Wilhelm Schulz war neben Eduard Thöny der einzige Zeichner, der vom ersten bis zum letzten Jahrgang Beiträge für den Simplicissimus lieferte. 1906 wurde er Teilhaber der GmbH, von der die Zeitschrift nun herausgegeben wurde.
Seine Besonderheit unter den Kollegen war, dass er oft zu seinen Zeichnungen Gedichte schrieb, deren sprachlicher Duktus an Theodor Storm und Wilhelm Raabe erinnert. Das Gedicht Der Jäger wurde von Edvard Grieg vertont.[2] Über Jahrzehnte hinweg brachte er stimmungsvolle Veduten deutscher Kleinstädte, die frei von allen Spuren des modernen Lebens eine „gute alte Zeit“ in Erinnerung rufen. Es wurde immer betont, dass Schulz mit seinen Bildgedichten eine besonders gefühlsbetonte Note in die Zeitschrift brachte. Er schuf aber, insbesondere ab 1900, mindestens genauso viele Bilder mit tagespolitischem Bezug. Mehr als seine Zeichnerkollegen nahm er dabei für die Arbeiterklasse Stellung, deren ausgemergelten Gestalten an die Zeichnungen von Käthe Kollwitz erinnern.
Schulz war von 1900 bis 1913 Mitglied der Berliner Secession , für die er 1900 und 1902 auch Ausstellungsplakate schuf.[3] Bis 1900 wurde er dort mit dem Wohnsitz Charlottenburg geführt, so dass er wohl in dieser Zeit zwei Wohnsitze – in München und in Charlottenburg – hatte. In den Katalogen der Secession wird er als Maler bezeichnet, stellte jedoch vor allem Zeichnungen aus, deren Titel nahelegen, dass es sich um Bilder handelte, die im Simplicissimus erschienen waren. Er entwarf auch Bühnenbilder und Theaterkostüme, u. a. für die Inszenierung des Shakespeare -Stückes Was ihr wollt von Max Reinhardt an den Münchner Kammerspielen .[4]
Die Gleichschaltung des Simplicissimus durch die Nationalsozialisten im März 1933 trug er mit und passte sich den neuen politischen Gegebenheiten an. Er war 1937, 1938 und 1940 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten. Dabei erwarb Hitler 1938 die Zeichnung „Aus Rothenburg“[5] und 1940 die Zeichnung „Stadtmauerturm“,[6] sowie das Gouache-Tafelbild „Verschneiter Garten“[7] Museen wie die Staatliche Graphische Sammlung München erwarben nun seine Zeichnungen Schulz schuf eigene Bücher, darunter zwei erfolgreiche Kinderbücher, und er illustrierte zahlreiche literarische Werke u. a. von Hermann Hesse , Hugo Salus , Ina Seidel und Ludwig Thoma . Heute dürften durch mehrfache Neuauflagen seine Umschlagzeichnung für Thomas Manns Roman Buddenbrooks und die Illustrationen zu Selma Lagerlöf Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen am bekanntesten sein. Für eine Briefmarke der Deutschen Post 2008 wurde ein Detail aus der Einbandillustration verwendet.
Schulz’ frühe Illustrationen zeigen in den Umschlägen noch den Stil der Schmuckblätter von Franz von Stuck und in den Illustrationen, autotypisch als Grisaillen gedruckte Aquarelle , fast fotorealistische Miniaturen, wie sie auch Adolf Münzer oder Ferdinand von Rezniček in den 1890er Jahren schufen. Schon bald übernahm aber Schulz den charakteristischen Stil seiner Simplicissimus -Bilder auch für die Buchillustration.