen Schiffe 32 Tote und 59 Verwundete. Die preußischen Schiffe hatten keine Verluste erlitten. Das Ergebnis des Seegefechts Die Dänen warteten außerhalb der Hoheitsgewässer Helgolands, aber im Schutze der Dunkelheit zogen sich die österreichischen und preußischen Schiffe nach Cuxhaven zurück. Das dänische Geschwader wurde nach Kopenhagen zurückbeordert, da ab dem 12. Mai 1864 der Waffenstillstand in Kraft trat. Die Blockade war damit aufgehoben und der Krieg entschieden. Sowohl in Dänemark als auch in Österreich wurde das Ergebnis des Gefechts als Sieg betrachtet. Das dänische Geschwader wurde bei der Ankunft in Kopenhagen begeistert gefeiert; Österreich beförderte Tegetthoff zum Konteradmiral. Gedenken Erinnerungsorte: Österreich-Denkmal für die Toten des Gefechts im Park bei der Palmaille in Hamburg-Altona Österreichische Kriegsgräberstätte in Ritzebüttel (Cuxhaven) Gedenkplatte für die in den Hamburger Hospitälern verstorbenen Österreichischen Land- und Seesoldaten bei der St.-Joseph-Kirche in St. Pauli Erinnerungstafel auf Helgoland auf dem Friedhof der Namenlosen auf der Düne Erinnerungstafel am Tegetthoff-Denkmal am Praterstern in Wien. Die Fregatte Jylland existiert heute noch als Museumsschiff und kann in der dänischen Stadt Ebeltoft besichtigt werden. Im Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg gewann die kaiserlich-österreichische Marine am 20. Juli 1866 durch Anwendung der Rammtaktik die Seeschlacht von Lissa bei der heute zu Kroatien gehörigen Insel Vis gegen die zahlenmäßig und technisch überlegene italienische Flotte. Vermutlich handelte es sich um die letzte durch Anwendung dieser Taktik gewonnene Seeschlacht. Dies war auch das erste Seegefecht, in der in größerem Umfang neu entwickelte Panzerschiffe eingesetzt wurden. Trotz einiger Siege über Italien verlor Österreich aber den Krieg an der Nordfront gegen das mit den Italienern verbündete Preußen (Schlacht von Königgrätz) und musste im Frieden von Wien die Provinz Venetien an Italien abtreten. Die Flotten Kaisertum Österreich Mit dem Friedensvertrag von Campoformio, 1797, kamen die Provinzen Venedig, Istrien und Dalmatien unter österreichische Herrschaft und mit ihnen auch die gesamte venezianische Flotte. Somit verfügte das Kaiserreich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts auch über eine kampfstarke Seestreitmacht im Mittelmeer. Von den 7.871 Seeleuten der K.K. Flotte waren daher weit mehr als 5.000 Mann Venezianer aus den damals italienisch besiedelten Küstengebieten des heutigen Kroatien. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs galt sie als die sechstgrößte der Welt. Die Ausrüstung der Flotte war zur Zeit der Schlacht von Lissa schon weitgehend veraltet. Ihre Schiffe waren noch mit Vorderladergeschützen ausgerüstet, während die Italiener schon über die modernsten Hinterlader aus britischer Produktion verfügten, gezogene Stahlreif-Armstronggeschütze. Man schoss noch mit Vollkugeln, die gegen die neuen, stark gepanzerten Schiffe aber weitgehend unwirksam waren. Daher wurden bei der Krupp-Gussstahlfabrik Hinterladergeschütze für die Flotte in Auftrag gegeben. In der einschlägigen Literatur ist immer wieder zu lesen, dass sie von den preußischen Behörden beschlagnahmt wurden, was so historisch nicht richtig ist. Vielmehr entsprachen die von Krupp gelieferten Geschütze nicht den erwarteten Anforderungen und wurden umgehend an den Erzeuger zurückgeschickt. Tegetthof wies seine Artillerieoffiziere daher an, im Kampf mit Panzerschiffen nicht die klassische Breitseite abzufeuern, sondern stattdessen das Geschützfeuer auf einen Punkt des gegnerischen Schiffes zu konzentrieren um die Struktur der Bordwand nachhaltig zu erschüttern. Von den sieben Panzerschiffen der K.K. Flotte lagen fünf, weder überholt noch ausgerüstet, auf Reede. Die restlichen zwei, die SMS Ferdinand Max und SMS Habsburg, befanden sich noch in der Werft von Triest. Das größte Linienschiff der Flotte, die SMS Kaiser, galt als total veraltet und unbrauchbar. Um die fehlende Feuerkraft auszugleichen, wurde bei der österreichischen Marine zusätzlich die Rammtechnik eingeübt und verfeinert. Das Flaggschiff Tegethoffs bei Lissa, die SMS Ferdinand Max, war hiefür mit einem besonders verstärkten, nach vorne kragenden Bug versehen worden. Aus Kohlemangel mussten diese Manöver aber von den Mannschaften oft mit kleineren Fahrzeugen eingeübt werden. Tegetthof griff in seiner Not zu einer weiteren Improvisation: er ließ die SMS Kaiser, sowie einige Fregatten und Korvetten vor der Schlacht bei Lissa mit Eisenbahnschienen und Ankerketten behelfsmäßig am Bug und Bordwänden panzern. Der bei seinen Untergebenen äußerst beliebte Konteradmiral Wilhelm Freiherr von Tegetthoff galt nach dem Seegefecht von Helgoland im Deutsch-Dänischen Krieg als einer der erfahrensten und kreativsten Marinebefehlshaber in Europa, besonders wenn es galt, die mangelnde Kampfkraft der österreichischen Flotte durch Notlösungen zu kompensieren. Zudem verstand er es schon bald durch seine zahlreichen Initiativen in puncto Instandsetzung und Organisation der Flotte, eine patriotische Begeisterung und echten Kampfgeist unter seinen Männern zu entfachen. Die österreichische Marine war aber im Laufe der Jahrhunderte auch an ihren Aufgaben gewachsen und ihre Mannschaften sehr erfahren. Vor allem ihre Offiziere genossen eine hervorragende Ausbildung und galten als sehr selbstbewusst. Königreich Italien Das noch junge Königreich Italien hatte kurz nach seiner Gründung – ab 1861 – begonnen, eine moderne Seestreitmacht aufzubauen, mit dem Ziel, die Österreicher aus der Adria zu vertreiben. Die Flotte galt als Prestigeobjekt, in das sehr viel Geld investiert worden war. Die Kampfschiffe stammten durchwegs aus Werften in Großbritannien, Frankreich sowie der Vereinigten Staaten und waren technisch auf der Höhe ihrer Zeit. Ihre Kanonen verschossen Sprenggranaten und hatten eine viel größere Reichweite bzw. Durchschlagskraft. Die Fahrtgeschwindigkeit dieser Schiffe war ebenfalls höher. Die 1866 in Großbritannien vom Stapel gelaufene, mit einem neun Meter langen Rammsporn ausgestattete Affondatore galt sogar als stärkstes und unsinkbares Kriegsschiff der Welt. Laut einen Artikel der Londoner Times war sie auch in der Lage, die österreichische Flotte notfalls im Alleingang zu vernichten. Die heroische Namensgebung (Affondatore = Versenker, Terribile = Schrecklich, Formidabile = Wunderbar) sollte ihre Überlegenheit noch zusätzlich herausstreichen. Auch ihre Mannschaften hatten seemännisch einen guten Ruf und galten als ebenso erfahren und tüchtig wie die ihrer Gegner. Besonders die Offiziere waren auf dem Gebiet der Nautik gut ausgebildet. Die technische und zahlenmäßige Überlegenheit verleitete allerdings das Oberkommando zu einer gefährlichen Sorglosigkeit. Der Flottenbefehlshaber Admiral Carlo Pellion di Persano ließ noch im Frühsommer 1866 ein großangelegtes Flottenmanöver durchführen. Alltägliche praktische Gefechtsübungen, wie sie bei der K.K. Marine ohne Pause durchgeführt wurden, hielt man hingegen für unnötig. Vorgeschichte Im Juni 1866 brach der Krieg zwischen Preußen und Österreich aus. Italien, mit Preußen im Bündnis vom 8. April 1866 alliiert, erklärte Österreich ebenfalls den Krieg und ließ seine Truppen in die Lombardei einmarschieren. Obwohl die italienische Armee den Österreichern zahlenmäßig überlegen war, wurde sie am 24. Juni geschlagen und zum Rückzug gezwungen. Da die Preußen aber die Österreicher in der Schlacht von Königgrätz (heute: Hradec Králové) am 3. Juli vernichtend schlugen, konnte daraus kein politisches Kapital geschlagen werden. Um Italien zu provozieren, führten österreichische Kriegsschiffe nur zwei Seemeilen vor dem Flottenstützpunkt Ancona überraschend und ungehindert ein Manöver durch, was die italienische Öffentlichkeit besonders gegen den Befehlshaber der italienischen Flotte, Admiral Carlo Conte di Persano aufbrachte, die nun für diese Schmach die endgültige Vernichtung der Habsburger-Flotte forderte. Der wollte aber lieber noch auf die Auslieferung des Affondatore warten. Dies, die Niederlage von Königgrätz und die Nachricht, dass die Österreicher die Preußen um einen Waffenstillstand ersucht hatten, zwang die italienische Marine schließlich zum Handeln. Am 30. April 1866 bekam Konteradmiral Tegetthoff daher den Befehl, verstärkt nach der gegnerischen Flotte Ausschau zu halten und ordnete hiefür zusätzliche Patrouillenfahrten an. Am 20. Mai gleichen Jahres erklärte Italien Österreich schließlich offiziell den Krieg. Die Italiener wollten die österreichischen Gebiete an der Adria einnehmen, um sie in den Friedensverhandlungen als Verhandlungspfand zu nutzen. Admiral Persano kreuzte vom 9. bis zum 11. Juli auf der geografischen Breite von Lissa, ohne die Österreicher jedoch anzugreifen. Persanos passives Verhalten wurde zunehmend kritisiert, und der Marineminister Agostino Depretis befahl, endlich irgendeine erfolgversprechende Aktion zu unternehmen. Folglich wurde beschlossen, die Insel Lissa (heute: kroat. Vis), das sogenannte „Gibraltar der Adria“, einzunehmen. Man wollte so eine maritime Operationsbasis schaffen, um später relativ gefahrlos italienische Infanterie in Dalmatien anlanden zu können. In weiterer Folge plante man von dort aus, der österreichischen Südarmee in den Rücken zu fallen und dann auf Wien zu marschieren. Weiters sollte die österreichische Flotte zur Entscheidungsschlacht gezwungen und vernichtet werden. Die italienische Flotte lief am Nachmittag des 16. Juli von Ancona mit dem Ziel Lissa aus, ohne jedoch dafür einen detaillierten Operationsplan vorbereitet zu haben. Entwicklung Italienischer Angriff auf Lissa Persanos Flotte kreuzte am 17. Juli vor Lissa, war aber noch zu weit entfernt, um von den Verteidigern schon ausgemacht zu werden. Das einzige seiner Schiffe, das sich der Küste auf Sichtweite näherte, war das Aufklärungsschiff RN Messaggero, welches den Stabschef der Flotte an Bord hatte, um die Positionen der Küstenbatterien und Festungen auszukundschaften. Am nächsten Tag erschien schließlich die gesamte italienische Flotte vor Lissa. Für die Verteidigung der Insel standen zu diesem Zeitpunkt 1.833 Soldaten, stationiert in einigen stark armierten Festungen und Küstenbatterien (Wellington, Bentainks, Magnaremi und Nadpostranje) und insgesamt 88 Kanonen, zur Verfügung. Weiter befand sich auf dem 585 Meter hohen Hügel von Hum eine Polizeistation, die über die Nachbarinsel Lesina per Telegraf mit dem dalmatinischen Festland in Verbindung stand. Der österreichische Festungskommandant, Oberst David Freiherr von Urs de Margina, konnte die ersten Angriffe der Italiener abwehren. Dennoch war ihr Sieg nur eine Frage der Zeit und Margina musste darauf hoffen, dass ihm die K.K. Flotte rasch zu Hilfe eilen würde. Einige Panzerschiffe der Italiener wurden zum Hafen der Nachbarinsel Lesina in Marsch gesetzt, um die Telegrafenverbindung Lissa-Lesina-Split zu unterbrechen. Weitere Schiffe wurden zur Aufklärung nach Nordwesten entsandt. Das Gros der italienischen Flotte griff Lissa um 10:30 Uhr an drei verschiedenen Positionen an. Das erste Geschwader unter ihrem Kommandanten Giovanni Vacca eröffnete das Feuer auf die österreichischen Batterien bei Komiža. Das zweite Geschwader, unter dem Kommando von Admiral Persano, attackierte den Hafen von Lissa, während das dritte Geschwader, bestehend aus den hölzernen Fregatten unter dem Befehl von Giovanni Battista Albini, angewiesen wurde, die Batterien von Nadpostranje zu zerstören und die Truppen in der Bucht von Rukavac an Land zu setzen. Die Küstenbatterien (speziell die in Komiža) lagen für die Schußwinkel ihrer Geschütze jedoch zu hoch. Folglich zogen sich die italienischen Schiffe nach einigen Stunden nutzlosen Bombardements zurück und unterstützten stattdessen das zweite Geschwader bei seinem Angriff auf den Hafen von Lissa. Die kaiserliche Flotte lag zu diesem Zeitpunkt nicht im Hafen von Pola, sondern im Kanal von Fažana vor Anker. Dieser Liegeplatz hatte den Vorteil, dass die Schiffe vom Gegner nicht im Hafenbecken blockiert werden konnten. Um die Schiffe im Kanal angreifen zu können, hätten die Italiener ihre Flotte teilen müssen, um beide Ausgänge zu blockieren, wären dann aber bei einem Ausbruchsversuch jeweils der gesamten österreichischen Flotte gegenübergestanden. Am 18. Juli erhielt Tegetthoff erstmals Meldung vom italienischen Angriff, deutete ihn jedoch zunächst noch als Ablenkungsmanöver, um die österreichische Flotte von Istrien und Triest wegzulocken. Am 19. Juli bestand aufgrund der Nachrichtenlage jedoch kein Zweifel mehr, dass Persano die Eroberung Lissas beabsichtigte. Am 19. Juli zog Persano die gesamte italienische Flotte vor dem Hafen von Lissa zusammen und griff erneut an. Die Italiener bekamen noch weitere Unterstützung durch das Turmpanzerschiff RN Affondatore und einige Truppentransporter. Obwohl vier Panzerschiffe in den Hafen eindringen konnten, gelang es nicht, den hartnäckigen Widerstand der Verteidiger zu brechen. Schlachtverlauf Nachdem die Telegraphenleitung zwischen Lissa und Lesina an der Poststation von den Italienern unterbrochen worden war, flüchtete der Postmeister von Lesina, Bräuner, unter Mitnahme seiner Fernmeldeausrüstung in die Hügel von Salbon und klinkte sich dort in die noch intakte Leitung nach Split. So konnte er auch die Beobachtungen des Pfarrers Plancic, der die Vorgänge auf See richtig interpretiert hatte, bis nach Pola weiterleiten. Ansonsten wäre die Alarmierung der österreichischen Flotte viel zu spät erfolgt. Nach Einlangen weiterer Telegramme aus Lesina über die Präsenz und Aktivitäten der italienischen Flotte entschied sich Tegetthoff, seine sichere Position in der nördlichen Adria mit seinen Eskadre sofort zu verlassen, um die schwer bedrängte Garnison auf Lissa zu entsetzen. Die gesamte österreichische Flotte, drei Divisionen aus je sieben Kampf-, fünf Begleitschiffen und 7.800 Mann Besatzung, lief am 19. Juli, gegen 13 Uhr, aus dem Kanal von Fažana aus und fuhr mit Volldampf nach Süden. Mit dabei waren auch die erst unvollständig ausgerüsteten Panzerfregatten Ferdinand Max und Habsburg. Auch während der Nacht ließ Tegetthoff mit voller Geschwindigkeit auf Lissa zuhalten. Ein Sturmtief vom Westen brachte zwar Regen, Wind und heftigen Seegang, aber schon am frühen Morgen flaute das Unwetter wieder zur Gänze ab. Gegen 9 Uhr tauchte schließlich die Silhouette der Insel aus dem Nebel auf, nur wenig später, nachdem sich die italienische Flotte wieder nördlich vor Lissa für einen weiteren Angriff versammelt hatte. Am dritten Tag der Belagerung, dem 20. Juli 1866, wurde die Lage der Verteidiger von Lissa immer kritischer. Zwei Drittel der Kanonen waren durch das Bombardement am Vortag zerstört worden und die Italiener bereiteten seit dem frühen Morgen die Landung ihrer Truppen vor. In dem Moment, als die Panzerschiffe den entscheidenden Angriff auf den Hafen und die Batterien starteten und die Holzschiffe mit 2.200 Mann Infanterie sich anschickten, in die Bucht von Rogačić einzulaufen, sichtete der Ausguck des Aufklärungsschiff RN Esploratore die österreichische Flotte, die sich rasch aus nordwestlicher Richtung näherte. Als Persano diese Nachricht erhielt, ließ er die Landeoperation wieder abbrechen und brachte seine Schiffe gegen die feindliche Flotte in Position. Seine Schlachtaufstellung war den Österreichern aber schon vorab aus den Zeitungen bekannt, da die italienische Führung in ihrer absoluten Siegesgewissheit nicht einmal für die Geheimhaltung ihrer Kriegspläne gesorgt hatte. Die österreichische Flotte griff in drei Keilformationen an. Der erste Angriffskeil (unter dem Befehl Admiral Tegetthoffs) bestand aus sieben Panzerschiffen, der Zweite (unter dem Befehl des Linienschiffskapitäns Commodore Anton von Petz), etwa 1000 Meter hinter dem ersten, bestand aus sieben hölzernen Schiffen mit Schraubenantrieb, angeführt von dem Zweireiher-Linienschiff SMS Kaiser, und der Dritte Keil (unter dem Befehl des Fregattenkapitän Ludwig Eberle), weitere 1000 Meter hinter dem zweiten, bestand aus sieben Kanonenbooten. Eine klug gewählte Aufstellung der K.K. Einheiten, welche ebenfalls zu ihrem späteren Sieg beitragen sollte. Unmittelbar vor Feindkontakt ließ Tegetthoff „Den Feind anlaufen, um ihn zum Sinken zu bringen!“ signalisieren. Als weiterer Befehl hätte folgen sollen „Muß Sieg von Lissa werden!“. Es lief aber nur mehr das Signal „Muß“ die Leine entlang. Um 10:30 Uhr, als sich die beiden Flotten schon sehr weit angenähert hatten, befahl Tegetthoff, die Geschwindigkeit noch einmal zu erhöhen und ließ „Distanzen schließen – den Feind rammen“ signalisieren. Die hölzernen Schraubenfregatten sollten die Panzerschiffe dabei unterstützen. Der Plan der Italiener war, die österreichische Flotte zu umzingeln und dann die Holz- von den Panzerschiffen zu trennen. Angeblich rief Admiral Persano, als er den Feind auf seine Flotte zulaufen sah, spöttisch aus: «Ecco i pescatori!» („Na also die Fischer!“), dieses Zitat ist aber historisch nicht belegt. Wegen der noch laufenden Landevorbereitungen und dem Schutz der Truppentransporter konnte er zu Beginn der Schlacht nur zehn Panzerschiffe gegen Tegetthoff einsetzen. Die RN Formidabile, während des Angriffes auf den Hafen von Lissa schwer beschädigt, kehrte überhaupt nach Ancona zurück, die Terribile fiel hinter die Komitza zurück, und die Holzschiffflottille war noch damit beschäftigt, die Landungstruppen und deren Ausrüstung aufzunehmen. Persano fuhr den Österreichern mit drei Panzerschiffen in jedem Geschwader in Linienformation entgegen, entschied sich aber wegen eines Ruderschadens, vor dem Zusammentreffen noch rasch sein Schiff zu wechseln. Er ging vom Bord der RN Re d’Italia und setzte zur – wohl für ihn vermeintlich sichereren – RN Affondatore über, welche aber noch außerhalb der Gefechtsformation lag und fatalerweise nur eine Vizeadmiralsflagge, aber keine Admiralsflagge aufgezogen hatte. Durch seine, eine Viertelstunde andauernde Überfahrt stiftete er große Verwirrung unter seinen befehlshabenden Offizieren, wodurch sich bald eine Lücke zwischen der Vorhut und der Mitte der italienischen Schlachtaufstellung auftat. Tegetthoff erkannte sofort seine Chance und durchbrach um 10:50 Uhr an diesem Punkt die feindliche Linie. Diese Aktion war für den späteren Ausgang der Schlacht entscheidend, da die Österreicher nun schneller ihre Rammtaktik anwenden konnten. Sie sollte den Gegner zerstreuen und ihm keine Gelegenheit geben, seine weit überlegenen Geschütze massiert gegen die K.K. Schiffe einzusetzen. Die kaiserlichen Panzerschiffe drehten danach sofort nach Steuerbord ab und griffen das Zentrum der italienischen Formation an. Das Linienschiff und die Holzfregatten des zweiten Keils bedrohten die Italiener von achtern, während die Kanonenboote des dritten Keils, nachdem sie ihrerseits von der italienischen Vorhut heftig attackiert wurden, von einigen italienischen Schiffen verfolgt, wieder nach Norden abdrehen mussten. Die italienischen Holzfregatten unter dem Kommando von Kapitän Albini hielten sich aus dem Kampf heraus. Als die 2. Division auf den Feind traf, erhielt allein die SMS Novara im Feuerkampf 47 Treffer. Bei einem davon wurde ihr Kapitän, Erik af Klingt, getötet. Die Schlacht löste sich aufgrund der durch den dichten Kohle- und Pulverrauch erschwerten Kommunikation bald in Einzelgefechte auf (sog. Melee). Im Pulverqualm ermöglichte oftmals nur die Rumpffarbe eine Unterscheidung von Freund und Feind. So gab Tegetthoff seinen Offizieren den Befehl „Wenn es zur Schlacht kommt, rammt alles, was grau ist.“ Brennpunkt war nach wie vor das Zentrum der italienischen Linie, wo Tegetthoff mit seinen sieben Panzerschiffen gegen vier italienische vorging. Der dichte Rauch sorgte auf dem Schlachtfeld zusätzlich für Verwirrung und half ihm, seinen riskanten Plan, die Italiener vor allem im Nahkampf niederzuringen in die Tat umzusetzen. Artilleriefeuer wurde nur bei passender Gelegenheit auf die feindlichen Schiffe, meist wenn sie aus den Rauchschwaden hervorkamen, eröffnet, zum Teil schon auf eine Entfernung von unter 50 Meter. Die meisten am Kampf beteiligten Schiffe, insbesondere die österreichischen, versuchten, ihren Gegner einen finalen Rammstoß zu versetzen. Besonders Tegetthoffs Flaggschiff, die SMS Erzherzog Ferdinand Max, tat sich dabei hervor. Obwohl aus einem unvorteilhaften Winkel heraus, rammte sie das Kanonenboot Palestro am Heck mit solcher Wucht, dass einige ihrer Matrosen gegen den Bug der Ferdinand Max geschleudert wurden. Tegetthoff wollte bei dieser Gelegenheit seine Männer mit der Aufforderung: „Wer will die Flagge haben?!“ zu einem Husarenstück anspornen. Daraufhin schwang sich der kroatische Offiziersanwärter und Steuermann Nikola Karkovic zum Heck der Palestro, riss das Tuch an sich und gelangte trotz heftigen Abwehrfeuers wieder wohlbehalten auf sein Schiff zurück. Diese Flagge war die wichtigste österreichische Trophäe dieser Schlacht. Zur selben Zeit lag das Heck der Kaiser unter schwerem feindlichen Feuer des italienischen Flaggschiffs RN Affondatore. Die Mannschaft der Kaiser – die die Italiener irrtümlicherweise für das Flaggschiff Tegethoffs hielten – konnte aber zweimal verhindern, vom Affondatore gerammt zu werden und feuerte schließlich eine gut gezielte Breitseite aus kurzer Entfernung auf ihn ab. Obwohl die Kadenz der Kanonen der Kaiser viel geringer als die ihres Gegners waren und noch dazu seine Panzerung nicht durchschlagen konnten, richteten einige der Geschosse dennoch beträchtlichen Schaden auf der Affondatore an. Das Linienschiff überstand auch einen Rammstoß auf die Re di Portogallo der für die Italiener folgenlos blieb. Die Kaiser verlor dabei Bugspriet und Fockmast und musste sich schon schwer beschädigt in den Hafen von Lissa zurückziehen. Auch die Re d′Italia lag unter schwerem Feuer und die Palestro versuchte, ihr zu Hilfe zu eilen. Nachdem sie jedoch dabei von der Ferdinand Max gerammt wurde, erlitt sie danach noch zahlreiche weitere Artillerietreffer. Feuer brach aus, und sie zog sich ungefähr zur selben Zeit wie die Kaiser vom Schlachtfeld zurück. Zwei andere italienische Schiffe nahmen die brennende Palestro in Schlepp, seine Besatzung sollte mit Booten von Bord evakuiert werden. Kapitän Capellini stoppte jedoch die Räumung seines Schiffes und blieb mit der Mannschaft an Bord, um das Feuer zu bekämpfen. Währenddessen erreichte das Schlachtgeschehen seinen Höhepunkt. Da das Ruder der Re d′Italia beschädigt war, musste diese einen vollen Stopp einlegen. Tegetthoff entging dies nicht und um 11:30 Uhr befahl er, mit voller Geschwindigkeit (11,5 Knoten) auf die Re d′Italia zuzulaufen und rammte sie an ihrer Backbordseite. Das Schiff schlug sofort leck, sank innerhalb von nur drei Minuten über den Bug und riss 381 seiner Matrosen mit in die Tiefe. Admiral Persano verlor nun offensichtlich den Überblick über die Schlacht, da er immer wieder widersprüchliche Flaggensignale setzen ließ wie: „Die Flotte soll den Feind jagen, freies Manövrieren, freies Segeln“, „Jedes Schiff, das nicht kämpft, ist nicht in seiner Position“, „Folgen Sie ihrem Kommandeur in Linienformation“. Viele seiner Kapitäne missachteten jedoch die Signale, da sie nichts von Persanos Wechsel auf die Affondatore wussten. Gegen 12:15 Uhr war die heiße Phase der Schlacht beendet. Die österreichischen Schiffe trennten sich wieder von den Italienern und liefen in drei parallelen Linien nach Norden, in Richtung des Hafen von Lissa ab. Die Italiener sammelten sich in zwei Linien westlich der österreichischen Position. Bis 14:00 Uhr Ortszeit wurden noch einzelne Geschützsalven ausgetauscht, danach wurde das Feuer zur Gänze eingestellt. Eine halbe Stunde später explodierte die Palestro, nachdem das Feuer ihre Munitionskammer erreicht hatte. Nur 19 ihrer ursprünglich 250 Besatzungsmitglieder überlebten diese Katastrophe. Keiner der beiden Kontrahenten versuchte den Kampf am Nachmittag wieder aufzunehmen. Immer noch zahlenmäßig überlegen, aber von den Verlusten demoralisiert und ohne ausreichend Kohle und Munition verließen die Italiener bei Sonnenuntergang das Schlachtfeld und zogen sich wieder nach Ancona zurück. In der Gewissheit ihres endgültigen Sieges warfen die venezianischen Besatzungsmitglieder der kaiserlichen Schiffe ihre Mützen in die Luft und riefen dabei „Viva San Marco!“. Verluste Die italienischen Verluste betrugen 612 Tote, 38 Verwundete und 19 Gefangene. Die österreichische Flotte hatte 38 Tote und 138 Verwundete zu beklagen. Darunter die Linienschiffskapitäne Moll und der aus Schweden stammende Erik af Klint. In der ausländischen Presse wurde mehrfach behauptet, dass auch das Linienschiff SMS Kaiser versenkt wurde, was aber nicht den Tatsachen entsprach. Mehrere Panzerschiffe auf beiden Seiten wurden leicht beschädigt. Auch der Untergang der Affondatore vor Ancona – drei Tage später – wurde durch die Beschädigungen im Verlauf der Schlacht verursacht. Wegen des preußischen Sieges bei Königgrätz musste Österreich beim Friedensvertrag von Wien (12. Oktober 1866) dennoch Venetien an Italien abtreten. Die Siege von Custozza und Lissa verhinderten aber, dass Österreich auch das Küstenland (Triest, Istrien), Dalmatien und Südtirol aufgeben musste. Epilog Die österreichische Flotte konnte diesen Kampf für sich entscheiden, da die entscheidenden Befehle ohne Verzögerung gegeben wurden, der Schlachtplan gut vorbereitet und durchdacht und vor allem seine Mannschaften hervorragend ausgebildet waren. Ein wesentlicher Teil des Erfolgs wurde auch durch die entschlossene und unkonventionelle Vorgehensweise Tegetthoffs ermöglicht. Die Schlacht von Lissa war das erste Seegefecht der europäischen Kriegsgeschichte, in dem Panzerschiffe eingesetzt wurden, und beeinflusste die Entwicklung neuer Marinetaktiken in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Allerdings wurde der Rammtaktik in der Schlacht zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Nur wenige Schiffe waren speziell dafür ausgestattet, und nur einige der Rammversuche während der Schlacht hatten auch tatsächlich den gewünschten Erfolg. Mit der Entwicklung noch durchschlagskräftigerer und weittragender Kanonen, die Schiffe schon versenken konnten, während sie sich noch dem Gegner zum Rammen näherten, erwies sich diese Taktik schon bald als überholt. Die Italiener besaßen zwar zahlreichere und bessere Schiffe als die Österreicher, konnten dies aber nicht zu ihrem Vorteil nutzen. Ihre durchaus tapfer und virtuos kämpfenden Seeleute waren noch dazu schlecht geführt worden, was für den Ausgang dieser Schlacht ebenfalls entscheidend war. Konsequenzen Die Niederlage wurde von den Italienern als nationale Tragödie angesehen. Admiral Persano wurde seines Amtes enthoben und unehrenhaft aus dem Marinedienst entlassen. Tegetthoff hingegen wurde für seinen Einsatz – quasi noch auf dem Schlachtfeld – von Kaiser Franz Joseph zum Vizeadmiral befördert. Nur kurze Zeit später wurde ihm auch der Maria-Theresien-Orden mit Kommandospange verliehen. In Wien und zahlreichen weiteren Städten der Monarchie wurde er zum Ehrenbürger erklärt. Weiters langte ein überschwängliches Gratulationsschreiben seines ehemaligen Vorgesetzten und nun als Kaiser von Mexiko amtierenden Ferdinand Maximilian bei ihm ein. Auch dem Postmeister von Lesinar, Bräuer, wurde für seine Verdienste ein Orden verliehen. Der Pfarrer Plancic erhielt eine wertvolle Monstranz für seine Kirche gestiftet. Gedenken Im Marinesaal des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien ist die Seeschlacht bei Lissa anhand von Schiffsmodellen, darunter auch zwei der SMS Erzherzog Ferdinand Max, zahlreichen Gemälden, Fotografien und Erinnerungsgegenständen im Detail dokumentiert. Im Jahr 1866 wurde in Wien-Landstraße (3. Bezirk) die Lissagasse nach der Seeschlacht von Lissa benannt. Eine Quergasse der Lazarettgasse im Bezirk Gries in Graz, die Lissagasse, soll ebenfalls an dieses für die österreichische Militärgeschichte denkwürdige Ereignis erinnern. In Wien findet jährlich um den 20. Juli eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der in der Seeschlacht Gefallenen an der Reichsbrücke statt, bei der auch stets hochrangige Offiziere des österreichischen Bundesheeres vertreten sind. Am 17. Juli 2016 wurde zum 150 Jahre-Jubiläum der Schlacht in der Grazer Barmherzigenkirche eine Gedenkveranstaltung mit Honoratioren, Seemannschor und Geschichtsreferat abgehalten. Im Museo del Risorgimento im italienischen Nationaldenkmal in Rom werden in Erinnerung an die Seeschlacht ein Gemälde, ein österreichischer Rettungsring und ein halbes Steuerruder des österreichischen Schiffes Laudon gezeigt. Allerdings gab es erst ab 1873 ein Schiff dieses Namens in der österreichischen Marine. Die österreichische Marine war die Gesamtheit der Seestreitkräfte Österreichs. Daneben bestand die österreichische Handelsmarine. Die Marine hatte ihren Ursprung in der seit dem 16. Jahrhundert existierenden Donauflottille und der seit Ende des 18. Jahrhunderts bestehenden Mittelmeerflotte. Bis zum Ausgleich von 1867 zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Ungarn wurde sie als österreichische Kriegsmarine oder k. k. Kriegsmarine bezeichnet. Danach operierte sie bis 1918 als k. u. k. Kriegsmarine. Auf ihrem Höhepunkt vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs galt sie als die sechstgrößte Marine der Welt. Die wichtigsten Seehäfen waren Triest (heute Italien) und Pola (heute Kroatien) im Küstenland. Wichtige Donauhäfen waren Linz und Korneuburg. Mit der Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg und der Auflösung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Jahre 1918 war auch das Schicksal der Kriegsmarine besiegelt. Die Schiffe der Mittelmeerflotte und Teile der Donauflottille gingen in den Besitz der Siegermächte über. Die nicht von den Siegermächten beanspruchten Teile der Flotte wurden am Ende des Krieges dem neuen südslawischen Nationalrat übergeben. Der Republik Österreich blieben nur einige Patrouillenboote auf der Donau. Die letzten beiden Patrouillenboote stellten im Herbst 2006 ihren Dienst ein. Anfänge der österreichischen Marine Zwar waren bereits im 14. Jahrhundert erste Küstenlandstriche der kroatischen Adriaküste in habsburgischen Besitz gelangt, doch hatte Wien lange Zeit den Seehandel und dessen Verteidigung gegen maurische und osmanische Freibeuter der Eigeninitiative der Küstenbewohner überlassen. In den Kriegen gegen das osmanische Reich ab dem 16. Jahrhundert kam es zur Gründung einer kaiserlichen Donauflottille, um den osmanischen Flussstreitkräften etwas entgegenzusetzen und die Landoperationen zu unterstützen. Ausgehend von der Überlegung, dass sich Schiffstypen, die sich auf dem Meeren bewährt hatten, auch für die Donau eignen müssten, wurden im 17. und 18. Jahrhundert allerdings viel zu groß dimensionierte Schiffe gebaut. Die mit erheblichen Aufwand hergestellten Donaufregatten (wie z. B. die Theresia) konnten auf der Donau kaum manövrieren und liefen wegen ihres großen Tiefgangs immer wieder auf Grund. Für eine Absicherung österreichischer Kolonialpläne reichte diese Seemacht nicht aus. Unter Kaiser Joseph II. kam es zur Gründung einer österreichischen Kriegsmarine, die mangels finanzieller Mittel jedoch nur wenige Kriegsschiffe umfasste. Mit dem Frieden von Campo Formio im Jahre 1797 gelangten Venedig, Istrien und Dalmatien in österreichischen Besitz, die venezianische Marine mit eingeschlossen. Venedig blieb während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Haupthafen der Kriegsmarine; später wurde sie durch eigene Kriegshäfen in Pola und Cattaro abgelöst. Diese 1797 gegründete Marine wurde als „Österreichisch-Venezianische Marine“ (k.k. Veneta Marine) bezeichnet. Die Mannschaften und die Offiziere kamen nahezu alle aus Venetien, sprachen Venetisch und waren durch die nautische, militärische, kulturelle und historische Tradition Venedigs geprägt. Im Jahr 1829 bombardierten österreichische Kriegsschiffe marokkanische Häfen an der Atlantikküste, die man der Piraterie verdächtigte. Erste „echte“ militärische Erfahrungen machten Erzherzog Friedrich und die Besatzungen österreichischer Kriegsschiffe an der Seite britischer Kriegsschiffe 1840 vor der syrischen Küste, wo sie als Teil der Quadrupelallianz Hafenstädte bombardierten (z. B. Saida, Akko, Beirut) und den Osmanen halfen, den ägyptischen Vizekönig zurückzudrängen. Die Bedeutung der Kriegsschiffsflotte für Österreich zeigte sich 1864 durch die Seesiege Wilhelm von Tegetthoffs bei Helgoland im Deutsch-Dänischen Krieg. In dessen Zeit als oberster Admiral der Kriegsmarine begannen dringend notwendige Reformen, wie die Einführung einer einheitlichen Dienstsprache zur Beendigung von Verständigungsproblemen unter den kroatischen, italienischen und österreichischen Seeleuten auf hoher See, und die nachhaltige Modernisierung der Flotte. Die italienische Marine war bis dahin der österreichischen noch deutlich überlegen. Entscheidender Wendepunkt war jedoch die Seeschlacht von Lissa, in welcher Österreich 1866 die zahlenmäßig überlegenen Italiener durch die Rammtaktik besiegte. Diese ersten großen Erfolge der österreichischen Marine garantierten auch die benötigten finanziellen Mittel zur Modernisierung der Flotte. Holz als Baumaterial wurde zusehends durch Eisen ersetzt, die Seeschlacht von Lissa sollte auch die letzte Schlacht bleiben, die durch Einsatz von Rammkreuzern entschieden wurde. Von diesem Zeitpunkt an war Österreichs Marine in der Adria eine ernst zu nehmende Seestreitkraft. Neben militärischen Aufgaben kam der Kriegsmarine auch eine volkswirtschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung zu, die sich in zahlreichen Forschungsfahrten österreichischer Kriegsschiffe manifestierte. Diese Fahrten zu allen Kontinenten dienten nicht zuletzt der Ausbildung der Mannschaft, wobei das „Flagge-Zeigen“ auf den Weltmeeren zu Prestigezwecken ein erwünschter Nebeneffekt war. Hochseeschifffahrt: Die Mittelmeerflotte Gründung als österreichische Kriegsmarine Obwohl die seit Ende des 18. Jahrhunderts existierende Kriegsmarine die österreichische Flagge zeigte, war sie ursprünglich venezianisch dominiert, machte doch die einst venezianische Flotte, die 1797 im Frieden von Campo Formio in österreichischen Besitz gelangte, das Herzstück der österreichischen Kriegsmarine aus. Es gab vorerst kaum deutschstämmige Marineoffiziere und Seeleute, diese kamen alle aus dem venezianisch geprägten Teil der Monarchie. 1848, im Zuge der Revolution in Österreich und Ungarn wollte sich neben anderen italienischen Provinzen auch Venedig von Österreich lösen und dem italienischen Risorgimento anschließen. Diesem Aufstand schlossen sich auch die österreichischen Soldaten und Seeleute venezianischer Abstammung an, so dass die k.k. Kriegsmarine einen großen Teil ihrer Schiffe an Venedig verlor, das zunächst erfolgreich in seiner Unabhängigkeitsbewegung war. Während es in ganz Österreich Unruhen gab und Radetzky die österreichischen Truppen zurückzog, sammelten sich die treu gebliebenen Besatzungen mit ihren Kriegsschiffen in Triest, Pola und Fiume. Nach dem Sieg Radetzkys über die Italiener 1849 bei Novara und dem darauf folgenden Frieden zog sich die sardinische Flotte aus der Adria zurück und ermöglichte es so der österreichischen Marine, sich an der Blockade von Venedig zwecks Rückeroberung zu beteiligen. Um die österreichische Kriegsmarine neu aufzubauen, machte man sich auf die Suche nach einem geeigneten Oberbefehlshaber. Gefunden wurde dieser in der Person des dänischen Kommodore 1. Klasse Hans Birch Dahlerup. Er wurde im Februar 1849 in Olmütz vom jungen Kaiser Franz Joseph I. persönlich empfangen, zum Marinekommandanten ernannt und zugleich zum Vizeadmiral und Feldmarschallleutnant befördert. An der Adria angekommen, sah er sich der schwierigen Aufgabe gegenüber, aus den Resten der nicht zu den italienischen Aufständischen übergegangenen österreichischen Flotte eine neue Seemacht zu bilden. Durch sein bestimmtes Auftreten und seine überlegenen Kenntnisse gelang es ihm bald, Respekt zu erlangen und die Arbeit in Gang zu setzen. Man bemühte sich verstärkt um österreichische Seeleute, die Kommandos wurden verstärkt in Deutsch und Venezianisch gegeben, und die italienischen Namen der Schiffe wurden ins Deutsche übersetzt. Mit dem Bau neuer Schiffe wurde begonnen. Nach der Rückeroberung von Venedig verblieb der Sitz des Marineoberkommandos vorläufig in Triest. Stimmen, die für Pola plädierten, wurden aber schon damals laut, was Dahlerup aber ablehnte. Trotzdem kam am 20. November 1850 der Befehl, in Pola ein Marinearsenal zu errichten. Zu Schulungszwecken verkehrten die Schiffe der Kriegsmarine zwischen den österreichischen Adriahäfen und sicherten auch die griechischen und türkischen Gewässer gegen Seeräuber. 1850 wurde Deutsch als allgemeine Dienstsprache eingeführt. Im August 1850 bat Dahlerup um seinen Abschied und ihm folgte Feldmarschallleutnant Graf Franz von Wimpffen, ein Offizier des Landheeres. Während dessen Kommandozeit wurde das bisherige Marinekollegium in eine Marineakademie umgewandelt und der Ausbau von Pola beschleunigt. 1854 legte Graf Wimpffen das Kommando nieder. Am 10. September 1854 wurde Erzherzog Ferdinand Maximilian von Kaiser Franz Joseph I., seinem Bruder, zum neuen Oberkommandanten der österreichischen Kriegsmarine ernannt. 1859 kam es abermals zum Krieg mit Italien im Sardinischen Krieg. Dieser sah Erzherzog Ferdinand Maximilian in der Doppelfunktion als Oberkommandant der Kriegsmarine und als Generalgouverneur von Lombardo-Venetien. Der Umstand, dass die Flotte noch nicht die notwendige Stärke erreicht hatte, erlaubte es nicht, diese offensiv gegen den Feind einzusetzen. Es galt vielmehr, mögliche feindliche Angriffe abzuwehren. In dem am 10. November 1859 geschlossenen Frieden von Zürich blieb der Zugang zur Adria erhalten und damit die Kriegsmarine. Das Jahr 1860 brachte die Eingliederung des Flottillenkorps in die Kriegsmarine: die Lagunen-, die Gardasee- und die Donauflottille unterstanden nicht mehr länger dem Landheer. Die ersten Panzerfregatten Österreichs liefen 1861 von Stapel (Salamander und Drache, 1862 die Kaiser Max). 1864 folgte Erzherzog Ferdinand Maximilian dem Ruf aus Mexiko und wurde Kaiser von Mexiko. Sein Nachfolger wurde Viceadmiral Ludwig von Fautz als Chef der Marinesektion (1865–1868). Erzherzog Leopold war von 1865 bis 25. Feber 1868 Inspektor der Marinetruppen und der Flotte, eigentlich ein Offizier des Landheeres. Seegefecht vor Helgoland 1864 zogen Österreich und Preußen gemeinsam gegen Dänemark in den Krieg um Schleswig-Holstein, in dessen Verlauf es zum Seegefecht vor Helgoland kam. Zunächst erhielt Wilhelm von Tegetthoff den Befehl, im Mittelmeer befindliche dänische Handelsschiffe zu kapern und dänischen Kriegsschiffen den Aufenthalt im Mittelmeer unmöglich zu machen. Später erhielt er den Befehl, sich mit österreichischen Kriegsschiffen in die Nordsee zu begeben. Sein Auftrag blieb der gleiche: dänische Handelsschiffe kapern, dänische Kriegsschiffe vertreiben und den deutschen Handel mit allen Mitteln schützen. Am 9. Mai 1864 kam es zum ersten Seegefecht zwischen der dänischen und der österreichisch-preußischen Flotte. Die österreichischen Schiffe kehrten schließlich schwer beschädigt nach Cuxhaven zurück, aber auch die dänische Flotte zog sich in heimatliche Gewässer zurück. Es gab keinen eindeutigen Sieger. Konflikt mit Preußen Trotz des gemeinsamen österreichisch-preußischen Siegs über Dänemark blieben die Spannungen um die Vorherrschaft in Deutschland bestehen. 1866 verbündete sich Preußen mit Italien, Preis für die italienische Waffenhilfe gegen Österreich war Venedig. Der innerdeutsche Konflikt um die „Großdeutsche Lösung“ oder die „Kleindeutsche Lösung“ stürzte Österreich in einen Zweifrontenkrieg: Preußen und einige verbündete deutsche Kleinstaaten im Norden und im Süden Italien, das die Gelegenheit sah, die restlichen „unerlösten“, unter österreichischer Herrschaft stehenden Gebiete zu „befreien“. Der Preis, den Preußen für die italienische Waffenhilfe zahlte, war Venetien – auf Österreichs Kosten. Um nicht aus dem Zweifronten-Krieg einen Dreifronten-Krieg werden zu lassen, schloss Österreich mit Frankreich einen Nichtangriffspakt. Am 3. Juli 1866 wurde die Schlacht bei Königgrätz zur Katastrophe für Österreich, und die österreichische Südarmee musste nach dem Sieg bei Custozza eiligst nach Norden verlegen, um Wien vor den anmarschierenden Preußen zu schützen. Als Schutz der österreichischen Adriaküste vor weiteren Angriffen der Italiener blieb nur die Flotte. Seeschlacht von Lissa Eines der italienischen Ziele war die Eroberung der Insel Lissa (heute: Vis), um sich die Herrschaft über die östlichen Adriaküsten zu sichern. Während die italienische Flotte (vorwiegend sizilianische, sardische und neapolitanische Mannschaften) als eine der größten und modernsten der Welt galt und kurz vor der Schlacht noch die als unsinkbar geltende Affondatore einen neun Meter langen Rammsporn erhielt, hatte Wilhelm von Tegetthoff alle Hände voll zu tun, um aus den veralteten und unterlegenen österreichischen Schiffen einen halbwegs ernst zu nehmenden Gegner zu schaffen. Die zu einer Schraubenfregatte umgebaute Novara war durch einen Brand schwer beschädigt worden. Erzherzog Ferdinand Max und Habsburg waren noch nicht fertig, trotzdem wurden sie angefordert. Die Kaiser, das größte österreichische Holzschiff galt als hoffnungslos veraltet und unbrauchbar. Dennoch wurde dieses Schiff und andere Fregatten und Korvetten notdürftig mit Eisenbahnschienen und Ankerketten an Bug und Bordwänden verstärkt. Am 17. Juli 1866 erschien die durch tiefe Feindschaft der Kommandeure (Admiral Persano, Vizeadmiral Albini, Admiral Vacca) zerstrittene italienische Flotte und begann mit der Beschießung der österreichischen Befestigungen, und nachdem Tegetthoff die Erlaubnis zum Auslaufen erhalten hatte, erreichte am 20. Juli die österreichische Flotte die Gewässer von Lissa, wo es zur Seeschlacht von Lissa kam. Wilhelm von Tegetthoff wusste um die Unterlegenheit seiner Schiffe und so setzte er nicht auf lange Artillerieduelle mit Breitseitenschießen, sondern auf den Nahkampf unter Einsatz der Rammsporne. Die Erzherzog Ferdinand Max mit Tegetthoff an Bord rammte die Re d’Italia. Der italienische Panzerkreuzer sank binnen weniger Minuten. Die Palestro erhielt einen Treffer in die Munitionskammer, explodierte und sank. Die altersschwache Kaiser versuchte die Re di Portogallo zu rammen, wurde dabei aber schwer beschädigt. Beim Versuch, die Kaiser zu rammen, wurde die Affondatore durch österreichischen Beschuss so schwer beschädigt, dass sie wenige Tage später im Hafen von Ancona sank. Im Anblick des Sieges warfen die weit überwiegend venezianischen Besatzungen der habsburgischen Schiffe ihre Mützen in die Luft und riefen „Viva San Marco“. In der zwei Stunden dauernden Schlacht verlor Italien drei Panzerschiffe, Österreich kein einziges Schiff. Die Kaiser wurde schwer beschädigt, die gröbsten Schäden wurden gleich im Hafen von Lissa ausgebessert. Auch die personellen Verluste der Österreicher waren weit geringer als jene der Italiener. Diese Seeschlacht war die letzte große Seeschlacht des 19. Jahrhunderts unter Beteiligung von Holzschiffen mit Takelage und das einzige größere Gefecht des Jahrhunderts, bei dem man auf den Einsatz von Rammspornen als Waffe im Schiffskampf zurückgriff. Am Abend des gleichen Tags informierte Tegetthoff Kaiser Franz Joseph I. über den Sieg. Ein Dampfer des österreichischen Lloyd brachte dessen Antwort, in der Tegetthoff zum Vize-Admiral ernannt wurde. Die Italiener hatten ihre eigene Art, mit der Niederlage fertigzuwerden. Sie verbreiteten Siegesmeldungen. Vor allem über die angebliche Versenkung der Kaiser gab es wilde Phantasieberichte. Um den von der britischen und französischen Presse weiterverbreiteten Falschmeldungen entgegenzutreten, lud Tegetthoff ausländische Offiziere und Pressevertreter zum Lokalaugenschein auf das vermeintlich gesunkene Schiff. Das Marineministerium, das nur wenige Jahre bestand, verweigerte die Bezahlung der Bewirtung dieser Gäste und kritisierte Tegetthoff für sein eigenmächtiges Vorgehen. Zu den Gratulanten für den Sieg gehörten auch Kaiser Maximilian von Mexiko und Admiral Dahlerup. k. u. k. Kriegsmarine Reformierung der Kriegsmarine Während die Kriegsmarine und die öffentliche Meinung Tegetthoffs Ernennung zum Marineminister erwarteten, schickte ihn das Kriegsministerium auf Studienreise nach England und in die USA. Nach seiner Rückkehr nach Österreich erhielt er den Befehl, den Leichnam des hingerichteten Kaisers Maximilians von Mexiko mit der Novara nach Österreich zu überführen. Im Anschluss daran wurde Tegetthoff aufgefordert, seine Vorschläge über den Aufbau einer österreichisch-ungarischen Kriegsmarine schriftlich darzulegen. Das von ihm vorgeschlagene Marineministerium wäre ein viertes gemeinsames Reichsministerium der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn geworden. Die Ungarn hätten dann darauf bestanden, die Sitze der gemeinsamen Reichsministerien paritätisch auf Wien und Budapest zu verteilen. Das wollten weder der Kaiserhof noch die österreichische (cisleithanische) Regierung. Als Kompromissvorschlag entstand die Marinesektion, als Teil des Reichs-Kriegsministeriums. Sitz aller gemeinsamen Ministerien blieb Wien. Kaiser Franz Joseph I. genehmigte die Vorschläge und ernannte Tegetthoff am 25. Februar 1868 zum Marinekommandanten und Chef des Reichskriegsministeriums, Marinesektion. In den nächsten Jahren wurde das von Tegetthoff erstellte Ausbildungskonzept (Mannschaftsschulen, Lehrgänge für Marinebeamte und Marineingenieure (Maschinisten)) umgesetzt. Verwirklicht wurde aber auch die schon von Erzherzog (Kaiser) Maximilian zu Ausbildungszwecken erdachte Idee der „Missionsfahrten“. Jedes Jahr sollte sich zumindest ein Schiff der Marine auf „Auslandsmission“ befinden, um wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen, die seemännische Ausbildung zu vertiefen und „Flagge zu zeigen“, also zu repräsentieren. Kaiser Franz Joseph I. und die Marine 1869 – aus Anlass der Eröffnung des Sueskanals – unternahm Kaiser Franz Joseph I. eine ausgedehnte Schiffsreise. Er erwiderte bei dieser Gelegenheit einen Staatsbesuch des osmanischen Sultans. Weiters besuchte er die Heiligen Stätten in Jerusalem – er trug ja unter anderem auch den Titel „König von Jerusalem“, wo er im österreichischen Hospiz nächtigte. Des knappen Zeitplans wegen musste der Kaiser am 14. November trotz des stürmischen Wetters mit einem Ruderboot auf die kaiserliche Privatjacht Greif gebracht werden. Mit Müh´ und Not gelangte er dort durchnässt und durchfroren an Bord. Seit diesem Tag soll der Kaiser ein gestörtes Verhältnis zur Seefahrt besessen haben. Am 7. April 1871 starb Tegetthoff in Graz. Er wurde unter großen militärischen Ehren in Wien auf dem Matzleinsdorfer Friedhof beigesetzt; Kaiser Franz Joseph I. blieb der Zeremonie fern. Am 31. Oktober 1872 wurde sein Leichnam nach Graz auf den Sankt-Leonhard-Friedhof überführt. Weitere Einsätze der Marine Die folgenden Jahre waren vor allem von wissenschaftlichen Fahrten geprägt. Der Balkan aber bereitete immer wieder diplomatische und auch militärische Probleme. 1868 wurde ein neues Wehrgesetz erlassen, das eine mehrjährige Dienstzeit für alle Wehrpflichtigen vorsah. Die Bevölkerung der Region Krivošije in der Nähe von Cattaro setzte sich gegen diesen Plan zur Wehr, und es kam zu Kampfhandlungen zwischen Aufständischen und Armee-Einheiten, die von der Marine unterstützt wurden. 1878 kam es auf Einladung des deutschen Kanzlers Otto von Bismarck zum Berliner Kongress, in dessen Folge der Balkan auf Kosten der Türkei aufgeteilt wurde. Österreich-Ungarn wurde mit der Okkupation Bosnien-Herzegowinas beauftragt. 1882 kam es wieder zu einem Aufstand in der Krivošije, der das Eingreifen der Marine nötig machte. 1908 kam es im Zuge der Annexion Bosnien-Herzegowinas abermals zu einer Krise im Raum Cattaro, bei der die Marine eingesetzt wurde. Eingreifen im chinesischen Boxeraufstand Zu Beginn des Boxeraufstands in China im April 1900 war Österreich-Ungarn mit der S.M.S. Zenta vertreten, die sich in China befand, und so war die Donaumonarchie von Beginn an in die Ereignisse und, durch nach Peking in die Botschaft entsandte Matrosen und Offiziere, auch in die Kampfhandlungen verwickelt. Die nach China entsandte Verstärkung, bestehend aus S.M.S. Kaiserin und Königin Maria Theresia, S.M.S. Kaiserin Elisabeth und S.M.S. Aspern, kamen für ein Eingreifen in die Kampfhandlungen aber zu spät. Im Ersten Weltkrieg Unter den Marinekommandanten Hermann von Spaun, Rudolf Montecuccoli und Anton Haus entstand die moderne Flotte, mit der die Österreichisch-Ungarische Monarchie in den Ersten Weltkrieg eintrat. Wesentlichen Anteil am Ausbau der Flotte hatte auch der 1914 ermordete Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand, der zahlreiche Neubauten durchsetzen konnte und auch für die Einführung von U-Booten ab 1908 verantwortlich zeichnete. Am 24. Juni 1911 wurde mit der SMS Viribus Unitis („mit vereinten Kräften“) das erste nach Vorbild der britischen Dreadnoughts gebaute österreichische Schlachtschiff vom Stapel gelassen. Diese größte Klasse der Kriegsschiffe wurde in Österreich in der Tegetthoff-Klasse zusammengefasst, die außer der Viribus Unitis mit der SMS Tegetthoff (1912), der SMS Prinz Eugen (1912) und der SMS Szent István (1914) drei weitere Schiffe umfasste. Die Viribus Unitis war das erste Schiff der Welt, dessen Hauptartillerie in vier Drillingstürmen angeordnet war. Der Kreuzer S.M.S. Kaiserin Elisabeth wurde beim Stationsdienst bei Tsingtau (Haupthafen der deutschen Kolonie Kiautschau) vom Ersten Weltkrieg überrascht und unterstellte sich der Befehlsgewalt des deutschen Gouverneurs. Japan beanspruchte diese Kolonie und erklärte dem Deutschen Kaiserreich und Österreich-Ungarn den Krieg. Während deutsche Einheiten (darunter auch die berühmte Emden) ausliefen, blieb das österreichische Schiff mit einem deutschen Kanonenboot zur Verteidigung zurück. Nach zwei Monaten Kampf kapitulierte Tsingtau. Um die S.M.S. Kaiserin Elisabeth nicht übergeben zu müssen, wurde sie in der Nacht zum 2. November 1914 von der eigenen Besatzung versenkt. Die deutschen und österreichischen Verteidiger blieben bis 1920 in japanischer Kriegsgefangenschaft. Die Planungen des Dreibundes (Österreich-Ungarn, Deutsches Kaiserreich, Italien) hatten für das Mittelmeer einen Flottenstützpunkt in Messina (Sizilien) vorgesehen. Durch die anfängliche Neutralitätserklärung Italiens verlor die Flotte von Österreich-Ungarn den zentral im Mittelmeer gelegenen Stützpunkt und war nach dem feindlichen Kriegseintritt Italiens in der Adria eingesperrt. Ihr verblieb nur noch die Freihaltung der Adria von feindlichen Einheiten, der Schutz der Küste und Inseln vor feindlichen Angriffen, der Schutz der Handelsschifffahrt entlang der Küste, sowie die Unterstützung der k.u.k. Armee im Küstengebiet beziehungsweise an der Südfront durch Nachschub. Eine der Aufgaben der Flotte lag auch darin, die Küste Montenegros, das der Donaumonarchie feindlich gegenüberstand, zu blockieren und damit auch Serbien vom Nachschub der Entente, der über den Hafen von Antivari lief, abzuschneiden. Am 16. August 1914 erschien das Gros der französischen Mittelmeerflotte vor Antivari, um die beiden dort im Blockadedienst stehenden Schiffe, den Kreuzer Zenta und den Zerstörer Ulan, anzugreifen. Die Ulan brachte sich im Marinestützpunkt in der Bucht von Cattaro in Sicherheit. Die Zenta stellte sich dem ungleichen Kampf und wurde als erstes Kriegsschiff der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine versenkt. 130 von etwa 320 Mann Besatzung überlebten, gerieten aber in montenegrinische Kriegsgefangenschaft, aus der sie 1916 befreit wurden. Auf dem Staatsgebiet von Montenegro befand sich über Cattaro der Lovćen-Pass, von dem aus die österreichischen Aktivitäten an Land und auf dem Wasser beobachtet und beschossen werden konnten. Durch französische Batterien wurde diese Stellung ausgebaut. Es gelang der S.M.S. Radetzky und anderen Schiffen aber, diese Stellungen zu zerstören. Im Jänner 1916 konnten österreichisch-ungarische Armee- und Marineeinheiten den Pass erobern. Dies ermöglichte nun den Ausbau der österreichischen Anlagen in dem nun gesicherten Hafen, der sich auch zur wichtigsten U-Boot-Basis der Kriegsmarine entwickelte. Von hier aus wurden die feindlichen Schiffe durch die Straße von Otranto zurückgedrängt. Nach der Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn (23. Mai 1915) lief um 19 Uhr die gesamte k.u.k. Flotte aus den Häfen Pola, Sebenico und Cattaro aus, um die Ostküste Italiens zwischen Venedig und Barletta anzugreifen. Hauptangriffsziel war Ancona (siehe Angriff auf Ancona), aber auch Rimini, Vieste, Manfredonia, Barletta sowie Brücken und Eisenbahnanlagen an der Küste wurden beschossen. Venedig wurde wegen seiner Lage in der Lagune aus der Luft angegriffen. Bomben trafen das Arsenal Venedig und verursachten Brände. Italiens Flotte wurde überrascht und setzte sich kaum zur Wehr, die österreichischen Schiffe kehrten ohne Verluste wieder zurück. Nachdem es Italien in den nächsten Monaten nicht gelang, sich für diese Niederlage zu revanchieren (Luftschiff Cittá di Ferrara von Marinefliegern abgeschossen, Luftschiff Cittá di Jesi abgeschossen, Flaggschiff Giuseppe Garibaldi durch U 4 versenkt), unternahm auch Italien sowie Frankreich keine Aktionen mehr mit großen Schiffen. Kleine Schiffe, U-Boote und Marineflieger übernahmen auf beiden Seiten die Hauptrolle. Im Jänner 1917 beschlossen die österreichisch-ungarischen und deutschen Außenminister und Flottenkommandeure den uneingeschränkten U-Boot-Krieg als Antwort darauf, dass Schiffe der Entente – als Schiffe neutraler Staaten getarnt – Nachschub transportierten. Kurz nach diesem Beschluss (am 8. Februar 1917) verstarb der österreichische Großadmiral Anton Haus. Vom Kaiser abwärts waren zahlreiche hochrangige Militärs beim Begräbnis in Pola anwesend. 1925 wurden seine sterblichen Überreste exhumiert und auf den Hütteldorfer Friedhof in Wien überführt. Sein Nachfolger wurde der Kroate Admiral Maximilian Njegovan, der nach der Matrosenmeuterei von Cattaro um seine Versetzung in den Ruhestand bat. Letzter Flottenkommandant wurde etwas unerwartet Nikolaus von Horthy. Als Antwort auf den italienischen Versuch, die Straße von Otranto unpassierbar zu machen (Otranto-Sperre), kam es im Sommer 1917 zum größten Seegefecht zwischen der österreichisch-ungarischen Flotte und Kriegsschiffen Italiens, Frankreichs und Großbritanniens. Zwar trug die österreichisch-ungarische Flotte im Kampf gegen die stärkeren Feinde keine wesentlichen Schäden davon, während die Entente zwei Zerstörer, 14 Sperrschiffe und ein Seeflugzeug verlor, doch die Sperre blieb bestehen. Im Oktober 1917 lief das Torpedoboot XI nach Italien über, nachdem die Offiziere und die deutschsprachige Mannschaft überwältigt worden waren. Das Schlachtschiff Wien wurde im Dezember im Hafen von Triest bei Nacht und Nebel von einem unbemerkt herangekommenen italienischen Schiff torpediert. Die Wien versank in wenigen Minuten, etwa 40 Mann ertranken. Im Juni 1918 plante das Flottenkommando unter Horthy noch einmal eine große Offensive gegen die Sperre der Otrantostraße. Unter Beteiligung der Großkampfschiffe sollte in zwei Gruppen angegriffen werden. Allerdings wurde die zweite Gruppe unterwegs von einem Torpedoboot gesichtet und angegriffen. Die SMS Szent István sank durch einen Torpedotreffer. Die geplante Offensive wurde abgebrochen, da das Überraschungsmoment weggefallen war. Am 31. Oktober 1918 übergab Admiral Nikolaus von Horthy auf Befehl Kaiser Karls I. die österreichisch-ungarische Flotte dem neu gebildeten südslawischen Nationalrat. Die rot-weiß-rote Kriegsflagge wurde im Zentralhafen Pola um 16:45 Uhr zum letzten Mal mit feierlichem Zeremoniell eingeholt und die kroatische Flagge gehisst. In der Boche di Cattaro erfolgte der Flaggenwechsel erst am 1. November, ebenfalls mit feierlichem militärischem Zeremoniell. Die Hoffnung des Kaisers, dass der neue südslawische Nationalstaat in einem föderativen Habsburgerreich aufgehen werde, blieb aber unerfüllt. Das Kommando über die Flotte übernahm der bisherige k.u.k. Linienschiffskapitän Janko Vuković, der von südslawischen Nationalrat zum Konteradmiral befördert wurde. Flaggschiff blieb die SMS Viribus Unitis, deren Kommandant LSK Janko Vuković bisher gewesen war. Eine Umbenennung des Schiffes in Jugoslavia, die in der Literatur häufig erwähnt wird, hat in der Realität nicht stattgefunden. Admiral Janko Vuković starb nur zwölf Stunden später gemeinsam mit hunderten Matrosen im Hafen von Pola den Seemannstod an Bord seines Schiffes, als am 1. November 1918 eine von italienischen Kampfschwimmern angebrachte Mine explodierte. Matrosenaufstand von Cattaro Februar 1918 In Österreich-Ungarn kam es im Jänner 1918, ähnlich wie kurz darauf in Deutschland, unter dem Eindruck der russischen Revolution und der Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk zu einer großen Streikwelle. Weite Teile der Arbeiterschaft sahen in den unmäßigen Forderungen der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) den Versuch einen Gewaltfrieden durchzusetzen. Die Arbeiter streikten für einen annexionslosen Frieden. Diese Streikwelle erreichte auch die Werftarbeiter und Matrosen in Pola. Schließlich wollten sich auch die Matrosen von Cattaro anschließen. Inzwischen war jedoch der Streik beendet worden, ohne dass diese Nachricht sie erreicht hatte. Die Matrosen wollten mit ihrer Anfang Februar geplanten Aktion das Signal für einen allgemeinen Aufstand geben. Plaschka kam zu dem Ergebnis, dass die Aktionen in Cattaro als revolutionäre Demonstration angelegt gewesen waren. Am 1. Februar 1918 begannen die Besatzungen der in Cattaro liegenden Einheiten der österreichisch-ungarischen Flotte rote Fahnen zu hissen, die Offiziere teilweise zu entwaffnen und an der Ausübung ihrer Kommandogewalt zu hindern. Zwischenzeitlich beteiligten sich 6000 Matrosen auf 40 Schiffen an den Unruhen. Die Matrosen bildeten Schiffskomitees sowie ein zentrales Komitee auf dem Flaggschiff SMS SANKT GEORG. Nachdem die Aktion isoliert blieb und die Militärführung loyale Truppen heranführte, wurde sie am 3. Februar abgebrochen. Vierzig Mann galten als Haupträdelsführer und wurden vor ein Standgericht gebracht. Vier Personen wurden wenige Tage später standrechtlich erschossen, zwei weitere zu Kerkerstrafen verurteilt und zwei Mann freigesprochen. Die Übrigen wurden dem Kriegsgericht überantwortet. Einem Teil der übrigen Verhafteten wurde ab dem 16. September 1918 der Prozess gemacht. Im Oktober wurde die Anklage gegen 348 Männer zurückgezogen, gegen 31 Mann ging der Prozess weiter. Durch den Zusammenbruch der Donaumonarchie wurde die Verhandlung vor dem Kriegsgericht offiziell nicht beendet, sondern nur vertagt. Verbleib der Mittelmeerflotte Einige der in Pola und Cattaro befindlichen Schiffe und Unterseeboote wurden von Italien am 23. März 1919 nach Venedig gebracht und dort bei der am 25. März abgehaltenen Siegesparade vorgeführt und anschließend vertäut, um den Besitzanspruch deutlich zu machen. Tatsächlich erhielten die Küsten- und Hochseetorpedoboote sowie weitere Schiffe und Boote: England: Habsburg, Árpád, Babenberg (1922/23 abgewrackt) Erzherzog Friedrich, Erzherzog Ferdinand Max (1921 abgewrackt) Monarch, Budapest (1921 abgewrackt) Kaiser Karl VI., Sankt Georg, Kaiserin und Königin Maria Theresia, Admiral Spaun, Aspern, Szigetvár (von 1921 bis 1923 in Neapel, Tarent, Elba und Venedig abgewrackt) Panther, Leopard (1921 abgewrackt) Italien: Tegetthoff (1924/25 abgewrackt. Die (zweite, stählerne) Glocke kam auf ein deutsches Kriegsschiff des Zweiten Weltkriegs, 1973 zurück nach Österreich und in die Barmherzigenkirche in Graz) Radetzky, Zrinyi (November 1920 von der US Navy außerhalb der 3-Meilen-Zone an Italien übergeben, 1926 bzw. 1921 abgewrackt) Erzherzog Franz Ferdinand (1921 abgewrackt) Helgoland, Saida (11. März 1937 außer Dienst gestellt, abgewrackt) Zara, Spalato, Sebenico, Meteor, Blitz, Komet, Planet, Trabant, Magnet, Scharfschütze, Uskoke, Turul, Csikós, Velebit, Dinara, Huszár (II), Warasdiner (1921 abgewrackt) Tátra, Balaton (5. Juli 1923 außer Dienst gestellt, abgewrackt) Csepel, Orjen (1. Mai 1937 außer Dienstgestellt, abgewrackt) Triglav (II), Lika (II), Uzsok (5. Jänner 1939 außer Dienst gestellt) Frankreich: Prinz Eugen (1922 als Zielschiff versenkt) Erzherzog Karl (auf dem Weg zum Abbruch in der Lagune von Bizerta bei Schlechtwetter gesunken; 1921 an Ort und Stelle abgewrackt) Novara (1942 zum Abbruch verkauft) Satellit, Pandur, Reka (1921 abgewrackt), Dukla (5. Oktober 1936 zum Abbruch verkauft) Weiters Küsten- und Hochseetorpedoboote, Unterseeboote (darunter U-Boot Curie (ex-k.u.k. U 14)) und weitere Schiffe und Boote. Griechenland: Ulan (1932 gestrichen) Jugoslawien: Küsten- und Hochseetorpedoboote sowie weitere Schiffe und Boote. Rumänien: Küsten- und Hochseetorpedoboote Portugal: Küsten- und Hochseetorpedoboote k.u.k. Seeflieger Mit der Abkommandierung von drei Marineoffizieren zur Militäraeronautischen Station Wiener Neustadt im Jahr 1910 zwecks Erwerbs des Heerespilotenscheins begann die Geschichte des k. u. k. Seeflugwesens. 1911 begann man mit der Errichtung der ersten Seeflugstation. Zu diesem Zweck wurde die im Hafen von Pola gelegene Insel Santa Catarina durch Aufschütten vergrößert. Ein Hangar für 20 Maschinen wurde errichtet, dazu Lagerschuppen, Mannschaftsunterkünfte und eine Bootsanlegestelle. Später folgten noch fünf weitere Seeflugstationen: Triest, Kumbor, Parenzo, Puntisella und Odessa. Die ersten Seeflugzeuge waren vier französische Donnet-Levêque der FBA (Franco British Aviation). Später kamen die Flugzeuge von den Firmen Lohner in Wien, UFAG, ÖFFAG, Fokker und Hansa-Brandenburg hinzu. Ende 1912 bestand das fliegende Personal aus sechs Marineoffizieren. Mit dem Zukauf dreier ausländischer Flugzeuge und selbst gebauter Maschinen standen zehn Fluggeräte für den Probebetrieb zur Verfügung. Bei Kriegsbeginn hatte diese Einheit 25 Piloten. Als wegen veralteter Maschinen der Schulungsbetrieb in der Seefliegerschule auf der Insel Cosada nicht mehr aufrechterhalten werden konnte, wurden zahlreiche Marineoffiziere nach Hamburg-Fuhlsbüttel abkommandiert. Im Zuge der Blockade von Skutari durch eine Flottenabteilung aller Großmächte gegen die serbische Enklave in Albanien kamen die österreichischen Seeflieger zu ihrem ersten Einsatz. Zu diesem Zweck wurde die Küstenflugstation Kumbor im Golf von Cattaro eingerichtet. Von hier aus starteten die Maschinen Erkundungsflüge und machten auch die ersten Luftbilder der Küste. Im Herbst 1914 wurden die bis dahin unbewaffneten Flugzeuge bewaffnet. Dies betraf jene Lohner-Flugboote, die mit einem 100 PS starken Mercedesmotor ausgestattet waren. Sie wurden mit einem 6,5 Millimeter Maschinengewehr System Schwarzlose ausgestattet und ab sofort auch als Offensivwaffe eingesetzt. Als Hoheitszeichen zeigten die Marineflugzeuge die k. u. k. Kriegsflagge am Seitenleitwerk und das Eiserne Kreuz der Fliegertruppe des deutschen Heeres am Rumpf. Der erste Bombenangriff durch ein Flugboot erfolgte am 15. August 1914 auf Krstac, die ersten Geschwaderangriffe wurden am 23. Oktober 1914 nach Antivari geflogen. Der erste belegte Nachtangriff, für den die österreichischen Seeflieger bekannt wurden, wurde am 9. November 1914 ebenfalls gegen Antivari geflogen. Die in der Bucht von Cattaro stationierten Flieger griffen vor allem immer wieder die Bahnlinie Antivari – Virpazar an. Das aus einem durch die Italiener eroberten österreichischen Flugboot gewonnene Wissen wurde in den italienischen Macci-Flugbooten verwertet, die dann ab dem Herbst 1915 zum Einsatz gelangten. Eine der Aufgaben der österreichischen Marineflieger war die Abwehr feindlicher Luftschiffe, die österreichische Küstenstädte bombardierten. So wurde am 5. Juni die „Citta di Ferrara“ zum Absturz gebracht. Bis auf zwei Mann konnte die Besatzung durch österreichische Torpedoboote gerettet werden. Außerdem wurden die k. u. k. Seeflieger mit Erkundungs- und Aufklärungsflügen beauftragt sowie mit Angriffen auf feindliche Objekte und Truppen, der Verfolgung feindlicher U-Boote und der Verteidigung eigener Häfen und Einheiten. So wurde das französische U-Boot „Foucault“ durch einen Bombentreffer versenkt. Die Besatzung wurde durch das Flugboot und ein weiteres mit Unterstützung eines Torpedobootes gerettet. Die Seeflieger unterstützten aber auch die Bodentruppen während der Isonzo-Schlachten. Zu den Stützpunkten der Seeflieger entlang der Adriaküste kam im Oktober 1915 in Keszthely am Plattensee in Ungarn noch eine Seeflugstation zur Werksabnahme neuer Flugzeuge und um diese einzufliegen. Ende November 1915 verfügten die k.u.k. Seestreitkräfte über 65 Marineflugzeuge. Die steigende Zahl italienischer Bombenangriffe führte zu Überlegungen über die Konstruktion spezieller Jagdflugboote. Für Linienschiffsleutnant Gottfried von Banfield, der als einer der erfolgreichsten österreichischen Fliegerasse des Ersten Weltkrieges als „Adler von Triest“ bekannt wurde, wurde ein Prototyp konstruiert, der aber nicht in Serie produziert wurde. Man griff auf das von Ernst Heinkel entwickelte Flugboot Hansa-Brandenburg CC zurück, von dem die Marineverwaltung 40 Maschinen kaufte. Linienschiffsleutnant Gottfried von Banfield errang am 31. Mai 1917 den ersten Luftsieg bei Nacht in der Luftkriegsgeschichte. Um 22:30 Uhr zwang er ein italienisches Seeflugboot in der Nähe von Schloss Miramare zur Landung. Gegen Kriegsende wurden die österreichischen Seeflieger immer mehr in die Defensive gedrängt. Zwei Quellen deuten darauf hin, dass die Seeflieger so wie die Donauflottille 1918 in Odessa am Schwarzen Meer eingesetzt waren, ausreichend belegt ist (Stand wann?) dies aber nicht. Zwischen 1915 und 1918 wurden 1.063 Einsätze geflogen, darunter 463 Bombenangriffe und 157 Luftkämpfe. 65 Mann gerieten in Gefangenschaft – acht davon gelang die Flucht. 510 Offiziere und Mannschaften – jeder dritte Pilot – starben im Flugdienst. Mit dem Ende der Monarchie endete auch die Geschichte des k. u. k. Seeflugwesens. Über das Ende der Seeflieger ist nichts bekannt; vermutlich wurden die Flugzeuge zerstört. S.M. Unterseeboote Zwischen 1907 und 1910 wurden drei Unterseeboote verschiedener Typen (Simon Lake, Germania, John Philip Holland) gebaut, um die für die Zwecke Österreich-Ungarns beste Bauart zu ermitteln und in größerer Stückzahl zu bauen. Gedacht waren sie als Küstenboote für die Adria. Während des Krieges wurden die U-Boote in der Whitehead-Werft in Fiume gebaut, kamen von der Germaniawerft in Kiel oder auch von einer Werft in Budapest – in beiden Fällen zerlegt per Eisenbahn, um im Seearsenal Pola zusammengebaut zu werden. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurden die Unterseeboote von der Unterseebootstation Pola im Zentralkriegshafen in den Hafen von Brioni verlegt. In den dort leer stehenden Hotels durften Offiziere und Teile der Mannschaften kostenlos einquartiert werden. Ebenfalls in Pola stationiert war eine Unterseebootsflottille der deutschen Kaiserlichen Marine. Deren Einsatzgebiet war das westliche Mittelmeer, während den U-Booten der Donaumonarchie der Ostteil zugewiesen worden war. Die erste Kriegshandlung der k.u.k. Unterseeboote fand am 28. November 1914 statt, als S.M. U 4 das Segelschiff Fiore del Mare aus dem verfeindeten Albanien aufbrachte. 1914 versuchte das französische U-Boot Curie in den Hauptkriegshafen von Pola einzudringen und dort mit sieben Torpedos die k.u.k. Kriegsflotte anzugreifen, scheiterte aber an der Netzsperre und sank am 20. Dezember 1914. Nachdem die österreichische Flotte das Boot gehoben und wieder instand gesetzt hatte, wurde es am 7. Februar 1915 in S.M. U 14 umbenannt und am 1. Juni 1915 offiziell in Dienst gestellt. Am 10. Juli lief S.M. U 14 (ex Curie) zu ihrem ersten Einsatz aus. Bei einem solchen Einsatz wäre dieses Boot beinahe von einem anderen österreichischen U-Boot als feindlich versenkt worden. So, wie die Curie in den Hafen von Pola einzudringen versuchte, wollte U-12 unter dem Linienschiffsleutnant Egon Lerch in den Hafen von Venedig einlaufen. Am 8. August 1915 wurde das Unterseeboot durch eine Mine versenkt. Die gesamte Mannschaft kam dabei ums Leben. Nachdem das Wrack durch die Italiener gehoben worden war, wurden die Toten auf der Friedhofsinsel San Michele in Venedig beigesetzt. Als größtes feindliches Kriegsschiff wurde der französische Panzerkreuzer Léon Gambetta am 27. April 1915 durch U-5 (Kommandant: Georg Ludwig von Trapp) versenkt, nachdem am 21. Dezember 1914 U-12 das französische Schlachtschiff Jean Bart durch einen Torpedotreffer schwer beschädigt hatte. Georg Ritter von Trapp versenkte außerdem noch am 5. August 1915 mit U-5 das italienische U-Boot Nereide. Als am 18. Juli 1915 der italienische Panzerkreuzer Giuseppe Garibaldi die Eisenbahnlinie Ragusa-Cattaro an der dalmatinischen Küste beschoss, konnte U-4 eingreifen und das Schiff versenken. Am 11. Juni 1917 beschädigte U-27 vor Kreta durch einen Torpedotreffer am Bug den japanischen Zerstörer Sakaki schwer und setzte diesen monatelang außer Gefecht. U-14 versenkte am 29. August 1917 den zivilen italienischen Dampfer Milazzo. Am 6. Juli 1918 wurde U 20 von einem italienischen Unterseeboot nahe der Mündung des Tagliamento durch einen Torpedotreffer versenkt. 1962 wurde das Wrack gehoben. Der Propeller befindet sich in Privatbesitz, der Turm sowie einige andere Fundstücke befinden sich im Heeresgeschichtlichen Museum im Wiener Arsenal und können dort besichtigt werden. Ebenso ist eine k.u.k. Kriegsflagge des Unterseebootes U-12 ausgestellt. Ein U-Boot-Motor, Typ MAN, ist im Technik-Museum in Sinsheim zu besichtigen. Mit dem Ende der Donaumonarchie endete auch die Geschichte der k. u. k. Unterseeboote. Fluss- und Seeschifffahrt Donauflottille Aufgabe der Donauflottille war die militärische Kontrolle der Donau, des Hauptstroms des österreichischen Kaiserreichs, und deren schiffbarer Nebenflüsse. Ihre Hauptaufgabe war der Kampf gegen die Ungarn und Türken. Eine ebenfalls wichtige Aufgabe war der Schutz des auf der Donau transportierten Nachschubs für die Armee. Hauptstützpunkt der Donauflottille war das Kaiserliche Arsenal in Wien. Vor dem österreichisch-ungarischen Ausgleich Für das Jahr 1514 wird eine Stärke von 148 Schiffen mit 2.500 Hakenbüchsen (Arkebusen) unter dem Kommando von Jeronimus von Zara genannt. Der Bau einer neuen Donauflottille mit Schiffen mit bis zu 40 Geschützen durch den von Kaiser Leopold I. beauftragten Marquis de Fleury scheiterte. So wurden im Auftrag von Kaiser Karl VI. zwischen 1716 und 1718 zehn große Schiffe mit bis zu 64 Kanonen gebaut. 10 Jahre später folgten vier weitere große Schiffe. Dass sie aber alle strandeten, machte den Verantwortlichen klar, dass die Donau nicht der richtige Platz für große Schiffe ist. Der nachfolgende Schiffstyp wurde „Tschaike“ genannt nach dem slawischen Wort für den „Kiebitz“ und war ruder- und segelfähig. Zu deren Bedienung wurden zwei ständige Tschaikisten-Kompanien aufgestellt, denen 1764 zwei weitere folgten. Ab 1769 wurde dieses Bataillon nach dem Standort des Stabes in Titl im Banat „Titler Bataillon“ genannt. Ursprünglich wurden die Schiffsgeschütze durch Artilleristen bedient, später übernahmen auch dies die Tschaikisten. 1806 hatte das Titler Bataillon eine Mannschaftsstärke von 1.200 Mann. Wichtigster Stützpunkt für diese kleinen Schiffe, die bei der Belagerung von türkischen Festungen an Donau und Save eine wichtige Hilfe waren, war damals die Festung Komorn in Ungarn, wo schadhafte Schiffe ausgebessert und neue gebaut wurden. Eine wichtige Produktionsstätte für Tschaiken war unter anderem die Schiffswerft Klosterneuburg, welche auch das an der ungarischen Theißmündung stationierte Tschaikistenbataillon ständig mit neuen Schiffen versorgte. Nach der fast vollständigen Eroberung Ungarns verlor die Donauflottille an Bedeutung. Der Hauptstützpunkt wurde an die Südgrenze verlegt, wohin aber nur ein Teil der Mannschaft folgte. 1763 wurde unter Oberst Mathias Mathesen ein neues Bataillon in Titl errichtet, das dem jeweiligen Oberbefehlshaber der Militärgrenze unterstellt war. Im Einsatz waren diese Tschaiken bis mindestens 1830. Der erste versuchsweise Einsatz eines Dampfschiffs auf der Donau erfolgte im Jahr 1817, regelmäßigen Dampfschiffbetrieb gab es erst durch die DDSG im Jahr 1831. Im Zuge der Revolution 1848 kaufte die ungarische Regierung von der DDSG das Dampfschiff Franz I. und ließ es umbauen und bewaffnen. Am 25. Juli wurde die Besatzung angelobt. Am 19. August 1848 wurde dieses Schiff in Kämpfe mit Kroaten verwickelt und am 13. Oktober 1848 kam es bis Hainburg. Der frühe Wintereinbruch zwang es am 18. November 1848 in die DDSG-Werft in Alt-Ofen. Ein Angriff kaiserlicher Truppen unter Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz im Winter 1848/1849 führte bis zur Theiß. Am 5. Jänner 1849 wurde der festsitzende Dampfer erobert, beschlagnahmt und in General Schlick umgetauft. Im Frühjahr 1849 kam die General Schlick nach Wien. Trotz des Friedens nach dem Sieg über Ungarn blieb die General Schlick bewaffnet und wurde das erste Schiff einer neuen Donauflottille. Im Jahr 1850 wurde eine neue Donauflottille mit Stützpunkt in Pest aufgestellt. Das zweite Schiff der neuen Donauflottille wurde am 31. Mai 1852 in Dienst gestellt. Die Dampfmaschine der Erzherzog Albrecht war während der Revolution von der damaligen ungarischen Regierung in England bestellt worden, konnte aber der Kampfhandlungen wegen nicht geliefert werden. Die Offiziers- und Unteroffiziersschule wurde ab 1853 in Klosterneuburg bei Wien eingerichtet. 1854 wurde die General Schlick außer Dienst gestellt und durch die Graf Schlick, gebaut in Klosterneuburg und 1859 in Dienst gestellt, ersetzt. Die Kaiserjacht Adler wurde mangels Bedarf 1860 in einen Kriegsdampfer umgebaut. Ein weiteres geplantes Schiff wurde dann doch nicht angeschafft. Eingliederung in die k. u. k. Kriegsmarine 1861 wurde die Führung der Donauflottille von der Kriegsmarine übernommen. Dass 1864 Frankreich fünf moderne gepanzerte Kanonenboote, die den österreichischen Schiffen überlegen waren, an die Türkei lieferte, war für Österreich kein Hindernis, die Donauflottille 1866 zur Gänze aufzulösen und die Dampfer der DDSG zu verkaufen. 1871 wurde eine neue Donauflottille aufgestellt. Wichtigster Schiffstyp waren die sogenannten „Monitore“, die im amerikanischen Sezessionskrieg erstmals gebaut und eingesetzt worden waren. Benannt wurden diese Schiffe, die über Geschütze in drehbaren Türmen verfügten, nach Flüssen in Österreich und Ungarn (Leitha, Szamos, Körös, Temes (I), Bodrog, Enns, Inn, Sava und Bosna). Unterstützt wurden sie von 14 Patrouillenbooten, die mit Kleinbuchstaben bezeichnet wurden (a, b, c, …) und einem Torpedoboot. Während des Ersten Weltkriegs kamen zusätzlich noch verschiedene Hilfsschiffe zum Einsatz (bewaffnete Dampfschiffe, Minenleger, Minenräumer, Traindampfer, Spitalschiffe, Wohnschiffe). Eingesetzt wurde die Donauflottille erstmals bei der Okkupation von Bosnien-Herzegowina 1878. Einsätze im Ersten Weltkrieg Während des Ersten Weltkriegs führten die Schiffe der Donauflottille mangels Gegner zu Wasser einen Kampf gegen Ziele am Land durch. Serbien besaß keine Donauflotte und die starke rumänische Donauflottille vermied den Kampf mit der k. u. k. Flottille. Verluste an Menschen und Material erlitt die Flottille durch Artilleriebeschuss von Stellungen an Land und durch Seeminen. Am 11. August unternahm die Donauflottille die erste größere Kampfhandlung. Am 14. September beschossen Einheiten der Donauflottille Belgrad, wodurch in der alten Belgrader Festung Kalemegdan Munitionslager explodierten. Die erste, noch sehr primitive serbische Treibmine wurde am 19. Oktober 1914 aus der Donau gefischt und entschärft. Die Flotte versuchte sich mit improvisierten Schutzvorrichtungen vor den Minen zu schützen, was aber nicht immer gelang. Minen wurden aber auch von der Donauflottille selbst ausgebracht. Zwischen dem 12. und 15. Dezember 1914 besetzten Einheiten der Donauflottille und Heerestruppen Belgrad. Hohen Besuch brachte der 17. April 1917, als eine spanische Offiziersmission unter General Burguete unter anderem die Donauflottille besichtigte, und am 20. April kamen zwei türkische Seeoffiziere zu Studienzwecken. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. und der bulgarische Zar Ferdinand I. kamen am 21. September 1917 zu Besuch. Bei dieser Gelegenheit wurde der österreichische Korvettenkapitän von Förster, Stabschef der Donauflottille, durch Wilhelm II. eigenhändig mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Am 22. September wurde der Monitor Inn durch einen Minentreffer stromaufwärts von Brăila versenkt. Korvettenkapitän von Förster kam dabei ums Leben. Die Inn wurde zwischen Oktober und November gehoben – interessierter Zuseher war Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha, der zu dieser Zeit die Flottille besuchte – und die Leiche von Korvettenkapitän von Förster geborgen. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Den abenteuerlichsten Versuch, die Schiffe der Donauflottille zu bekämpfen, unternahm das russische Zarenreich. Drei speziell für die Flussverhältnisse der Donau konstruierte U-Boote wurden gebaut. Zum Einsatz kam lediglich eines davon und dieses wurde am 12. März 1918 fast unbeschädigt erbeutet. Der Plan, dieses U-Boot in die Adria zu schaffen und dort einzusetzen, scheiterte an der mangelnden Seetauglichkeit der Kriegsbeute. Als nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk aufgrund bolschewistischer Unruhen der von den Mittelmächten dringend benötigte Handel mit Kohle und Getreide über das Schwarze Meer nicht aufgenommen werden konnte, wurden am 10. April Schiffe der Donauflottille auf den Dnjepr verlegt. Ihr Auftrag war es, deutsche und österreichisch-ungarische Truppen, die seit Mitte März 1918 in Odessa und Nikolajew waren, zu unterstützen und zu schützen. Am 12. September 1918 kehrte die erfolgreiche Donauflottille wieder in den Ausgangshafen Brăila zurück. Mit dem Ende der Donaumonarchie endete auch die Geschichte der k. u. k. Donauflottille. Schicksal der Donauflottille Am 13. November 1918 wurde Ungarn von den Kriegssiegern in der Militärkonvention von Belgrad aufgetragen, die in Budapest liegenden Monitore und eine große Zahl weiterer Schiffe abzugeben. Am 8. Dezember wurden fünf Monitore (Bosna, Sava, Enns, Temes (I), Körös) von einer eigens aufgestellten englischen Donauflottille beschlagnahmt und nach Belgrad überführt und instand gesetzt, um von der Marine des SHS-Staates eingesetzt werden zu können. Die Übergabe dieser Schiffe an die Serben erfolgte am 31. Dezember 1918. Nach der Ausrufung der ungarischen Räterepublik unter Béla Kun am 21. März 1919 wurden zwei Monitore nach Budapest verlegt, um die von den Rotarmisten bedrohte alliierte Militärmission zu evakuieren (22.–24. März 1919). Die in Budapest verbliebenen und bereits entwaffneten Kampfschiffe wurden von den Truppen Béla Kuns wieder einsatzbereit gemacht und teilweise auch in den Kämpfen gegen die Tschechen – diese hatten Oberungarn besetzt – eingesetzt. Ende 1919 befanden sich alle Einheiten der ehemaligen k.u.k. Donauflottille unter alliierter Kontrolle. Am 15. April 1920 genehmigte die Botschafterkonferenz der Alliierten die Aufteilung der ehemaligen Kampfschiffe: Österreich: Fogas, Csuka, Barsch, Stör (III) Ungarn: Wels, Compo, Viza, Lachs (II) Königreich SHS: Bodrog, Enns, Bosna Rumänien: Sava, Inn, Temes (I) Europäische Donaukommission: Maros, Leitha, Szamos, Körös (alle entwaffnet, um als Ponton genutzt zu werden.) Allerdings fanden noch Änderungen in dieser Aufteilung statt, so dass Österreich endgültig die Schiffe Fogas, Compo, Barsch und Stör (III) erhielt, die am 28. Jänner 1921 in Wien eintrafen und innerhalb von vier Monaten in der Schiffswerft Korneuburg demobilisiert werden sollten. Donauflottille nach 1918 Nach 1918 war Österreich ein Binnenland, das über keine Kriegsmarine mehr verfügte. Auf den später für das Bundesheer der Ersten, aber auch der Zweiten Republik angeschafften Booten versahen Pioniere des Bundesheers ihren Dienst. Die vier von den Alliierten Österreich zugesprochenen Schiffe wurden später an Ungarn verkauft und dafür ein anderes Schiff erworben, das den Namen Birago erhielt. Von österreichischen Werften wurden außerdem sechs 14-Tonnen-Boote gebaut (Drau, Enns, Krems, Mur, Salzach, Traun) sowie einige kleinere Boote, die auch die Nebenflüsse befahren konnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte eine Patrouillenbootstaffel, bestehend aus neun Booten, angeschafft werden, um die Donau als internationale Wasserstraße zu sichern. Tatsächlich wurden in der Schiffswerft Korneuburg jedoch nur zwei erbaut und in Betrieb genommen: 1957 die 12,30 m lange Oberst Brecht (6 Mann Besatzung) und 1970 die 29,67 m lange Niederösterreich (73 t; Besatzung: 9 Mann). Zuletzt waren in der Marinekaserne Tegetthoff in Wien-Kuchelau nur noch die beiden vorgenannten Boote sowie einige sehr kleine Motorboote stationiert. Flottenhandbücher nennen für 2003 noch einen Personalbestand von zwei Offizieren (Bootskommandanten) und 30 weiteren Soldaten. Die beiden leicht bewaffneten Patrouillenboote stellten mit dem Einholen der Flagge am 1. August 2006 ihren Dienst im November 2006 endgültig ein. Beide Wachboote wurden dem Heeresgeschichtlichen Museum übergeben und lagen ein paar Jahre lang bei der Reichsbrücke in Wien als Leihgabe im Rahmen der Vereinstätigkeit der Marinekameradschaft Admiral Erzherzog Franz Ferdinand. Mittlerweile befinden sich die beiden PatBoote im Bereich der ehemaligen Werft Korneuburg, wo sie während der Sommermonate jeweils am ersten Sonntag im Monat von 09:00 – 12:00h besucht werden können (Außenstelle des HGM). Gardaseeflottille Die Existenz der Gardaseeflottille findet kaum irgendwo Erwähnung und ist dementsprechend wenig bekannt. Gegründet wurde die Flottille auf dem Gardasee von Feldmarschall Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz zur Unterstützung seines Landheeres. Sie wurde unter der Führung des ersten Kommandanten Hauptmann Anton von Mollinary errichtet. 1860 wurde auch diese Flottille von der Kriegsmarine übernommen. Basis war der Ort Torri del Benaco. Im Juni 1859 operierten die bewaffneten Raddampfer SMS Franz Joseph, SMS Benaco und SMS Hess mit den Kanonenbooten gegen die piemontesisch-französischen Kräfte, die jedoch keine Schiffe auf dem See besaßen. Dabei ging die Benaco vor Salo am 20. Juni 1859 durch Beschuss einer piemontesischen Landbatterie verloren. Sie wurde danach von den Italienern gehoben. 1866 wurde die Benaco von den anderen österreichischen Raddampfern zurückerobert und 1866 mit Ihnen an Italien abgetreten. Nachdem Österreich vom Gardasee seit 1859 nur noch der nördliche und östliche Teil gehörte, kam es auch hier im Sommer 1866 im Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg zu erneuten Kampfhandlungen zwischen den österreichischen Raddampfern SMS Franz Joseph und SMS Hess und sechs Kanonenbooten (u. a. Speiteufel, Wildfang, Scharfschütze) unter dem Kommando des Korvettenkapitän Moritz Manfroni von Montfort und der italienischen Flottille, die Giuseppe Garibaldi unterstand. Aufgabe der Flottille war es, österreichisches Gebiet zu verteidigen, eine italienische Landung zu verhindern, ein Vordringen der Italiener nach Südtirol zu unterbinden, die einzige Uferstraße am Ostufer zu schützen und italienische Nachschubwege auf dem See zu behindern. Zwei italienische Schiffe wurden gekapert und es kam zu einer Seeschlacht mit dem italienischen (ehemals österreichischen) Dampfer Benaco. Am 25. Juli beschoss Manfroni italienische Infanterie, die auf dem Weg zur Stadt Riva del Garda am Gardasee war und sich daraufhin zurückzog. Manfroni gelang die Besetzung der Stadt kurz vor dem neuerlichen Anmarsch der Italiener. Der Gardasee blieb bis zum Ende der Donaumonarchie teilweise österreichisch. Die Schiffe der Gardaseeflottille wurden 1866 an Italien verkauft. Die Hess und die Franz Joseph blieben unter den Namen RN Principe Oddone und RN San Marco bis 1880 im Dienst der italienischen Marine auf dem See. Die österreichische Gardaseeflottille wurde 1866 offenbar aufgelöst. Expeditionen Novara-Expedition Zwischen dem 30. April 1857 und dem 26. August 1859 erfolgte zu Forschungszwecken die Weltumsegelung durch die SMS Novara, begleitet von der Korvette SMS Carolina. Besucht wurden dabei unter anderem Brasilien, China und Australien. In Valparaíso bekam man die Nachricht über einen möglichen Krieg zwischen Österreich und einem französisch-sardinischen Bündnis und beschloss, auf schnellstem Weg nach Österreich zurückzukehren. In Gibraltar wurde bekannt, dass Frankreich die Novara zum Schutz der wissenschaftlichen Exponate an Bord als „neutral“ erklärt hatte. Österreichisch-ungarische Nordpolexpedition Julius Payer aus Österreich hatte 1870 eine wenig erfolgreiche Forschungsfahrt des Norddeutschen Bundes begleitet und fasste – ermutigt vom Kartographen und Geographen August Petermann – den Plan, unter österreichischem Kommando ebenfalls eine derartige Fahrt zu unternehmen. Unter dem Kommando des Kaiserjägeroberleutnants Julius Payer und des Linienschiffsleutnants Carl Weyprecht begann – unterstützt von Erzherzog Rainer von Österreich (Kurator der Akademie der Wissenschaften), der Marinesektion und Johann Nepomuk Graf Wilczek – mit der eigens in Bremerhaven gebauten „SMS Tegetthoff“ am 13. Juni 1872 die Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition, die Rückkehr erfolgte 1874. Ein Mann war während der abenteuerlichen und gefährlichen Reise, in deren Verlauf das Schiff aufgegeben werden musste, gestorben (der Maschinist Ota Kříž). Entdeckt wurde die Inselgruppe des Franz-Joseph-Landes (da für Österreich-Ungarn in keiner Weise von Nutzen, dem Zarenreich überlassen). Auf Karten eingetragene Namen sind „Kap Wien“, „Kap Tegetthoff“, „Kronprinz Rudolf-Insel“, „Wilczek-Insel“ und weitere. S.M.S. Zrinyi in Ostasien Die Schraubenkorvette „Zrinyi“ (benannt nach dem Banus von Kroatien Miklos Zrinyi, 1508–1566) wurde vom Stabilimento Tecnico Triestino (STT) 1869–1871 gebaut. Der Stapellauf erfolgte am 10. Dezember 1870. (Der Stapellauf des gleichnamigen Schlachtschiffes erfolgte am 12. April 1910 ebenfalls in der Triestiner Werft des STT.) Eine der erwähnten „Missionsfahrten“ führten die Korvette Zrinyi unter dem Kommandanten k.u.k. Korvettenkapitän Wladimir Khittel 1890/1891 nach Ostasien. Die Fahrt führte über Aden nach Singapur und Shanghai den Jangtsekiang aufwärts bis Nanjing und Hankow. Der Jangtsekiang wurde skizziert und kartiert und die Festungsanlagen der Siedlungen zu beiden Seiten des Stroms beschrieben – Arbeiten, die während der Kämpfe des Boxeraufstands eine große Hilfe sein sollten. Literatur: Wladimir Aichelburg, Register der k.(u.)k. Kriegsschiffe, Wien-Graz 2002. Über diese Fahrt berichtet das Buch „Die Reise S.M. Schiffes ‚Zrinyi‘ nach Ost-Asien: Yang-tse-kiang u. Gelbes Meer 1890–1891“ von Jerolim Benko von Boinik ebenso wie ein weiteres über die „Reise S.M. Schiffes ‚Zrinyi‘ über Malta, Tanger und Teneriffa nach Westindien in den Jahren 1885 und 1886 […] mit Zugrundelegung der Berichte des Schiffscommandanten, […]“ Tiefsee-Expeditionen In den Jahren 1890 bis 1898 unternahm das Transportschiff SMS Pola sieben Tiefsee-Expeditionen ins östliche Mittelmeer, in die Adria und das Rote Meer. Ziel war eine umfassende Bestandsaufnahme der topographischen, physikalischen, chemischen und biologischen Verhältnisse. Flaggen Erster Staat, der für seine Schiffe eine Flagge einführte, war Holland. Anfänglich zeigten Handels- und Kriegsschiffe die gleiche, doch später wurden für die beiden Kategorien von Schiffen zwei verschiedene Flaggen eingeführt. Seit 1687 zeigten auch die Kriegsschiffe der römisch-deutschen Kaiser sowie des Königreichs Neapel die schwarz-gelbe Flagge mit dem doppelköpfigen Reichsadler auf gelbem Grund und mit schwarzen Randzacken als Kaiserflagge. 1730, während der Regierung von Kaiser Karl VI., wurden National-, Kriegs-, Handels- und Kommandoflaggen eingeführt, die später auch von Maria Theresia bestätigt wurden. Die Kriegsflagge war gelb und ohne Randzacken, in der Mitte war der doppelköpfige Adler zu sehen. Im Gegensatz dazu war die Handelsflagge nur mit einem kleinen Adler in der linken oberen Ecke versehen. Zusätzlich gab es noch dünne schwarze und horizontale Querstreifen. Da diese Flagge aber der toskanischen Flagge ähnelte und es dadurch zu Verwechslungen kam, führte Kaiser Joseph II. 1786 neue Flaggen ein, welche nur für die Erbländer gelten sollten und für Kriegs- und Handelsschiffe identisch war. Die rot-weiß-rote Flagge zeigte goldumrandet das österreichische Wappen und die römisch-deutsche Kaiserkrone. Nach der Niederlegung der römisch-deutschen Kaiserwürde durch Kaiser Franz I. 1806 wurde diese Krone durch eine geschlossene Krone ersetzt. 1867, nach dem Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn, kam die zusätzliche Einführung einer Handelsflagge. Die rot-weiß-rote Flagge wurde in der Mitte geteilt. In der linken Hälfte befand sich das österreichische Wappen mit Krone, in der rechten Hälfte wurde der untere rote Balken durch einen grünen ersetzt und das ungarische Wappen eingefügt. Um die Anwesenheit eines Mitglieds des Kaiserhauses an Bord zu signalisieren, wurde seit der Änderung der Flaggen durch Kaiser Joseph II. die schon 1687 verwendete „Kaiserflagge“ als „Standarte“ geführt. Wie in allen Marinen gab es auch in der k. u. k. Kriegsmarine eine Vielzahl von Dienst-, Rang- und Kommandoflaggen. Die rot-weiß-rote Flagge wurde von allen Schiffen, Seebehörden und Häfen der Monarchie geführt. Das letzte Mal eingeholt wurde sie am 30. Oktober 1918 auf dem Flaggschiff Viribus Unitis und einen Tag später auf der Flottenbasis Cattaro. Dort erfolgte das Niederholen, wie auch das anschließende Hissen der kroatischen Flagge, feierlich mit Hymnen und Flaggensalut. Dienstgrade Folgend die Dienstgrade bei der k. u. k. Kriegsmarine zu Beginn des 20. Jahrhunderts in absteigender Reihenfolge von der höchsten Dienstgradgruppe der Admirale bis zur niedrigsten Dienstgradgruppe der Mannschaft. Wie alles andere unterlagen auch diese Bezeichnungen der Veränderung. Admiräle: Großadmiral (1916 an Adm. Anton Haus verliehen) Admiral Viceadmiral Konteradmiral Stabsoffiziere: Linienschiffskapitän (auch: Schiffskapitän) Fregattenkapitän Korvettenkapitän Oberoffiziere: Linienschiffsleutnant (auch: Schiffsleutnant, entsprach dem Hauptmann 1. Klasse der Armee) Fregattenleutnant, entsprach bis 1908 dem Hauptmann 2. Klasse (bis 1849 Capitän-Lieutenant) der Armee, seit 1908 nur noch ranggleich dem Oberleutnant der Armee. Die Berufsoffiziere der Marine wurden seit 1908 mit diesem Dienstgrad von der k.u.k. Marineakademie ausgemustert. Linienschiffsfähnrich (1908 abgeschafft, auch: Schiffsfähnrich), 1859 bis 1908 höchster Absolventendienstgrad der k.u.k. Marineakademie (vor Seekadett), entsprach dem Oberleutnant der Armee. 1908 trat der Fregattenleutnant an diese Position. Fregattenfähnrich (1859/1860 abgeschafft, bis dahin höchster Absolventendienstgrad der k.u.k. Marineakademie), entsprach dem Unterleutnant/Leutnant der Armee Korvettenleutnant in der Reserve (seit 1916, Reservedienstgrad für Zivilseeleute mit einem Jahr Dienstzeit in der k.k. Kriegsmarine), ranggleich mit Leutnant der Armee. Berufsoffiziere der Kriegsmarine durchliefen diesen Dienstgrad nicht. Offizieranwärter Seefähnrich (bis 1908: Seekadett 1. Klasse) Seekadett (bis 1859: Marinekadett, dann Seekadett, 1869 bis 1908: Seekadett 2. Klasse). See-Eleve 1. Klasse (Zögling und (Ober-)Realschulabsolvent), nach sechs Monaten Kursus Beförderung zum Seekadetten See-Eleve 2. Klasse (Zögling), nach drei Jahren Kursus Beförderung zum Seekadetten Seeaspirant Unteroffiziere: Oberstabsbootsmann, Stabstelegraphenmeister usw. (bis 1908: Oberbootsmann usw., seit 1914 die vor 1908 verabschiedete Reservisten aber Oberbootsmann 1. Klasse) Stabsbootsmann, Stabsgeschützmeister usw. (bis 1908: Bootsmann usw., seit 1914 die vor 1908 verabschiedete Reservisten aber Oberbootsmann 2. Klasse) Unterbootsmann, Untergeschützmeister, Untertelegraphenmeister usw. (seit 1914 Bootsmann, Geschützmeister usw.). Die wiederholten Umbenennungen der Bootsmann-Dienstgrade sorgen in der Rückschau für Verwirrung. 1908 ersetzten Stabsbootsmann und Oberstabsbootsmann die Dienstgrade Bootsmann und Oberbootsmann alter Art. Die vor diesem Zeitpunkt in die Reserve übergetretenen Boots-/Oberbootsleute behielten ihre bisherige Dienstgradbezeichnungen vorerst bei. Die Umbenennung des Unterbootsmanns in Bootsmann im Jahr 1914 machte es jedoch notwendig, die Boots-/Oberbootsleute alter Art umzubenennen in Oberbootsmann 1. bzw. 2. Klasse. Die nach 1908 in die Reserve übergetretenen Marineunteroffiziere rangierten dagegen als Stabs-/Oberstabsbootsleute. Die Rangabzeichen waren identisch (zwei bzw. drei verkürzte gelbseidene Ärmeltressen). Chargen: Bootsmannsmaat, Geschützmaat, Elektromaat usw. Marsgast, Telegraphengast, Oberheizer, Quartiermeister usw. Matrose 1. Klasse, Telegraphenmatrose 1. Klasse, Heizer 1. Klasse usw. Mannschaften: Matrose, Telegraphenmatrose, Heizer usw. 2. Klasse Kommandanten der k. u. k. Kriegsmarine Die folgenden Abschnitte enthalten eine Übersicht über alle Marine- und Flottenkommandanten (gab es nur im Ersten Weltkrieg) der k. u. k. Kriegsmarine sowie über die Chefs der Marinesektion im k.u.k. Kriegsministerium. Bedeutende Kommandanten der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine waren: Ferdinand Maximilian, Bruder von Kaiser Franz Joseph I. und 1864–1867 Kaiser von Mexiko Wilhelm von Tegetthoff, Oberbefehlshaber während der Seeschlacht von Lissa Miklós Horthy, letzter Flottenkommandant und danach Reichsverweser von Ungarn Marinekommandanten Der Marinekommandant war in der k.u.k. Kriegsmarine die höchste militärische Dienststellung. Er war der De-facto-Oberbefehlshaber der Marine unter dem Kaiser und König als Oberbefehlshaber de jure. Name Dienstgrad Beginn der Berufung Ende der Berufung Ludwig von Fautz Vizeadmiral 1861 Juni 1865 Wilhelm von Tegetthoff Vizeadmiral Juli 1865 April 1871 Friedrich von Pöck Admiral April 1871 November 1883 Maximilian Daublebsky von Sterneck Admiral November 1883 Dezember 1897 Hermann von Spaun Admiral Dezember 1897 November 1904 Rudolf Graf Montecuccoli Admiral November 1904 Februar 1913 Anton Haus Admiral/Großadmiral Februar 1913 Februar 1917 Maximilian Njegovan Admiral April 1917 Februar 1918 Miklós Horthy Vizeadmiral März 1918 Oktober 1918 Flottenkommandant (1914–1918) Der Flottenkommandant war im Ersten Weltkrieg der Befehlshaber der gesamten mobilisierten Flotte. Name Dienstgrad Beginn der Berufung Ende der Berufung Anton Haus Admiral/Großadmiral Juli 1914 Februar 1917 Maximilian Njegovan Admiral Februar 1917 Februar 1918 Miklós Horthy Konteradmiral/Vizeadmiral März 1918 Oktober 1918 Chefs der Marinesektion des Kriegsministeriums Der Chef der Marinesektion des Reichskriegsministeriums, seit 1911 des k.u.k. Kriegsministeriums, war der oberste Verwaltungschef der Marineabteilung (Sektion) des Reichskriegsministeriums. Er war stets ein Marineoffizier im Admiralsrang und oft in Personalunion auch Marinekommandant. Durch das Ausscheiden Ungarns aus der Realunion mit Österreich per 31. Oktober 1918 entfiel die Basis für die gemeinsame Marine. Da infolge des Zerfalls Österreich-Ungarns weder Österreich noch Ungarn Anteil an der Adriaküste besaß, entschied Karl I./IV., die Flotte dem neuen südslawischen Staat übergeben zu lassen. Das k.u.k. Kriegsministerium wurde vom neuen Staat Deutschösterreich am 12. November 1918 für aufgelöst erklärt und mit seiner Marinesektion als Liquidierendes Kriegsministerium unter der Aufsicht des deutschösterreichischen Staatsamtes für das Heerwesen bis zum Ende der Liquidierungs- und Aufteilungsarbeiten weitergeführt. Name Dienstgrad Beginn der Berufung Ende der Berufung Ludwig von Fautz Vizeadmiral Juli 1865 Feber 1868 Wilhelm von Tegetthoff Vizeadmiral Februar 1868 April 1871 Friedrich von Pöck Admiral Oktober 1872 November 1883 Maximilian Daublebsky von Sterneck Admiral November 1883 Dezember 1897 Hermann von Spaun Admiral Dezember 1897 November 1904 Rudolf Graf Montecuccoli Admiral November 1904 Februar 1913 Anton Haus Admiral/Großadmiral Februar 1913 Februar 1917 Karl Kailer von Kaltenfels Vizeadmiral Februar 1917 April 1917 Maximilian Njegovan Admiral April 1917 Februar 1918 Franz von Holub Vizeadmiral (*) März 1918 Jänner 1919 Wilhelm Buchmayer Linienschiffskapitän (*) Jänner 1919 Feber 1920 Alfred Suchomel Fregattenkapitän (*) Feber 1920 Mai 1923 (*) seit 1. November 1918 nicht mehr k.u.k. und ohne Flotte, seit 12. November 1918 liquidierend Marinebibliothek Museale Rezeption Der Geschichte der österreichischen Marine ist im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum ein eigener Saal gewidmet. Die Ausstellung deckt dabei die gesamte Chronologie von der Entstehung der Donauflottille bis zum Ende der k.u.k. Kriegsmarine ab. Besonders ragen die zahlreichen Schiffsmodelle heraus, wobei jenes der SMS Viribus Unitis im Maßstab von 1:25 und einer Gesamtlänge von 6 Meter, welches von acht Facharbeitern der Werft Stabilimento Tecnico Triestino von 1913 bis 1917 gebaut wurde, besonders beeindruckt. Zahlreiche Ölgemälde, darunter auch welche mit monumentalen Ausmaßen, veranschaulichen zusätzlich die bewegte Geschichte der österreichischen Marine. Die Novara-Expedition (1857–1859), die Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition (1872–1874) und das Eingreifen beim Boxeraufstand in China 1900 nehmen ebenfalls breiten Raum in der Ausstellung des Marinesaals ein. Hier befindet sich auch das einzige noch erhaltene Fragment eines k.u.k. U-Bootes, nämlich der Turm von U 20, welches 1918 versenkt und 1962 geborgen wurde. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie, auch bekannt als Donaumonarchie und Doppelmonarchie, war ein Vielvölkerstaat in Mittel- und Südosteuropa, der nach dem Umbau des Kaisertums Österreich zu einer Doppelmonarchie auf der Grundlage des österreichisch-ungarischen Ausgleiches vom 8. Juni 1867 bis zum 31. Oktober 1918 (Austritt Ungarns aus der Realunion) bestand. Sie setzte sich aus zwei Staaten zusammen: aus den „im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern“, offiziös Cisleithanien (erst ab 1915 amtlich Österreich genannt), und den „Ländern der heiligen ungarischen Stephanskrone“. Hinzu kam 1878 das gemeinsam verwaltete Bosnien-Herzegowina. Die verfassungsrechtlichen Ausgleichsvereinbarungen sicherten im Sinne einer Realunion die Gleichberechtigung der beiden (Teil-)Staaten im Verhältnis zueinander. Gemeinsames Staatsoberhaupt war der Kaiser von Österreich und Apostolische König von Ungarn aus dem Haus Habsburg-Lothringen. Von 1867 bis 1916 regierte Franz Joseph I., danach bis 1918 Karl I./IV. Mit einer Fläche von 676.615 km² und 52,8 Mio. Menschen (1914) war Österreich-Ungarn, flächenmäßig nach Russland, der zweitgrößte und von seiner Bevölkerungszahl, nach Russland und dem Deutschen Reich, der drittgrößte Staat Europas. Sein damaliges Staatsgebiet umfasst die heutigen Staaten Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Teile des heutigen Rumäniens, Montenegros, Polens, der Ukraine, Italiens, und Serbiens. Namen 1868 legte der Kaiser und König den Staatsnamen Österreichisch-Ungarische Monarchie förmlich fest. Alternativ wird Österreich-Ungarn auch als k. u. k. Monarchie bezeichnet (kaiserliche und königliche Monarchie). Da die Donau den Doppelstaat auf einer Länge von etwa 1.300 km durchfloss und seinen Hauptstrom bildete, spricht man auch von der Donaumonarchie. Wegen der staatsrechtlichen Konstruktion der beiden Reichsteile ist ebenso die Bezeichnung Doppelmonarchie gebräuchlich; mit dem kaiserlichen Doppeladler, den die Ungarn nicht führten, hat dies nichts zu tun. Das kaiserliche Österreich wurde offiziell bis 1915 meist die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder genannt, inoffiziell in der Politiker- und Juristensprache auch Cisleithanien. Das königliche Ungarn firmierte amtlich als die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone, inoffiziell auch als Transleithanien. In der Literatur wurde das kaiserliche Österreich auch als „Kakanien“ bezeichnet – ein Ausdruck, der aus dem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil stammt und sich aus dem für die cisleithanische Reichshälfte verwendeten Kürzel k. k. ableitete. Geschichte Der Weg zum österreichisch-ungarischen Ausgleich (1848–1867) Die Wurzeln der Österreichisch-Ungarischen Monarchie liegen in der Auseinandersetzung des Kaisertums Österreich mit dem Königreich Preußen um die Vorherrschaft im Deutschen Bund, der am 8. Juni 1815 mit Österreich als Präsidialmacht gegründet worden war. Österreich war für Preußen das Haupthindernis in der vom überregionalen Deutschen Nationalverein gestützten Kleindeutschen Lösung, die einen Zusammenschluss der Länder des Deutschen Bundes unter der Führung Preußens unter gleichzeitigem Ausschluss Österreichs vorsah. Diese Auseinandersetzung wurde am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz („Deutscher Krieg“) zu Gunsten Preußens entschieden. Die für das Kaisertum Österreich gravierendste Folge dieses Krieges war die Isolierung durch die erzwungene Trennung von den deutschen Staaten. Dieser Schwächung der Deutschen in Österreich stand eine Stärkung der Stellung der demographisch dominierenden nichtdeutschen Nationalitäten gegenüber, die das Zerbrechen des schon 1848 schwer erschütterten Vielvölkerstaates befürchten ließ. Um diese Gefahr zu verringern, musste das Kaiserhaus vor allem das Verhältnis zu den herrschenden Schichten Ungarns entspannen. Die aus der Sicht der Habsburger aufständischen Ungarn konnten im Jahr 1849 nur mit Unterstützung Russlands besiegt werden. Mit der Hinrichtung des gemäßigten ehemaligen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány und mehrerer seiner Mitstreiter hatte der 20-jährige Kaiser Franz Joseph I. 1850 allerdings eine Kluft aufgerissen, die durch die Abtrennung der Wojwodina, Kroatiens, Slawoniens und Siebenbürgens sowie die Unterstellung Restungarns unter die Militärverwaltung Erzherzog Albrechts nur vertieft wurde. Mit der Befreiung der Bauern hatte das Haus Habsburg den ungarischen Adel als eigentlichen Entscheidungsträger des Landes endgültig gegen sich aufgebracht. Er reagierte mit passiver Resistenz in Form von Ämter- und Steuerverweigerung, was eine permanente Truppenpräsenz erforderlich machte. Als Positivum dieser Adelsvorrechte reduzierenden und Segregationswünsche unterdrückenden Phase sind, neben der Bauernbefreiung die Modernisierung des Schulwesens, das Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit und die Einführung des österreichischen Strafgesetzbuches zu nennen. Die Konfrontation wurde schließlich auch durch den wirtschaftlichen Aufschwung gedämpft, eine substantielle Annäherung war jedoch erst 1865 mit der Wiedereinberufung des ungarischen Landtages und der Zusage der weitgehenden Restitution der ungarischen Verfassung von 1848 durch die kaiserliche Regierung erfolgt. Weitere Schritte waren dringend nötig. Die Ausgleichsverhandlungen mit den Ungarn standen unter dem Zeichen widerstrebender magyarischer Meinungen. Der im Exil lebende geistige Führer der ungarischen Revolution Lajos Kossuth und seine beträchtliche Anhängerschaft im Lande votierten für die Loslösung von Österreich, ein Ausgleich wäre (gemäß Kossuth) der „Tod der Nation“ und würde dem Land das „Zugseil fremder Interessen auferlegen“. Letztendlich setzte sich jedoch die Meinung des Führers der Liberalen Ferenc Deák durch. Er führte ins Treffen, dass ein freies Ungarn mit seinen starken slawischen und deutschen Minderheiten Gefahr liefe, in die Isolation zu geraten und letztendlich zwischen Russland und Deutschland zerrieben zu werden. Ein Bündnis mit dem durch das interne Nationalitätenproblem geschwächten Österreich unter der Führung eines Monarchen, der sich im Krönungseid der ungarischen Nation verpflichtet, wäre deshalb vorzuziehen. Den Adel überzeugte er überdies mit dem Hinweis, dass der Ausgleich die Möglichkeit bieten würde, die territoriale und politische Integrität des Großgrundbesitzes zu wahren und die Herrschaft über die nichtmagyarischen Nationen Ungarns fortzusetzen. Die Verhandlungen über den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich wurden Anfang 1867 abgeschlossen. Am 17. Februar 1867 ernannte Franz Joseph I. die neue ungarische Regierung unter Graf Andrássy. Die Wiener Verhandlungen wurden einen Tag später abgeschlossen. Am 27. Februar 1867 wurde der ungarische Reichstag wiederhergestellt. Am 15. März leistete Graf Andrássy mit seiner Regierung in Ofen Kaiser Franz Joseph I. den Treueeid. Zugleich traten die Regelungen des österreichisch-ungarischen Ausgleichs in Kraft. Das gilt als Geburtstag der Doppelmonarchie, wenn auch die Ausgleichsgesetze erst im Dezember 1867 von den Parlamenten beider Staaten beschlossen waren. Franz Joseph I. selbst wurde am 8. Juni 1867 in Buda zum König von Ungarn gekrönt. Die Doppelmonarchie 1867–1914 Franz Joseph I. war nun formal das gemeinsame konstitutionelle Staatsoberhaupt (Personalunion), unter dessen Leitung sowohl die Außenpolitik, die gemeinsame Armee und Kriegsmarine sowie die dazu nötigen Finanzen in den entsprechenden „k.u.k. Reichsministerien“ mit Sitz in Wien gemeinsam verwaltet wurden (Realunion). Alle anderen Angelegenheiten konnten Österreich und Ungarn von nun an getrennt regeln (es kam jedoch freiwillig zu einem gemeinsamen Währungs-, Wirtschafts- und Zollgebiet). Mit dem Abschluss des Ausgleichsvertrages waren jedoch keinesfalls alle Streitpunkte ausgeräumt. So hatte sich Ungarn eine Adaptierung alle zehn Jahre ausbedungen. Die Verhandlungen dazu wurden von den Ungarn vor allem mit dem Ziel der Schwächung der noch vorhandenen Bande und der Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Position gegenüber Cisleithanien geführt. Die sich jeweils über viele Monate, ja Jahre, hinziehenden Verhandlungen der entsprechenden Kommissionen schufen ein Klima der permanenten Konfrontation und belasteten das Verhältnis zwischen den beiden Reichshälften bis zur Planung eines Militäreinsatzes. Es zeigte sich, dass der Einfluss Franz Josephs I. als ungarischer König auf die ungarische Innenpolitik weit geringer war als jener auf die Regierungen in Cisleithanien als österreichischer Kaiser. Eines seiner letzten Druckmittel gegenüber den Ungarn blieb die Androhung der Einführung allgemeiner und freier Wahlen. Der Ausgleich mit Ungarn, der den Ungarn eine weitreichende staatliche Autonomie gebracht hatte, führte allerdings zum Protest anderer Nationalitäten, insbesondere der Slawen. Konkrete Forderungen nach einem ähnlichen Ausgleich wurden vor allem von den Tschechen für die Länder der böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien) erhoben. Die unberücksichtigten Interessen anderer Nationalitäten und die ungarischen Assimilierungsversuche (z. B. die Magyarisierungspolitik in der heutigen Slowakei) führten zu ethnischen Spannungen und zu Begriffen wie „Völkerkerker“. Andererseits prosperierte die Doppelmonarchie als gemeinsamer Wirtschaftsraum mit gemeinsamer Währung. Die nichtdeutschen Nationalitäten hatten in Österreich wesentlich mehr Rechte als in Ungarn. Dies betraf vor allem den Unterricht in der Muttersprache (obwohl höhere nichtdeutsche Schulen oft erkämpft werden mussten), die Verwendung der Muttersprache bei Ämtern und Behörden (Antworten in der Sprache des Antragstellers mussten allerdings erst gesetzlich vorgeschrieben werden) und die Vertretung im Reichsrat, dem Parlament Österreichs. Diese Vertretung wurde allerdings sehr unterschiedlich genützt. Die Polen Galiziens arbeiteten – durch Steuergeschenke und Investitionen geködert – oft konstruktiv mit und stellten zeitweise k.k. Minister (Agenor Goluchowski, Alfred Józef Potocki, Kasimir Felix Badeni). Viele tschechische Politiker bestritten die Zuständigkeit des Reichsrates für die Länder der böhmischen Krone grundsätzlich, sodass dort schon früher als in anderen Kronländern die Direktwahl der Abgeordneten vorgeschrieben werden musste. Tschechische Reichsratsabgeordnete machten die Beratungen des Abgeordnetenhauses immer wieder durch Lärmorgien unmöglich (Obstruktionspolitik), worauf die Regierung dem Kaiser die Vertagung des Reichsrates vorschlug und mit provisorischen Verordnungen weiterregierte. In Ungarn waren die nichtmagyarischen Nationalitäten, die fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, durch Schulgesetze und Wahlrecht diskriminiert. Im Unterschied zu Österreich, wo dies 1907 gelungen war, wurde in Ungarn bis zum Ende der Doppelmonarchie kein allgemeines Männerwahlrecht eingeführt. Vorrechte von Stand und Besitz waren in Ungarn wesentlich stärker maßgebend als in Österreich. Die herrschende Schicht Ungarns arbeitete im Rahmen ihrer politischen Möglichkeiten daran, Ungarn möglichst vollständig von Österreich unabhängig zu machen. Als der Berliner Kongress 1878 Österreich-Ungarn die Okkupation Bosniens und der Herzegowina, beide formal weiterhin Bestandteile des Osmanischen Reiches, gestattete, wollten Österreich und Ungarn das neue Verwaltungsgebiet in ihren Staat eingliedern. Die salomonische Lösung war dann, dass Bosnien und Herzegowina weder zu Cis- noch zu Transleithanien geschlagen, sondern vom gemeinsamen k.u.k. Finanzministerium verwaltet wurde. Kaiser und König Franz Joseph I. war nach dem Ausgleich penibel darauf bedacht, seine beiden Reichshälften gleich zu behandeln. Dies erstreckte sich bis zur Frage der Namensgebung für neue Schiffe der k.u.k. Kriegsmarine; Franz Joseph I. lehnte Namensvorschläge ab, die Ungarn benachteiligt hätten. Der nach dem Selbstmord von Kronprinz Rudolf 1889 designierte Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand hingegen verbarg seine Abneigung gegen die herrschende Klasse Ungarns und ihre Magyarisierungs- und Erpressungspolitik gegenüber der Krone nicht und plante in seiner Militärkanzlei (er war Generalinspektor der gesamten k.u.k. bewaffneten Macht) im Schloss Belvedere einen auf die Armee gestützten Umbau der Doppelmonarchie nach dem Tod Franz Josephs I. Sein Vorhaben, aus der Doppelmonarchie durch gleichberechtigte Beteiligung der Südslawen als drittes Staatselement (Trialismus) eine „Tripelmonarchie“ zu machen, wäre wohl nur im Bürgerkrieg mit den Ungarn zu realisieren gewesen. Außerdem hätten die dann nach wie vor benachteiligten Tschechen wohl nicht unbeteiligt zugesehen. Auf Initiative Franz Ferdinands wurden außerdem Modelle zur Umwandlung der Monarchie in einen ethnisch-föderativen Staat entworfen (Modell der „Vereinigten Staaten von Groß-Österreich“ nach Aurel Popovici), die jedoch nicht zur Realisierung kamen. 1908 brach in der Türkei die so genannte jungtürkische Revolution aus. Österreich-Ungarn wurde dadurch daran erinnert, dass Bosnien und die Herzegowina zwar von der k.u.k. Monarchie seit dreißig Jahren okkupiert und verwaltet wurden, jedoch formal Teile des Osmanischen Reiches geblieben waren. Franz Joseph I. sah nun die Chance, „Mehrer des Reiches“ zu sein, und stimmte dem Annexionsplan des k.u.k. Reichsfinanzministers zu. Der einseitige, von keiner internationalen Konferenz unterstützte Rechtsakt, das Hoheitsgebiet der k.u.k. Monarchie auf Bosnien und Herzegowina zu erstrecken, verursachte in Europa größere Unruhe („Bosnienkrise“). Dabei wurde klar, wie wenige Verbündete Österreich-Ungarn im Kriegsfall haben würde. 1908 beging Franz Joseph I. auch sein Jubiläum, 60 Jahre Kaiser von Österreich zu sein. Kaiser Wilhelm II. und fast alle Oberhäupter der deutschen Teilstaaten gratulierten aus diesem Anlass persönlich in Wien. Ungarn sah sich „nicht zu Kundgebungen veranlasst“, war Franz Joseph I. doch bis zu seiner Krönung in Ungarn 1867 als Fremdherrscher empfunden worden. In Prag und Laibach kam es 1908 zu Ausschreitungen gegen die Deutschen als herrschendes Volk des Kaisertums Österreich. Der Weg in den Krieg: Julikrise 1914 Am 28. Juni 1914 besuchten Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Herzogin von Hohenberg Sarajevo, die Hauptstadt des 1908 annektierten Bosnien. An jenem Tag beging Serbien zum ersten Mal den Veitstag als offiziellen Staatsfeiertag, den Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, an dem 1389 die Serben vernichtend von den Türken geschlagen worden waren. Nationalisten, die ein vereintes Serbien (und somit Gebiete der Monarchie, in denen Serben lebten) forderten, empfanden den Besuch des Paares als Provokation. Während einer Autofahrt durch Sarajevo wurde das Paar von dem serbischen Attentäter Gavrilo Princip erschossen, was zu einer schwerwiegenden Staatskrise, der so genannten Julikrise, führte. Daraufhin erhielt Kaiser und König Franz Joseph ein Treuebekenntnis des deutschen Kaisers Wilhelm II., der ihm versicherte, „im Einklang mit seinen Bündnisverpflichtungen und seiner alten Freundschaft treu an der Seite Österreich-Ungarns [zu] stehen“. Dieses Treuebekenntnis, das nicht voraussetzte, dass weitreichende Entscheidungen Österreich-Ungarns vorher mit dem Deutschen Reich abgesprochen wurden, empfanden politische Beobachter als Blankoscheck. Wie weit zu diesem Zeitpunkt der europäische Krieg bereits im Kalkül der deutschen Führung lag, ist in der historischen Forschung bis heute umstritten (siehe Fischer-Kontroverse). Am 23. Juli stellte Österreich-Ungarn ein Ultimatum an Serbien, da man davon ausging, dass Serbien entscheidenden Anteil an dem Attentat hatte. Die Antwort aus Belgrad war nachgiebig und kooperativ.[1] Die Serben hatten allerdings nicht alle Bedingungen der k.u.k. Monarchie hundertprozentig akzeptiert. Österreichisch-ungarische Spitzenpolitiker und Militärs nahmen daher gern die Gelegenheit wahr, die serbische Antwort als unzureichend abzulehnen. In völliger Verkennung der Weltlage und der Schwäche der Monarchie motivierten sie den 84-jährigen Kaiser und König, der seit 48 Jahren keinen Krieg mehr zu führen gehabt hatte, zur Kriegserklärung an das südöstliche Nachbarland, die am 28. Juli erfolgte. Dies bewog Russland zur Generalmobilmachung, da sich das Zarenreich aufgrund des Panslawismus als Behüter der slawischen Völker sah und den Balkan als eigenes Einflussgebiet betrachtete. Russland erklärte Österreich-Ungarn den Krieg. Hierauf trat für das Deutsche Reich der Bündnisfall ein; das Reich trat an der Seite Österreich-Ungarns in den Krieg ein. Da Russland mit Frankreich und Großbritannien verbündet war (Entente), kamen diese beiden Russland zu Hilfe, womit der „Große Krieg“ – später Erster Weltkrieg genannt – nicht mehr aufzuhalten war. Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg Italien blieb zunächst neutral. Es sah sich trotz des Bündnisses (Dreibund) mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich nicht in der Pflicht, da es ein Defensivbündnis gewesen sei und Italien die „Mittelmächte“ (womit nicht die Größe der Macht, sondern die Lage in Mitteleuropa gemeint war) für die Verantwortlichen des Kriegsausbruches hielt. Italien stellte an Österreich-Ungarn die Forderung, italienischsprachige Gebiete der k.u.k. Monarchie (Trentino, Triest, Istrien usw.) an Italien abzutreten. Österreich-Ungarn wollte allenfalls das Trentino (Welschtirol) abtreten. Deutschland erkannte die Gefahr, dass die Entente Italien in ihr Lager ziehen könnte und mahnte Österreich-Ungarn, die Forderungen Italiens anzunehmen. Die Entente versprach Italien mehr: 1915 wechselte der gewesene Bündnispartner Österreich-Ungarns die Seiten und begann in der Hoffnung, das Risorgimento abschließen und beide Küsten der Adria („mare nostro“ = „unser Meer“) beherrschen zu können, seinen Krieg gegen Österreich-Ungarn. Der Fragilität des Vielvölkerstaates zum Trotz kämpfte die österreichisch-ungarischen Armee mutig und standhaft. In Galizien war es schwer, der russischen Übermacht standzuhalten. (Vorübergehend gab es die Furcht, die Russen könnten bis Wien vordringen.) Serbien, von der Wiener „Kriegspartei“ als leichte Beute betrachtet, leistete erbitterten Widerstand und konnte erst 1915 mit deutscher Hilfe niedergerungen werden. Italien gelang es auch in zwölf (!) Isonzoschlachten (Isonzo = slowenisch Soca, Fluss nahe der heutigen Grenze zwischen Italien und Slowenien) nicht, in den angeblich „weichen Unterleib“ der k.u.k. Monarchie einzudringen; im Gegenteil, nach der 12. Schlacht rückten die österreich-ungarischen Truppen mit Unterstützung der deutschen 14. Armee bis an den Piave, weit in Italien, vor. (Ernest Hemingway, für Italien als Sanitäter im Einsatz, schrieb darüber in seinem Roman „In einem andern Land“ [„Farewell to Arms“]). Auch im Gebirgskrieg in den Dolomiten (Südtirol) blieb Italien erfolglos. Die Adria wurde eher von der k.u.k. Kriegsmarine beherrscht als von Italien. Kriegsgefangene wurden unter anderem in den im heutigen Österreich gelegenen, großen Lagern Sigmundsherberg und Feldbach fest gehalten. Große Internierungslager befanden sich in Drosendorf, Karlstein an der Thaya und Grossau. Die 1917 gehegte Hoffnung, dass der Waffenstillstand mit Russland, dem dort im gleichen Jahr die Oktoberrevolution folgte, die Wende zu einem Sieg der Mittelmächte einleiten würde, erfüllte sich aufgrund der mittlerweile eingetroffenen US-amerikanischen Armee nicht. Die Überlegenheit des Deutschen Reiches, das wesentlich mehr Menschen, Rohstoffe, Waffen usw. in den Krieg investieren konnte, ließ die k.u.k. Monarchie im Lauf des Krieges immer mehr unter den Einfluss des deutschen Generalstabes gelangen. Dieser wollte auch nach dem Kriegseintritt der USA 1917 auf Seiten der Entente lang nicht einsehen, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Die deshalb geheim erfolgten Friedensbemühungen Kaiser Karls I. blieben vergeblich, die USA hatten die tschechischen Exilanten bereits als Vertreter der zu gründenden Tschechoslowakei anerkannt und verhandelten lieber mit den präsumtiven Nachfolgestaaten der Monarchie als mit dem k.u.k.-Außenministerium. Im Hinterland gab es 1918 große Versorgungskrisen und Streiks, in der Bocche di Cattaro (Bucht von Kotor) in Dalmatien meuterten Matrosen. Das Ende der Doppelmonarchie Als der Reichsrat, das Parlament der österreichischen Reichshälfte, im Mai 1917 nach mehr als drei Jahren parlamentsloser Regierung wieder einberufen wurde, legten Abgeordnete aus den Kronländern Bekenntnisse zu Nationalstaaten ab: Die Polen Galiziens wollten sich einem neu entstehenden polnischen Staat anschließen, die Ukrainer Galiziens keinesfalls unter polnische Herrschaft gelangen. Die Tschechen strebten einen tschechoslowakischen Staat an, die Slowenen und Kroaten wollten mit den Serben einen südslawischen Staat bilden. Die Deutschen Böhmens und Mährens wollten das von den Tschechen beschworene frühere böhmische Staatsrecht nicht anerkennen, da sie befürchteten, in den Ländern der böhmischen Krone als Minderheit unter tschechische Herrschaft zu geraten. In Ungarn konnten sich die nichtmagyarischen Nationalitäten kaum artikulieren, da sie im Budapester Reichstag auf Grund des minderheitenfeindlichen ungarischen Wahlrechts kaum vertreten waren und alle anderen Äußerungen der Kriegszensur unterlagen. Slowaken, Rumänen und Kroaten sahen aber wenig Anlass, weiterhin unter magyarischer Oberhoheit zu leben. Ein Ausweg aus dieser rechtlich und politisch verfahrenen Situation ließ sich im Krieg ebenso wenig finden wie vor 1914. Am 16. Oktober 1918 erließ Karl I./IV. letztlich das Völkermanifest. Dieses Manifest sollte den Anstoß dazu geben, die österreichische Reichshälfte unter der Schirmherrschaft des Kaisers in eine Konföderation freier Völker umzuwandeln. Die Nationalitäten Österreichs wurden dazu aufgerufen, eigene Nationalräte (Volksvertretungen) zu bilden. Die ungarische Regierung, die die Lage gründlich verkannte, machte dem König keinen ähnlichen Vorschlag; Karl IV. war politisch zu schwach, ein solches Manifest über die Köpfe der ungarischen Regierung hinweg zu publizieren. Die Nationalitätenfragen Österreichs ließen sich jedoch nicht von denen Ungarns trennen: Die Kroaten im österreichischen Dalmatien wollten den südslawischen Staat mit den Kroaten des ungarischen Kroatien gründen, die österreichischen Tschechen die Tschechoslowakei mit den ungarischen Slowaken. Der mit dem Manifest unternommene Versuch, die Neuordnung der k.u.k. Monarchie unter wenigstens nomineller Führung durch das Haus Habsburg zu ermöglichen, musste somit fehlschlagen. Nationale Wünsche waren weitaus stärker als verbliebene Reste dynastischer Loyalität. Am 21. Oktober 1918 bildeten die deutschen Abgeordneten des Reichsrates die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich. Am 30. Oktober setzte die Nationalversammlung unter Vorsitz von Karl Seitz den deutschösterreichischen Staatsrat (Vorsitz: ebenfalls Seitz, Staatskanzler: Karl Renner) als Vollzugsausschuss ihrer Beschlüsse ein, der die Staatsregierung berief. Am 28. Oktober 1918 übernahmen die Tschechen in Prag von den k.k. Behörden unblutig die Macht und riefen die Tschechoslowakische Republik aus. Galizien schloss sich dem neu entstehenden Polen an. Slowenen und Kroaten wurden am 30. Oktober Mitgründer des neuen südslawischen Staates. Die ungarische Regierung kündigte am 31. Oktober 1918 die Realunion mit Österreich auf, womit Österreich-Ungarn aufgelöst war. (Die drei gemeinsamen Ministerien konnten nur noch die Trennung administrieren.) In Siebenbürgen übernahmen die Rumänen die Macht. Am 11. November wurde Kaiser Karl I. von den republikanisch gesinnten deutschösterreichischen Spitzenpolitikern dazu bewogen, auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften zu verzichten; eine förmliche Abdankung hatte er abgelehnt. Am gleichen Tag entließ der Kaiser die funktionslos gewordene k.k. Regierung von Ministerpräsident Heinrich Lammasch. Am 12. November 1918 fand in Wien die letzte Reichsratssitzung statt, am gleichen Tag rief der Staat Deutschösterreich die Republik aus. Am 13. November leistete der letzte Habsburger-Monarch als König Karl IV. von Ungarn den gleichen Verzicht (Ungarn blieb Königreich ohne König). In den Pariser Vorortverträgen (Vertrag von Saint-Germain mit Österreich und Vertrag von Trianon mit Ungarn) wurden Gebietsabtretungen und Grenzen der Nachfolgestaaten der Monarchie offiziell festgelegt. Die Verträge bestätigten die völkerrechtliche Anerkennung der Nachfolgestaaten Ungarn, Polen, Tschechoslowakei, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Jugoslawien) sowie Gebietsabtretungen an Italien und Rumänien. Deutschösterreich wurde der Anschluss an Deutschland verboten, ebenso die Verwendung des Begriffs „Deutsch“ im Staatsnamen; der Vertrag wurde daher mit der „Republik Österreich“ geschlossen, der bis dahin geführte Staatsname schien nicht mehr auf. Ungarn musste zugunsten der Tschechoslowakei, Rumäniens, des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen sowie Österreichs auf zwei Drittel des bisherigen Staatsgebietes verzichten und die Habsburger entthronen. Verfassung Eine gemeinsame Verfassung des Doppelstaates gab es nicht. Die legistische Grundlage der Donaumonarchie bildeten die drei folgenden Gesetze, die – gleichlautend – in Österreich und Ungarn Gültigkeit hatten: die Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI. vom 19. April 1713, das Verfassungsgesetz (damals inoffiziell Delegationsgesetz genannte), für Cisleithanien (Österreich) als Teil der Dezemberverfassung vom 21. Dezember 1867, in Ungarn (Transleithanien) zuvor bereits mit Gesetz XII/1867 kundgemacht, und das Zoll- und Handelsbündnis vom 27. Juni 1878. Die Pragmatische Sanktion hatte – da Karl VI. keinen männlichen Nachkommen besaß – die Herrscherrechte seiner Tochter Maria Theresia und ihrer Nachkommen festgeschrieben. Die Delegationsgesetze Österreichs und Ungarns legten fest, welche Angelegenheiten die beiden Staaten gemeinsam zu führen hatten. Das Zoll- und Handelsbündnis mit gemeinsamer Währung, gegenseitiger Niederlassungsfreiheit und gegenseitiger formloser Anerkennung von Unternehmens- und Patentregistrierungen war eine freiwillige Vereinbarung der beiden Staaten. Der Kaiser von Österreich war in Personalunion auch König von Ungarn und somit zugleich König von Kroatien und Slawonien. Dies geschah nunmehr im eigenen Recht Ungarns und nicht mehr in Ableitung aus der österreichischen Kaiserwürde. Die den Delegationsgesetzen zufolge gemeinsamen Angelegenheiten, Außenpolitik und Armee, wurden durch gemeinsame Ministerien verwaltet: Außen-, Kriegs- und Finanzministerium; dieses nicht für die gesamten Finanzen der Doppelmonarchie, sondern nur zur Finanzierung der gemeinsamen Angelegenheiten. Diese Konstruktion wurde als Realunion bezeichnet. Institutionen, die beide Reichshälften betrafen, wurden als „k. u. k.“ (kaiserlich und königlich) bezeichnet. Die Regierung von Cisleithanien wurde als „k. k.“ („kaiserlich-königlich“) bezeichnet, wobei sich königlich auf die böhmische Königswürde bezog, die der österreichische Kaiser ebenfalls innehatte. Regierung und Institutionen der ungarischen Reichshälfte wurden mit „kgl. ung.“ („königlich ungarisch“) bzw. „m. kir.“ (magyar királyi) bezeichnet. Der nach dem Ausgleich des Jahres 1867 am 14. November 1868 vom Kaiser und König festgelegte Herrschertitel und Staatsname: Bei im Namen des Kaisers abgeschlossenen Verträgen: Kaiser von Österreich und Apostolischer König von Ungarn Persönliche Bezeichnung: Seine K. u. K. Apostolische Majestät Staatsname: Österreichisch-Ungarische Monarchie (schon in einem am 2. Juni 1868 kundgemachten Staatsvertrag mit Schweden und Norwegen verwendet) Die Verwendung des Namens Österreich erfolgte in der inländischen Staatspraxis sparsam, wohl aus Rücksicht auf die nichtdeutsche Mehrheit im Kaisertum Österreich. Einerseits regelte im Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 (RGBl. 142/1867) Artikel 1, es bestehe „für alle Angehörigen der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder […] ein allgemeines österreichisches Staatsbürgerrecht“. Andererseits wurde das Staatsgebiet häufig mit dem Begriff „die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“ umschrieben, ein Begriff, der außerhalb amtlicher Texte stets durch Österreich ersetzt wurde, bis dies 1915 (!) auch offiziell so bestimmt wurde. Herrscher und Ministerpräsidenten Franz Joseph I. 1867–1916 8. Juni 1867 Krönung zum König von Ungarn (I. Ferenc József) 21. November 1916 gestorben Karl I./IV. 1916–1918 21. November 1916 Mit dem Tod seines Vorgängers automatisch Kaiser und König; die Krönung in der österreichischen Reichshälfte sollte nach dem Krieg stattfinden. 30. Dezember 1916 Krönung zum König von Ungarn als Karl IV. (IV. Károly) 11. November 1918 Regierungsverzicht in der österreichischen Reichshälfte (keine Abdankung) 13. November 1918 Regierungsverzicht in der ungarischen Reichshälfte (keine Abdankung) Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 hatte jede der beiden Reichshälften ihren eigenen Ministerpräsidenten, der mit Zustimmung des Monarchen sein eigenes Kabinett berief. Aufgrund der Verfassungs- und der realpolitischen Entwicklung der Habsburgermonarchie blieb der österreichische Ministerpräsident ausschließlich vom Willen des Kaisers abhängig (ein Misstrauensvotum, das zum Rücktritt verpflichtete, gab es im Reichsrat nicht), der ungarische Ministerpräsident vom Willen des Königs und der ungarischen Aristokratie. Insbesondere in der österreichischen Reichshälfte wechselten die Amtsträger ab den frühen 1890er Jahren häufig; nur wenige Politiker konnten prägenden Einfluss gewinnen. Direkt vom Kaiser ohne Vorschlag eines Ministerpräsidenten besetzt wurden die für den österreich-ungarischen Gesamtstaat verantwortlichen Ämter des k.u.k. Außenministers, des k.u.k. Kriegsministers (jede Reichshälfte hatte zusätzlich noch eigene Landesverteidigungsministerien, die für die jeweilige nationale Landwehr zuständig waren) und des k.u.k. Finanzministers (zuständig für das Budget der k.u.k. Armee und des Außenministeriums, jede Reichshälfte hatte zusätzlich noch eigene Finanzministerien). Österreich-Ungarn hatte als Ganzes keinen Regierungschef; im Ministerrat für gemeinsame Angelegenheiten führte der Außenminister den Vorsitz, dieser trug aber zumindest zur Zeit des Außenministers Friedrich Ferdinand von Beust (1867-1871) den zusätzlichen Titel Reichskanzler. Reichsteile und Länder Der Fluss Leitha bildete streckenweise die Grenze zwischen den beiden Reichshälften Österreich und Ungarn (entspricht der heutigen burgenländischen Westgrenze). Daraus leiteten sich die Bezeichnungen Cisleithanien („Land diesseits der Leitha“ für die westliche Reichshälfte) und Transleithanien („Land jenseits der Leitha“ für die östliche Reichshälfte) ab. Cisleithanien hieß offiziell Die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder (vorher inoffiziell, seit 1915 offiziell Österreich genannt), die einzelnen Länder wurden als Kronländer bezeichnet. Die Länder Transleithaniens wurden offiziell als Die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone bezeichnet. Von beiden Reichshälften gemeinsam verwaltet wurde das zuvor zum Osmanischen Reich gehörige Land Bosnien und Herzegowina, das 1878 besetzt und 1908 unter Inkaufnahme der Bosnischen Annexionskrise in den Reichsverband eingegliedert wurde. Die folgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse des Zensus vom 31. Dezember 1910. Cisleithanien: 1. Böhmen 2. Bukowina 3. Kärnten 4. Krain 5. Dalmatien 6. Galizien und Lodomerien 7. Küstenland 8. Österreich unter der Enns 9. Mähren 10. Salzburg 11. Österreichisch Schlesien 12. Steiermark 13. Tirol 14. Österreich ob der Enns 15. Vorarlberg Transleithanien: 16. Ungarn mit Vojvodina und Siebenbürgen 17. Kroatien und Slawonien 18. Bosnien und Herzegowina Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Groß- und Mittelmächten hatte Österreich-Ungarn keine kolonialen Ambitionen. Die einzige außereuropäische koloniale Besitzung der Doppelmonarchie bestand zwischen 1901 und 1917 in einer kleinen Konzession in der chinesischen Stadt Tianjin (Tientsin). Die Konzession lag am Kaiserkanal beziehungsweise am Hai He (Peiho) und umfasste ungefähr eine Fläche von 2,5 km². Bevölkerung und Nationalitäten Für die folgenden Aufstellungen wird die Volkszählung vom 31. Dezember 1910 zu Grunde gelegt. Die Umgangssprachen Österreich-Ungarns 1910 In den Volkszählungen wurde in Österreich-Ungarn jeweils die Umgangssprache ermittelt. Juden gaben in Altösterreich meist Deutsch als Umgangssprache an, ebenfalls Beamte, die zwar Deutsch nicht als Muttersprache hatten, aber durch den Einsatz im Verwaltungsapparat vorwiegend deutsch sprachen. Exakte Zahlen über die nationale Zuordnung existieren nicht. Umgangssprachen in den Kronländern der österreichischen Reichshälfte Magyarisierungspolitik in Ungarn Nach dem Ausgleich mit Österreich kam es 1868 innerhalb der ungarischen Reichshälfte zu einem ungarisch-kroatischen Ausgleich. Dieser Ausgleich sicherte Kroatien und Slawonien eine beschränkte Autonomie zu. In den anderen Teilen Ungarns nahmen die Spannungen unter den Volksgruppen jedoch zu. Gründe für diese Spannungen waren sowohl die Magyarisierungspolitik der ungarischen Regierung als auch die Zunahme der Intoleranz der Nationalitäten untereinander. Im Gegensatz zu den im Königreich Ungarn lebenden Minderheiten wie Slowaken oder Rumänen hatte der Nationalismus der Magyaren die Staatsmacht auf seiner Seite und war somit in der stärkeren Position, obwohl die ethnischen Ungarn nur etwa die Hälfte der Bevölkerung stellten. Die Umsetzung der an sich liberalen Minderheitengesetzgebung hatte in einer solchen Atmosphäre kaum Erfolg. Das Nationalitätengesetz von 1868 bestimmte zwar Ungarisch als Staatssprache, ließ jedoch Minderheitensprachen auf regionaler, lokaler und kirchlicher Ebene zu. Doch diese Regelung wurde oft nicht in die Tat umgesetzt, und die Minderheiten sahen sich Assimilierungsversuchen ausgesetzt. Ab 1875 wurde unter Ministerpräsident Kálmán Tisza (1875–1890) eine konsequente Magyarisierungspolitik betrieben, um alle Nichtmagyaren in 40 Jahren zu Ungarn zu machen. Bereits im Revolutionsjahr 1848 ergriffen slowakische Angehörige des ungarischen Parlaments die Initiative, um sich beim Kaiser Unterstützung gegen die Magyarisierungspolitik zu holen. Es wurde eine Erklärung mit „Forderungen der slowakischen Nation“ abgegeben, welche man dem Kaiser und der ungarischen Nationalregierung übergab. Gefordert wurde die Föderalisierung Ungarns, die Konstituierung einer ethnopolitischen Einheit, die Festlegung der slowakischen Grenzen, ein eigener Landtag, eine slowakische Nationalgarde, nationale Symbole, das Recht auf Gebrauch der slowakischen Sprache, allgemeines Wahlrecht und eine gleichberechtigte Vertretung im ungarischen Parlament. Die Magyaren jedoch sahen dadurch ihre Machtstellung in Oberungarn, wie sie die heutige Slowakei nannten, in Gefahr und reagierten mit Kriegsrecht und Haftbefehlen gegen die slowakischen Nationalführer. In Wien und Böhmen wurden slowakische Exilregierungen errichtet, die Hoffnungen der Slowaken wurden aber enttäuscht. Nach der Revolution ließ man die Ungarn mit ihrer zentralistischen Verwaltung gewähren. Der Ausgleich von 1867 lieferte die Minderheiten nun völlig der Magyarisierungspolitik Budapests aus. Zwischen 1881 und 1901 hatten die Slowaken keine eigenen Abgeordneten im ungarischen Parlament, auch danach waren es im Verhältnis weniger, als ihr Bevölkerungsanteil ausmachte. Versuche Budapests vor und während des Ersten Weltkriegs, dem serbischen und rumänischen, auf Expansion bedachten Nationalismus mit Zugeständnissen entgegen zu wirken, kamen zu spät. Auswanderung aus Österreich-Ungarn Zwischen 1876 und 1910 wanderten rund 3,5 Millionen (andere Zahlen geben bis zu 4 Millionen an) Einwohner der Doppelmonarchie aus. Sie waren arm und arbeitslos und erhofften sich in einem anderen Land bessere Lebensbedingungen. Etwa 1,8 Millionen Menschen kamen davon aus der cisleithanischen Reichshälfte und etwa 1,7 Millionen aus der transleithanischen Hälfte. Fast drei Millionen von ihnen hatten als Reiseziel die Vereinigten Staaten von Amerika, 358.000 Personen wählten Argentinien als neue Heimat, 158.000 gingen nach Kanada, 64.000 nach Brasilien und 4.000 wanderten nach Australien aus. Der Rest verteilte sich auf andere Länder. Allein im Jahre 1907 verließen rund eine halbe Million Menschen ihre Heimat. Die Regierungen Österreichs und Ungarns waren besorgt, da sich unter den Auswanderern viele junge arbeitsfähige Männer befanden. 1901–1905 wurden allein in Österreich 65.603 Liegenschaften, davon 45.530 kleinere Parzellen, von Auswanderern öffentlich versteigert. Ausgewanderte schrieben an ihre daheimgebliebenen Bekannten und Familienangehörige oft begeistert von „drüben“ – manchmal waren gleich bezahlte Schiffsfahrkarten beigelegt. Die wichtigsten Ausgangshäfen für die Auswanderer waren Hamburg und Bremen, wo die Schiffe der großen Reedereien, die Norddeutsche Lloyd und die Hamburg-Amerika-Linie, anlegten. Dauerte eine Schifffahrt nach New York zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit den ersten Dampfschiffen noch rund ein Monat, so betrug die Fahrtzeit um 1900 bei gutem Wetter nur noch eine Woche. Von Triest aus mit der Austro-Americana dauerte eine Reise nur noch 15 Tage. Jährlich führten 32 bis 38 Fahrten in die USA. Die Reisebedingungen waren für die zumeist armen Auswanderer oft miserabel. Für die Reedereien, die am Komfort für die weniger wohlhabenden Passagiere sparten, war das Auswanderergeschäft äußerst lukrativ und daher sehr hart umkämpft. Die meisten Auswanderer kamen aus Galizien im heutigen Polen und in der Ukraine. 1907-1912 waren es 350.000, wie aus einer Interpellation von polnischen Reichsratsabgeordneten an verschiedene österreichische Minister am 12. März 1912 hervorging. Wirtschaft Bergbau Der Bergbau erwirtschaftete per 1889 78,81 Millionen Gulden. Die wichtigsten abgebauten Rohstoffe waren Braun- und Steinkohle sowie Salz. Weiters von Bedeutung waren auch Graphit, Blei und Zink. An Edelmetallen konnten 35.435 Meterzentner Silber abgebaut werden. Der Goldbergbau spielte schon damals praktisch keine Rolle mehr – 1889 wurden lediglich rund 13 Kilogramm Gold abgebaut. Industrialisierung Die österreichisch-ungarische Wirtschaft veränderte sich während der Existenz der Doppelmonarchie erheblich. Die technischen Veränderungen beschleunigten sowohl die Industrialisierung als auch die Urbanisierung. Während die alten Institutionen des Feudalsystems immer mehr verschwanden, breitete sich der Kapitalismus auf dem Staatsgebiet der Donaumonarchie aus. Zunächst bildeten sich vor allem um die Hauptstadt Wien, in der Obersteiermark, in Vorarlberg und in Böhmen wirtschaftliche Zentren heraus, ehe im weiteren Verlauf des neunzehnten Jahrhunderts die Industrialisierung auch in Zentralungarn und den Karpaten Einzug hielt. Resultat dieser Struktur waren enorme Ungleichheiten in der Entwicklung innerhalb des Reiches, denn generell erwirtschafteten die westlich gelegenen Wirtschaftsregionen weit mehr als die östlichen. Zwar war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts im annähernd gesamten Staatsgebiet die Wirtschaft rapide gewachsen und das gesamte Wirtschaftswachstum konnte sich durchaus mit dem anderer europäischer Großmächte messen, doch aufgrund des späten Einsetzens dieser Entwicklung blieb Österreich-Ungarn weiterhin im internationalen Vergleich rückständig. Haupthandelspartner war vor dem ersten Weltkrieg mit weitem Abstand an erster Stelle das Deutsche Reich (1910: 48 % aller Exporte, 39 % aller Importe), gefolgt von Großbritannien (1910: knapp 10 % aller Exporte, 8 % aller Importe). Der Handel mit dem geografisch benachbarten Russland hatte dagegen nur ein relativ geringes Gewicht (1910: 3 % aller Exporte, 7 % aller Importe). Haupthandelsgüter waren landwirtschaftliche Produkte. Verkehr Eisenbahn Der Eisenbahntransport expandierte in Österreich-Ungarn rapide. Schon im Vorgängerstaat, dem Kaisertum Österreich, war 1841 von Wien ausgehend ein bedeutender Anteil an Schienenverbindungen entstanden. Grund dafür war, dass die Regierung das große Potenzial des Eisenbahnverkehrs für militärische Zwecke erkannt hatte und somit viel in deren Ausbau investierte. Wichtige Zentren wie Pressburg, Budapest, Prag, Krakau, Graz, Laibach und Venedig wurden in das Netz integriert. 1854 waren etwa sechzig bis siebzig Prozent der 2000 Streckenkilometer unter staatlicher Kontrolle. Allerdings begann die Regierung zu diesem Zeitpunkt große Streckenabschnitte an Privatinvestoren zu verkaufen, um der finanziellen Belastung Herr zu werden, die infolge der Revolution von 1848 und des Krimkriegs entstanden war. Von 1854 bis 1879 wurde beinahe das komplette Schienennetz von privaten Investoren übernommen. In dieser Zeit erweiterte sich die Streckenlänge in Cisleithanien um 7952 Kilometer, in Ungarn um 5839 Kilometer, was zur Folge hatte, dass neue Gebiete vom Bahnnetz erschlossen wurden. Von nun an war es möglich, auch weit entfernte Gebiete zu erreichen und in den wirtschaftlichen Fortschritt zu integrieren, was zu Zeiten, als der Transport noch von Flüssen abhängig war, nicht möglich war. Ab 1879 begannen die Regierungen in Österreich und Ungarn das Bahnnetz wegen der schwerfälligen Entwicklung während der weltweiten Wirtschaftskrise in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wieder zu verstaatlichen. Zwischen 1879 und 1900 wurden in Cisleithanien und Ungarn mehr als 25.000 Kilometer neue Bahnstrecken angelegt. Während dieser Periode gelang es der Doppelmonarchie, mittels Bahneinsatzes die Transportkosten im Inneren zu reduzieren und neue Märkte außerhalb des Landes zu erschließen. Schifffahrt Aufgrund der Besitzungen im Österreichischen Küstenland sowie am weiteren Balkan verfügte Österreich über mehrere Seehäfen. Der bedeutendste davon war Triest, wo die österreichische Handelsmarine mit ihren beiden bedeutendsten Gesellschaften Österreichischer Lloyd und Austro-Americana sowie einige Werften ihren Sitz hatten, und auch die k. u. k. Kriegsmarine zahlreiche Schiffe anfertigen und ankern ließ. Dem Aufschwung voraus ging jedoch der Niedergang Venedigs, das zudem von 1815 bis 1866 keine Konkurrenz für Österreich-Ungarn darstellen konnte, da es Teil der Monarchie war. Zuvor konnte die Handelsmarine kaum Bedeutung erlangen, angesichts der großen Konkurrenz in Venedig. Auch die Kriegsmarine erlangte erst zur Zeit Österreich-Ungarns große Bedeutung. Die Gründung einer solchen scheiterte lange am Geldmangel des Hauses Habsburg. Der wichtigste Hafen für die ungarische Reichshälfte war Fiume, von wo aus die ungarischen Schifffahrtsgesellschaften, deren bedeutendste die Adria war, operierten. Ein weiterer wichtiger Hafen war Pola – vor allem für die Kriegsmarine. Im Jahr 1889 zählte die österreichische Handelsmarine 10.022 Schiffe, wovon 7.992 Fischereischiffe und -Boote waren. Für den Küsten- und Seehandel bestimmt waren 1.859 Segler mit 6.489 Mann Besatzung und einer Ladekapazität von 140.838 Tonnen sowie 171 Dampfschiffe mit einer Ladekapazität von 96.323 Tonnen und einer Besatzung von 3.199 Mann. In einem Gesetz vom 19. Juni 1890 wurde zur Förderung des Baus von Dampf- und Segelschiffen aus Eisen oder Stahl im Inland für den Schiffsbetrieb zur See die Befreiung von der Erwerb- und Einkommensteuer auf die Dauer von 15 Jahren gewährt. Dies betraf vor allem den Bau und Betrieb von kleinen Dampfern für die Küstenschifffahrt in Dalmatien. Die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) wiederum war bis Ende der Donaumonarchie die größte Binnenschifffahrtsgesellschaft der Welt, während der Österreichische Lloyd eine der größten Hochsee-Reedereien der damaligen Zeit, mit Reisezielen im Orient, sowie ab Errichtung des Suez-Kanals, auch in Asien, war. Vor Kriegsausbruch zählte er 65 mittlere bis große Dampfschiffe. Die Austro-Americana zählte vor Kriegsausbruch etwa ein Drittel davon, verfügte aber mit der S.S. Kaiser Franz Joseph I. über das größte österreichische Passagierschiff. Im Gegensatz zum Österreichischen Lloyd steuerte die Austro-Americana fast ausschließlich Ziele in Nord- und Südamerika an. Bis zum Kriegsausbruch 1914 beförderte die Gesellschaft unter anderem 101.670 Auswanderer von Österreich-Ungarn in die Vereinigten Staaten. Kultur und Wissenschaft Besonders der wirtschaftliche Aufschwung der Donaumonarchie ist mit Franz Josephs I. Namen verbunden, der nach wie vor auf vielen Wiener Prachtbauten aus dieser Zeit als Inschrift zu lesen ist. Nach der 1857 vom Kaiser angeordneten Schleifung der mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens war Platz für eine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße geworden. Entlang dieser Straße, der Wiener Ringstraße, fertiggestellt 1865, entstanden nicht nur die Palais der reichen Bankiers und Großindustriellen, sondern auch der Erweiterungsbau der kaiserlichen Hofburg, große Museen, die die kaiserlichen Kunst- und Natursammlungen beherbergten, ein Parlamentsgebäude für den Reichsrat, die Neue Universität, das Neue Rathaus, das Hofburgtheater und eine zum Andenken an die Errettung des Kaisers vor einem Attentäter im Jahre 1853 gestiftete Votivkirche. Der Suizid des Architekten Van der Nüll, Miterbauer der Wiener Oper, als Reaktion auf eine Kritik des Kaisers, veranlasste Franz Joseph, zu kulturellen Angelegenheiten nur noch sehr zurückhaltend Stellung zu nehmen. Es heißt, der Kaiser habe sich bei allen möglichen kulturellen Anlässen nur noch mit der stereotypen Phrase: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“ geäußert. Obwohl Franz Joseph I. oft als schwarzer Reaktionär und grauer Bürokrat beschrieben wurde, blühte besonders in den Jahren um 1900 unter seiner Regierung die Geisteskultur in Österreich-Ungarn wie nie zuvor und nie danach. Allerdings nahm der Monarch – im Gegensatz zu seinem Sohn Kronprinz Rudolf – nie selbst aktiv an den neuen kulturellen und intellektuellen Strömungen Anteil; sie berührten ihn nicht, während sein späterer Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand oft wütend dagegen auftrat. Wien war Anziehungspunkt für viele Wissenschaftler wie Christian Doppler und Ludwig Boltzmann, darunter auch eine Reihe späterer Nobelpreisträger wie Albert Einstein, der von Franz Joseph 1911 kurzzeitig zum Universitätsprofessor in Prag ernannt worden war. Philosophen der Moderne wie Ludwig Wittgenstein, der aus einer österreichisch-ungarischen Großindustriellenfamilie stammte, und Ernst Mach beeinflussten die Arbeit der Mitglieder des Wiener Kreises bis in die 1920er Jahre. Nicht zufällig fallen auch Sigmund Freuds wichtigste Arbeiten an der medizinischen Fakultät der Universität Wien in die Zeit um 1900. Auf dem Gebiet der Bildenden Kunst entwickelte sich Gustav Klimt vom Dekorationsmaler der Ringstraßen-Bauten über die Wiener Secession zum Vorreiter der modernen Malerei. Die Zurückhaltung des Kaisers erlaubte es dem Architekten Adolf Loos, genau gegenüber dem barocken inneren Burgtor der kaiserlichen Hofburg im Jahre 1910 sein umstrittenes erstes schmuck- und ornamentloses Wohnhaus zu bauen. Franz Joseph soll die Hofburg seit damals stets durch andere Tore verlassen haben. Auch die Österreichische Filmgeschichte begann in Österreich-Ungarn. In Wien wurden 1896 die ersten beweglichen Bilder Österreichs von den Gebrüdern Lumière präsentiert, und bis zur Gründung der ersten österreichischen Filmproduktionsgesellschaften Ende der 1910er Jahre waren hauptsächlich französische Filmgesellschaften für die noch sehr bescheidene Filmproduktion verantwortlich. Während des Ersten Weltkriegs entstanden mehrere Kriegswochenschauen, die patriotisch und unter Aufsicht der kaiserlichen Zensurbehörde vom Frontgeschehen berichteten. Auch Propagandafilme wurden in großer Anzahl hergestellt, und 1918, das letzte Jahr der Habsburger-Herrschaft, war mit rund 100 Spielfilmen auch das produktivste Jahr der österreichischen Filmindustrie zur Zeit der Monarchie. Im heutigen Budapest, seit 1777 Universitätsstadt, war schon 1834-41 das Nationalmuseum und 1864 das Palais der Akademie der Wissenschaften errichtet worden. Nach dem Ausgleich 1867 waren die Ungarn bestrebt, ihre Hauptstadt zur Konkurrentin Wiens werden zu lassen. Buda (Deutsch: Ofen) am rechten Donauufer war mit der Königsburg lang die bedeutendste Stadt des Königreiches gewesen, wurde aber im 19. Jahrhundert vom linksufrigen Pest überholt. 1872 wurden die beiden Städte zu Budapest vereinigt. Opernhäuser, Theater, Bibliotheken und Museen wurden errichtet, in Pest erhielt die Stadt auch eine Ringstraße (körút). Am Pester Donauufer entstand das riesige neugotische Parlamentsgebäude. Bei Neubauten um 1900 wurden Jugendstil und ungarischer Nationalstil angewandt, oft auch eine Mischung beider. Bildung Im Bereich der allgemeinen Volkbildung kam es durch die allgemeine Unterrichtspflicht zu einem kontinuierlichen Rückgang des insbesondere in den östlichen und südlichen Reichsteilen noch vielfach vorhandenen Analphabetentums. Dieses blieb jedoch weiterhin ein erhebliches bildungspolitisches Problem und behinderte die Teilnahme von weiten Bevölkerungskreisen am gesellschaftlichen und politischen Leben. Neben dem Grundschulwesen bestand parallel für den Militär-Nachwuchs ein eigenes Schulsystem, welches speziell auf militärische Anforderungen ausgerichtet war. Eine Übersicht über diese Schule findet sich in den folgenden beiden Artikeln: Militärschulwesen (Österreich, 1859) Militärschulwesen (Österreich, 1900) Insignien Flaggen Österreich-Ungarn besaß keine gemeinsame Staatsflagge, jedoch eine gemeinsame rot-weiß-rote Kriegs- und Marineflagge (mit einem gekrönten Bindenschild) und eine gemeinsame, 1869 eingeführte Handelsflagge (eine Kombination aus der Marineflagge und der ungarischen Reichsflagge, die durch das kleine ungarische Wappen ergänzt wurde). Die Farben des Hauses Habsburg waren gleichzeitig die Flagge der österreichischen Reichshälfte. Die ungarische Reichshälfte besaß als Flagge eine rot-weiß-grüne Trikolore, versehen mit dem ungarischen Wappen. Wappen Von 1867 bis 1915 war der Doppeladler der Dynastie Habsburg-Lothringen („Haus Österreich“) das Hoheitszeichen für gemeinsame (k.u.k.) Institutionen Österreich-Ungarns. Im Jahr 1915 wurde ein neues gemeinsames Wappen eingeführt, welches eine Kombination aus den Wappen der beiden Reichshälften und dem des Herrscherhauses ist. Die Devise INDIVISIBILITER AC INSEPARABILITER („unteilbar und untrennbar“), soll die Verbundenheit der beiden in der Monarchie vereinigten Staaten darstellen. Das Wappen der österreichischen Reichshälfte zeigte den von der Kaiserkrone überhöhten Doppeladler mit einem Brustschild, der die Wappen der Kronländer beinhaltete. Als Schildhalter dienten zwei Greife. Das ungarische Wappen wurde von der Stephanskrone überhöht und von zwei schwebenden, weiß gekleideten Engeln flankiert.