Vernichtung des englischen Linienschiffes "Triumph" durch "U 21" (unter Kapitänleutnant Otto Hersing) bei den Dardanellen (am 25.05.1915 bei vor Gaba Tepe während der Schlacht von Gallipoli).
Originale, farbige Offset-Lithographie von 1926.
Auf weißem Karton.
Nach dem Originalgemälde von Willy Stöwer.
In der Platte signiert: "Willy Stöwer 1926".
Karton an der rechten unteren Ecke mit eingeprägtem Adelswappen
Größe 277 x 233 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sonst sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Es wurde am 25. November 1910 zusammen mit den baugleichen Schwesterbooten SM U 19, SM U 20 und SM U 22 bei der Kaiserlichen Werft Danzig in Auftrag gegeben und lief dort am 8. Februar 1913 vom Stapel. U 21 war das erste U-Boot, das durch einen Torpedoschuss ein feindliches Schiff versenkte; die CSS Hunley der amerikanischen Südstaatenmarine versenkte zwar bereits 1864 ein feindliches Schiff (die USS Housatonic), allerdings mit einem Spierentorpedo (einer Art Sprengladungs-Rammsporn). Einsatz im Ersten Weltkrieg Am 5. September 1914 kreuzte U 21 unter seinem Kommandanten Kapitänleutnant Otto Hersing vor der Ostküste Schottlands und traf dort auf die 8. Zerstörer-Flottille unter Führung des Leichten Kreuzers HMS Pathfinder. Da die Pathfinder wegen knapper Kohlenvorräte nur noch fünf Knoten lief, wurde sie zu einem leichten Ziel. Der Torpedo traf die Pathfinder an einer ungepanzerten Stelle im Rumpf genau bei den Munitionskammern. Sie explodierte sofort und sank in wenigen Minuten. Dabei verloren 259 Seeleute ihr Leben und nur elf wurden gerettet. Im Frühjahr 1915 versuchten britische Truppen, eine Seeverbindung vom Mittelmeer zum Schwarzen Meer zu schaffen, damit dem verbündeten Russland Kriegsmaterial geliefert werden konnte. Hierzu mussten die türkischen Gebiete um die Dardanellen und den Bosporus erobert werden. Die britische Offensive, vor allem der Beschuss ihrer Befestigungen durch Großkampfschiffe, brachten die Türken in eine schwierige Lage. Sie baten den deutschen Admiralstab, U-Boote zur Unterstützung ins Mittelmeer zu schicken. U 21 trat am 25. April 1915 als erstes Boot den Marsch ins Mittelmeer an. Der Weg führte wegen der nunmehr verstärkten Bewachung im Ärmelkanal um Großbritannien herum. Anfang Mai ergänzte das Boot bei Kap Finisterre seinen Dieselölvorrat vom deutschen Dampfer Marsala, der im neutralen Spanien interniert war. Später stellte sich jedoch heraus, dass dieser Treibstoff für die Motoren von U 21 unbrauchbar war. Hersing entschied sich, die Fahrt in Richtung Mittelmeer nicht abzubrechen. Mit sparsamster Fahrt erreichte U 21 am 13. Mai mit nur noch 1,8 Tonnen „brauchbarem“ Dieselöl den Hafen von Cattaro. Am 20. Mai lief U 21 zu seinem ersten Einsatz im Mittelmeer aus. Vor der Halbinsel Gallipoli lagen britische Kriegsschiffe und beschossen die türkischen Stellungen. Am 25. Mai wurde das britische Linienschiff HMS Triumph mit einem Torpedo versenkt. Zwei Tage später wurde bei Kap Helles, der Südspitze der Halbinsel, das Linienschiff HMS Majestic gesichtet. Obwohl es von mehreren kleinen Schiffen sowie einem Schutznetz umgeben war, konnte auch dieses Schiff mit einem Torpedo versenkt werden. Ein dritter Erfolg in der Bucht von Kephalo auf der Insel Imbros scheiterte an einer Netzsperre. U 21 lief in Konstantinopel ein. Am 5. Juni 1915 wurde Kapitänleutnant Hersing mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet. Im September lief U 21 zum dritten Mal von Konstantinopel ins Mittelmeer aus. Dann versperrten die Briten den Eingang zu den Dardanellen mit Minen und Netzen. U 21 musste nun wieder nach Cattaro und unterstand ab dem 1. Oktober 1915 der U-Flottille Pola. Am 11. Februar 1916 konnte U 21 mit dem französischen Panzerkreuzer Amiral Charner ein weiteres Kriegsschiff versenken. In der Folgezeit konnten auch mehrere Handelsschiffe versenkt werden. Ende 1917 kehrte das Boot aus dem Mittelmeer nach Wilhelmshaven zurück. Nach dem Krieg musste U 21 an die Briten ausgeliefert werden. Es sank am 22. Februar 1919 auf der Überführungsfahrt. U 21 hatte fünf Kriegsschiffe mit 34.440 t und 36 Handelsschiffe mit 78.712 BRT versenkt. Nur SM U 9 hatte im Ersten Weltkrieg größere Erfolge gegen Kriegsschiffe erzielt. Versenkte Kriegsschiffe Britischer Leichter Kreuzer HMS Pathfinder Britisches Linienschiff HMS Triumph Britisches Linienschiff HMS Majestic Französischer Hilfskreuzer Carthage Französischer Panzerkreuzer Amiral Charner Otto Hersing (* 30. November 1885 in Mülhausen; † 5. Juli 1960 in Angelmodde) war ein deutscher Marineoffizier und während des Ersten Weltkriegs Kommandant des U-Bootes SM U 21. Hersing erlangte dadurch Berühmtheit, dass er der erste U-Boot-Kommandant war, der per Torpedo-Schuss ein feindliches Schiff versenkte. Herkunft Otto Hersing entstammte einer Arztfamilie. Er war der Sohn des Professors für Augenheilkunde in Straßburg, Friedrich Wilhelm Hersing (1846–1926) und dessen Ehefrau Luise (1863–1927), geborene Eicher, einer Kaufmannstochter aus Speyer. Sein Großvater Friedrich Wilhelm Hersing war Arzt in Geistingen. Hersing heiratete 1923 Klara Buscher (* 1894), die Ehe blieb kinderlos. Leben Hersing trat am 11. April 1903 in die Kaiserliche Marine ein und erhielt seine Ausbildung auf dem Kadettenschulschiff Stosch, dem Torpedoschulschiff Blücher und dem Artillerieschulschiff Mars. Als Fähnrich fuhr er zudem auf dem Linienschiff Kaiser Wilhelm II. Im September 1906 wurde er zum Leutnant befördert und diente zwei Jahre auf dem Kleinen Kreuzer Hamburg. Anschließend war Hersing ein Jahr Kompagnieoffizier bei der I. Torpedo-Division und danach Wachoffizier auf Torpedobooten. 1909 wurde er zum Oberleutnant befördert. Von 1911 bis 1913 unternahm er als Wachoffizier auf der Hertha Reisen nach Westindien und ins Mittelmeer. Im März 1912 wurde er im U-Bootdienst ausgebildet und erhielt im Oktober des Folgejahres sein eigenes Kommando. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs kreuzte er am 5. September 1914 mit U 21 unter seinem Kommando vor der Ostküste Schottlands und traf dort auf die 8. Zerstörer-Flottille unter Führung des Leichten Kreuzers Pathfinder. Da die Pathfinder wegen knapper Kohlevorräte nur noch mit maximal 5 Knoten Geschwindigkeit laufen konnte, wurde sie zu einem leichten Ziel für den ersten Torpedoschuss. Der Torpedo traf die Pathfinder an einer ungepanzerten Stelle bei den Munitionskammern. Sie explodierte sofort und sank in wenigen Minuten. 259 Seeleute verloren dabei ihr Leben, nur elf wurden gerettet. Mitte Dezember 1914 erfolgte seine Beförderung zum Kapitänleutnant. Im Mai 1915 versenkte Hersing vor den Dardanellen zwei britische Linienschiffe, die Triumph und die Majestic. Nachdem er bereits beide Klassen des Eisernen Kreuzes erhalten hatte, verlieh ihm Wilhelm II. am 5. Juni 1915 als zweitem U-Boot-Kommandanten den Orden Pour le Mérite, die höchste Tapferkeitsauszeichnung für Offiziere. Seine Vaterstadt Kreuznach ehrte ihn durch die Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Am 8. Februar 1916 gelang auch die Versenkung des französischen Panzerkreuzers Amiral Charner. Bei Kriegsende 1918/19 überführte Hersing die deutschen Truppen aus Riga in das Reich. Nach dem Krieg war Hersing während des Kapp-Putsches Befehlshaber aller schwimmenden Seestreitkräfte. Am 31. Juli 1924 wurde er als Korvettenkapitän aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Anschließend war er bis 1935 als Verbindungsoffizier der Reichsmarine im Wehrkreis 6 und als Landwirt auf seinem Gut bei Rastede tätig. Am 27. August 1939, dem sogenannten Tannenbergtag, erhielt er den Charakter als Fregattenkapitän. Gedenken Nach Otto Hersing sind drei Straßen benannt: Hersingstraße in Bremerhaven Otto-Hersing-Straße in Bad Kreuznach Otto-Hersing-Weg in Münster U-Flottille Mittelmeer Die U-Flottille Mittelmeer, bis Juni 1917 U-Flottille Pola, war eine Flottille von U-Booten der deutschen Kaiserlichen Marine, die im Ersten Weltkrieg in Pola und Cattaro am Adriatischen Meer stationiert war und im Mittelmeer operierte. Geschichte 1915 Am 1. April 1915 bildete die Kaiserliche Marine das „U-Boot-Sonderkommando Pola“ im österreich-ungarischen Kriegshafen Pola, um den Zusammenbau der aus Deutschland per Bahntransport nach Pola überführten bzw. zu überführenden U-Boote zu überwachen. Den Anfang machten die kleinen UC-Minenleger-Boote UC 12, UC 13, UC 14 und UC 15 und das noch kleinere, aber auch mit zwei Torpedorohren ausgestattete UB 14. Sie wurden, in Sektionen zerteilt, per Bahn nach Pola zum dortigen Zusammenbau transportiert und waren bereits im Juni bzw. Juli einsatzbereit. UB 14, UC 13 und UC 15 wurden dann nahezu umgehend nach Konstantinopel verlegt, um von dort aus das Osmanische Reich beim Kampf um die Dardanellen zu unterstützen. Parallel dazu wurde U 21 als erstes Hochsee-U-Boot am 25. April 1915 ins Mittelmeer entsandt; es erreichte Cattaro am 13. Mai. Am 1. Juli 1915 wurde aus dem Sonderkommando Pola bzw. den inzwischen ins Mittelmeer verlegten U-Booten die „U-Boot-Halbflottille Pola“ gebildet, und die beiden Hochsee-U-Boote U 34 und U 35 wurden im August durch die Straße von Gibraltar zur Halbflottille in Marsch gesetzt. Im September folgten U 33, U 38 und U 39. Anfang Oktober befanden sich damit bereits fünf große und zwei kleine UC-Boote in Pola bzw. im weiter südlich gelegenen Cattaro, wo die großen Boote stationiert wurden, die nur zu Wartungs- und Reparaturarbeiten nach Pola gingen. Das k.u.k.-Torpedoboot-Geleitschiff SMS Gäa diente nun sowohl den k.u.k-U-Booten als auch den deutschen Booten als Mutterschiff. Um eine Verwechslung zwischen deutschen und k.u.k.-Unterseebooten mit gleichen Nummern zu verhindern, wurden die deutschen aus Pola und Cattaro operierenden U-Boote mit k.u.k-Nummern geführt. Bis zur Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Reich, die am 28. August 1916 wirksam wurde, führten die deutschen Boote aus Geheimhaltungsgründen auch die k.u.k.-Marineflagge. Am 18. November 1915 wurde die U-Halbflottille Pola in „U-Flottille Pola“ umbenannt. Erster Chef der Flottille war Korvettenkapitän Waldemar Kophamel, der sie bis Juli 1917 führte und bis zu diesem Tage Kommandant von U 35 gewesen war. 1916–1917 Da schnell ersichtlich wurde, dass Handelskrieg gegen Schiffe der Entente im Mittelmeer sehr erfolgversprechend war, stieg die Zahl der deutschen im Mittelmeer operierenden Boote schon bald beträchtlich an und erreichte bis Ende 1916 bereits zwei Dutzend. Zunächst lief U 73 im April 1916 durch die Straße von Gibraltar in die Adria, und im April und Mai 1916 wurden UB 42, UB 44, UB 45, UB 46 und UB 47 per Bahn nach Pola transportiert. UB 42 und UB 45 verlegten im August 1916 nach Konstantinopel, UB 46 im Oktober 1916. UB 43 und UB 47 wurden am 30. Juli 1917 von der k.u.k-Marine gekauft und als U 43 bzw. U 47 in Dienst gestellt. Nachdem Lothar von Arnauld de la Perière mit dem von Kophamel übernommenen U 35 auf nur einer Feindfahrt im Juli/August 1916 insgesamt 54 Schiffe mit 90.350 BRT versenkt hatte, war das Reichsmarineamt so beeindruckt, dass es umgehend weitere Boote entsandte. Von September bis November 1916 kamen die Hochsee-U-Boote U 32, U 63, U 64, U 65 und U 72 und das kleine UC 22 in die Adria. Im Dezember folgten UC 20, UC 23, UC 35 und SM U 47 und im Januar 1917 UC 34, UC 37 und UC 38. Weitere Verstärkungen kamen im Februar (UC 24), März (UC 74), April (UC 25), Juni (UC 53, UC 73) und Juli 1917 (UC 52, UC 54) hinzu. Die Flottille wurde im Juni 1917 in „U-Flottille Mittelmeer“ umbenannt. Sie umfasste Ende 1917 etwa zwei Dutzend Boote verschiedener Typen. Am 1. Januar 1918 wurde sie unter dem neu ernannten „Führer der Unterseeboote im Mittelmeer“, Kapitän zur See und Kommodore Theodor Püllen, dem auch die in Konstantinopel stationierten und in der „U-Halbflottille Konstantinopel“ zusammengefassten Boote unterstanden, in die „I. U-Flottille Mittelmeer“ (in Pola) und die „II. U-Flottille Mittelmeer“ (in Cattaro) geteilt. Zu diesen stießen im September und Oktober 1917 sechs weitere Boote: UB 48, UB 49, UB 50, UB 51, UB 52 und UB 66. Auch im letzten Kriegsjahr wurden noch Boote zugeführt, auch um erlittene Verluste auszugleichen: UB 67 (als Ausbildungsboot), UB 68, UB 105, UB 128, UB 129 sowie, als letztes noch am 21. Oktober, UB 130. UB 132 sollte noch folgen, ging dann jedoch wegen des bevorstehenden Ausscheidens Österreich-Ungarns aus dem Krieg nicht mehr nach Pola, ebenso wenig wie UB 131, das von der k.u.k-Marine als U 57 übernommen werden sollte. Drei noch im Dezember 1917 bzw. im April 1918 entsandte Hochsee-Boote gingen bereits auf ihrer Überführungsfahrt verloren: UB 69 am 9. Januar 1918 durch Wasserbomben bei Bizerta, UB 70 Anfang Mai 1918 östlich von Gibraltar aus unbekannter Ursache und UB 71 am 21. April 1918 durch Wasserbomben unmittelbar nach Passieren der Straße von Gibraltar. 1918 Im März 1918 hatte Püllen durchschnittlich immer zehn Boote im Einsatz auf See. Das Schwergewicht lag zunehmend auf den kleineren Booten, und große wurden nicht mehr ersetzt, wenn sie nicht mehr einsatzfähig waren oder zur Überholung nach Deutschland zurückkehrten. Erschwerend für den Einsatz der in Cattaro liegenden großen Boote war auch die zunehmende Bedrohung durch gegnerische Luftangriffe. Im September und Oktober 1918 waren noch immer durchschnittlich fünf bis neun Boote im Einsatz und gegen Ende Oktober waren es noch immer sieben oder acht. Kapitän zur See Kurt Graßhoff folgte Püllen am 28. August 1918 als Kommodore und Führer der Unterseeboote im Mittelmeer, aber er erkrankte im Oktober an Typhus, und Püllen übernahm am 9. Oktober erneut. Die Flottille hatte im gesamten Verlauf des Krieges eine Höchststärke von 32 Booten. Zwischen 1915 und 1918 gehörten ihr insgesamt 46 Boote an, von denen 18 verloren gingen. Die Boote gelangten vor allen Dingen nachts relativ leicht durch die Otranto-Sperre aus der Adria ins Ionische Meer und auch durch die Straße von Gibraltar und hatten erhebliche Erfolge. Die deutschen Boote griffen vornehmlich Schiffe der Entente im westlichen Mittelmeerbecken an, während die in Konstantinopel stationierten und die Boote der k.u.k.-Marine hauptsächlich im östlichen Mittelmeer und im Schwarzen Meer operierten. Insgesamt versenkten sie rund 3,6 Million BRT Schiffsraum, d. h. 30 % der gesamten im Krieg von deutschen U-Booten versenkten Tonnage. Auflösung Im Oktober 1918 war das baldige Ausscheiden Österreich-Ungarns aus dem Krieg absehbar. Am 24. Oktober 1918 empfahl Püllen und am 25. Oktober befahl Admiral Scheer, Stabschef der Seekriegsleitung, dass alle fahrbereiten Boote in die Heimat durchbrechen sollten, um bei dem bevorstehenden österreich-ungarischen Waffenstillstand nicht in Feindeshand zu fallen. Die übrigen Boote sollten versenkt werden. Am 28. Oktober wurde Pola geräumt, und am 30. Oktober verließ Korvettenkapitän Ackermann mit dem Stab der I. U-Flottille Mittelmeer und den verbliebenen Bootsbesatzungen Cattaro auf der Cleopatra, um dann von Pola aus per Bahn nach Deutschland zu reisen. Neun Boote liefen von Pola und drei von Cattaro aus, um die Heimfahrt anzutreten, und die noch im Einsatz befindlichen U 34, UC 73 und UC 74 wurden ebenfalls nach Deutschland beordert. Dreizehn von ihnen erreichten Norwegen oder deutsche Häfen. Auf der Heimfahrt gelang UB 50 am 9. November 1918 in der Nähe von Kap Spartel noch die Versenkung des britischen Linienschiffs HMS Britannia. UC 74 erreichte, von der kleinasiatischen Küste kommend, nur noch Barcelona, wo es wegen Treibstoffmangel einlief und interniert wurde. U 34 blieb nach dem Auslaufen zu seiner letzten Feindfahrt am 18. Oktober 1918 verschollen; wenn es nicht bereits vorher durch einen Unfall verloren ging, wurde es vermutlich am 9. November 1918 in der Straße von Gibraltar von der britischen U-Boot-Falle HMS Privet versenkt. Gesprengt und selbstversenkt wurden insgesamt zehn Boote: sieben vor Pola am 28. und 30. Oktober (U 47, U 65, U 73, UB 48, UC 25, UC 34 und UC 53), eins vor Fiume am 31. Oktober (UB 129), eins bei Triest am 28. Oktober (UC 54) und eins vor Cattaro (U 72). Die vier noch in Konstantinopel stationierten Boote der U-Halbflottille Konstantinopel unter ihrem Chef, Kapitänleutnant Hans Adam, (UB 14, UB 42, UC 23 und UC 37) hatten keine andere Wahl, als sich im November in Sewastopol entwaffnen zu lassen. Flottillenchefs und Führer der U-Boote im Mittelmeer Korvettenkapitän Waldemar Kophamel (November 1915 – Juli 1917) Kapitän zur See/Kommodore Theodor Püllen (1. Juni 1917 – 28. August 1918 und Oktober 1918), Flottillenchef und ab 1. Januar 1918 Führer der U-Boote im Mittelmeer Kapitän zur See/Kommodore Kurt Graßhoff (28. August 1918 – Oktober 1918), Führer der U-Boote im Mittelmeer Korvettenkapitän Otto Schultze, Chef I. U-Flottille Mittelmeer (Januar – Oktober 1918) Korvettenkapitän Rudolf Ackermann, Chef II. U-Flottille Mittelmeer (Januar – Oktober 1918) Bekannte Kommandanten Bekanntester Boots-Kommandant der Flottille war neben Waldemar Kophamel wohl Lothar von Arnauld de la Perière mit SM U 35. Der spätere Großadmiral Karl Dönitz diente in der Flottille, ab 1. März 1918 als Kommandant von UC 25, dann ab September 1918 von UB 68. Der spätere Vizeadmiral Heino von Heimburg befehligte UB 14, UC 22 und UB 68. Otto Hersing, der im Mai 1915 mit U 21 vor den Dardanellen zwei britische Linienschiffe, die Triumph und die Majestic, versenkte. Robert Morath, der mit U 64 am 19. März 1917 das französische Prä-Dreadnought-Schlachtschiff Danton versenkte, das größte von einem U-Boot im Ersten Weltkrieg versenkte Kriegsschiff. Die Konstantinopel-Flottille (deutsch: U-Flottille Konstantinopel) war eine kaiserliche deutsche Marineformation, die im Ersten Weltkrieg gegründet wurde, um die U-Boot-Kampagne gegen die alliierte Schifffahrt im Mittelmeer und am Schwarzen Meer zur Unterstützung des Verbündeten Deutschlands, des Osmanischen Reiches, zu verfolgen. Trotz seines offiziellen Namens, den "U-Booten der Mittelmeerdivision in Konstantinopel" (U-Boote der Mittelmeerdivision in Konstantinopel), wurde dort wenig Dienst geleistet, hauptsächlich gegen die russische Schifffahrt im Schwarzen Meer. Die Konstantinopel-Flottille hatte eine maximale Stärke von 11 U-Booten, war jedoch aufgrund der ungünstigen Bedingungen für Handelsangriffe im Schwarzen Meer während ihrer dreijährigen Tätigkeit wenig erfolgreich. In drei Betriebsjahren versenkte die Truppe Schiffe mit einer Gesamtmenge von 117.093 BRT. 15 U-Boote in der Flottille von Konstantinopel; 7 gingen operativ verloren: 5 im Schwarzen Meer und 2 im Mittelmeer. Ein U-Boot wurde nach Bulgarien verkauft. Zwei weitere U-Boote wurden der Flottille zugewiesen, gingen aber auf dem Weg nach Konstantinopel verloren. 1917 wurde die Truppe mit der Pola-Flottille zusammengelegt, die unter dem Kommando des dortigen U-Boot-Führers Mittelmeer (Führer der U-Boot im Mittelmeer) stand. Die Einheit wurde in Konstantinopel-Halbflottille (U-Halbflotille Konstantinopel) umbenannt. 1918, mit dem Zusammenbruch der Mittelmächte, wurden die U-Boote versenkt oder flohen, um sich den Pola-Booten bei ihrer Evakuierung nach Deutschland anzuschließen. Liste der U-Boote U-21 U-33 U-38 UB-3 UB-7 UB-8 UB-14 UB-42 UB-45 UB-44 UB-46 UB-66 UB-68 UC-13 UC-15 UC-23 UC-37 Offiziere Kommandant Titel 1915 1916 1917 K / L Kreuger (Chef) Kommandierender Offizier (CO) Mittelmeerdivision 1918 Kapitänleutnant Adam (Chef) CO Konstantinopel Halbflottille Konstantinopel Flottille Begründet im Mai 1915, aufgelöst im Oktober 1918 Kaiserliche Deutsche Marine Art U-Boot Flottille Base Konstantinopel. Die Schlacht von Gallipoli wurde während des Ersten Weltkriegs auf der türkischen Halbinsel Gallipoli ausgetragen. Die Entente-Mächte wollten in einer gemeinsamen Operation die Halbinsel besetzen und sie als Ausgangsbasis für die Eroberung der osmanischen Hauptstadt Konstantinopel nutzen, scheiterten jedoch an den Verteidigern. Beide Seiten verloren insgesamt schätzungsweise 350.000 Mann (100.000 Tote und 250.000 Verwundete), was fast der Hälfte der zum Einsatz gekommenen Soldaten entspricht. In der Türkei nennt man die Operation nach der Provinz Çanakkale Çanakkale Savaşı („Krieg von Tschanakkale“). Im englischen Sprachraum ist sie als Dardanelles Campaign oder Gallipoli Campaign („Dardanellen-“ bzw. „Gallipolifeldzug“) bekannt. Der 25. April als Jahrestag der Landung auf Gallipoli wird noch heute in Australien, Neuseeland und Tonga als nationaler Gedenktag (ANZAC Day) begangen. Die über 100.000 Gefallenen liegen auf mehreren Soldatenfriedhöfen. Vorgeschichte Der vernachlässigte und desorganisierte Zustand der osmanischen Armee und Marine nach den Balkankriegen hatte 1913 die Berufung einer deutschen Militärmission mit weitgehenden Befugnissen unter Liman von Sanders zur Folge, welche aber andererseits eine erhöhte Wachsamkeit und Bereitschaft zum Eingreifen der Triple Entente bewirkte. Zwar wahrte das Osmanische Reich bis in den Hochsommer 1914 noch seine Neutralität, geriet aber immer enger in Bindung zu den Mittelmächten. Zu Kriegsbeginn hatte England am 1. August 1914 zwei von der Türkei in England in Auftrag gegebene und bereits bezahlte osmanische Schlachtschiffe konfisziert, was allgemeine Entrüstung im Osmanischen Reich hervorrief. Am 2. August hatten Großwesir Said Halim und Kriegsminister Enver einen Geheimvertrag mit dem Deutschen Reich abgeschlossen, am 10. August waren der deutsche Schlachtkreuzer SMS Goeben und der Kleine Kreuzer SMS Breslau unter Konteradmiral Wilhelm Souchon nach scharfer Verfolgungsjagd durch die britische Royal Navy in den Dardanellen eingetroffen. Am 12. August wurden sie nominell dem Sultan übergeben und in Yavuz Sultan Selim und Midilli umbenannt, drei Tage später beendete die osmanische Regierung die britische Marinemission unter Admiral Limpus und wies am 15. September alle britischen Offiziere aus. Mit deutscher Hilfe sollten nun die Dardanellen befestigt und der Bosporus durch die Yavuz Sultan Selim gegen Russland gesichert werden. Am 27. September 1914 wurden offiziell die Meerengen für die internationale Schifffahrt gesperrt. Da die kaiserlich-deutsche Marine die Ostsee blockierte, waren die Seeverbindungen Russlands zu den westlichen Alliierten weitgehend unterbrochen. Die Meerengen Bosporus und Dardanellen – der einzige Weg zum Schwarzen Meer – wurden nun wirksam vom Osmanischen Reich kontrolliert, so dass Waffenlieferungen der Westalliierten über den Seeweg kaum durchführbar waren. Am 29. Oktober 1914 griff die unter osmanischer Flagge fahrende Flotte unter Admiral Souchon im Schwarzen Meer russische Hafenstädte an. Fast zeitgleich beschoss die Royal Navy aus dem Hafen von Smyrna (dem heutigen Izmir) laufende türkische Handelsschiffe. Daraufhin erklärte am 12. November 1914 die osmanische Regierung der Triple Entente den Krieg. Gegen Ende des Jahres 1914 waren die Fronten in Belgien und Frankreich erstarrt. Die Kontrahenten überlegten deshalb, anderswo die Entscheidung zu suchen. Die Triple Entente hoffte, dass ein direkter Angriff auf das Osmanische Reich die Griechen und Bulgaren zu einem Kriegseintritt auf Seiten der Alliierten bewegen könnte. Einige Zeitgenossen glaubten sogar, dass im Falle eines Sieges die Türkei als Verbündeter der Mittelmächte aus dem Krieg ausscheiden würde. Ein bereits im November 1914 von einem französischen Minister vorgeschlagener Angriff fand noch keine weitreichende Unterstützung. Wenig später legte der Erste Lord der Admiralität, Winston Churchill, seine Pläne für einen Seeangriff auf die Dardanellen vor. Am 16. Februar 1915 beschlossen die Briten erstmals, ein großes Landungsunternehmen durchzuführen. Kriegsminister Lord Kitchener ernannte General Sir Ian Hamilton zum Oberbefehlshaber der Expeditionsarmee, welche die Operation ausführen sollte. Seeangriffe Am 19. Februar 1915 griff ein Verband britischer und französischer Schiffe einige türkische Artilleriestellungen entlang der Küste der Dardanellen an. An dieser ersten Attacke war auch das britische Schlachtschiff Queen Elizabeth beteiligt. Der alliierte Vorstoß hatte unter anderem zur Folge, dass Bulgarien alle Verhandlungen mit Deutschland unterbrach. Griechenland bot seine Unterstützung an und Italien machte den Anschein, dass es bald auf alliierter Seite in den Krieg eintreten könnte. Trotz dieser für die Alliierten positiven politischen Nachwirkungen war das Unternehmen in militärischer Hinsicht weniger erfolgreich. Ein weiterer Vorstoß erfolgte am 18. März. Eine Flotte, die aus einem britischen Schlachtschiff, einem Schlachtkreuzer, sowie zwölf britischen und vier französischen Linienschiffen bestand, zerstörte mehrere türkische Artilleriegeschütze. Auf ihrem Rückweg fuhren die Schiffe jedoch in ein Minenfeld, das von dem türkischen Minenleger Nusret ausgelegt worden war. Die Irresistible, die Ocean sowie die französische Bouvet sanken, der Schlachtkreuzer Inflexible und die französischen Linienschiffe Le Suffren und Gaulois wurden stark beschädigt. Dieses Desaster veranlasste den britischen Kriegsrat zur Einstellung aller Seeangriffe. Winston Churchill, der sich für die Operation starkgemacht hatte, musste zurücktreten. Nach Ende der Seeangriffe wurden die türkischen Truppen um einige Elite-Divisionen aufgestockt und unter die Leitung von Vehip Pascha und des deutschen Generals Otto Liman von Sanders gestellt. Invasion Nach dem Misserfolg der Seeangriffe waren die Alliierten der Ansicht, dass nur noch Landstreitkräfte die türkischen Artilleriestellungen ausschalten konnten. Zu Beginn des Jahres 1915 wurden australische und neuseeländische Freiwilligenverbände nach Ägypten verschifft. Diese Infanterieeinheiten formierte man zum 30.000 Mann starken Australian and New Zealand Army Corps (ANZAC) unter dem Kommando von General William Birdwood. Dieses bestand aus der New Zealand and Australian Division unter Major General Alexander Godley sowie der 1. australischen Division unter Major General W. T. Bridges. Außerdem standen General Hamilton noch die 17.000 Mann starke 29. britische Division, die Royal Naval Division und das französische Corps expéditionnaire d’Orient zur Verfügung. Der Gegner war die 84.000 Mann starke 5. türkische Armee, die beide Küstenabschnitte der Dardanellen zu verteidigen hatte. In Bolayır stationierte man die 5. und 7. Division. Am Kap Helles, an der Spitze der Halbinsel gelegen, stand die 9. Division. Die von Mustafa Kemal geführte 19. Division befand sich als Reserveeinheit in Gaba Tepe. In Kumkale, auf dem asiatischen Festland, lagen die 3. und 11. Division. Die Invasion begann am 25. April 1915. Nach einem gewaltigen Bombardement durch alliierte Schiffsartillerie setzte man die 29. Division bei Helles an der Spitze der Halbinsel ab. Das ANZAC landete zur selben Zeit im Norden von Ari Burnu, von wo aus es die türkischen Verstärkungstruppen aus Kilitbahir stören sollte. Die Franzosen unternahmen mit 16.000 Soldaten eine Scheinlandung in Kumkale, um die Verteidiger abzulenken. ANZAC Die 3. Brigade der 1. australischen Division begann im Morgengrauen um 4:30 Uhr, an Land zu gehen. Die beabsichtigte Landezone war etwas nördlich von Gaba Tepe und wurde offiziell als Z-Strand bezeichnet. Die Landung missglückte jedoch, und die Soldaten wurden bei Ari Burnu ausgeladen. Der Strand der Landezone war schmal und wurde von hochansteigenden zerklüfteten Felsen gesäumt, was eine schnelle Vorwärtsbewegung der australischen Einheiten erschwerte. Der Kommandeur der 19. türkischen Division, Mustafa Kemal, erkannte die Situation und setzte sofort seine Verstärkungstruppen in Bewegung. Kurz danach kämpfte man um den Hügel Baby 700, der abwechselnd von den Türken und dann wieder von den Australiern eingenommen wurde. Schließlich konnten die türkischen Truppen den Hügel endgültig besetzen, da sie den Vorteil hatten, aus einer höheren Kampfposition anzugreifen. Nachdem der Vorstoß des ANZAC gebremst war, führten die Türken – obwohl in der Minderzahl – einen Gegenschlag mit dem Ziel, die Alliierten auf die Strände zurückzuwerfen. Dieser Gegenangriff misslang jedoch. Beide Parteien verschanzten sich, so dass in einem Grabenkrieg bis Ende August eine blutige Pattsituation bestand. Noch heute wird in Neuseeland und Australien der Toten gedacht. Der ANZAC Day wird jeweils am 25. April begangen und ist in Australien, Neuseeland und auf Tonga ein Feiertag. Eles Burnu Die 29. britische Division unter der Leitung von Major General Aylmer Hunter-Weston führte die Landung am Eles Burnu durch. Der Landabschnitt war von Ost nach West in die fünf Strandabschnitte S, V, W, X und Y eingeteilt. An der äußersten Spitze von Gallipoli, wo die Abschnitte S, X und Y lagen, gab es nur geringen Widerstand. Der Kommandant der Landungswelle am Y-Strand (Sighin-Dere-Mündung) konnte an diesem Tag in die Nähe des verlassenen Dorfs Krithia vorstoßen. Als wenig später türkische Verstärkung nahte, wurde der Strand aufgegeben. Die Hauptlandungen wurden am V-Strand bei der alten Festung Sedd-ül-Bahr und am W-Strand durchgeführt. Am V-Strand setzte das umgebaute Kohlenschiff River Clyde das Hampshire-Regiment und die Royal Munster Fusiliers unterhalb der Festung ab. Die Soldaten konnten über Rampen direkt auf den Strand abgesetzt werden. Diese Soldaten, die nacheinander ohne Deckung aus der River Clyde strömten, waren dem türkischen Maschinengewehrfeuer aus der Sedd-ül-Bahr-Festung schutzlos ausgesetzt. Die Lancashire Fusiliers brachte man in offenen Booten an den W-Strand, der mit Stacheldraht gesichert war. An beiden Stränden war der Widerstand der türkischen Verteidiger ausgesprochen heftig, so dass die Briten schwerste Verluste erlitten. Die Türken waren, wie bei der Landung des ANZAC, deutlich in der Minderzahl. Dennoch konnten sie nicht von den Briten überrannt werden und hielten ihre Stellungen. Lediglich am W-Strand überwältigten die Lancashire Fusiliers die türkischen Verteidiger unter schweren Opfern. 600 von insgesamt 1.000 britischen Soldaten wurden getötet. Die Bataillone am V-Strand hatten Verluste von bis zu 70 % hinzunehmen. Die ersten Schlachten Am 27. April unternahm Mustafa Kemal einen Versuch, die ANZAC-Truppen zurückzuschlagen. Der Angriff scheiterte mit hohen Verlusten auf Seiten der türkischen Angreifer durch das Eingreifen der alliierten Schiffsartillerie. Am Tag darauf versuchten die Briten, nun von den Franzosen unterstützt, das von den Türken besetzte Krithia zu erobern. Die Angriffsplanung war jedoch unorganisiert und die Kommunikation zwischen den Truppenverbänden funktionierte nicht. Die Soldaten der 29. Division waren zudem noch von dem Kampf um die Festung Sedd-ül-Bahr erschöpft. Die Eroberung des Dorfes gelang nicht. Die alliierten Gräben lagen nach dem Angriff auf halbem Weg zwischen Krithia und der südlichen Landspitze der Insel. Die Kämpfe am Kap Helles gingen sofort in den Stellungskrieg über. In den Nächten vom 1. und 3. Mai schlugen die Alliierten alle türkischen Gegenangriffe zurück, obwohl diese sogar einmal die französischen Linien durchbrechen konnten. Am 2. Mai griff das ANZAC an, um die Höhe Baby 700 zurückzuerobern. Die Truppen kamen nur unter hohen Verlusten vorwärts. Der Versuch, sich in einigen der neuen Positionen einzugraben, misslang und das ANZAC musste sich in der Nacht des 3. Mai wieder zurückziehen. Zu Beginn der zweiten Schlacht um Krithia am 6. Mai beorderte General Hamilton die Verlegung zweier Brigaden vom ANZAC zur Helles-Front. Die nachfolgenden Angriffe scheiterten wieder unter hohen Verlusten. Am 19. Mai führten die Türken einen Großangriff gegen das ANZAC durch. Mit einer Überzahl von 40.000 Türken sollten die 10.000 Australier und Neuseeländer überrannt werden. Der Angriff misslang unter hohen Verlusten. Am 24. Mai vereinbarten beide Seiten daher einen kurzzeitigen Waffenstillstand, um die Massen von Toten, die inzwischen im Niemandsland der Front lagen, zu begraben und damit einer Seuchengefahr vorzubeugen. Das deutsche U-Boot U 21 unter Kapitänleutnant Otto Hersing versenkte am 25. Mai das britische Schlachtschiff Triumph vor Gaba Tepe und am 27. Mai das britische Schlachtschiff Majestic, welches Artillerieunterstützung auf Gallipoli gab. Nach der dritten erfolglosen Schlacht um Krithia am 4. Juni gaben die Alliierten sämtliche Hoffnungen auf einen schnellen Durchbruch auf. Stattdessen konzentrierte man sich jetzt auf die langwierigen Grabenkämpfe, die jeweils nur wenige 100 Meter Gebietsgewinne brachten. Bei der dritten Schlacht um das Dorf verloren beide Seiten 25 % ihrer Streitkräfte. Die Briten hatten 4.500 Gefallene von insgesamt 20.000 Soldaten zu beklagen. Im Juni landete die 52. Division auf Gallipoli als Verstärkung in der Schlussphase der Schlacht um Gully Ravine (28. Juni). Dabei gelang es den Briten, ihre Linien ein wenig nach vorn zu verlegen. In den Tagen vom 1. Juli bis zum 5. Juli führten die Türken eine Reihe von Gegenstößen durch, die jedoch nicht zum erhofften Erfolg führten. Am 12. Juli erfolgte eine letzte britische Offensive am Eles Burnu gegen die türkischen Linien bei Achi Baba Nullah. Unter Verlusten von bis zu 30 % gelangen ihnen abermals keine entscheidenden Erfolge. Augustoffensive Die misslungene Eroberung Krithias und die Rückschläge an der Eles Burnu-Front zwangen General Hamilton dazu, einen neuen Plan für die Dardanellenoperation auszuarbeiten, der schließlich zur Augustoffensive führte. Auf einen Beschluss des britischen Dardanellenkomitees landeten in der Nacht zum 6. August zwei neue Infanteriedivisionen in der Suvla-Bucht. Sie sollten zusammen mit dem ANZAC ausbrechen, weit in das Land hineinstoßen und das Kilid-Bahr-Plateau erreichen. Die weiteren Aktionen der 20.000 Mann starken Landungstruppe liefen jedoch nur sehr schleppend an, obwohl ihnen an dieser Stelle lediglich etwa 1.500 Türken unter der Führung des bayerischen Majors Willmer gegenüberstanden. Dieses „Anafarta Detachement“ bestand aus drei Infanteriebataillonen, einer Kompanie Pioniere, einer kleinen Kavallerieabteilung sowie einem Arbeitsbataillon. In Anbetracht der Kräfteverhältnisse an anderen Stellen eine relativ leichte Aufgabe für die Angreifer, die jedoch nicht erfüllt wurde. Der Befehlshaber Generalleutnant Sir Frederick Stopford ließ seine Soldaten in ihren Stellungen ausharren, anstatt einen schnellen Vormarsch zu befehlen. Dies gab den Türken die Möglichkeit, weitere Divisionen zu dem Landungsabschnitt zu beordern und dann die günstigen Verteidigungsstellungen zu besetzen. Generalleutnant Stopford wurde daraufhin durch Generalmajor de Lisle ersetzt. Dem Ausbruchsversuch des ANZAC ging ein Angriff auf die türkischen Gräben in Lone Pine voraus, der von den Infanteriebrigaden der 1. australischen Division durchgeführt wurde. Obwohl man dadurch leichte Gebietsgewinne errang, konnten die Hauptangriffsziele, die Eroberung von Chunuk Bair und Hügel 971, nicht erreicht werden. Die Angriffe waren jeweils zu unkoordiniert und die vorrückenden Truppen kamen in den zerklüfteten Felsen nur schwer voran. Zudem funktionierte die Kommunikation zur eigenen Artillerie nicht, die entweder vorzeitig das Feuer einstellte oder sogar den eigenen Soldaten gefährlich wurde. Die Türken konnten nach den unabgestimmten Bombardements immer wieder rechtzeitig ihre Gräben besetzen und die Angreifer Welle für Welle mit MG-Salven niederstrecken. Nur einige wenige Soldaten kamen in die Nähe der wichtigen Höhen, bis sie kurz darauf von türkischen Verbänden unter der Leitung von Mustafa Kemal vertrieben wurden. Der letzte alliierte Versuch, das Kriegsglück zu wenden, erfolgte am 21. August mit den Angriffen auf Hügel 60 und den Scimitar-Hügel. Auch diese Operationen scheiterten am zähen Widerstand der Verteidiger, woraufhin es keine Hoffnung mehr gab, die Augustoffensive und somit auch die Schlacht um Gallipoli zu gewinnen. Die verlustreiche Niederlage der Entente in der Augustoffensive hatte weitreichende Auswirkungen auf die Balkanstaaten. Das bislang zögerliche Bulgarien schlug sich nun auf die Seite der Mittelmächte, Griechenland und Rumänien blieben trotz ihrer feindlichen Einstellung neutral. Russland war damit von den Hilfslieferungen seiner westlichen Alliierten abgetrennt, die Türkei nach Westen hin gesichert und die Niederwerfung Serbiens begünstigt. Politisch wurde die panslawistische Linie des Zaren durch den Beitritt des von Russland mitgeschaffenen Bulgariens zu den Mittelmächten ad absurdum geführt. Evakuierung Die internationale Lage für die Entente verschlechterte sich mit dem Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten der Mittelmächte am 14. Oktober 1915. Über den nach einem erfolgreichen Feldzug der Mittelmächte gegen Serbien direkt zur Türkei reichenden Landweg hätten die Mittelmächte starke Artillerie liefern können, der die Alliierten hoffnungslos unterlegen gewesen wären. Am 14. Oktober wurde General Hamilton aufgrund der Fehlschläge durch Generalleutnant Sir Charles Monro ersetzt. Hamilton hatte sich zudem gegen die Möglichkeit einer Evakuierung ausgesprochen. Bereits zuvor waren Truppen der Alliierten auf den neuen Kriegsschauplatz Balkan statt zur Verstärkung nach Gallipoli beordert worden. Am 19. November beschloss Lord Kitchener nach einem Überblick über die Lage die Evakuierung. Die Verschiffung der 14 Divisionen erwies sich wegen starker Stürme und Regenfälle als schwierig. Durch einsetzenden Schneefall und Frost erlitten viele Soldaten Erfrierungen. Ironischerweise war die Evakuierung das erfolgreichste Unternehmen der Dardanellenoperation. Die am 18. Dezember durchgeführte Einschiffung wurde auf Grund des widrigen Wetters von den Türken zunächst nicht bemerkt. Erst zwei Tage später erkannten die türkischen Verteidiger die Situation und gingen sofort dazu über, die Einschiffungszonen mit einem gewaltigen Bombardement zu belegen. Bei der hektischen Flucht ließen die Alliierten zahlreiches Kriegsmaterial zurück. Die Türken warfen nun einen Großteil ihrer Kräfte an die Eles Burnu-Front, wo sie den Alliierten mit ähnlich schweren Angriffen zusetzten. Das schlechte Wetter tat ein übriges; die niedrig gelegenen britischen Gräben wurden überflutet. Am 7. Januar 1916 entschlossen sich die Türken zu einem Angriff auf die Verteidigungslinien, da sie mit keinem großen Widerstand mehr rechneten. Die Briten wehrten sich jedoch erbittert. Die letzten Einheiten verließen Gallipoli am 9. Januar 1916. Folgen „Diese Helden, die ihr Blut vergossen und ihr Leben ließen… nun liegt ihr in dem Boden eines freundlichen Landes. Darum ruhet in Frieden. Da gibt es keinen Unterschied zwischen den Johnnies und den Mehmets, dort wo sie Seite an Seite in diesem unserem Lande liegen… Ihr, die Mütter, die ihre Söhne aus weit entlegenen Ländern schickten, wischt weg eure Tränen. Eure Söhne liegen nun an unserer Brust und sind in Frieden. Ihr Leben in diesem Land verloren zu haben, machte sie genauso zu unseren Söhnen.“ – Mustafa Kemal Nach dem osmanischen Sieg bei Gallipoli wurde auch in Mesopotamien eine britische Armee gezwungen, sich am 29. April 1916 bei Kut-el-Amara zu ergeben. Die Briten benötigten drei Jahre, um Bagdad, Jerusalem und Damaskus zu erobern. Vom südlichen Palästina aus marschierten die Truppen des Osmanischen Reiches zur Sinai-Halbinsel, um den Sueskanal zu erobern. Im August schlugen die Briten diesen Vorstoß zurück, worauf die Alliierten wieder die Oberhand im Nahen Osten errangen. Nach der Evakuierung formierte man die alliierten Verbände in Ägypten neu. Das ANZAC wurde umorganisiert; die Infanterie schickte man an die Westfront, während die leichte Kavallerie für Operationen in Palästina und Sinai eingeteilt wurde. Für die Generäle Hamilton und Stopford stellte Gallipoli das Ende ihrer Karriere dar. Hunter-Weston führte später sein VIII. Korps in der Somme-Schlacht. Mustafa Kemal, der sich als zuverlässiger und eigenständiger Truppenführer mehrfach bewährt hatte, legte mit der Schlacht um Gallipoli den Grundstein als Volksheld „Gazi Mustafa Kemal Pascha“ und sollte nach einem kometenhaften Aufstieg nach Kriegsende als Präsident der Türkei unter dem Namen Kemal Atatürk weltweit bekannt werden. Zunächst allerdings konnte Enver Pascha noch verhindern, dass der damals noch unbekannte Mustafa Kemal gefeiert wurde. Stattdessen ließ er sich selbst allen Ruhm zuschreiben. Dem Leiter der bewährten Militärreform, Liman von Sanders, wurde hingegen weder im Osmanischen Reich noch in Deutschland jemals eine dem Erfolg entsprechende Popularität zuteil. Die Schlacht um Gallipoli war eine der blutigsten und brutalsten im Ersten Weltkrieg. Geradezu beispiellos war sie als Schlacht, in der eine Landarmee auf Dauer einem von Heer und Marine zusammen geführten Kampf standhalten konnte. Überliefert ist der Befehl Atatürks an seine Soldaten an einem Frontabschnitt, an dem diese wegen Munitionsmangels den Rückzug erwogen: Sie sollten unter allen Umständen ausharren und notfalls ihr Leben lassen, damit in der Zwischenzeit frische Kräfte herangeführt werden könnten. Gallipoli war aufgrund der hohen Opferzahlen ein Schock für Australien und Neuseeland. Es war der bislang größte Konflikt, in den diese beiden britischen Dominions verwickelt wurden. Neben der Schmach für die Entente zog die Niederlage auch Konfrontationen und Streitigkeiten auf politischer Ebene nach sich, die zum Rücktritt Churchills als Marineminister und zum Sturz der Regierung Asquith führten. Verluste Unter den bekannteren Persönlichkeiten, die in der Schlacht ums Leben kamen, befand sich der Physiker Henry Moseley. Der Dichter Rupert Brooke starb auf dem Weg zur Schlacht auf einem britischen Kriegsschiff an den Folgen einer Sepsis, verursacht durch einen Mückenstich. Die Commonwealth War Graves Commission (CWGC) ist für die Kriegsgräber der Commonwealth-Truppen verantwortlich. Es gibt 31 CWGC-Friedhöfe auf Gallipoli; 6 am Kap Helles, 4 an der Suvla-Bucht und 21 bei den ehemaligen Stellungen des Anzac. Für viele Soldaten, die in Krankenhäusern oder auf See starben, gibt es keine Gräber. Diesen Soldaten sind verschiedene Gedenktafeln und Denkmäler gewidmet, von denen die britischen am Kap Helles, die australischen bei Lone Pine und die neuseeländischen bei Chunuk Bair stehen. Ein französischer Soldatenfriedhof liegt in der Nähe des ehemaligen S-Strandes, wo sich auch die französischen Quartiere während der Schlacht befanden. Einen größeren türkischen Soldatenfriedhof gibt es nicht. Stattdessen hat man mehrere Denkmäler errichtet, von denen sich die wichtigsten an der Morto-Bucht, in der Nähe des früheren S-Strandes und am Chunuk Bair befinden. Osmanisches Reich (auch Ottomanisches oder Türkisches Reich; türkisch:Osmanlı İmparatorluğu, osmanische Bezeichnung Devlet-i Âliyye-i Osmaniyye) ist die Bezeichnung für das Reich der Dynastie der Osmanen von ca. 1299 bis 1923. In Europa wurde das Land auch damals als „Türkei“ bzw. „Türkisches Reich“ bezeichnet. Es war mehrere Jahrhunderte lang die entscheidende Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Nordafrika und auf der Krim. Im Laufe des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts wurde es in der Auseinandersetzung mit den europäischen Mächten auf Kleinasien und den Nahen Osten zurückgedrängt und fand in der Türkei seinen Nachfolgestaat. Die Osmanischen Sultane waren strikte sunnitische Muslime und folgten der Hanefitischen Rechtsschule. Die Entstehung des Osmanischen Reiches Die Überlieferungen über die Anfangszeit der Osmanen (Osmanlı, Osmanisches Reich = Devlet-i Âliye, Osmanlı Devleti) sind nur spärlich, wohl weil es sich um ein kleines unter vielen Fürstentümern handelte, die es nach der Zerschlagung des Seldschuken-Reiches in Kleinasien gab. Der Namensgeber Osman I. war zu Anfang des 14. Jahrhunderts der Herrscher über einen nomadischen Stamm, den Klan der Kynyk vom Stamm der Kayi bei Söğüt im nordwestlichen Anatolien, der turkmenischer Herkunft und islamischen Glaubens war. Um 1299 erklärte Osman die Unabhängigkeit seines Beyliks vom Reich der Rum-Seldschuken. Dieses Jahr wird daher traditionell als das Gründungsjahr des Osmanischen Reiches angesehen. Osman gewann nach und nach die Oberhand über die benachbarten türkischen Stämme und erweiterte seinen Herrschaftsbereich auch auf Kosten des Byzantinischen Reiches. Schließlich belagerte er Brussa (Bursa) und Nicaea (Iznik), die beiden größten byzantinischen Städte in Anatolien. Bursa fiel kurz vor seinem Tod im Jahre 1326, Iznik wurde 1331 von seinem Sohn Orhan erobert. Orhan erbte ein Fürstentum, das fast halb so groß wie die heutige Schweiz war. Er machte Bursa zur Hauptstadt, und bis zur Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 blieb es die Grablege der osmanischen Sultane. Das Byzantinische Reich wurde massiv bedrängt und befand sich zu dieser Zeit im Niedergang, sodass die Eroberung der europäischen Seite des Marmarameers (Marmara Denizi) folgte, angefangen mit Gallipoli (Gelibolu) 1354. Auch in Kleinasien gab es im selben Jahr mit Ankara (griech. Angora) Zugewinne. Bei Orhans Tod 1360 war das Reich mehr als dreimal so groß wie beim Tode seines Vaters. Im folgenden Jahr gelang die Einnahme Adrianopels (Edirne), der zweitgrößten byzantinischen Stadt, nach der Schlacht an der Maritza folgte der Übergriff auf Mazedonien (1371). 1389 gelang Murad I. in der Schlacht auf dem Amselfeld ein Sieg über die verbündeten christlichen Fürsten aus Serbien und Bosnien. Wenn auch gleichzeitig in Kleinasien sowohl durch Krieg als auch durch Heirat Zugewinne stattfanden, war inzwischen der europäische Teil des Reiches der wichtigere geworden. So wurde ab 1385 die militärische Führung einem „Beylerbey von Rumelien“ (dem europäischen Teil des Osmanischen Reiches) und einem „Beylerbey von Anatolien“ überantwortet, wobei ersterer den Oberbefehl hatte. Viele der charakteristischen Merkmale des Osmanischen Reiches hatten sich zu dieser Zeit schon herausgebildet. Aus den eroberten Gebieten wurden den Kriegern Pfründen – Timar genannt – gegeben; im Gegenzug mussten sie als Sipahis in der Kavallerie des osmanischen Heeres dienen. Dieses System ähnelte zunächst dem europäischen Lehnswesen des Mittelalters, allerdings gab es auch große Unterschiede. So entwickelte sich beispielsweise keine Leibeigenschaft. Als stehendes Heer wurde die wichtige Infanterie von den Janitscharen (türk. Yeniçeri) gestellt, die vor allem aus der sogenannten Knabenlese auf dem Balkan und dem Kaukasus gewonnen, zum Islam bekehrt wurden und eine Ausbildung erhielten, die sie zu fähigen Instrumenten der Machtpolitik des Reiches machte. Auf Sultan Murad I., der auf dem Amselfeld durch einen Attentäter getötet worden war, folgte Bayezid I. (manchmal auch Beyazıt oder Bayezıt geschrieben), der sich bald daran machte, Konstantinopel (Byzanz) zu erobern, was allerdings zu dieser Zeit noch nicht gelang; Byzanz wurde aber zu Tributzahlungen verpflichtet. 1396 mussten sich die Osmanen einem Kreuzfahrerheer unter dem ungarischen König und späteren Kaiser Sigismund stellen, das in der Schlacht von Nikopolis vernichtend geschlagen wurde. Eine erste Existenzkrise musste das Osmanische Reich durchstehen, als sein Heer in der Schlacht bei Ankara gegen Timur Lenk 1402 vernichtend geschlagen wurde und Bayezid in Gefangenschaft geriet. Der Gründer der Timuriden-Dynastie hatte innerhalb kurzer Zeit ein riesiges Reich von Nordindien über Georgien und Persien bis Anatolien erobert, das aber nach seinem Tod 1405 schnell zerfiel. Die Verwaltung der Gebiete des Osmanischen Reichs hatte er an die Söhne Bayezids, Süleyman (Rumelien), Mehmed (Zentralanatolien mit Amasya) und İsa (anatolischer Teil um Bursa) gegeben. Diese kämpften im Folgenden sowohl um die an Timur verloren gegangenen Gebiete als auch gegeneinander um die Vorherrschaft. In den Kämpfen zwischen den Brüdern wurde Süleyman von einem weiteren Bruder, Musa, 1410 geschlagen, dem wiederum Mehmed 1413 mit Unterstützung von Byzanz eine Niederlage beibrachte (siehe auch Osmanisches Interregnum). Mehmed stellte sich als Sultan des wieder vereinigten Reichs in den folgenden Jahren der Herausforderung, das Land zu konsolidieren und gleichzeitig die alte Größe wiederherzustellen. Auch die Thronbesteigung Murads II. lief nicht reibungslos ab. Kurz vor Mehmeds Tod machte ein Mustafa als angeblicher Sohn Bayezids Ansprüche geltend. Wahrscheinlich war er ein echter Sohn, er wurde aber von Mehmed als „falscher Mustafa“ diffamiert. Sowohl er als auch ein Bruder Murads (der auch als „kleiner Mustafa“ (Küçük Mustafa) bezeichnet wird), der von Byzanz als Thronprätendent aufgebaut worden war, wurden hingerichtet. Bei dieser Gelegenheit musste wiederum ein Versuch der Belagerung Konstantinopels abgebrochen werden. In Südosteuropa war Ungarn zum Hauptgegner geworden. 1440 konnte es die Einnahme der wichtigen Festung in Belgrad abwenden. Vor allem Johann Hunyadi gelangen immer wieder militärische Erfolge, obwohl seine und die Versuche des Papstes, ein Kreuzfahrerheer zur Vertreibung der Osmanen aus Europa zusammenzurufen, in West- und Mitteleuropa kaum Gehör fanden. Drei Jahre später konnte Hunyadi sogar nach Bulgarien vordringen. Auch die Albaner unter Skanderbeg führten einen Unabhängigkeitskampf gegen die Osmanen. Aufgrund der Situation schloss Murad 1444 in Szeged einen zehnjährigen Friedensvertrag, der jedoch sogleich von Ungarn gebrochen wurde, um einen vom Papst initiierten Feldzug durchzuführen. Murad hatte gerade erst die Macht an seinen Sohn Mehmed abgegeben und sich zurückgezogen, trat nun aber wieder an die Spitze des Heers, das die Kreuzfahrer unter dem polnisch-ungarischen König Wladyslaw I. (Ungarn) in der Schlacht bei Warna vernichtend schlug. Abermals musste er 1446 die Macht für den unerfahrenen Nachfolger übernehmen, um einen Janitscharenaufstand niederzuschlagen, und fügte 1448 den Ungarn unter Hunyadi im Kosovo (nach 1389 die zweite Schlacht auf dem Amselfeld) eine schwere Niederlage zu. Mehmed II. bestieg 1451 endgültig den Thron und bereitete sofort die Einnahme von Konstantinopel, dem „Goldenen Apfel“ (bei den Osmanen hatte der goldene Apfel große mythische Bedeutung und galt als Objekt allen Strebens und Glücks, später trug Wien diese Bezeichnung), vor. Dieses Ereignis ist oft als Zäsur in der Geschichte verstanden worden, als Ende des Byzantinischen Reichs und Ende des Mittelalters. Tatsächlich hatte Byzanz jedoch zu dieser Zeit kaum noch Macht und beschränkte sich auf kaum mehr Gebiet als das der (wenn auch wichtigen) Stadt Konstantinopel. Byzanz war Mehmed aber auch deswegen ein Dorn im Auge, weil es mit Orhan einen osmanischen Thronprätendenten aufstellte. Im Fall des „falschen“ Mustafa hatte ein ähnliches Verhalten zum Bürgerkrieg geführt. Konstantinopel fiel nach 54tägiger Belagerung am 29. Mai 1453. Nach den für diese Zeit üblichen Plünderungen wurde die Stadt die neue Hauptstadt des Osmanischen Reichs, und man versuchte, die alte Bevölkerung – wie Griechen und Juden – zum Bleiben zu bewegen und neue dort anzusiedeln. Die Hagia Sophia wurde zur Moschee Ayasofia. Als letzte Überbleibsel byzantinischer Staatlichkeit wurden 1460 das Kaiserreich Trapezunt und die Morea (Peloponnes) unterworfen. Auf dem Balkan taten die Osmanen sich schwerer. 1456 konnte Hunyadi die Eroberung Belgrads abwenden und sicherte die Unabhängigkeit Ungarns für die nächsten siebzig Jahre. Allerdings eroberte Mehmed bis 1459 die Peloponnes und den Rest Serbiens. 1470 kam Albanien, 1475 die Krim dazu. 1481 bestieg den Thron Bayezid II., unter dem sich der Expansionsdrang des Reichs abschwächte. Eine Rolle spielte dabei sein Bruder Cem, der zuerst vom Johanniterorden und später vom Papst als Geisel gegen ihn eingesetzt wurde. Bayezid selbst wurde 1512 von seinem Sohn Selim abgesetzt und wohl vergiftet. Selim setzte vor allem im Osten die Eroberungsfeldzüge fort. 1514 gelang ein Sieg gegen die Safawiden in Persien, 1516 gegen Syrien. Schließlich wurde 1516/17 das Mamelucken-Reich in Ägypten zerschlagen. Damit übernahm das Osmanische Reich das Protektorat über die heiligen Städte Mekka und Medina (d. h. Schutz der Pilgerwege und Versorgung der Städte) und der osmanische Sultan erhielt mit dem Titel Kalif die eindeutige Vormachtstellung im islamischen Kulturkreis. Süleyman der Prächtige Die Ära von Süleyman I. (1520–1566) kann man als den Höhepunkt der Macht des Osmanischen Reichs betrachten. In der osmanischen und türkischen Geschichtsschreibung erhielt er wegen seines Gesetzbuches über die Landes- und Finanzverwaltung den Beinamen „Kānūnī“ („der Gesetzgebende“), in Europa wird er „der Prächtige“ genannt. Er gilt auch als einer der größten Kunstförderer unter den osmanischen Herrschern. Unter seine Regentschaft fallen etwa die architektonischen Meisterleistungen von Mimar Sinan. Durch viele Feldzüge erweiterte Süleyman das Reich Richtung Westen, Osten und Südosten. 1521 eroberte er innerhalb von nur 3 Wochen Belgrad. Die Festung galt damals als die stärkste auf dem Balkan. 1522 landete er mit seinen Truppen auf Rhodos und nahm die Festung im Dezember 1522 ein. Er ließ die Verteidiger aushungern, welche entkräftet aufgeben mussten. Vier Jahre später wurde in der Schlacht von Mohács, in der Ludwig II. getötet wurde, das Schicksal Ungarns besiegelt. Zwar zog das osmanische Heer noch vor Jahresende vorläufig ab, aber um die Thronnachfolge gab es einen Streit zwischen dem Habsburger Ferdinand I. und dem Ungarn Johann Zápolya, der die Osmanen um Hilfe ersuchte. Letztlich fiel das westliche Ungarn an Österreich, während Zápolya im Frieden von Großwardein als König Restungarns unter osmanischer Oberhoheit anerkannt wurde. Nach seinem Tod 1540 besetzte die Pforte das mittlere Drittel des einstigen Ungarn und ließ Zapolyas Sohn das Fürstentum Siebenbürgen. Süleyman wollte auch Malta erobern, doch die Ritter des heiligen Johannes besiegten die Invasionsstreitmacht. Unterdessen nutzte Süleyman I. 1529 die Lage, um erstmals Wien zu belagern, was aber nicht von Erfolg gekrönt war. Nach nur 19 Tagen war Süleyman I. aufgrund eines sehr frühen Wintereinbruchs gezwungen, die Belagerung abzubrechen. Dennoch wurde Österreich als Folge dieses Konflikts langfristig tributpflichtig. Durch drei Feldzüge gegen die Safawiden gelang es dem Osmanischen Reich, den Osten Kleinasiens endgültig zu erobern. Auch an anderen Fronten gab es Expansionen: 1534 Mesopotamien mit Bagdad, 1534 Aserbaidschan, 1540 Teile Dalmatiens, 1547 große Teile des Jemen. 1566 brachen die osmanischen Truppen erneut zu einem Ungarn-Feldzug auf. Süleyman I. starb im Lager vor Szigetvár. Auf dem Sterbebett befahl er seinen Generälen den geordneten Rückzug, um eine geregelte Thronfolge zu gewährleisten. Die Zeit Süleymans leitete auch engere Beziehungen zu den europäischen Mächten ein. 1536 wurde die erste so genannte Kapitulation mit Frankreich unterzeichnet, die freien Handel vereinbarte und Frankreich die Gerichtsbarkeit über seine Untertanen auf dem Boden des Osmanischen Reichs übertrug. Der Beginn des Niedergangs In der Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571 konnten die christlichen Großmächte mit Spanien und Venedig an der Spitze den ersten Sieg mit der fast völligen Vernichtung der osmanischen Flotte erzielen. Die politischen Auswirkungen waren jedoch gering, da die christliche Allianz kurz darauf auseinanderbrach und die Osmanen ein Jahr später ihre Flotte vollständig wieder aufbauen konnten. Die Auseinandersetzung vor Lepanto führte aber zu einer Bereinigung der Einflusssphären im Mittelmeer. Die Türken beschränkten sich jetzt auf ihre Vormachtstellung im östlichen Teil, zum Beispiel mit der Eroberung Zyperns und Kretas, während spanische, maltesische und italienische Flotten das westliche Mittelmeer unter sich aufteilten. 1683 unternahm die Pforte nochmals einen Versuch, Wien zu erobern (siehe Zweite Türkenbelagerung). Was aber schon in der Blütezeit des Osmanischen Reiches 150 Jahre vorher nicht gelang, wurde nun im Feldzug Kara Mustafas gegen Jan III. Sobieski von Polen zum Desaster und zum Wendepunkt der Auseinandersetzung mit den europäischen Staaten. Nachdem in dieser Niederlage die militärischen Schwächen der Osmanen offenkundig geworden waren, begann im folgenden Jahr eine vom Papst initiierte Heilige Allianz aus Habsburg, Venedig und Polen einen Angriff auf das Osmanische Reich an mehreren Fronten. In mehreren schweren Niederlagen bei Slankamen (1691), Mohács (1687) und Senta (1697) mussten im Frieden von Karlowitz der Verlust von Ungarn, Dalmatien, Podolien und der Peloponnes festgeschrieben werden. Als neuer Gegner an der Nordgrenze kam Russland ins Spiel. Ein wichtiges Ziel von Zar Peter I. war ein Zugang zum Schwarzen Meer, den er 1695 mit Asow bekam. 1699 musste das Osmanische Reich Podolien an Polen-Litauen zurückgeben. Die äußeren Schwierigkeiten zogen Probleme im Inneren nach sich. 1687 war Mehmed IV. wegen der militärischen Niederlagen abgesetzt worden. 1703 kam es zum blutigen „Vorfall von Edirne“, in dem Aufständische den Scheichülislam Feyzullah Efendi ermordeten und Sultan Mustafa II. absetzten. Obwohl das Osmanische Reich zunehmend in die Defensive geriet, war es noch immer militärisch sehr potent. 1711 umschloss die Armee des Sultans das russische Heer am Pruth, nachdem das Osmanische Reich auf Bitte des flüchtigen Schwedenkönigs Karl XII. in den Krieg eingetreten war. In den folgenden Verhandlungen musste Peter der Große den Osmanen Asow überlassen. Nachdem der moldauische Woiwode Dimitrie Cantemir zu Russland übergelaufen war, besetzten die Osmanen die Hospodaren-Ämter in Moldau und der Walachei bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit Griechen aus dem Phanar-Viertel in Konstantinopel, die schon lange Zeit als Übersetzer in der Politik eine wichtige Rolle gespielt hatten. In den Donaufürstentümern wird diese Epoche als Phanarioten-Herrschaft bezeichnet. Auch gegen Venedig war man erfolgreich und erlangte 1715 die Peloponnes zurück. Weil die Krimtataren mit ihren Raubzügen die Ukraine bedrohten, begann Russland in einem Bündnis mit Österreich 1736 einen Krieg gegen das Osmanische Reich. Die Russen marschierten auf der Krim ein und schwächten den osmanischen Vasallen erheblich. Unter der Führung von Burkhard Christoph von Münnich schlug die russische Armee die Türken bei Otschakow und Stawutschany und nahm die wichtige Festung Chotin ein. Die Österreicher erlitten gegen die Türken eine Niederlage. Im Frieden von Belgrad mussten sie den Osmanen Nordserbien und die kleine Walachei zurückgeben. Russland gewann Asow. In diesem Krieg hatte eine Rolle gespielt, dass die Osmanen ihre Artillerie mit französischen Beratern wie Ahmed Pascha, dem Comte de Bonneval modernisiert hatten. Im Ganzen war in den teuren und verlustreichen Kriegen der vergangenen drei Jahrzehnte keine wesentliche Änderung des Territoriums zu verzeichnen. Danach folgte eine vergleichsweise lange Friedensperiode. Russisch-osmanische Kriege Im Russisch-Türkischen Krieg 1768–1774 musste das Osmanische Reich endgültig erkennen, dass es seine Großmachtstellung verloren hatte. 1770 verlegte Russland seine Flotte aus der Ostsee ins Mittelmeer und vernichtete die bei Çeşme vor Anker liegende osmanische Flotte. Im Frieden von Küçük Kaynarca mussten die Osmanen das Krim-Khanat in die Unabhängigkeit entlassen (es wurde aber schon nach wenigen Jahren eine russische Provinz); Teile des Nordkaukasus gingen an Russland, die Bukowina an Österreich. Keine der beiden Seiten hatte die Absicht, es lange dabei zu belassen. Zarin Katharina II. entwarf ihr so genanntes „Griechisches Projekt“, in dem das Byzantinische Reich als russischer Vasall wiederauferstehen sollte und die übrigen Teile des Osmanischen Reichs zwischen Österreich, Venedig und Russland aufgeteilt werden sollten, woran diese Alliierten jedoch wenig Interesse zeigten. 1783 annektierte Russland die Krim und begann mit deren wirtschaftlichem Aufbau. Die Osmanen, die ohnehin darauf aus waren, ihre Verluste aus dem vorigen Krieg rückgängig zu machen, erklärten im selben Jahr nach verschiedenen Streitigkeiten Russland den Krieg. Nach Anfangserfolgen der Schwarzmeerflotte mussten sie jedoch 1792 im Frieden von Jassy abermals Gebietsverluste hinnehmen, darunter Gebiete zwischen Dnjepr und Bug. Reformen Selim III. zog aus den Niederlagen seine Lehre und führte umfassende Reformen in der Verwaltung und im Militär durch. Parallel zu den Janitscharen versuchte er mit Hilfe europäischer Berater, eine neue Truppe, die nizam-ı cedid, aufzubauen. Seine geplante allmähliche Überführung der Janitscharen in das neue Korps führte jedoch zu Aufständen, die 1807 in seiner Absetzung gipfelten. Es folgten dramatische Ereignisse. Sein Cousin Bayraktar Mustafa marschierte mit seinen Truppen in Konstantinopel ein und plante, Selim wieder als Sultan einzusetzen. Er kam jedoch zu spät, da Selim bereits erdrosselt worden war. Es blieb ihm also nur, den von den Janitscharen eingesetzten Mustafa IV. durch Mahmud II. zu ersetzen, der einer Ermordung nur knapp entkommen war. Mahmud setzte Bayraktar Mustafa als Großwesir ein und folgte einem Reformkurs, wobei er vermied, mit den Janitscharen direkt in Konflikt zu kommen. Schon im nächsten Jahr kam es wieder zu Aufständen. Um zu verhindern, dass er wieder zugunsten Mustafas gestürzt würde, ließ Mahmud seinen Bruder ermorden. Der in Bedrängnis geratene Großwesir sprengte sich in einem Pulvermagazin in die Luft. Der kranke Mann am Bosporus In Ägypten riss der Statthalter Muhammad Ali Pascha allmählich die Macht an sich und ließ die einflussreichen Mamelucken-Emire systematisch liquidieren. Mit Hilfe von Reformen war Ägypten bald in vielerlei Hinsicht der Zentrale in Istanbul überlegen. Muhammad Ali begründete die Chediven-Dynastie, die erst Mitte des 20. Jahrhunderts ein Ende fand. Nachdem sich der osmanische Sultan Mahmud II. geweigert hatte, Muhammad Ali Pascha auch als Statthalter in Syrien einzusetzen, besetzten ägyptische Truppen unter Ibrahim Pascha 1831 Palästina und Syrien und stießen nach einigen Siegen über die Osmanen bei Homs und Konya 1832 nach Anatolien vor. 1838 fühlte sich das Osmanische Reich stark genug, den Kampf gegen die ägyptischen Truppen unter Ibrahim Pascha in Syrien wiederaufzunehmen. Die ägyptischen Truppen besiegten aber die osmanische Armee unter Hafiz Pasha in der Schlacht von Nisibis am 24. Juni 1839. An dieser Schlacht nahm der spätere deutsche Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke, als Militärberater bei der türkischen Armee, teil. Erst durch die Intervention Großbritanniens, Russlands, Preußens und Österreichs (1840) wurde Muhammad Ali Pascha 1841 gezwungen, Syrien und Palästina wieder zu räumen. Ein das ganze 19. Jahrhundert durchziehendes Problem der Osmanen war der Nationalismus der von ihnen besetzten Staaten. Zunächst erhoben sich 1804 die Serben; bis 1830 erhielten sie eine weitgehende Autonomie. Auch die Phanariotenherrschaft in den Donaufürstentümern fand 1826 ihr Ende. In den 1820er Jahren gewann die von einigen Europäern unterstützte Unabhängigkeitsbewegung in Griechenland an Dynamik. Ein besonderes osmanisches Problem in diesem Falle stellten die einflussreichen Griechen in der Verwaltung dar, die teilweise mit der Unabhängigkeitsbewegung sympathisierten. Im Krieg von 1826 war Mahmud gezwungen, die Truppen des gehassten Muhammad Ali Pascha von Ägypten zu Hilfe zu rufen. Trotzdem wurde das Osmanische Reich 1830 gezwungen, Griechenland in die Unabhängigkeit zu entlassen. An diesem Beispiel zeigte sich, wie das Osmanische Reich, das von den Medien der Zeit als Kranker Mann am Bosporus persifliert wurde, immer mehr zum Spielball der europäischen Mächte wurde. Russland sah darin eine Chance, seinen Machteinfluss in Europa stärker geltend zu machen und insbesondere einen Zugang zum Mittelmeer und auf den Balkan zu bekommen. Die osmanische Herrschaft auf dem Balkan schien gefährdet, und Russland drängte darauf, die Kontrolle über die wichtigen Meerengen des Bosporus und der Dardanellen zu erhalten. Auf dem Balkan brachte sich Russland als Schutzmacht der dortigen orthodoxen Christen ins Spiel. Bereits früher hatte der russische Zar vergeblich versucht, die Regierungen Österreichs und Großbritanniens für eine Aufteilung des Osmanischen Reiches zu gewinnen. England und Frankreich sperrten sich aber gegen diese russische Expansion. Sie wollten nicht, dass die Schlüsselpositionen in russische Hände fielen und unterstützten die Osmanen, um den Status quo zu erhalten und damit ihre eigene Machthoheit in Südosteuropa an den osmanischen Grenzen zu sichern. In der sog. Orientalischen Frage über Sein oder Nichtsein des Reiches waren sie der Meinung, dass das Osmanische Reich, das in jener Zeit noch immer eine gewaltige Ausdehnung besaß, erhalten werden musste. Sein Zusammenbrechen hätte ein Machtvakuum verursacht. Für Großbritannien, den zu der Zeit wichtigsten Handelspartner des Osmanischen Reiches, ging es außerdem darum, die Verbindungswege nach Indien zu kontrollieren und die Vormachtsbestrebungen Russlands in Asien zu unterbinden (The Great Game). Das führte dazu, dass die Bündnisse sich je nach Situation neu zusammenfanden. Im Krimkrieg (1853–1856), der durch die russische Besetzung der Fürstentümer Walachei und Moldau ausgelöst wurde, kämpften England, Frankreich und später auch Piemont-Sardinien auf Seiten der Osmanen. Im Frieden von Paris ging ein Teil des 1812 von Russland gewonnenen südlichen Bessarabiens im Bereich der Donaumündung (etwa ein Viertel der Gesamtfläche) mit den Kreisen Cahul, Bolgrod und Ismail wieder zurück ans Fürstentum Moldau, das ein autonomer Staat unter Oberhoheit der Pforte war, und das Schwarze Meer wurde entmilitarisiert. Zugleich wurde die territoriale Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit des Osmanischen Reichs garantiert. Tanzimat Eine erneute Reformphase (1838–1876) begann, die eng mit dem Namen der Großwesire Mustafa Reşid Pascha und später Ali Pascha und Fuad Pascha verknüpft ist. Die Maßnahmen wurden unter dem Namen „Tanzimat-ı Hayriye“ (Heilsame Neuordnung) bekannt und fallen mit der Regierungszeit von Abdülmecid und Abdülaziz zusammen. Sie stellten die Nichtmuslime im Reich auf die gleiche Stufe wie die Muslime und führten ein neues Justizsystem ein, organisierten das Steuersystem neu und legten eine allgemeine Dienstpflicht in der Armee fest. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurden auch die Steuerpachten abgeschafft. Die zerrütteten Staatsfinanzen führten am 13. April 1876 zur Erklärung des Staatsbankrotts. Die wichtigsten Reformedikte waren in diesem Zusammenhang das „hatt-i sherif (imperialer Erlass) von Gülhane“ (1839), das „hatt-i hümayun“ (1856), sowie die Verfassung von 1876, in denen schrittweise und mit Einschränkungen (1839 lauten diese „im Rahmen der Scheriatgesetze“) die Gleichheit und Gleichbehandlung aller Untertanen unabhängig von ihrer Religion eingeführt wurde. Mit den von den Mächten eingeforderten Reformen gingen – auch bedingt durch die industrielle Rückständigkeit – zunehmend wirtschaftliche Probleme einher. In den „Kapitulationen“ genannten Handelsverträgen wurde der Markt im Osmanischen Reich für die Europäer geöffnet, und die Einfuhrzölle lagen unter den Ausfuhrzöllen. Durch die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des osmanischen Handwerks wurde das Osmanische Reich zum Exporteur von Rohstoffen und Importeur von europäischen Waren. Unterdessen fanden die Unruhen auf dem Balkan kein Ende. Nach einem Krieg gegen Serbien 1876 wurde in Istanbul eine internationale Konferenz einberufen, die mit dem Frieden von San Stefano abgeschlossen wurde und u.a. die Zukunft des Balkan diskutierte. Um seine Reformbereitschaft zu demonstrieren, kündigte der durch einen Staatsstreich an die Macht gekommene Abdülhamid II. eine Verfassung an, die ein parlamentarisches System einführen würde. Eine wichtige Rolle bei deren Entwurf spielte der Großwesir Midhat Pascha. Als Ergebnis der Konferenz fassten die Mächte Autonomie sowohl für zwei Provinzen auf bulgarischem Gebiet als auch für Bosnien und Herzegowina ins Auge. Als die Pforte dies ablehnte, erklärte Russland den Krieg, besetzte den gesamten europäischen Teil der Türkei und rückte auf Istanbul vor. Da die anderen europäischen Mächte wiederum ihre Interessen bedroht sahen und ein europaweiter Krieg drohte, wurde 1878 der Berliner Kongress organisiert, dessen Hauptinitiator Bismarck war. Hier erhielten Serbien und Montenegro ihre Unabhängigkeit, und die schon vorher in Personalunion regierte Walachei mit der Moldau schlossen sich zu dem selbständigen Staat Rumänien zusammen. Der Berliner Kongress wurde mit dem Berliner Vertrag abgeschlossen, der u.a. mehrere Artikel des Friedens von San Stefano dermaßen revidierte, dass der alleinige russische Einfluss auf das Osmanische Reich in Einfluss aller europäischen Mächte auf das Reich erweitert wurde. Innenpolitisch machte Abdülhamid II. seine Regierungsreformen wieder rückgängig. Midhat Pascha wurde abgesetzt und das Parlament aufgelöst. Abdülhamids Regierungszeit wurde durch Despotie und Spitzelei geprägt, und als Sultan hatte er de facto die alleinige Macht. Finanziell geriet die Pforte nun vollends in die Abhängigkeit der europäischen Großmächte. Nachdem der Staatsbankrott erklärt worden war, übernahm die Dette publique einen Gutteil der Finanzverwaltung. Das europäische Kapital konnte ungehindert in den Staat eindringen. Seine Interessen konzentrierten sich auf die Rohstoffquellen im Irak, aber auch Großprojekte wie den Bau der Bagdadbahn. Dabei kam das Deutsche Reich zum Zuge, das spätestens seit dem Berliner Kongress zum guten Partner für das Osmanische Reich geworden war. Am Anfang des 20. Jahrhunderts erstarkten wieder die inneren Oppositionskräfte, insbesondere die Bewegung der Jungtürken, die ihren Ausgangspunkt vor allem in Saloniki hatte. 1908 musste angesichts der Bedrohung durch aufständische Truppen die Verfassung wieder in Kraft gesetzt werden. Die Bewegung der Jungtürken Die Verwirrung machte sich Bulgarien zunutze, um zusammen mit Ostrumelien einen unabhängigen Staat zu gründen. Bosnien und die Herzegowina wurden von Österreich-Ungarn annektiert, die faktisch bereits 1878 angegliedert worden und nur noch nominell türkisch waren (Bosnische Annexionskrise). Die enormen Gebietsverluste legten die reaktionären Kräfte der Jungtürkischen Führung zur Last und versuchten 1909 einen Staatsstreich. Dessen Misslingen führte dazu, dass Abdülhamid durch seinen Bruder Mehmed V. (Mehmed Reşat) ersetzt wurde. Der Sultan hatte von da an im wesentlichen nur noch Repräsentationsfunktionen, während die Regierung vom Großwesir eingesetzt wurde. Dieser wiederum wurde unter wesentlichem Einfluss der Jungtürken ernannt. Durch eine veränderte Verfassung wurde ein parlamentarisches System etabliert. Die Jungtürken verfolgten einen Reformkurs, der allerdings durch die angespannte außenpolitische Lage gehemmt war. Ein folgenschweres Element ihrer Politik war der türkische Nationalismus. So wurde etwa in den arabischen Provinzen die türkische Sprache als Amtssprache eingesetzt. In den nachfolgenden Kriegen verlor die Regierung so den Rückhalt der Bevölkerung in den nichttürkischen Gebieten. Das Jahrzehnt der Jungtürken-Regierung war durch eine Reihe von schweren Kriegen geprägt. Zunächst ging 1911 Tripolis an Italien verloren. Im Ersten Balkankrieg schlossen Albanien, Bulgarien, Serbien, Griechenland und Montenegro 1912 den Balkanbund gegen das Osmanische Reich, das dadurch fast alle europäischen Besitzung einschließlich der Stadt Edirne verlor. Nur knapp einen Monat später griff Bulgarien seine ehemaligen Verbündeten an (Zweiter Balkankrieg), die von den Osmanen unterstützt wurden. Nach der Niederlage Bulgariens wurde der Grenzverlauf in den Verträgen von Bukarest und von Istanbul so festgelegt, wie er noch heute zwischen Bulgarien und der Türkei verläuft. Der Erste Weltkrieg und seine Auswirkungen Im 1914 beginnenden Ersten Weltkrieg versuchte man zunächst, sich in einer „bewaffneten Neutralität“ aus den Kampfhandlungen herauszuhalten. Es war vielen klar, dass man sich an eine Großmacht anlehnen müsste, um militärisch überhaupt standhalten zu können. Traditionell hatte man oft mit dem Deutschen Reich kooperiert (insbesondere wegen des Bagdadbahn-Projekts), aber auch mit den Entente-Mächten gab es enge Beziehungen und einen regen Handel. Auf Betreiben Enver Paschas kam es schließlich zu einem Kriegsbündnis mit Deutschland und Österreich-Ungarn, das allerdings im Kabinett umstritten war. Das Osmanische Reich begriff den Weltkrieg als Chance zur Rückeroberung verlorengegangener Gebiete auf dem Balkan, zu expansionistischen Zielsetzungen in Richtung Kaukasus und Zentralasien und zur Verhinderung der armenischen Reformfrage. Die armenische Reformfrage war eine andere Dimension der orientalischen Frage und bedeutete, dass die westlichen Mächte und Russland unter dem Vorwand der Kontrolle der Reformen zugunsten der Armenier jederzeit in das Osmanische Reich intervenieren konnten, wobei am Ende der Interventionen die Aufteilung des Reiches das Ziel war. Die osmanische Führung während des Kriegs (die jungtürkische Partei Ittihad ve Terakki) kündigten bald nach dem Kriegseintritt das Abkommen vom 8. Februar 1914. Mitten im Weltkrieg, am 5. September 1916, kündigte die osmanische Führung alle weiteren Verträge und Abkommen, die internationale Interventionsmöglichkeiten enthielten. Dazu gehörten der Vertrag von Paris (1856), der Berliner Vertrag (1878), die Deklaration von London (1871). Am 24. April 1915 veranlasste die osmanische Regierung die Verhaftung und die Deportation armenischer Zivilisten in Istanbul. Ihre antiarmenische Politik mündete in der Ermordung von ca. 600.000 bis zu 1,5 Millionen Armeniern. Durch die Deportationen kamen etwa zwei Drittel der auf dem Gebiet des Osmanischen Reiches lebenden Armenier ums Leben. (Siehe auch: Völkermord an den Armeniern) Die Folgen des Krieges waren katastrophal. In Arabien hatte man den britischen Kräften nichts entgegenzusetzen. Schon 1916 schüttelte der Emir von Mekka, Husain Ibn Ali die osmanische Oberhoheit ab und rief sich zum König von Arabien aus. Er wurde schließlich als König des Hedschas anerkannt, während der übrige Teil des Reichs gemäß dem Sykes-Picot-Abkommen in Interessensphären aufgeteilt wurde. Ein Teil Palästinas wurde 1917 in der Balfour-Deklaration als „nationale Heimstatt“ für die Juden ohne Abstimmung mit den dort lebenden Menschen (zumeist Palästinenser) versprochen. Wegen der Oktoberrevolution in Russland schied dieses zwar mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk aus dem Krieg aus, aber die Siegermächte besetzten im November 1918 einen Großteil des ehemaligen Osmanischen Reiches. Das Jungtürkische „Triumvirat“ aus Cemal Pascha, Talat Pascha und Enver Pascha wurde entlassen und flüchtete. Nachdem im selben Jahr Mehmed V. gestorben war, rückte sein Bruder Mehmed VI. (Mehmed Vahideddin) nach, der aber den Siegermächten politisch völlig ausgeliefert war, und der nach Abschaffung des Sultanats im November 1922 Istanbul verließ. Die Entstehung der modernen Türkei Es entstand eine Widerstandsbewegung gegen das Besatzungsregime. Die herausragende Rolle spielte dabei der General Mustafa Kemal Pascha (später wurde Mustafa Kemal vom türkischen Parlament der Beiname Atatürk („Vater der Türken“) verliehen). Schon bald bildete die kemalistische Bewegung in den nicht besetzten Gebieten eine Art Gegenregierung. Bei den im Dezember 1919 durchgeführten Wahlen errang die Befreiungsbewegung eine Zweidrittelmehrheit und zog nach Angora (heute Ankara) als Sitz um. Im April 1920 konstituierte sich hier die „Große Türkische Nationalversammlung“. Die neue Regierung pflegte gute Beziehungen zum mittlerweile bolschewistischen Russland und wurde von Frankreich, das das Mandat für das südliche Zentralanatolien hatte, faktisch anerkannt. Der 1920 von der Hohen Pforte unterzeichnete Vertrag von Sèvres, der dem türkischen Staat die Souveränität aberkannte, wurde von Ankara nicht anerkannt. Es kam zum nationalen Befreiungskrieg, in dem die griechischen Truppen aus Kleinasien zurückgeschlagen wurden. Auch der überwiegende Teil der griechischen Zivilbevölkerung vor allem in Smyrna (von da an türkisch İzmir) wurde vertrieben. Von griechischer Seite werden diese Ereignisse auch als die „Kleinasiatische Katastrophe“ bezeichnet. Die Erfolge der Kemalisten sorgten für einen herben Prestigeverlust für die Regierung Sultan Mehmeds VI. In den Verhandlungen um den Vertrag von Lausanne 1923 war diesmal eine Delegation der Kemalisten aus Ankara vertreten, was einer internationalen Anerkennung gleichkam. Zur Lausanner Konferenz (die am 30. November 1922 startete) war formal auch die Istanbuler Regierung eingeladen. Um zu verhindern, dass die Türkei durch zwei Regierungen vertreten wird, schaffte die Regierung in Ankara unter Mustafa Kemal am 1. November 1922 das Sultanat offiziell ab. Drei Tage danach trat die Istanbuler Regierung unter Ahmed Tevfik Pascha offiziell zurück. Der 4. November 1922 ist somit der letzte Tag der Existenz des Osmanischen Reichs. Am 23. Oktober 1923 wurde Ankara zur Hauptstadt erklärt und am 29. Oktober offiziell die Republik ausgerufen; Mustafa Kemal Pascha wurde Staatspräsident, Ismet Pascha, dem später aufgrund der Siege bei Inönü der Nachname „Inönü“ verliehen werden sollte, Ministerpräsident der neu gegründeten Republik. Der letzte Sultan, Mehmed VI., und alle Angehörigen der Dynastie Osman mussten das Land für immer verlassen. Sultane, Großwesire, Türkei, Türkenkriege, Byzantinisches Reich, Islam, Ulama, Eyalet, Vilayet. Die Deutschen Militärmissionen im Osmanischen Reich waren verteidigungspolitische Vorhaben zur Modernisierung der Osmanischen Armee in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs. Die Militärmissionen unter den deutschen Generälen von der Goltz und Liman von Sanders stellten neben dem Bau der Bagdadbahn einen maßgeblichen Beitrag zur Intensivierung des deutsch-türkischen Verhältnisses dar, was das Osmanische Reich mit veranlasste, auf Seiten der Mittelmächte in den Ersten Weltkrieg einzutreten. Vorgeschichte Seit dem Ende der zweiten Belagerung Wiens 1683 hatte sich das Osmanische Reich in Europa auf dem Rückzug befunden. Die vielfältigen Niederlagen der Osmanen hatten zu einer moralischen Schwächung der „Türken“ geführt. 1730 war der Sultan durch Revolution gestürzt worden und die Janitscharen hatten darauf über Jahre eine Willkürherrschaft errichtet. Nach dem Krieg gegen Russland und Österreich traten 1739 die vermittelnden Franzosen als führende Bundesgenossen der Türken hervor und wurden schließlich offiziell als Beschützer der lateinischen Christen (Katholiken) im Osmanischen Reich anerkannt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann ein folgenschwerer politischer Machtumschwung, der anstelle des deutschen Kaisers den russischen Zaren zum Vorkämpfer gegen die Osmanen werden ließ. Seitdem sind die Türken vor allem von Russland bedroht. Das Bündnis Friedrichs des Großen 1761 (Allianz von Bunzelwitz) und seines Nachfolgers 1791 (gegen Russland) brachte erstmals Beziehungen zum aufstrebenden Preußen, die letztlich zum Bündnis im Ersten Weltkrieg führen. 1798-1800 führte das französische Vorgehen in Ägypten zum vorübergehenden Bruch mit dem traditionell befreundeten Osmanischen Reich und ließ England politisch ins Blickfeld der Türken treten. Die napoleonische Ägyptische Expedition läutete für den Nahen Osten und die Türken eine neue Epoche ein. Den militärischen Reformen am Anfang des 19. Jahrhunderts folgten zivile - in Abhängigkeit und unter dem Druck der Großmächte, die dem Osmanischen Reich zunehmend Schutz vor Russland boten. Aber die zivilen Reformen begünstigten auch das wachsende Nationalgefühl der Araber und Balkanvölker, so dass der Sultan Ende des 19. Jahrhunderts eine reaktionäre Politik betrieb, die schließlich in der jungtürkischen Revolution 1908 zusammenbrach. Während des 19. Jahrhunderts erwies sich besonders auf literarischem und pädagogischen Gebiet vor allem Frankreich als Vorbild der Türken. Militärisch und wirtschaftlich setzte sich dagegen um die Wende zum 20. Jahrhundert der deutsche Einfluss immer stärker durch. Der Rekrutierung ausländischer Experten bei der Modernisierung der Osmanischen Armee hatten sich bereits alle reformorientierten Sultane seit Abdülhamid I. (1774-1788) und Selim III. (1788-1807) bis Mahmud II. (1808-1839) bedient. Die jüngsten deutschen Militärreformen fallen schließlich in die Zeit von Abdülhamid II. (1876-1909) und Mehmed V. (1909-1918). Die Militärreformen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts Abdülhamid I. hatte im Unterschied zu früheren Reformperioden keine zum Islam zwangskonvertierten Überläufer mit der Reform beauftragt, sondern es westlichen Beratern ermöglicht, für eine begrenzte Zeit in seinen Dienst zu treten, so z. B. dem Baron von Tott. Der Wirkungsbereich der Reformen war mit Ausnahme der Errichtung eines Flottenstützpunktes in Sinop jedoch hauptsächlich auf Konstantinopel beschränkt. Sein Neffe Selim III. suchte die Hilfe des traditionell befreundeten Frankreichs für die Reform des osmanischen Militärs, zögerte jedoch 1804 - auch hervorgerufen durch die Unaufrichtigkeit der französischen Politik - bis die europäischen Erfolge der französischen Armee ab 1805 schließlich 1806 zu einer französischen Militärmission in Konstantinopel unter Botschafter und General Sébastiani führten, die die Meerengen befestigte und den englischen Angriff 1807 erfolgreich abwehrte. Doch wurde die Mission abrupt nach Aufständen von Janitscharen-Hilfstruppen (Yamak) und Janitscharen durch die Absetzung Selim III. 1807 beendet. Unter Mahmud II. begann ab 1809 ein schleichender Reformprozess. Er schloss mit dem britischen Gesandten, Sir Robert Adair (später abgelöst von Stratford Canning, 1852 ernannt zum Viscount Stratford de Redcliffe), einen Friedensvertrag an den Dardanellen mit der geheimen Vereinbarung der Unterstützung durch die britische Marine für den Fall eines Angriffs Frankreichs, Österreich-Ungarns oder Russlands auf das Osmanische Reich in der Adria oder Ägäis. Es gelang ihm, die großen Einfluss auf das Volk ausübende Ulema für sich zu gewinnen und 1826 einen Aufstand der Janitscharen gegen die Einführung europäischer Militärgewohnheiten niederzuwerfen und die Janitscharen-Armee abzuschaffen. Deutsche Militärreform im Osmanischen Reich ab 1882 Vorgeschichte Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Sultan Mahmud II. hatten immer wieder preußische Offiziere für kurze Zeit Dienst in der osmanischen Armee getan, doch waren engere Kontakte zwischen Konstantinopel und Berlin bis weit in die Bismarck-Ära hinein selten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich die aufstrebende deutsche Industriemacht nun zunehmend für den Sultan Abdülhamid II. dadurch aus, dass sie keine territorial-kolonialen Interessen in den das Osmanische Reich berührenden Bereichen hegte, während etwa England 1881 Ägypten besetzt hatte und den Suez-Kanal als Tor nach Asien, Australien und Afrika ansah, Frankreich sich Tunesien einverleibt und Syrien anvisiert hatte, Russland den Kaukasus bedrohte und selbst Italien auf Tripolitanien und die Dodekanes spekulierte. Auch der wirtschaftliche Einfluss der Deutschen war bis in die späten 80er Jahre des 19. Jahrhunderts unbedeutend gegenüber dem auch weiterhin auf hohem Niveau bleibenden Frankreichs und dem nun stark nachlassenden Englands. Nach der Niederlage gegen Russland 1877/1878 sah sich der Sultan gezwungen, ausländische Hilfe für die Reorganisation der osmanischen Streitkräfte in Anspruch zu nehmen, um die Bedrohung durch außen- und innenpolitische Gegner abwehren zu können. Mit der Gründung des zweiten deutschen Reiches und dem militärischen Sieg gegen Frankreich schienen dem Sultan die erstarkenden Deutschen sowohl besonders geeignet, als auch durch ihren bis dahin geringen Einfluss im Osmanischen Reich und die zurückhaltende Haltung Otto von Bismarcks gegenüber einem politischen Engagement im Orient als verhältnismäßig unverdächtig und ungefährlich im Vergleich zu Frankreich und England. Bismarck bewilligte schließlich den Ausbau der schon traditionellen sporadischen Zusammenarbeit zu einer ersten deutschen Militärmission nach sorgfältiger Überprüfung etwaiger außenpolitischer Konsequenzen, behandelte aber weiterhin die „orientalische Frage“ offiziell als Mittel zum Ausgleich der Großmächte und nicht als deutschen politisch-wirtschaftlichen Selbstzweck. Ablauf 1882 suchte Sultan Abdülhamid II. einen neuen Stab militärischer Berater. Graf von Moltke, der berühmteste preußische Offizier, der Sultan Mahmud II. gedient hatte, betraute darauf General Otto Kähler mit dieser Aufgabe, der sich besonders als wirtschaftlicher Interessenvertreter der Firma Krupp betätigte. Oberst Colmar Freiherr von der Goltz, seit 1883 im Ausbildungsdienst der osmanischen Generalstabschule, übernahm nach dem Tod Kählers die Nachfolge als Leiter der Mission. Als Marineberater wurde 1884 der Korvettenkapitän Starke berufen. 1895 kehrte von der Goltz in das Deutsche Reich zurück, worauf die deutsche Botschaft eine Militärattachéstelle für die Berichterstattung, Beschaffung von Rüstungsaufträgen und Besetzung von ausgewählten Militärpositionen mit deutschen Offizieren einrichtete. Unter anderem wurden als Militärattachés von Morgen und Major von Strempel berufen Auch in der Folge blieben die Deutschen bemüht, die Beziehungen zu pflegen. 1897 wurde der ehemalige Staatssekretär des Äußeren Freiherr Marschall von Bieberstein vom Kaiser zum Botschafter ernannt. Beim zweiten Kaiserbesuch in Konstantinopel 1898 war der spätere Kanzler Graf von Bülow im Gefolge, um den Botschafter in der Förderung des wirtschaftlichen Einflusses zu unterstützen. Auch das schon von der Goltz zur Verfügung gestandene Mittel des Bakschisch wird hierfür verwendet, wovon besonders Izzet Pascha Gewinn trägt. Umfang Wie zuvor schon Kähler, trieb auch von der Goltz die Importe deutscher Waffen voran: so ließ er Hunderte schwerer Kanonen und Feldgeschütze über Hamburg zur Befestigung der Dardanellen einschiffen (1885: 500 schwere und schwerste Krupp-Geschütze), während Fachleute der Firma Krupp die alten Befestigungen der Çatalca-Linie westlich von Konstantinopel auf den modernsten technischen Stand brachten. 1886 setzte er beispielsweise einen Auftrag für eine Torpedoboot-Flottille für eine Werft in Elbing durch, und die Neubewaffnung des türkischen Heeres mit 500.000 Gewehren und 50.000 modernen Karabinern von Mauser und Loewe wurde beschlossen. Sein Versuch jedoch, einen funktionierenden Generalstab aufzubauen, wurde durch Rivalitäten innerhalb des osmanischen Oberkommandos behindert. Immerhin konnte von der Goltz den Sultan veranlassen, die militärische Struktur zu reorganisieren und damit eine Mobilisierung sowie die Befehlsübermittlung vom Oberkommando an die Kampfverbände und an ferne Garnisonen zu beschleunigen. Von der Goltz konnte dank seiner Persönlichkeit die Einwände der Ulema entkräften und erreichte von Sultan Abdülhamid II., ausgewählte Offiziere zur weiteren Ausbildung nach Potsdam zu schicken. Zwar befanden sich daraufhin selten mehr als 20 Offiziere pro Jahr im Deutschen Reich, doch oft über längere Zeiträume. Die Organisation war wesentlich durchdringender organisiert als die englische Ausbildung türkischer Kadetten in Woolwich unter Sultan Mahmud II. Bis zur jungtürkischen Revolution waren somit etwa 100 Offiziere im preußisch-deutschen Militär ausgebildet worden. Wirkung Zwar wurde der Sieg im „30-Tage-Krieg“ gegen Griechenland 1897 als Erfolg der deutschen Militärreformer angesehen, wobei auch der Nutzen der Anatolischen Bahn für militärische Zwecke erprobt worden war. Auch folgte daraus eine vorübergehende Konsolidierung der Herrschaft des Sultans, die selbst die Bestrebungen der Europäer um eine Lösung der Armenierfrage für Jahre abrupt beendete und die die Aufteilung der „Türkei“ besonders auf Grundlage deutscher Fürsprache verhinderte. Dennoch wurde der Erfolg bei der Reorganisation der osmanischen Armee von deutscher Seite als sehr mäßig und zäh voranschreitend eingestuft - maßgeblich verursacht durch die passive Behinderung durch den Sultan selbst. Um jedoch die gute politische Fühlung zum Sultan nicht an andere Mächte zu verlieren, blieb die Mission bestehen und trieb vor allem die Rüstungsbestellungen bei der deutschen Waffenindustrie weiter voran. Im Bereich der Rüstungsgeschäfte gelang es den Deutschen (besonders Krupp) tatsächlich, durch die Vermittlung der Militärmission vorerst ein Monopol im Osmanischen Reich zu errichten und die noch in den 70er Jahren dominierenden Franzosen (Schneider-Creusot) sowie die Engländer (Vickers, Armstrong Whitworth) zu verdrängen. Damit handelte sich die deutsche Militärmission und Rüstungsindustrie jedoch nach dem Zusammenbruch der osmanischen Armee im Balkankrieg den - politisch und wirtschaftlich motivierten - internationalen und jungtürkischen Vorwurf ein, deutsche Waffentechnik habe das Versagen der osmanischen Armee verschuldet. Obwohl alle Kriegführenden überwiegend mit Krupp-Geschützen ausgerüstet waren, schmälerte die Kampagne Prestige und Einfluss der Deutschen und kam der englischen und französischen Waffenindustrie zugute, worauf der Botschafter Freiherr von Wangenheim eine zweite - mit mehr Vollmachten ausgestattete - Militärmission als geeignetes Mittel zur Begegnung der Vorwürfe und ihrer Folgen ansah. Den Waffengeschäften war neben der Konzession zum Bau der Anatolischen Bahn schließlich auch die für die Bagdadbahn gefolgt, welche entscheidend für den deutschen Einfluss im Osmanischen Reich wurde. Von großer Bedeutung war die Tätigkeit der ersten Militärmission unter von der Goltz aber nicht zuletzt durch die Ausbildung eines deutschfreundlichen oder zumindest deutschnahen Kerns von jungtürkischen Offizieren gewesen, der auch nach der Revolution durch die allgemein weitaus eher Frankreich und England zugewandten Jungtürken 1908 die Bindungen zur deutschen Armee nicht verlor und einige der wichtigsten Posten besetzte. So erwirkte etwa der osmanische Generalstabschef Ahmed Izzet Pascha im Mai 1909, dass von der Goltz - nun Generaloberst - erneut in die osmanische Armee berufen wurde. Und auch den späteren Leiter der zweiten Militärmission, Liman von Sanders, kannte Izzet Pascha noch aus seiner Zeit bei den Husaren in Kassel. Deutsche Militärmission im Osmanischen Reich unter Liman von Sanders ab 1913 Vorgeschichte In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war der Zustand des osmanischen Heeres wie auch der Marine vollkommen desolat . Das Reich befand sich in einem Spannungsfeld zwischen panislamischen, osmanistischen, pantürkischen und panturanischen Strömungen. Die deutschen Militärreformer unter Generalfeldmarschall von der Goltz erfuhren vor dem Balkankrieg durch Sultan Abdülhamid II., der in ständiger Furcht vor einer durch das Militär gestützten Revolution lebte, kaum praktische Unterstützung, das osmanische Militär wirksam zu modernisieren. Auch die nach der Absetzung des Sultans (1909) durch die Jungtürken erfolgte Reorganisation des Heeres nach dem Plan von Marschall Izzet Pascha (türk.: Ahmet İzzet Paşa) geschah ohne Einflussmöglichkeit der deutschen Instruktionsoffiziere und führte in die katastrophale Niederlage des Balkankrieges 1912/13. Nur die Zerstrittenheit der Balkanstaaten rettete das Osmanische Reich vor dem Untergang und sicherte den Osmanen noch die Herrschaft über den Bosporus und die verbliebenen europäischen Territorien. Sowohl Russland als auch die Entente Frankreich/England sahen auch angesichts des sich abzeichnenden Machtvakuums in der Kontrolle über Dardanellen und Bosporus ein eigenes vitales Interesse . Ablauf In dieser Situation erfolgte am 22. Mai 1913 die offizielle Bitte des Osmanischen Reiches um Entsendung eines deutschen Generals zur Reorganisation der Armee. Am 30. Juni 1913 wurde Liman von Sanders vom Kaiser zum Leiter der neuen Militärmission nach Konstantinopel ernannt, worauf die osmanische Regierung im August 1913 Verhandlungen mit der deutschen aufnahm und per Kontrakt die deutsche Militärmission unter der Führung des deutschen Generalleutnants und nunmehr osmanischen Generals (kurz darauf deutschen Generals und osmanischen Marschalls) Liman von Sanders mit weitreichenden Befugnissen ausstattete und mit der zweiten Reorganisation der Armee beauftragte. Damit wurde das Vermächtnis des ehemaligen Kriegsministers - Großwesir und General Schewket Pascha (türk. Şevket Paşa) - verwirklicht, der vor seiner Ermordung dem deutschen Botschafter Freiherr von Wangenheim erklärt hatte, dass das Deutsche Reich eine besondere Rolle bei der Umgestaltung des osmanischen Staates übernehmen müsse, welcher „unter der fast diktatorischen Oberleitung eines deutschen Generals“ „von Grund auf reformiert werden“ müsse. Infolge der Ermordung Schewket Paschas verzögert, erhielt Liman von Sanders schließlich im November die Erlaubnis des Kaisers, den von deutscher Militärführung, Auswärtigem Amt und türkischem Ministerrat gebilligten Vertrag zu unterzeichnen. Wenige Tage nach dem Eintreffen der deutschen Militärmission in Konstantinopel im Dezember 1913 trat der bisherige Kriegsminister Izzet Pascha zugunsten des jungen Majors Ismail Enver Bey (später Enver Pascha) zurück, der das Vertrauen Schewket Paschas in die deutsche und türkische Armee teilte, dessen militärische Unerfahrenheit in der Folge aber zu ernsten Konflikten mit dem fachlich außerordentlich gewissenhaften - aber diplomatisch wenig begabten - Liman von Sanders führte. Innerhalb von nur sieben Monaten führte nun Liman von Sanders durch schonungslose und unermüdliche Arbeit das osmanische Heer zu einer Schlagkraft heran, mit der die Entente aufgrund der Balkankriegserfahrung nicht ansatzweise gerechnet hatte. Doch wurde die Tätigkeit der deutschen Militärmission mit der Aussicht auf eine Erstarkung des osmanischen Heeres auch zum Anlass für eine internationale Krise, welcher später teils sogar kriegsauslösende Wirkung zugeschrieben wurde, da sich Russland und die Entente unter Zugzwang gesetzt fühlten. Nach Ausbruch des europäischen Krieges am 1. August 1914 war per Kontrakt der Militärmission zunächst die Rückberufung der deutschen Offiziere vorgesehen. Am 2. August schlossen darauf jedoch Großwesir Said Halim und Kriegsminister Enver einen geheimen Allianzvertrag mit dem Deutschen Reich ab, in den nach Konsultation Limans auf dessen Rat für den Fall eines Verbleibens der Militärmission ein Passus eingefügt wurde , der den deutschen Offizieren einen „tatsächlichen Einfluss auf die Kriegsführung“ zusicherte. Dennoch befürchteten die Deutschen weiterhin ein Überschwenken der formal die Neutralität wahrenden Osmanen und drängten auf raschen Kriegseintritt. Auch konnte die Befestigung der Dardanellen wegen der Anwesenheit einer englischen Marinemission nicht wirksam betrieben werden. Entsprechend der deutschen Heeresmission war für die Marine schon 1912 der englische Admiral Limpus mit der Reformierung beauftragt worden, dessen Militärmission - im August 1914 bereits über 70 Marineoffiziere - nun aber offiziell durch die osmanische Regierung am 15. August 1914 beendet wird, also kurz nach der brüskierenden Beschlagnahme der Schlachtschiffe Reschadie (türk. Reşadiye) und Sultan Osman I. durch die Engländer am 1. August 1914, worauf am 12. August 1914 die spektakuläre Übergabe der SMS Goeben (umgetauft in Jawus Sultan Selim, türk.: Javuz Sultan Selim) und der SMS Breslau (umgetauft in Midilli) in den osmanischen Dienst mit deutscher Besatzung durch Konteradmiral Souchon erfolgt war. Admiral Wilhelm Souchon wurde vom Sultan zum Oberbefehlshaber der Osmanischen Flotte ernannt. Die englische Marinemission hatte in für Marineminister Dschemal (türk. Cemal) bindender Tradition gestanden, da vor Limpus bereits 1908 Konteradmiral Sir Douglas Gamble und 1910 Admiral Williams dafür verwendet wurden, wenn auch ohne wirkliche Möglichkeit zu einer effektiven Modernisierung. Nach dem deutschen Sieg bei Tannenberg schiffte das Osmanische Reich am 15. September 1914 die letzten englischen Offiziere aus und sperrte schließlich nach eiligst durchgeführter Befestigung der Dardanellen unter deutscher Leitung am 27. September 1914 offiziell die Meerengen für die internationale Schifffahrt, worauf es am 29. Oktober 1914 fast zeitgleich zu Angriffen der unter osmanischer Flagge fahrenden Flotte unter Admiral Souchon im Schwarzen Meer gegen die Russen und zu einem englischen Angriff gegen osmanische aus dem Hafen von Smyrna (türk. İzmir) auslaufende Handelsschiffe kommt und am 12. November 1914 die osmanische Regierung der Tripel-Entente den Krieg erklärt. Liman von Sanders geriet nun in heftige Konflikte mit dem deutschen Botschafter bezüglich der von dem deutschen Militärattaché und dem Botschafter geplanten Expeditionen von Sondereinheiten, da er diese nach strikt militärischen Gesichtspunkten beurteilte und sich den politischen Interessen und Expansionswünschen Berlins wie auch denen der Jungtürken nicht beugen wollte. Daher wurde seine Ablösung durch den Generalfeldmarschall von der Goltz beschlossen. Nachdem von dieser Maßnahme wieder abgesehen wurde, die Vereinbarungen betreffs der Entsendung des Freiherrn von der Goltz aber nicht rückgängig gemacht wurden, traf dieser am 12. Dezember 1914 in Konstantinopel ein und wurde zunächst als Militärberater des Sultans verwendet, möglicherweise, um zwischen osmanischer Seite, Botschaft und Militärmission zu vermitteln, was allerdings aufgrund der Teilnahmslosigkeit von Mehmed V. wenig erfolgreich blieb. Am 24. März 1915 erhält Liman von Sanders durch Enver den Oberbefehl über die neu zu formierende fünfte Armee zur Verteidigung der Dardanellen, welche neben der vorausgegangenen Mobilisierung die erste große Bewährungsprobe der reorganisierten Armee wurde. Nach dem Verlust Bagdads im März 1917 - dem sowohl die türkischen Offiziere nach dem Tod des Freiherrn von der Goltz im April 1916 durch strategische Missgriffe im Osten als auch die deutschen Berater Envers Vorschub geleistet hatten - wird von der bisherigen maßvollen Militärunterstützung abgerückt, indem auf Initiative des Militärattachés und gegen heftigen Protest von Liman von Sanders die Heeresgruppe F (türk. Bezeichnung: „Yıldırım“ oder „Jilderim“ = Blitz) mit einem fast rein deutschen Generalstab aufgebaut wird. Hatte die Militärmission die Verwendung deutscher Offiziere und deutscher Formationen nach Möglichkeit eingeschränkt und den Schwerpunkt auf die Schulung der türkischen Offiziere, die Unterstützung durch Geld und Kriegsmaterial und die Bereitstellung deutscher Offiziere für die Truppenführung etc. gelegt, so wird nun „Jilderim“ eine Heeresgruppe in deutscher Verantwortung unter General Erich von Falkenhayn. Zusammengesetzt aus türkischen Armeen mit Unterstützung deutscher Truppen und Hilfsformationen - inklusive des neuen „Asien-Korps“ etwa ein Zehntel der Gesamtstärke - sollte Jilderim Bagdad zurückerobern, muss aber dann ab Herbst 1917 an die Sinaifront verlegt werden, da die Engländer inzwischen von Ägypten aus vorgehen - provoziert durch die gegen Liman von Sanders durchgesetzte, fehlgeschlagene osmanische Expedition an den Suezkanal im August 1916. Beim Kaiserbesuch im Oktober 1917 wird eine vom deutschen Militärattaché im Frühsommer 1917 initiierte Militärkonvention durch die Kriegsminister Hermann von Stein und Enver unterschrieben, welche sofort inkrafttreten und den Kontrakt der Militärmission ersetzen soll. Nachdem der erst im Oktober benachrichtigte Liman von Sanders gegen das Aushebeln des bis zum 14. Dezember 1918 laufenden Kontraktes seine Abberufung vorschlägt, wird das Inkrafttreten auf die Zeit nach Kriegsende verschoben. Die Konvention entspricht dem System der ersten deutschen Militärreform, also einzeln arbeitender Offiziere, lediglich unter einer gewissen Aufsichtsfunktion des jeweils dienstältesten Offiziers. Als Liman von Sanders Anfang Februar 1918 von der baldig vorgesehenen Übernahme der Militärmission durch den Chef des osmanischen Generalstabs - von Seeckt - informiert wird, ersucht er ein weiteres Mal um seine Abberufung, da er eine Übernahme der deutschen Truppen in die Zuständigkeit des schon mit der Versorgung der osmanischen Truppen überforderten türkischen Hauptquartiers ablehnt. Er verbleibt jedoch - wie auch Mitte April 1918 nach ganz ähnlichem Ablauf der Ereignisse - weiterhin in seiner Funktion. Nachdem die Engländer den mit den türkischen Offizieren schlecht zusammenarbeitenden von Falkenhayn in Palästina zurückdrängen, bittet Enver am 19. Februar 1918 Liman von Sanders, den Oberbefehl über Jilderim zu übernehmen. Dieser übernimmt die wenig Erfolg versprechende Aufgabe nur unter der Bedingung der „rückhaltlosen Unterstützung“, doch verfolgt Enver tatsächlich kaukasische Expansionspläne und bindet damit die Truppen, die der Verteidigung Palästinas fehlen. Dennoch gelingt es unter Liman von Sanders erfolgreich, den englischen Vormarsch einzudämmen und zu verzögern. In dem Waffenstillstand von Mudros (Limnos) am 30. Oktober 1918 kann der Großwesir Izzet Pascha dem englischen Admiral und Leiter der alliierten Delegation Sir Somerset Calthorpe den freien Abzug der deutschen und österreichisch-ungarischen Offiziere und Truppen abringen. Darauf übergibt Liman von Sanders den Oberfehl seiner Truppen Mustafa Kemal Pascha am 31. Oktober 1918 in Adana. Als Oberbefehlshaber über alle noch in der „Türkei“ befindlichen deutschen Offiziere und Truppen regelt er deren Rückführung nach Deutschland in Absprache mit den inzwischen in Konstantinopel eingetroffenen englischen Militärbehörden. Ende Januar 1919 beginnt die Ausschiffung der Reste der Militärmission und Truppen, während Liman von Sanders bis August 1919 auf Malta als Kriegsgefangener der Engländer festgehalten wird. Umfang Im Folgenden werden Militärmission und kriegsbedingt detachierte Truppenteile gemeinsam behandelt. Den rund 40 Instruktionsoffizieren - der Kontrakt sah 42 vor - im Dezember 1913 folgten bis Mitte 1914 zunächst rund 30 weitere und besonders mit Kriegsbeginn 1914 viele zusätzliche sowie detachierte Truppenteile (Offiziere, Mannschaften, Fachleute, Personal etc.). Anfang 1916 befanden sich bereits rund 200 Offiziere im Dienst der Mission, die sich ab dem Winter 1916/1917 zu einer großen deutschen Etappenbehörde entwickelte, welche die Arbeit der bisherigen Verbindungsoffiziere übernahm sowie die Verwaltung sämtlicher deutscher Personalien und Gerichtsangelegenheiten. Zum Kriegsende wurden schließlich allein über Gibraltar rund 800 deutsche Offiziere und 12.000 Mannschaften repatriiert. Schätzungen zufolge könnte die maximale Anzahl der im Osmanischen Reich verwendeten Deutschen 18.000-25.000 Mann betragen haben. Sowohl sämtliche wichtigere Funktionen in Generalstab, Artillerie, technischen Truppen, Rüstungsindustrie, Marine und sonstigen Diensten mussten Deutschen übertragen werden, wie auch einfacheres Personal (Unteroffiziere, Meister, Vorarbeiter) und sogar Fabrikarbeiter, da das Osmanische Reich nicht über entsprechend ausgebildete Kräfte verfügte. Die Deutschen übernahmen die komplette Instandsetzung der Verteidigungsanlagen der Dardanellen und des Bosporus, Bedienung der schweren Artillerie, Verstärkungen der Befestigungsanlagen, das Verbindungswesen, Legen der Seeminen, die Verteidigung der U-Boote, Luftwaffe, alle Waffen-, Munitions-, und Sprengstoff-Fabriken, das Marinearsenal, die Docks und vieles mehr und besetzten es mit ihrem Personal. Das verwahrloste und unentwickelte Militärlazarettwesen wurde unter Suleyman Numan Pascha durch Verdienst des obersten Sanitätsoffiziers, Prof. Dr. Mayer, auf kriegstauglichen Stand gebracht. Bekleidung und Hygiene der Truppen, innerer Zustand der militärischen Gebäude und Stallungen sowie die Pflege der Pferde hatten sich zu Beginn der Tätigkeit der Militärmission in stark vernachlässigtem Zustand befunden. Die Ausbildung der Offiziere war theorielastig und nicht auf Verantwortung für Truppe und Material ausgerichtet gewesen. In der ersten Jahreshälfte 1914 wurden die Infanterie-, Feldartillerie- und Fußartillerieschule in Konstantinopel und die Kavallerie-Unteroffizierschule in Ajas Agar mit deutschen Leitern und Lehrern besetzt und eine Offizierreitschule sowie eine Schule für Ausbildung des Trains von den Deutschen gegründet. Eine komfortable Reiseverbindung wurde erst nach Mackensens Durchbruch in Serbien mit dem dadurch ermöglichten Balkanzug Berlin-Wien-Konstantinopel verwirklicht, worauf die Deutschen das dringend benötigte Kriegsmaterial nicht mehr durch die strengen rumänischen Kontrollen schmuggeln mussten, sondern es über Serbien und Bulgarien durch „eigenes“ Territorium bis Konstantinopel fahren konnten. Der erste dieser Balkanzüge traf am 17. Januar 1916 in dem Kopfbahnhof in Sirkedschi/Konstantinopel (türk. Sirkeci/İstanbul) ein. Wirkung und Bewertung Die deutsche Militärmission unter Liman von Sanders hat in der Öffentlichkeit und Geschichtsschreibung sehr unterschiedliche Beurteilungen erfahren, die weniger durch jeweils verschiedenen Forschungsstand als durch sehr unterschiedliche Interessenlagen bestimmt wurden, deren Kenntnis zum Verständnis der Auseinandersetzung wichtig ist: Politisch Nachdem sie den Einfluss des deutschen Faktors im Osmanischen Reich, der ab den späten 1880er Jahren auf ihre Kosten gewachsen war, nur behindern - jedoch nicht verhindern (Bagdadbahn) - hatten können, war es den Kriegsgegnern des Deutschen Reichs - insbesondere Frankreich und Großbritannien - im Krieg sowie nach ihrem Sieg darum gegangen, den Deutschen die alleinige Kriegsschuld an dem Ausbruch des Weltkrieges zuzuschreiben, manifestiert im Kriegsschuldartikel des Versailler Vertrages. Ihre eigenen kolonialen, imperialen und wirtschaftlichen Interessen im Orient herunterspielend, unterstellten sie den Deutschen dementsprechend einen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Einfluss und kolonial-imperiale Interessen am Osmanischen Reich, welche das Deutsche Reich in der vorgeworfenen Form weder vor noch während oder nach der Ära Bismarck je gehabt hatte. Die deutsche Militärmission und später das Kriegsbündnis des Osmanischen Reichs mit den Mittelmächten mochte daher als Vorwand dienen, die längst von den Großmächten Russland, England und Frankreich erwogene gewaltsame Besetzung der Meerengen zu vollziehen und als Befreiung von deutscher Kontrolle auszugeben. Im Gegensatz zu dieser Darstellung musste aber gerade zu Beginn der Militärmission im Herbst 1913 der aufwendig erarbeitete deutsche Einfluss auf dem Balkan (Griechenland, Rumänien, Serbien) und in der „Türkei“ aufgrund der wirtschaftlichen Überdehnung der deutschen Kräfte weitgehend an die Franzosen abgegeben werden. Das deutsche Kapital hatte entscheiden müssen, ob es in durch Anleihe getragene und die deutsche Exportwirtschaft stützende Rüstungsexporte (v. a. Krupp) im Osmanischen Reich investieren sollte oder in die langfristig strategische, aber vorläufig unrentable Planung (Bagdadbahn). Die Entscheidung war dabei auf letztere gefallen. Im Frühjahr 1914 hatte das Osmanische Reich in Paris eine neue Anleihe aufgenommen. England dagegen genoss weiterhin das osmanische Vertrauen bei der Vergabe bedeutender Werftaufträge (1911 bis Ende 1912 für Marinewerften an Armstrong Whitworth und Vickers, sowie für die Schlachtschiffe Reschadie und Sultan Osman I. an Armstrong). Die Geschichtsschreibung der Weimarer Republik bemühte sich, diesen Vorwurf der alleinigen oder Hauptkriegsschuld der Deutschen in breit angelegter wissenschaftlicher Bearbeitung zu widerlegen. Revisionistische Strömungen neigten dabei auch dazu, das deutsche Engagement auf reine Waffenbruderschaft oder gegenseitige Hilfe mit den Türken zu reduzieren, etwa in Anlehnung an die alten preußisch-türkischen Verbindungen. Die - wenn auch im Vergleich zu den anderen Großmächten sehr spät einsetzenden und teilweise bescheideneren - deutschen Interessen und Ziele in der „orientalischen Frage“ wurden in solchen Darstellungen minder berücksichtigt. Marxistisch-leninistisch motivierte Darstellungen haben dagegen etwa versucht, die Schablone des Kapitalismus - in seiner imperialistischen Phase - auf die deutsch-osmanischen Beziehungen anzuwenden und zeichnen ein Bild des Osmanischen Reiches als „Halbkolonie“ des deutschen Kapitals. Auch die deutsche Militärmission wurde dabei mitunter aus dieser Perspektive betrachtet. Darstellungen aus der Türkei beziehen sich ebenfalls regelmäßig auf die von dem DDR-Historiker Lothar Rathmann vertretenen Interpretationen. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die Jungtürken dem Deutschen Reich territoriale Interessen im Osmanischen Reich unterstellt. Gerade die deutsche Außenpolitik aber vermied jede Unterstützung von territorialen Expansionsplänen und Siedlungsaktivitäten, um das Engagement im Osmanischen Reich und deren Symbol - die Bagdadbahn - nicht zu gefährden. Auch war die Einbindung deutschen Kapitals (Bagdadbahn) durch Abdülhamid II. erfolgt, um eben dadurch die wirtschaftliche Abhängigkeit des Osmanischen Reiches auf eine breitere Basis zu verteilen als dies noch zur Einrichtung der international kontrollierten „Osmanischen Staatsschuldkommission“ („Administration de la Dette Publique Ottomane“) 1881 nach dem Staatsbankrott der Fall gewesen war. Entsprechend war es das Ziel von Schewket Pascha gewesen, die Rivalität und Konkurrenz der Großmächte bei der Aufteilung des Einflusses auf das Osmanische Reich auszunutzen, indem er möglichst all diese Mächte für die Reform des labilen Staates heranzog - wobei die deutsche Militärmission ein Teil sein sollte. Darüber hinaus hegte die jungtürkische Führung weitreichende expansive Ziele, die geeignet sein mochten, von den Niederlagen im Balkankrieg und den inneren Auseinandersetzungen im Staat abzulenken. Die Entsendung der Militärmission war somit eigenen Interessen der Jungtürken gefolgt und nicht auf deutschem Druck begründet, wenn sich auch Botschafter Wangenheim im April 1913 von ihr versprochen hatte, einer deutschfeindlichen Regierung im Osmanischen Reich entgegenwirken zu können. Auch war es gerade die Beschränkung Liman von Sanders' auf eine rein militärische Tätigkeit der deutschen Militärmission ohne Berücksichtigung politischer Intentionen gewesen, die die jungtürkischen Führer überzeugt hatte, den Mittelmächten beizutreten. Eine monopolistische deutsche Kontrolle über die Türkei hatte weder militärisch, noch politisch oder wirtschaftlich bestanden. Allerdings war die Militärmission für die deutsche Seite Grundbedingung für ein Bündnis mit dem Osmanischen Reich und sollte möglichst zu einer Entlastung der Deutschen für den bereits vorauszusehenden Kriegsfall und drohenden Zweifrontenkrieg dienen. Da sich aber das Deutsche Reich in Europa unter Kaiser Wilhelm II. und nicht zuletzt durch seine Orientpolitik gegenüber den Großmächten isoliert hatte, einte gerade auch die Militärmission und deutsche Präsenz in den Meerengen selbst Russland mit England und Frankreich. Die Militärmission hatte somit indirekt kriegsauslösende Bedeutung, als die Großmächte England, Frankreich und Russland es in ihrem übermächtig gewordenen Bündnis nicht als notwendig erachten mussten, das deutsche Vordringen im Orient hinzunehmen und mit der Präsenz der Deutschen in der Meerenge einen hinreichenden Anlass fanden, auf die Aufteilung des Osmanischen Reiches hinzuwirken. Militärisch In den Belangen, in denen die Militärmission die Unterstützung der osmanischen Offiziere und Verantwortlichen (v. a. Envers) gegen anfängliche Vorbehalte erlangen konnte, wurde ihre Tätigkeit sehr wirkungsvoll. So war die militärische Reorganisation durch die Militärmission unter Liman von Sanders trotz der kurzen Zeit bis zu Kriegsbeginn so erfolgreich verlaufen, dass der Sieg in der Schlacht um die Dardanellen für die Entente völlig überraschend kam. Dass die Expansionswünsche der Jungtürken und die Kriegsziele Berlins nicht erreicht werden konnten, lag weniger an der militärischen Vorbereitung und Umsetzung als vielmehr an der unzureichenden Infrastruktur und Verwaltung im Osmanischen Reich, seiner wirtschaftlichen Überforderung trotz deutscher Unterstützung sowie an der unrealistischen Zielsetzung deutscher- und türkischerseits, die Liman von Sanders noch im Krieg beklagte. Zwar leistete Liman von Sanders beharrlich Widerstand gegen die türkischen und deutschen Projekte von Enver, Botschaft und Militärattaché, da sie seiner Einschätzung nach weniger militärischen Erfordernissen als vielmehr politisch-nationalen Begierden entsprangen und die Verteidigungskraft der osmanischen Armee beeinträchtigten. Doch endeten die Auseinandersetzungen oft mit einer Anordnung des Kaisers an Liman von Sanders, nachzugeben. Auch war die Abgabe der besten osmanischen Truppen an europäische Kriegsschauplätze teilweise gegen den Rat der Militärmission erfolgt. Schließlich begünstigten Kompetenzüberschneidungen mit der deutschen Botschaft und deren Militärattaché sowie mit diversen ranghöheren Offizieren Intrigen und erschwerten eine straffe militärische Führung. Die Förderung der Heranbildung türkischer Offiziere zur selbständigen Tätigkeit war konsequent von Liman von Sanders in seinem praktisch vollständig türkisch besetzten Generalstab betrieben und redlich auf eine Stärkung der osmanischen Wehrkraft im Sinne des Kontraktes zugearbeitet worden. Die nach Beginn des Krieges - über das im Kontrakt der Mission vorgesehene Maß hinaus - einsetzende Besetzung wichtiger Posten durch deutsche Offiziere beruhte anfangs auf dem Mangel geeigneter osmanischer Offiziere. Sie wurde aber im weiteren Verlauf auch von Enver gegen den Willen Liman von Sanders' weitergetrieben und führte in der Folge zu einem verschlechterten „deutsch-türkischen Zusammenarbeiten“. Enver versuchte mit Hilfe des - von ihm als nominellem Chef abhängigen - osmanischen Generalstabes und dessen deutschen (stellvertretenden) Chefs, die unabhängige Stellung der Militärmission und den ihr zugrundeliegenden Kontrakt aufzuweichen. Selbst der Sieg in der Dardanellenschlacht hatte von osmanischer Seite nicht zur Anerkennung der deutschen Militärmission geführt. Das osmanische Hauptquartier und insbesondere Enver bemühten sich im Gegenteil, nach dem militärischen Erfolg die Leitung der Mission zu diskreditieren und Einfluss über sie zu gewinnen. Obwohl unangemessene Maßnahmen und Operationen der osmanischen Heeresleitung in der Folge zur Herabsetzung der Wehrkraft weiter Teile ihrer Armee führte, rechnete Enver sich selbst den bedeutendsten Sieg des Krieges als Verdienst an. Tatsächlich gebührt er der deutschen Militärmission, deren Leiter Liman von Sanders als strategischer Vater das Osmanische Reich vor dem ungehinderten Zugriff der Entente bewahrt hatte, gestützt auf einige hervorzuhebende Offiziere (darunter auch der noch unbekannte Mustafa Kemal Bey), aber in erster Linie auf die beispiellose Zähigkeit des anatolischen Soldaten. Das Selbstvertrauen der Türken, auch gegen die europäischen Großmächte im Krieg bestehen zu können, war jedoch - trotz der Überbeanspruchung und des Zusammenbruchs im Krieg - durch die vielfach erfolgreichen Kämpfe an der Seite der Mittelmächte wieder nachhaltig gefestigt worden. Das Ziel der Jungtürken, sich durch die deutsche Militärreform in die Lage zu versetzen, aus eigener Kraft einen Befreiungskrieg gegen die Großmächte zu gewinnen, ohne die Unabhängigkeit gegenüber den Deutschen zu verlieren, konnte dann tatsächlich unter dem aus der jungtürkischen Bewegung hervorgegangenen Nationalistenführer Mustafa Kemal Pascha (später „Atatürk“) im Türkischen Befreiungskrieg (Griechisch-Türkischer Krieg i. w. S.) 1920-1922 verwirklicht und die mit dem Vertrag von Sèvres 1920 begonnene Aufteilung der Türkei verhindert werden. U-Boot-Krieg Erster Weltkrieg Die technische Entwicklung der U-Boote bis zum Beginn des ersten Weltkrieges beschreibt ein Boot, das durch Dampf-, Petrol- oder Dieselmaschinen über Wasser und batteriegetriebene Elektromotoren unter Wasser betrieben wurde. Die völkerrechtlichen Doktrinen des Kreuzerkrieges zwangen dem U-Boot eine Überwasserkriegführung auf. Folgerichtig bekam das typische U-Boot nun Kanonen, eine offene Brücke zur Beobachtung des Seeraums und Torpedos. Die Unterwassereigenschaften traten zurück, so dass sich ein Tauchboot etablierte, dass sich mit kräftiger Maschine über Wasser schnell und durch kleine Batteriekapazitäten unter Wasser nur langsam bewegen konnte, um den schnellen Überwasserstreitkräften und Handelsschiffen folgen zu können. Seekrieg Um das ungünstige deutsch-britische Kräfteverhältnis der Seestreitkräfte (1:1,8) auszugleichen, entschloss sich die deutsche Kriegsführung entgegen der Auffassung des Großadmirals Alfred von Tirpitz zum Kleinkrieg durch Minen- und U-Booteinsatz gegen Großbritannien. Die britische Fernblockade (Linie Shetlands - Norwegen), die am 2. November 1914 die Nordsee zum Kriegsgebiet erklärte, wurde am 4. Februar 1915 erwidert durch die deutsche Erklärung der Gewässer rings um Großbritannien als Kriegsgebiet. Am 22. Februar 1915 befahl die deutsche Reichsregierung den uneingeschränkten U-Boot-Krieg gegen Handelsschiffe Krieg führender und neutraler Staaten innerhalb dieser Gewässer. Am 13. Mai 1915 wurde der U-Boot-Krieg eingeschränkt, nachdem U 20 den mit 10 Tonnen Waffen beladenen britischen Passagierdampfer RMS Lusitania versenkt hatte. Da 139 US-Staatsbürger umgekommen waren, protestierten die USA in Großbritannien gegen die Blockade und drohten Deutschland nach weiteren scharfen Protestnoten mit Kriegseintritt. Am 29. Februar 1916 verschärfte die deutsche Admiralität den U-Boot-Krieg durch warnungsloses Versenken bewaffneter Handelsschiffe. Tirpitz und Falkenhayn konnten sich mit ihrer Forderung nach einem uneingeschränkten U-Boot-Krieg jedoch nicht bei Bethmann-Hollweg und dem Kaiser durchsetzen. Tirpitz trat daraufhin am 17. März 1916 von seinem Amt zurück. Nach der Skagerrak-Schlacht, die Deutschland taktisch gewann, jedoch strategisch verlor, war die deutsche Admiralität der Ansicht, durch einen uneingeschränkten U-Boot-Krieg Großbritannien innerhalb von sechs Monaten besiegen zu können. Gegen die Meinung der politischen Führung erklärte Deutschland am 1. Februar 1917 erneut den uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Bis zum 31. Dezember 1917 wurden 6,141 Millionen BRT alliierter Schiffsraum und 1,127 Millionen neutraler Schiffsraum versenkt. In der Folge traten die USA, wie von Bethmann-Hollweg vorhergesagt, am 6. April 1917 in den Krieg ein. Trotz anhaltender Versenkungen von 600 000 BRT/Monat konnte nun der Nachschub von den USA nach Großbritannien nicht mehr nachhaltig gestört werden. Der "Uneingeschränkte U-Boot-Krieg" wurde im Zuge des Notenaustausches mit Präsident Woodrow Wilson auf der Grundlage seiner 14-Punkte-Rede schon am 21. Oktober 1918 eingestellt. U-Boot-Einsatz Die Bedeutung der U-Boot-Waffe wurde allgemein sichtbar, als U 9 am 22. September 1914 die britischen Panzerkreuzer HMS Aboukir, HMS Cressy und HMS Hogue versenkte. Zu Beginn des Krieges gab es keine zielgerichtete Einsatzdoktrin für U-Boote. Beide Seiten setzten sie für Patrouillenfahrten im feindlich kontrollierten Seegebiet ein, um gegnerische Kriegsschiffe zu bekämpfen. Diverse Begegnungen der Überwasserstreitkräfte führten in der deutschen Admiralität schnell zur Auffassung, die U-Boote als Handelsstörer gegen Grossbritannien einzusetzen. Bei einem Handelskrieg nach Prisenordnung riskierten die deutschen U-Boote, von bewaffneten Frachtern oder britischen U-Boot-Fallen versenkt zu werden, da die Prisenordnung vorschrieb, dass Handelsschiffe durch Schuss vor den Bug aufzustoppen waren, um nach Durchsicht der Frachtpapiere zu entscheiden, ob eine Prise vorlag oder der Handelsfahrer freie Fahrt zu bekommen hatte. Im Falle einer Versenkung waren die Schiffbrüchigen aufzunehmen und zu versorgen. Diese Vorschriften entstanden historisch aus Kriegen mit Linienschiffen und Kreuzern und konnten daher nicht der Kriegführung mit kleinen, verletzlichen U-Booten entsprechen. Obwohl Großbritannien größte Anstrengungen unternahm, die U-Boote zu bekämpfen, darunter auch mit Q-Schiffen (Handelsschiffe mit versteckt aufgestellter Bewaffnung, mitunter sogar unter neutraler Flagge fahrend), stiegen die Schiffsverluste stetig an. Erst 1918 führte die Einführung des Konvoi-Systems dazu, dass die einzeln operierenden U-Boote gegen die von zahlreichen Geleitschiffen eskortierten Handelsschiffe nur noch im Unterwasserangriff erfolgreich waren, der wegen der geringen Unterwassergeschwindigkeit der U-Boote nur bei günstigem Kurs des Konvois Erfolgsaussichten hatte. Die Hauptwaffe der U-Boote im Ersten Weltkrieg waren die Deckgeschütze, die im Krieg nach Prisenordnung zum Stoppen der Schiffe benutzt wurde, die dann, wenn sie versenkt werden durften, durch Sprengladungen oder durch Fluten versenkt wurden. Torpedos wurden fast nur für Überraschungsangriffe, bei denen das Boot getaucht blieb, benutzt. Darüber hinaus legten die deutschen U-Boote tausende von Minen, besonders auch von Basen im besetzten Flandern. Im Kanal waren die U-Boote dermaßen erfolgreich, dass die Royal Navy starke Kräfte einsetzen musste, darunter Monitore, um die U-Boot-Basen an der belgischen Küste zu beschießen. Trotz zahlreicher Angriffsunternehmen, wie dem Raid gegen Zeebrügge und Ostende am 22.-23. April 1918, gelang es bis Kriegsende nicht, diese Stützpunkte zu blockieren. Die größten Erfolge bei minimalen Verlusten erzielten deutsche U-Boote im Mittelmeer, sowohl gegen Kriegs- als auch gegen Handelsschiffe. Obwohl dort streng nach Prisenordnung vorgegangen wurde, waren die Versenkungserfolge, bezogen auf die Zahl der eingesetzten U-Boote, größer als im Zweiten Weltkrieg. Die erfolgreichsten Kommandanten (de la Perière, Forstmann, Valentiner, Steinbrinck) versenkten erheblich mehr Tonnage als ihre Nachfolger bei der Kriegsmarine, was allerdings auch auf die erheblich verbesserten Techniken der U-Bootbekämpfung im Zweiten Weltkrieg zurückzuführen ist. Auch die Österreichische Marine besaß und benutzte Unterseeboote, nach 3 Prototypen entschloss man sich, Uboote für den Schutz der Kriegshäfen und der Adria zu bauen. Auf deutscher Seite wurden 3.274 Einsätze von 320 Booten durchgeführt, auf denen sie 6.394 zivile Schiffe mit insgesamt 11.948.792 BRT (außerdem 100 Kriegsschiffe mit 366.249 BRT) versenkten. Nach Admiral Jellicoe wurden im November 1917 gegen damals zur Zeit aktive 178 U-Boote aufgewendet: 277 Zerstörer 30 Kanonenboote 44 P-Boote 338 Motorboote 65 U-Boote 68 Küstenmotorboote 49 Dampfjachten 849 Fischdampfer 687 Drifter (Netzfischer) 24 Minensucher 50 Luftschiffe 194 Flugzeuge 77 U-Bootfallen Im U-Boot-Krieg starben auf deutscher Seite 4.744 Mann der U-Bootwaffe, 200 U-Boote sanken oder gelten als verschollen. Nach der Kapitulation aller deutschen Streitkräfte im Jahr 1918 wurden die noch vorhandenen 170 U-Boote der kaiserlich-deutschen Marine an die Siegermächte übergeben. Der Großteil dieser Boote wurde verschrottet. An der Selbstversenkung der Überwassereinheiten der kaiserlichen-deutschen Marine in Scapa Flow auf Befehl des Admirals Ludwig von Reuter waren keine U-Boote beteiligt. Die Kaiserliche Marine entstand nach der Reichsgründung 1871 aus der Marine des Norddeutschen Bundes. Die Reichsverfassung vom 16. April 1871 bezeichnet die Marine des Reichs meist als Kriegsmarine, an einer Stelle aber auch als Kaiserliche Marine. Für den Marinegebrauch wurde letztere Bezeichnung am 1. Februar 1872 eingeführt. Sie bestand bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Den Schiffsnamen der Kaiserlichen Marine wurde – vergleichbar der Tradition in der britischen Marine (HMS = His/Her Majesty's Ship) – das Kürzel S.M.S. (für "Seiner Majestät Schiff") vorangestellt. 1871 bis 1890 1. Februar 1872 wurden deren bisherige Marinebehörden zur Kaiserlichen Admiralität zusammengefasst, deren erster Chef General der Infanterie Albrecht von Stosch wurde. Den Oberbefehl hatte der Kaiser inne. Anfangs bestand die Hauptaufgabe im Küstenschutz und im Schutz der deutschen Seehandelswege, obwohl schon bald erste Auslandsstationen gegründet wurden. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts beteiligte sich die Kaiserliche Marine an der Gewinnung von Kolonien in Afrika, Asien und Ozeanien. Kiel an der Ostsee und Wilhelmshaven an der Nordsee waren gemäß der Reichsverfassung Reichskriegshäfen. Zu den Aufgaben der Marine gehörte auch die allgemeine Repräsentanz des Reichs im Ausland und vor allem in Übersee. Bereits die Preußische Marine hatte, wie in der damaligen Zeit üblich, Auslandskreuzer eingesetzt, die die diplomatische Interessenvertretung Preußens und später des Reichs insbesondere gegenüber kleineren Staaten zu unterstützen hatten. Ein besonderes Beispiel für diese Form der Zusammenarbeit von Diplomatie und Marine, der klassischen Kanonenbootdiplomatie, war die sogenannte Eisenstuck-Affäre in Nicaragua 1876-1878. 1890 bis 1914 Unter dem flottenbegeisterten Kaiser Wilhelm II. (1888 - 1918) gewann die Marine an Bedeutung, und eine große maritime Rüstungsindustrie entstand. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal wurde 1895 fertiggestellt und erlaubte eine schnelle Verlegung der Seestreitkräfte zwischen Nord- und Ostsee. Ab 1889 änderte sich die Führungsstruktur. Marinekabinett, Oberkommando der Marine und Reichsmarineamt (von 1897-1916 war Großadmiral (seit 1911) Alfred von Tirpitz dessen Staatssekretär) entstanden. 1898 beschloss der Reichstag ein neues Flottengesetz, welches den weiteren Ausbau festlegte. Das Oberkommando wurde 1899 durch den Generalstab abgelöst, und der Kaiser übernahm erneut den Oberbefehl. Tirpitz gelang es mit Hilfe seines "Nachrichtenbüros" und des Deutschen Flottenvereins, durch geschickte Propaganda im Deutschen Reich eine große Begeisterung für die Flotte zu erzeugen. Die Flottenrüstung war, wie auch in den anderen Marinen der damaligen Zeit, von einer schnellen technischen Entwicklung gekennzeichnet. Nacheinander wurden neue Waffensysteme eingeführt, wie die Seemine, der Torpedo, das U-Boot und die Marineflieger mit Flugzeugen und Luftschiffen. Obwohl alle diese Entwicklungen bereits mit einfachen Modellen im amerikanischen Bürgerkrieg zum Einsatz gekommen waren, war ihre Bedeutung für künftige Seekriege zunächst kaum erkannt worden. Eine Veränderung der Doktrin zu Verteidigungskrieg und Seeschlacht mündete mit dem Aufbau der Hochseeflotte in einem Wettrüsten mit England. Die aus dem deutsch-englischen Gegensatz entstandene Isolierung des Deutschen Reichs hatte entscheidenden Einfluss auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Eines der wesentlichen Probleme der Kaiserlichen Marine war bis gegen Ende des Ersten Weltkriegs die mangelhafte interne Koordination. Da der Kaiser selber den Oberbefehl ausübte, fehlte es an der Koordination zwischen den diversen direkt unterstellten Marinedienststellen mit direktem Vorspracherecht beim Kaiser, den sogenannten Immediatstellen, von denen es zeitweise bis zu acht gab. Dazu gehörten der Staatssekretär des Reichsmarineamts, der Chef der Hochseeflotte, die Chefs der Marinestationen. Organisatorisch bildete die Hochseeflotte ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts den Kern der Kaiserlichen Marine. Daneben gab es das Ostasiengeschwader, die Mittelmeer-Division und diverse Landdienststellen, wie etwa die Marinestationen der Nordsee und der Ostsee. Hochseeflotte Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war es allgemein üblich, Flotten nur in den Sommermonaten aktiv zu halten, während im Winter die meisten Schiffe aufgelegt wurden. Nach der Aktivierung im Frühjahr bedurfte es großer Übungen, um die Schiffe einsatzfähig zu machen. Zu diesem Zweck wurde in der Kaiserlichen Marine alljährlich die so genannte Übungsflotte zusammengezogen, an deren Spitze ein Admiral als Flottenchef stand. Um 1900 wurde die Übungsflotte zunächst in Schlachtflotte und 1906 in Hochseeflotte umbenannt. Ihr erster Chef war der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich. Die Hochseeflotte bildete den Kern der Kaiserlichen Marine. Bei Kriegsausbruch im August 1914 betrug ihre Stärke: 14 Schlachtschiffe 22 Linienschiffe 8 Küstenpanzerschiffe 5 Große Kreuzer (Schlachtkreuzer) 7 Große Kreuzer (Panzerkreuzer) 12 Kleine Kreuzer 89 Torpedoboote (im Flottendienst) 19 U-Boote Die Schlachtschiffe, Linienschiffe und Küstenpanzerschiffe bildeten zu dieser Zeit sechs Geschwader, die Kreuzer bildeten fünf Aufklärungsgruppen, die Flottentorpedoboote waren in acht, die U-Boote in zwei Flottillen eingeteilt. Zusätzlich zu den oben aufgeführten Einheiten gehörten zur Hochseeflotte vier Hafenflottillen mit Kleinen Kreuzern und Torpedobooten. Die Chefs der Hochseeflotte im Ersten Weltkrieg waren: 1914 - 1915 Admiral Friedrich von Ingenohl 1915 - 1916 Admiral Hugo von Pohl 1916 - 1917 Admiral Reinhard Scheer 1917 - 1918 Admiral Franz Ritter von Hipper Ostasiengeschwader Das Ostasiengeschwader ging 1897 aus dem vormaligen Kreuzergeschwader hervor. Es war ein selbständiger Verband, der die Aufgabe hatte, deutsche Interessen im asiatisch-pazifischen Raum zu unterstützen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs versuchte das Geschwader, unter Vizeadmiral Graf Spee, rund um Südamerika nach Deutschland durchzubrechen, wurde aber bei den Falklandinseln durch überlegene britische Kräfte gestellt und vernichtet. Der Erste Weltkrieg Der Erste Weltkrieg offenbarte schnell die konzeptionellen Fehler der deutschen Flottenrüstung. Großbritannien verhängte eine Fernblockade gegen das Deutsche Reich und hielt seine Schlachtflotte außerhalb der Reichweite der Hochseeflotte. Die Seeschlachten des Ersten Weltkriegs (u.a. Gefecht auf der Doggerbank, Skagerrakschlacht) hatten deshalb für den Gesamtverlauf keine entscheidende Bedeutung. Zum Kriegsende sollte die Kaiserliche Marine gemäß einem Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918 zu einer letzten großen Schlacht ("ehrenvoller Untergang") gegen die Royal Navy antreten. Das wurde durch den Matrosenaufstand verhindert. Dieser mündete in die Novemberrevolution, die das Ende des Kaiserreichs bedeutete. Die Verluste an Menschenleben im Seekrieg werden für das Deutsche Reich mit 1.569 Offizieren, 8.067 Deck- und Unteroffizieren und 25.197 Mannschaften angegeben. An sie erinnert das 1936 am 20. Jahrestag der Skagerrakschlacht eingeweihte Marineehrenmal in Laboe bei Kiel. Selbstversenkung der Hochseeflotte Nach Ende der Kampfhandlungen wurde die Hochseeflotte gemäß den Waffenstillstandsbestimmungen im schottischen Scapa Flow interniert. Die Schiffe waren entwaffnet worden und nur mit Notbesatzungen besetzt. Als im Sommer 1919 die Bedingungen des Versailler Vertrages und die damit verbundene Ablieferung großer Teile der Flotte an die Siegermächte bekannt wurde, ließ Konteradmiral Ludwig von Reuter die unter seinem Kommando befindliche Hochseeflotte am 21. Juni 1919 versenken. Damit war der Kern der Kaiserlichen Marine zerstört. Mit der Selbstversenkung hatte die Marine zwar einen Teil des im Krieg und insbesondere während der Revolution verlorenen Ansehens zurückgewonnen, jedoch waren harte Konsequenzen zu tragen. Die Alliierten verlangten nicht nur die Übergabe anderer, zum Teil recht moderner Schiffe, die für die neue Reichsmarine hätten den Grundstock bilden sollen, sondern auch den größten Teil der noch bestehenden deutschen Handelsflotte. Die durch die Versenkung unbrauchbar gewordenen Schiffe hatten noch einen großen Schrottwert. Außerdem blockierten sie die besten Ankerplätze in der Bucht von Scapa Flow. Deshalb wurden sie bis zum Zweiten Weltkrieg zum größten Teil gehoben und verschrottet. Bis heute wird jedoch gelegentlich hochwertiger Stahl aus den Wracks für medizinische Geräte geborgen. Dieser Stahl ist deswegen wertvoll, weil er nicht atmosphärischer Strahlung während der Zeit der oberirdischen Nukleartests ausgesetzt war und sich deshalb gut zum Bau von derartigen Messgeräten eignet. Bilanz Hatte die Marine in den Einigungskriegen von 1866 und 1871 noch keine praktische Rolle gespielt, so wurde sie in den Folgejahren mit Augenmaß und den Bedürfnissen des Reichs entsprechend aufgebaut. Nach Bismarcks Entlassung 1890 begann unter Kaiser Wilhelm II. und Tirpitz das große Flottenwettrüsten, das eine der wesentlichen, jedoch nicht die einzige Ursache des Ersten Weltkriegs war. Es war ein Element einer verfehlten Bündnis- und Rüstungspolitik. Im Ersten Weltkrieg zeigte sich, dass die Hochseeflotte falsch konzipiert und schlecht geführt war. Sie konnte nicht entscheidend zum Kriegsausgang beitragen, und der Unmut ihrer Soldaten entlud sich in Meutereien, die wesentlich zum Ende der Monarchie beigetragen haben. Ein U-Boot (kurz für Unterseeboot; militärische Schreibweise Uboot ohne Bindestrich) ist ein Boot, das für die Unterwasserfahrt gebaut wurde. Moderne große U-Boote, die eine Masse bis zu 26.000 Tonnen haben können, werden auch U-Schiffe genannt. Der Ausdruck U-Boot bezeichnet speziell ein militärisch verwendetes Unterwasserboot. Zivile U-Boote, ob kommerziell oder für die Forschung, bezeichnet man meist als Tauchboot. Geschichte Antike bis ins Hochmittelalter Der Wunsch des Menschen, länger und tiefer zu tauchen als es die Atemluft zulässt, ist etwa genauso alt wie der Wunsch zu fliegen. Deswegen beschäftigten sich schon immer Menschen damit, entsprechende Vorrichtungen oder Instrumente zu entwickeln, die dies ermöglichen sollten. Aus der Antike liegen diesbezüglich Berichte von Aristoteles und Plinius dem Älteren vor. Selbst Alexander der Große soll bereits Tauchversuche im Mittelmeer unternommen haben (siehe Tauchglocke). Detailliertere Beschreibungen eines „Colymphas“ (griechisch für „Taucher“) genannten und für militärische Zwecke geeigneten Unterseebootes stammen aus dem 7./8. Jahrhundert von Pseudo-Hieronymus in seiner Aethicus Ister zugeschriebenen Kosmographie, einer Mischung aus Fakten, Mythen, technischen und geographischen Ausführungen sowie christlichen Weisheiten. Eine jüngere Beschreibung eines Tauchfahrzeugs in einer Erzählung befindet sich im etwa 1180/90 entstandenen Heldenepos „Salman und Morolf“. 13. bis 16. Jahrhundert Eine frühe technische Zeichnung eines U-Bootes stammt von Guido da Vigevano, der Ende des 13. Jahrhunderts geboren wurde, sodass diese aus dem frühen 14. Jahrhundert stammen dürfte. Die Geschichte des technisch geprägten Tauchens bzw. der Entwicklung eines Tauchboots begann mit dem 15. Jahrhundert. So entwarf beispielsweise 1405 der Nürnberger Kriegsbaumeister Konrad Kyeser in seinem Werk Bellifortis einen ersten Tauchanzug. Roberto Valturio zeichnete 1472 sein U-Boot und Leonardo da Vinci zeichnete 1515 ein Ein-Mann-Tauchboot. 17. bis 18. Jahrhundert Diese Ideen wurden weiter vorangetrieben, und 1604 beschrieb Magnus Pegel erstmalig in einem Buch die Grundgedanken und Voraussetzungen für den Bau eines Tauchbootes. Der niederländische Erfinder Cornelis Jacobszoon Drebbel war der erste, der über die bloße Theorie hinausging und im Jahre 1620 das erste manövrierbare Unterwasserfahrzeug, ein mit Leder überzogenes Holzruderboot, baute. Das Rotterdammer Schiff war das erste für den militärischen Einsatz konzipierte Tauchboot der Geschichte. Es wurde im Jahre 1653 durch den Franzosen De Son in Rotterdam, Holland, konstruiert. Im Auftrag des Landgrafen von Hessen konstruierte 1691 der französische Physiker Denis Papin, der auch Professor an der Philipps-Universität Marburg war, ein Tauchboot, dessen erstes Exemplar jedoch 1692 in der Fulda in Anwesenheit einer großen Schar von Schaulustigen zerstört wurde. Der Zweitversuch wies mit einer brennenden Kerze, die brennend wieder auftauchte, vermeintlich nach, dass genügend Atemluft für Menschen im Boot vorhanden sei. Trotz der Fehlschläge hatte die Idee, ein funktionstüchtiges Unterwasserfahrzeug zu bauen, inzwischen weltweit Tüftler motiviert. 1772 wurde im Steinhuder Meer das erste Unterwasserfahrzeug in Deutschland getestet. Es war aus Holz und hatte die Form eines Fisches, weshalb es den Namen Hecht erhielt. Mit dem Boot wurde etwa zwölf Minuten getaucht. Der US-Amerikaner David Bushnell baute 1776 die Turtle („Schildkröte“), eine Konstruktion aus Eisen und Eichenholz. Sie gilt als erstes richtiges U-Boot, da als Antrieb zwei über Handkurbeln betriebene Schrauben dienten, und nicht wie bei den beiden Vorläufern ein Segel oder Ruderer an der Wasseroberfläche das Gefährt antrieben. 1799 beschrieb der Bergmeister Joseph von Baader eine Konstruktion für ein Zwei-Mann-U-Boot. 19. Jahrhundert Im Allgemeinen wurde die U-Boot-Technik im 19. Jahrhundert von einfachen Theorien zu den ersten brauchbaren Schiffen hin vorangetrieben. Der allgemeine Fortschritt ermöglichte durch die Erfindung von Dampfmaschine, Akkumulatoren, Otto- sowie Elektromotor Antriebstechniken, die von Wind, Wetter und Muskelkraft unabhängig waren und damit U-Booten Möglichkeiten zum Antrieb unter Wasser boten. Auch die industrielle Produktion von Stahl leistete einen wichtigen Beitrag zum Fortschritt des U-Bootbaus, indem sie einen enorm haltbaren Baustoff an Stelle des leichten und gegenüber Verfall und Parasiten anfälligen Holzes setzte. Darüber hinaus stand mit der Erfindung des Torpedos durch Giovanni Luppis im Jahre 1860 auch eine brauchbare Waffe für den Einsatz von U-Booten aus zur Verfügung. Insgesamt ermöglichte somit der technische Fortschritt der Industrialisierung den Wandel des U-Bootes zu einem auch für die Marinen kleiner Nationen interessanten und brauchbaren Fahrzeug. Robert Fultons Nautilus Der US-Amerikaner Robert Fulton entwarf 1801 das U-Boot Nautilus. Es besaß einen Handkurbelantrieb für eine Schraube, neu allerdings waren nun Ruder zur Seiten- und Tiefensteuerung sowie ein Druckluftsystem zur Versorgung der vierköpfigen Besatzung mit Atemluft. Die Nautilus erregte sogar die Aufmerksamkeit Napoleons, galt aber schließlich für militärische Einsätze als zu langsam. Wilhelm Bauers Brandtaucher Am 18. Dezember 1850 ließ der bayerische Artillerie-Unteroffizier Wilhelm Bauer in Kiel das erste in Deutschland gebaute U-Boot, den sogenannten Brandtaucher, zu Wasser. Da der Entwurf unter enormem Kostendruck gebaut wurde, war auf den Einbau von Tauchzellen verzichtet worden. Der Tauchvorgang sollte durch das Fluten von Wasser in das Boot erfolgen. Beim ersten Tauchversuch am 1. Februar 1851 in der Kieler Innenförde verschob sich jedoch der Ballast nach achtern, wobei das geflutete Wasser ebenfalls ins Heck floss. Das Boot sackte daraufhin durch, und weiteres Wasser drang durch die Nähte der Außenhaut und das Einstiegsluk. Das Boot sank bis auf den Grund in ca. zwölf Metern Wassertiefe. Die dreiköpfige Besatzung, unter ihnen Wilhelm Bauer, wartete, bis der Innendruck so groß war wie der Außendruck, öffnete das Einstiegsluk und trieb an die Oberfläche, wo sie gerettet wurde. Der verunglückte Brandtaucher wurde erst 1887 geborgen. Nach verschiedenen Museums-Stationen hat das Tauchboot nun seine Heimat im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Ein Modell des Brandtauchers steht im Deutschen Museum in München. Ein Modell in Originalgröße vom Bug des Brandtauchers steht im Kieler Schifffahrtsmuseum. Sezessionskrieg Während des Sezessionskrieges wurden mehrere handgetriebene U-Boote gebaut, unter anderem die CSS H. L. Hunley. Am 17. Februar 1864 versenkte sie das gegnerische Schiff USS Housatonic und gilt somit als erstes U-Boot der Welt, das in Kriegszeiten unter Gefechtsbedingungen ein anderes Schiff zerstört hat (vorherige U-Boote hatten lediglich zu Testzwecken Schiffe versenkt). Bei dieser Aktion ging das U-Boot allerdings mitsamt seiner achtköpfigen Besatzung verloren. Erst am 4. Mai 1995 wurde die Hunley von der National Underwater and Marine Agency (NUMA) gefunden und 2000 geborgen. Charles Bruns Plongeur 1863 stellte die französische Marine mit der Plongeur eines der weltweit ersten im getauchten Zustand nicht mit Muskelkraft betriebenen U-Boote in Dienst. Das Boot nutzte eine mit Druckluft betriebene Kolbenmaschine, konnte unter Wasser eine Strecke von bis zu 9 km zurücklegen und war mit einem Spierentorpedo bewaffnet. Der Druckluftantrieb benötigte sehr große Tanks, weshalb das U-Boot mit einer Länge von 43 m und einer Verdrängung von 426 ts wesentlich größer als alle anderen U-Bootkonstruktionen seiner Zeit war. Aufgrund des Antriebskonzeptes und der geringen Reichweite konnte das Boot nicht autark operieren und brauchte ein dampfbetriebenes Überwasser-Begleitschiff, dass die Plongeur in das Zielgebiet schleppen und mit der notwendigen Druckluft versorgen musste. Narcís Monturiols Ictíneo II Am 2. Oktober 1864 wurde von Narcís Monturiol mit der Ictíneo II eines der erste U-Boote mit einem maschinellen Antrieb zu Wasser gelassen. Das Boot bestand aus Holz – verstärkt durch Kupferzargen − und war komplett mit ca. zwei Millimeter dicken Kupferplatten beschlagen. Es wurde durch einen Magnesiumperoxid, Zink und Kaliumchlorat verarbeitenden Motor angetrieben. Julius Kröhls Sub Marine Explorer Als erstes funktionsfähiges U-Boot der Welt gilt die Sub Marine Explorer, da es das erste Boot war, das aus eigener Kraft wieder auftauchen konnte. Das Boot wurde 1865 von dem Deutsch-US-Amerikaner Julius Kröhl in New York hergestellt. Die moderne Konstruktion mit ihrem stromlinienförmigen Rumpf hatte ähnlich wie heutige Boote ein System von Ballastkammern für das Tauchen und Presslufttanks für das Auftauchen. Der Einsatzzweck des Bootes war das Sammeln von Perlen vom Meeresgrund, wofür es drei Ausstiegsluken nach unten hatte. Nach erfolgreichen Tests wurde es in Einzelteile zerlegt und nach Panama verschifft, wo Kröhl nach Perlen tauchte. Bereits 1867 verstarb er, genauso wie die gesamte Mannschaft, vermutlich an der Taucherkrankheit. Erst 2006 wurde das Schiff wiederentdeckt. Bis dahin hielten es die Einheimischen für ein zerstörtes japanisches Kleinst-U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg. Es liegt vor der Küste Panamas auf Grund und kann noch heute bei Niedrigwasser zu Fuß erreicht werden. Das Boot ist trotzdem unwiederbringlich verloren, da die starke Korrosion eine Bergung oder Restaurierung unmöglich macht. Militärische U-Boote Ende des 19. Jahrhunderts Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen sich die Marinen verschiedener Staaten für U-Boote zu interessieren. Die Marineministerien vieler Länder, vornehmlich von Spanien, Frankreich und den USA, schrieben Wettbewerbe für U-Boote aus und ließen sich Erfindungen und Entwicklungen vorführen. 1886 stellte die spanische Marine ein von einem Marineoffizier namens Isaac Peral entworfenes elektrisch betriebenes U-Boot namens Peral in Dienst, konnte jedoch die primitive Akkumulatortechnik nicht weiterentwickeln. 1881 führte der Franzose Goubet den Elektromotor als Unterwasserantrieb ein. Ab 1888 wurden in Frankreich U-Boote gebaut und in den Dienst der Marine gestellt. Henri Dupuy de Lôme und Gustave Zédé entwickelten zunächst ein batteriebetriebenes U-Boot namens Gymnote, das in Toulon gebaut wurde. Dort entstanden in der Folgezeit weitere und größere Boote: Die 48,5 m lange Sirene, 1892 gefolgt von einem 36,5 m langen Boot namens Morse. Beide Boote waren ebenfalls batteriebetrieben und mit modernen Whitehead-Torpedos bewaffnet. Den größten Schritt tat das französische Marineministerium mit der von Maxime Laubeuf entwickelten Narval, die 1899 gebaut wurde. Sie hatte bereits einen Dampfantrieb, der bei der Überwasserfahrt die Batterien auflud. Dieses Boot wurde zur Grundlage der Sirene-Klasse, von der ab 1900 vier Exemplare in den Dienst der französischen Marine gestellt wurden. 1904 ersetzte Frankreich mit der Einführung der Aigrette-Klasse den für U-Boote ungeeigneten Dampfantrieb durch den wesentlich effizienteren und zuverlässigeren Dieselmotor. In den USA verrichtete der emigrierte Ire John Philip Holland Pionierarbeit. Zunächst konstruierte er ab 1879 vier U-Boote für die Fenian United Brotherhood, die mit dieser neuartigen Unterwasserwaffe die Royal Navy bezwingen und Irland zur Unabhängigkeit verhelfen wollte. Hollands Boote wurden bereits bei der Überwasserfahrt von einem Ottomotor angetrieben. 1888 schrieb die US Navy einen Wettbewerb für U-Boot-Konstruktionen aus, den Holland gewann. Wegen finanzieller Probleme konnte die Navy Holland erst ab 1895 Geld zum Bau eines Prototypen übermitteln. So entstand zunächst 1897 die 40 m lange Plunger (auch als Holland V bezeichnet), die jedoch wegen der hochgesteckten Ziele der Navy zahlreiche technische Mängel vor allem in der Antriebstechnik aufwies. Hollands nächste Konstruktion, die mit 25,4 m deutlich kleinere Holland VI, konnte jedoch 1898 die Navy so sehr begeistern, dass ab 1900 die ersten sechs Boote der ähnlich konstruierten Adder-Klasse gebaut wurden. Die anderen Marinen, vor allem die Royal Navy, standen der schnellen Entwicklung von U-Booten allerdings kritisch gegenüber und verweigerten sich zunächst dem U-Bootbau. 1900 bis 1930/Erster Weltkrieg Mit dem Einsatz der Hunley 1864 begann auch ein wachsendes Interesse an der Nutzung von U-Booten zu Kriegszwecken. Im deutschen Kaiserreich blieb man zunächst zurückhaltend. Das Versuchs-U-Boot (1897) wurde von Howaldt in Kiel noch auf eigene Rechnung gebaut und als Fehlschlag bereits um 1902 verschrottet. Im Jahre 1902 wurde in Deutschland ein Prototyp eines 200 Tonnen schweren Experimental-U-Bootes namens Forelle gebaut und intensiv getestet. Das kleine U-Boot stellte sich als durchaus interessant und kriegstauglich heraus, und es wurden drei weitere Boote der gleichen Klasse für den Export nach Russland angefertigt. Nun wurde auch in Deutschland über den Einsatz militärischer U-Boote nachgedacht, und schließlich erteilte nach langem Zögern am 4. April 1904 das Reichsmarineamt dem Marineingenieur Gustav Berling den Auftrag, ein U-Boot zur Seekriegsführung zu konstruieren und zu bauen. Berling wandte sich daraufhin an die Germaniawerft in Kiel. Sein Entwurf lehnte sich an die nach Russland exportierten U-Boote an. Da es allerdings einige bedeutsame Änderungen bei der Konstruktion gab, verzögerte sich die Auslieferung des U-Bootes, und erst im April 1905 wurde mit dem Bau begonnen. Die wesentlichen Neuerungen betrafen den Druckkörper, die horizontale Anordnung der Torpedorohre und den Antrieb, da man anstatt eines potenziell gefährlicheren Benzinmotors einen Petroleumantrieb einsetzen wollte, der jedoch noch nicht ausgereift war. Am 14. Dezember 1906 wurde nach mehreren Testfahrten das erste deutsche Militär-U-Boot von der Kaiserlichen Deutschen Marine als SM U 1 (Seiner Majestät Unterseeboot 1) in Dienst gestellt. Heute befindet sich U 1 im Deutschen Museum in München. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs (1914–1918) wurden U-Boote erstmals im größeren Umfang im Handelskrieg (Handels-U-Boot) oder zu militärischen Zwecken (siehe U-Boot-Krieg) eingesetzt. Die U-Boote griffen fast immer aufgetaucht an und versenkten Handelsschiffe meistens mit der Bordkanone. Abtauchen sollte das U-Boot nur, um sich einer Verfolgung zu entziehen, weil es unter der Wasseroberfläche im Ersten Weltkrieg für gegnerische Kriegsschiffe unauffindbar war. Große Tauchtiefen waren deshalb bedeutungslos. Die Kaiserliche Marine schätzte die U-Boote zu Beginn des Krieges nur wenig und setzte stärker auf die großen Schlachtschiffe. Das änderte sich, als SM U 9 am 21. September 1914 vor der niederländischen Küste einen aus den drei Panzerkreuzern „HMS Aboukir“, „HMS Cressy“ und „HMS Hogue“ bestehenden Blockadeverband komplett versenkte. Auf den Panzerkreuzern glaubten man nicht an eine mögliche Gefahr durch deutsche U-Boote und erkannte die Torpedos nicht, obwohl sie pressluftbetrieben waren und deutliche Spuren an der Wasseroberfläche hinterließen. Nach den ersten Explosionen nahmen die Schiffsführungen Minen als Ursache an und ignorierten Berichte über Torpedo-Blasenspuren. Diese Fehleinschätzung kostete tausende Seeleuten das Leben. Der unerwartete Erfolg machte die deutschen U-Boot-Fahrer zu Helden und begünstigte den raschen Ausbau der deutschen U-Boot-Waffe. Das Ansehen der U-Boot-Fahrer gegenüber den Besatzungen auf den teuren Großkampfschiffen, die kaum zum Einsatz kamen und nur geringe Erfolge erzielten, stieg beträchtlich. Die zu Kriegsbeginn gegenüber den U-Boot-Verbänden Großbritanniens oder Frankreichs nur kleine deutsche U-Boote-Waffe wuchs sehr schnell und erlangte gegenüber anderen Nationen eine technische Überlegenheit. Das galt besonders für die Qualität der Periskope und Torpedos, aufgrund derer sie zu einer äußerst ernst zu nehmenden Gefahr für die Flotten und Handelsschiffe der Gegner wurden. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs verlangsamte sich die Entwicklung militärischer U-Boote. Deutschland, dem inzwischen größten Hersteller, war die Entwicklung und Produktion im Friedensvertrag von Versailles verboten worden. Die Siegermächte hingegen sahen im Besitz einer großen offensiven U-Boot-Waffe keine Notwendigkeit. 1930 bis 1945 – Zweiter Weltkrieg Im Zweiten Weltkrieg sah sich die Führung der deutschen Kriegsmarine zu Kriegsbeginn einer recht starken feindlichen Flotte gegenüber. Da Großbritannien und Frankreich als Garantiemächte Polens auftraten, hoffte man, mit den relativ billig herzustellenden U-Booten maximale Versenkungserfolge zu erzielen. U-Boote waren die Hauptbedrohung für sämtliche Handelsrouten. Man ließ sie vor allem Frachtschiffe angreifen, mit dem Ziel, Großbritannien als Inselstaat von dringend benötigten Rohstoffen abzuschneiden. Trotz ihrer technischen und logistischen Grenzen und ihrer geringen Anzahl von nur 57 Booten zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war die U-Boot-Waffe anfangs daher sehr erfolgreich. Diese Erfolge überzeugten den ursprünglich skeptischen Hitler, einem verstärkten U-Boot-Bauprogramm zuzustimmen. Mehr und mehr U-Boote wurden in Dienst gestellt und ihre Anzahl näherte sich der Grundforderung des Befehlshabers der U-Boote (BdU) Karl Dönitz nach 300 Booten für einen erfolgreichen Blockadekrieg gegen England. Von den Erfolgreichsten (den „Assen“) unter den Kommandanten wurden teilweise enorme Versenkungsziffern erzielt. Einer der bekanntesten deutschen U-Boot-Kommandanten war Günther Prien, der 1939 als Kommandant von U 47 in die Bucht von Scapa Flow, dem Stützpunkt der britischen Heimatflotte (Home Fleet), eindrang und dort ein veraltetes Schlachtschiff, die HMS Royal Oak versenkte. Weitaus wichtiger war weiterhin die Versenkung von Handelsschiffen. Hierbei waren nächtliche Überwasserangriffe der bei Nacht schwer zu sichtenden U-Boote am erfolgreichsten. Nach den anfänglichen Erfolgen spürte die britische Wirtschaft schnell die Auswirkungen der vielen tausend Tonnen versenkten Schiffsraumes und es wurden umfangreiche Gegenmaßnahmen taktischer und logistischer (Geleitzugsystem) wie auch rein technischer Art eingeleitet. Der schnelle Fortschritt in der Radartechnik und die Ausstattung der Sicherungszerstörer der Konvois hiermit machten aufgetauchte U-Boote jetzt auch bei Nacht weithin erkennbar und bekämpfbar. Entzog sich das U-Boot durch Tauchen, konnte es mit ASDIC geortet und mit Wasserbomben bekämpft werden. Aufgrund der geringen Batteriekapazitäten konnten sich die U-Boote unter Wasser nicht schnell genug von Sicherungseinheiten absetzen und erlitten zunehmend Verluste. Die deutsche Entwicklung und Fertigung der sogenannten „Elektroboote“ der Typen XXI und XXIII, die ihrer Zeit weit voraus waren und in hoher Zahl gebaut werden sollten, kamen durch das Ende des Krieges nicht mehr oder nur noch sporadisch zum Einsatz. Der Typ XXI war der erste U-Boot-Entwurf, der für einen überwiegenden Unterwassereinsatz konzipiert war. Die Boote dieser Typen liefen unter Wasser mit E-Maschinen schneller als aufgetaucht mit Dieselmaschinen und hatten (durch hohe Batteriekapazitäten und die Möglichkeit zum Schnorchel-Betrieb) die Fähigkeit, lange getaucht operieren zu können. Er ließ alle anderen U-Boot-Typen auf einen Schlag veralten und wurde zum Ausgangspunkt der gesamten U-Boot-Entwicklung nach 1945. Auch Italien verfügte über eine große U-Boot-Flotte (im Juni 1940 über 100 U-Boote), und schon im Sommer 1940 operierten die ersten italienischen U-Boote im Atlantik. Die Schiffe der Königlich Italienischen Marine waren bis zur Kapitulation Italiens im September 1943 im Einsatz. Anders als die deutschen erfüllten sie aber die in sie gesetzten Erwartungen kaum, da sowohl die Konstruktion der Boote (zu großer Turm, der selbst bei Nacht weit zu sehen war) wie auch die Ausbildung der Besatzungen nicht den Erfordernissen des Handelskrieges entsprachen. Insgesamt entsprachen die italienischen Erfolge nur einem Bruchteil derer, welche die Deutschen erzielten. Im Gegensatz zu den deutschen U-Booten waren die britischen U-Boote ursprünglich nicht für den Einsatz im Handelskrieg auf hoher See entwickelt worden. Sie dienten meist zur Überwachung der Häfen und Marinebasen unter deutscher Kontrolle. Die vorhandenen Boote der H-Klasse und L-Klasse waren Einhüllen-Unterseeboote, deren Entwürfe noch aus dem Ersten Weltkrieg stammten. Zweihüllen-Hochseeboote waren unter anderem die Boote der Thames- und T-Klasse. Von den von der Royal Navy neuentwickelten modernen Zweihüllen-Hochseebooten der A-Klasse wurden vor Kriegsende nur die beiden Boote Anchorite und Astute fertiggestellt, die nicht mehr zum Kriegseinsatz kamen. Militärisch bedeutend waren vor allem die im Mittelmeer operierenden britischen U-Boote, die von ihren Basen in Malta, Gibraltar und Alexandria aus erfolgreich Schiffe der Achsenmächte, die Nachschub zum nordafrikanischen Kriegsschauplatz transportieren sollten, torpedierten. Ein Großteil der Nachschubgüter für die deutsch-italienische Afrika-Armee wurde dabei anhand der Informationen des britischen Ultra Secret versenkt. Dessen Entschlüsselung des Enigma-M-Funkverkehrs machte es für die Briten möglich, feindliche Marineoperationen früh zu lokalisieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Der erfolgreiche Abschluss der Operation „Ultra“, bei der sich der britische Zerstörer HMS Somali gezielt auf die Jagd nach deutschen Wetter- und Versorgungsschiffen machte, um deren Chiffriermaschinen und -schlüssel zu erbeuten, lieferte diese Möglichkeit Ende Mai 1941. Erst gegen Kriegsende griffen sowjetische U-Boote in der Ostsee in das Kriegsgeschehen ein, wo sie die deutschen Schiffstransporte von und zum ostpreußischen Kessel bedrohten. Dabei verursachten sie drei der verheerendsten Schiffskatastrophen aller Zeiten: Am 30. Januar 1945 versenkte S-13 (С-13) die Wilhelm Gustloff, wobei mehr als 9000 Menschen ums Leben kamen. Am 10. Februar versenkte S-13 die Steuben (ca. 3.400 Tote), am 16. April wurde die Goya Opfer des sowjetischen U-Bootes L-3 (Л-3) (über 7.000 Tote). Im Pazifikkrieg verfügten sowohl Japan wie auch die USA über bedeutende U-Boot-Flotten, neben denen auf diesem Kriegsschauplatz auch einige britische und niederländische U-Boote im Einsatz standen. Während die japanische Marineführung die Hauptaufgabe ihrer U-Boote in der Sicherung der eigenen Überwasser-Flottenoperationen und der Bekämpfung feindlicher Kriegsschiffe sah, konzentrierten sich die US-Amerikaner auf die Versenkung von Handelsschiffen. In Japan kam es auch zur Entwicklung und zum Einsatz von Kleinst-U-Booten, welche von den großen „Unterwasserkreuzern“ in die Nähe des Zielgebietes gebracht wurden. Außerdem baute Japan Unterwasser-Flugzeugträger, welche in einem Druckkörper bis zu drei Flugzeuge aufnehmen konnten. Geplant war, mit diesen Flugzeugen beispielsweise die Schleusen des Panamakanal oder San Francisco zu bombardieren. Zu Beginn des Krieges hatte die japanische Handelsflotte einen Schiffsraum von 6 Millionen BRT. Von diesen waren bis Kriegsende 5.053.491 BRT (1178 Schiffe) versenkt worden. Die aufgrund dieser Verluste eingetretenen Engpässe beim japanischen Nachschub wie auch bei der Rohstoffversorgung Japans trugen zum alliierten Sieg im Pazifik bei. Die japanische U-Boot-Waffe erlitt durch den Einsatz des Sonars bei den US-Amerikanern hohe Verluste; von insgesamt 190 U-Booten gingen 127 verloren. Oft wurden die japanischen U-Boote angegriffen, bevor sie sich überhaupt dem Ziel nähern konnten. Die US-amerikanische Marine verlor 52 U-Boote, was knapp 16 % aller im Dienst befindlichen Boote entsprach. Nach 1945 Obwohl sich der U-Boot-Krieg als sehr verlustreich herausgestellt hatte, gewann der strategische Wert der U-Boot-Waffe mehr und mehr an Bedeutung im Kalten Krieg. Ziel der U-Boot-Entwicklung war es nun, die Schwächen der Modelle des Zweiten Weltkriegs zu verbessern. Dies zielte besonders auf extrem lange – und auch schnelle – Unterwasserfahrten sowie große Tauchtiefen ab. Die Entwicklung gipfelte in der Konstruktion von nukleargetriebenen U-Booten, die die geforderten langen Tauchzeiten erfüllten. Die USA waren bei dieser Entwicklung führend, und am 21. Januar 1954 lief das erste nukleargetriebene U-Boot, die USS Nautilus, vom Stapel. Am 3. August 1958 passierte sie als erstes Wasserfahrzeug bei einer Tauchfahrt unter der Arktis den geographischen Nordpol. Am 23. Januar 1960 erreichte das Forschungs-U-Boot Trieste mit 10.916 Metern Tiefe den zweittiefsten Punkt der Erde. In den folgenden Jahren entwickelten sich die U-Boote schnell weiter. Sie wurden immer größer und schlagkräftiger gebaut. Da es kaum noch spektakuläre „öffentliche“ Entwicklungen in der U-Boot-Technik zu vermelden gab und die U-Boot-Waffe insgesamt als sehr geheim eingestuft wurde, erfuhr die Öffentlichkeit in den folgenden Jahrzehnten nur noch in Form von „Katastrophen“ etwas über die modernen U-Boote. Unfälle Seit dem Zweiten Weltkrieg machen U-Boote vor allem durch spektakuläre Unfälle Schlagzeilen: Am 9. April 1963 kam es zu einem tragischen Unfall im Atlantik. Die USS Thresher zerbrach bei einem Tieftauchversuch in sechs Teile. Man geht heute davon aus, dass eine Hochdruckleitung platzte und so die Ballasttanks nicht mehr rechtzeitig ausgeblasen werden konnten. Jedoch zeigte der Prototyp eines Jagd-U-Bootes auch schon vorher Steuerprobleme beim Abfangen des Schiffes bei hoher Geschwindigkeit in großen Tiefen. Es gab keine Überlebenden. Am 8. März 1968 ereignete sich an Bord des sowjetischen U-Boots K-129 eine Explosion, worauf das U-Boot sank. 86 Mannschaftsmitglieder starben dabei. Dies war gleichzeitig der Auftakt zum Azorian-Projekt, dem geheimen Versuch der CIA, das sowjetische U-Boot aus über 5000 Metern Tiefe zu bergen. Im Mai 1968 verschwand die atomgetriebene USS Scorpion bei einer Fahrt von Gibraltar nach Norfolk nahe den Azoren. Bis heute gibt es verschiedene Spekulationen über das Verschwinden, ausgehend von einer Kollision bis hin zu einem unkontrolliert losgelaufenen Torpedo. Als am wahrscheinlichsten gilt eine Fehlfunktion einer Torpedobatterie, die zu einer internen Explosion führte. 1986 sank das russische U-Boot K-219 im Atlantik aufgrund der Explosion des Treibstoffs einer seiner Raketen im Startsilo. Am 12. August 2000 sank das russische U-Boot K-141 Kursk infolge mehrerer Explosionen eigener Torpedos mit seiner gesamten Besetzung von 118 Mann. 23 Besatzungsmitglieder überlebten zunächst und konnten sich in die hinterste Sektion retten, wo auch die Notausstiegsluken waren. Der Sauerstoffanteil der Atemluft war nach einigen Stunden so weit aufgebraucht, dass alle 23 erstickten. Ende Dezember 2011 kam es zu einem Großbrand an der Kautschuk-Hülle des atomgetriebenen russischen U-Bootes Jekaterinburg (nach der gleichnamigen Stadt; Projekt 667BDRM-Klasse). Kampfhandlungen Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kam es vereinzelt zu Kampfhandlungen, an denen U-Boote beteiligt waren. Die ersten fanden noch mit konventionellen U-Booten im Bangladesch-Krieg des Jahres 1971 statt, als Indien im Krieg zwischen Bangladesch und Pakistan intervenierte. Dabei wurde am 9. Dezember 1971 die indische Fregatte INS Khukri vom pakistanischen U-Boot PNS Hangor versenkt, einem Boot der französischen Daphné-Klasse. Elf Jahre später griff erstmals ein Atom-U-Boot ein Kriegsschiff an: Am 2. Mai 1982 wurde der argentinische Kreuzer General Belgrano im Falklandkrieg durch einen Torpedo des britischen U-Boots HMS Conqueror versenkt. Außerdem werden U-Boote zu Aufklärungszwecken eingesetzt. Zu einem internationalen Eklat kam es im Oktober 1981, als das mit Nukleartorpedos bewaffnete sowjetische U-Boot W-137 (Whiskey-Klasse) vor dem schwedischen Marinehafen Karlskrona auf eine Schäre lief und von der schwedischen Marine aufgebracht wurde. Die sowjetische Führung bestritt anschließend einen Spionageeinsatz gegen das neutrale Schweden und führte den Zwischenfall auf einen „Navigationsfehler“ zurück. Stand der Technik Größe Die größten U-Boote, die jemals gebaut wurden, sind die des sowjetischen Projektes 941 (Nato-Bezeichnung: Typhoon-Klasse), Vorbild des sowjetischen U-Boots aus dem Spielfilm Jagd auf Roter Oktober. Antriebe Da sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Großmächte fast gänzlich auf den Einsatz von Atom-U-Booten verlegten, blieb es kleineren Marinen (hauptsächlich Deutschland, Italien, Schweden und Niederlande) überlassen, die Technik für konventionell betriebene U-Boote weiterzuentwickeln. Momentaner Stand der Technik ist die Einführung außenluftunabhängiger Antriebsanlagen, beispielsweise in Form von Brennstoffzellen, Kreislaufantrieben oder Stirlingmotoren. Beispiele dafür sind die deutsche U-Boot-Klasse 212 A, deren erstes Boot U 31 im März 2004 an die Deutsche Marine übergeben wurde, sowie die schwedische Gotland-Klasse, deren Boote seit 1996 im Einsatz stehen. U 31 verfügt als erstes U-Boot über einen Hybridantrieb aus Elektro- und Brennstoffzellen-Antrieb und ermöglicht so wochenlange Tauchfahrten ohne die Nachteile eines Atomantriebs (Pumpen- und Turbinengeräusche, Wärmeabgabe (Wärmeschleppe), Sicherheitsrisiken). Technik U-Boote unterscheiden sich durch einige Besonderheiten von gewöhnlichen Schiffen: Sie schwimmen nicht nur (an der Wasseroberfläche), sondern schweben im Wasser (Tauchfahrt). Bei Tauchfahrt, dem Hauptanwendungsgebiet, sollte ihre gesamte Masse gleich der des verdrängten Wassers sein (Verdrängungsmasse; siehe auch Archimedisches Prinzip). Dieser Zustand wird allerdings nie genau erreicht. Einerseits wirken sich selbst kleinste Unterschiede zwischen der U-Boot-Masse und der des verdrängten Wassers aus. Andererseits verändert sich die Dichte des umgebenden Wassers laufend durch Änderungen des Salzgehaltes, der Menge von Schwebestoffen (Plankton) und der Temperatur des Wassers. Das U-Boot hat also immer eine – wenn auch geringe – Tendenz zu steigen oder zu fallen (Auftrieb/negativer Auftrieb), und muss daher eingesteuert werden, wozu Wasser in den Regelzellen zugeflutet oder ausgedrückt wird. Das gut eingesteuerte Boot manövriert unter Wasser in der Vertikalen ausschließlich dynamisch, das heißt mittels seiner waagerechten Tiefenruder, von denen jeweils ein Paar vorn und achtern angebracht waren. Moderne U-Boote tragen die vorderen Tiefenruder teilweise seitlich am Turm. Schiffsrumpf Die ersten Unterwasserfahrzeuge aus dem 15. bis 18. Jahrhundert bestanden nahezu ausnahmslos aus Holz und wurden – wenn überhaupt – nur durch Eisenzargen oder Nägel zusammengehalten. Oftmals wurden die Boote so gefertigt, dass man sinnbildlich auf ein normales Holzboot ein anderes Holzboot kielaufwärts montierte. In der Regel wurden die Holzplanken solcher Unterwasserfahrzeuge durch Pech versiegelt und zusätzlich zur Abdichtung komplett mit einer Haut aus Leder überzogen. Bei diesen „U-Booten“ handelte es sich meist um Einhüllenboote, bei denen die Tauchzellen innerhalb des Druckkörpers angebracht waren. Da die Zellen mit dem Außenwasser in Verbindung standen, mussten auch sie druckfest gebaut werden bzw. entsprechende Pumpen vorhanden sein. Erst als es Mitte des 19. Jahrhunderts technisch gelang, die Antriebsschraube sowie die Steuerruder derart an den Rumpf anzubringen, dass die Fahrzeuge selbstständig fortbewegt und gesteuert werden konnten, ohne an der Oberfläche von einem Begleitfahrzeug gezogen zu werden, veränderte sich auch die Bauweise des Rumpfes. Nun wurden die Konstruktionen der Hüllen vermehrt durch Metalleinsätze verstärkt und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten U-Boote mit einem kompletten Stahlrumpf gebaut. Tauchzellen und Tanks verlagerte man ziemlich bald aus dem Druckkörper nach außen; es ergaben sich somit Einhüllenboote mit Satteltanks. Aus dem Streben nach guter Seetauglichkeit bei Überwasserfahrt entstand daraus schließlich das Zweihüllenboot, bei dem die Tauchzellen um den zylindrischen Druckkörper herumgelegt wurden. Das Boot erhielt damit eine zweite Hülle in Bootsform. Da diese im Tauchzustand innen wie außen unter gleichem Druck stand, brauchte sie nicht besonders stark zu sein. Den durch Brennstoffverbrauch bedingten Gewichtsveränderungen begegnete man dadurch, dass das Treiböl in nicht druckfesten, unten offenen Bunkern auf Seewasser schwimmend gefahren wurde. Mit der nach bzw. während des Zweiten Weltkrieges zunehmenden technischen Entwicklung verschwand nach und nach der Überwasseraspekt des U-Bootes. Die Boote erhielten zunächst eine hydrodynamisch saubere, geglättete Form, und US-amerikanische Entwicklungen rund um das Versuchs-U-Boot USS Albacore führten schließlich zur heute überwiegend gebauten Tropfenform mit zylindrischem Mittelstück. Diese wird normalerweise dadurch erreicht, dass der zylindrische Druckkörper durch freiflutende Aufbauten vorne und achtern stromlinienförmig gemacht wird. Auch das Oberdeck und der Turm sind freiflutend, es gibt aber keine durchgehende zweite Hülle. Die heute gängigen Boote sind somit weder Einhüllen- noch Zweihüllenboote und werden manchmal Anderthalbhüllenboote genannt. Bei modernen Booten werden die Einbauten wie etwa Mannschaftsunterkünfte, Kommandozentrale, Antrieb usw. zunehmend akustisch entkoppelt, das heißt, mit passiver und aktiver Dämpfung und Zwischenträgern am Rumpf aufgehängt bzw. angebracht. Mehrere herkömmliche Propeller wurden durch einen einzigen vielflügligen Sichelpropeller bzw. einen Düsenpropeller oder Pumpjet ersetzt. Ziel ist eine weitergehende Minimierung der Schallemission an das umgebende Wasser und die Lautlosigkeit des Bootes, wodurch es quasi „unsichtbar“ wird (vergl. Tarnkappentechnik). Berichte über magnetohydrodynamische Antriebe („Raupenantrieb“ bzw. MHA-ähnliche Technik) dürften allerdings eher der Belletristik zuzuordnen sein. Folgende Grafik vermittelt einen Eindruck von der Größe älterer und moderner U-Boote im Vergleich zu einem Boeing-747-Passagierflugzeug (für die Abkürzungen siehe Militärische Klassifizierung von U-Booten): Tauchtiefe Die Druckkörper moderner militärischer U-Boote halten normalerweise einem Wasserdruck von 600 Meter stand. In Anbetracht der Tiefe der Ozeane bedeutet dies, dass sie eigentlich nur knapp unter der Wasseroberfläche operieren können. Einige sowjetische Atom-U-Boote besitzen Druckkörper aus Titan und sind in der Lage, ca. 900 Meter tief zu tauchen. U-Schiffe des Typs Alfa kommen angeblich sogar unter 1.200 Meter. Spezielle zivile Tiefsee-U-Boote sowie Bathyscaphen sind in der Lage, jeden Punkt des Meeresbodens zu erreichen. Steuerung U-Boote müssen in drei Dimensionen manövrieren können. Tauchzellen: Tanks, die zur Gewichtserhöhung beim Tauchen mit Wasser und zum Auftauchen mit Luft gefüllt werden. Der Beginn des Füllens der Auftriebszellen mit Luft, manchmal auch der ganze Vorgang, wird Anblasen genannt. Ausblasen (U-Boot) heißt die vollständige Entleerung der Zellen, wenn das Boot die Wasseroberfläche durchbrochen hat, mittels Dieselabgasen oder eines speziellen Elektrogebläses, um Druckluft zu sparen. Regelzellen: Die Regelzellen dienen dem feinen Einstellen der Bootsmasse, um den Schwebezustand im Wasser aufrechtzuerhalten, und sind daher stets teilweise mit Luft gefüllt, um Wasser zufluten zu können. Es gibt meistens mehrere Regelzellen, bei denen dieses Luftpolster unter unterschiedlichen Drücken gefahren wird, um grobe und feine Massenänderungen durchführen zu können. Die Regelzellen werden druckfest ausgeführt. Torpedozellen: Wenn das Boot Waffen ausstößt (meist Torpedos), muss das verlorene Gewicht ausgeglichen werden. Hierzu gibt es eigene Torpedozellen, die beim Abschuss sehr schnell geflutet werden können. Da eine Torpedosalve durchaus zehn Tonnen und mehr wiegen kann, sind diese Zellen recht groß. Untertriebszellen: Aufgabe dieser besonderen Tauchzellen ist es, das Gewicht des U-Bootes so schnell wie möglich zu vergrößern, um schnellere Alarmtauchzeiten zu erreichen. Diese betrugen bei Kampfbooten im Zweiten Weltkrieg teilweise weniger als 30 Sekunden. Da die Untertriebszellen keinem großen Wasserdruck ausgesetzt werden konnten, mussten sie, nachdem das Boot unter der Wasseroberfläche verschwand, wieder ausgeblasen werden. In modernen Atom-U-Booten findet diese Technik keine Verwendung mehr, da sie in der Regel nur einmal während ihres Einsatzes tauchen müssen und erst nach Monaten wieder auftauchen. Sie benötigen daher zum Tauchen teilweise mehrere Minuten. Trimmzellen: Sie dienen dazu, das Boot null-lastig und auf ebenen Kiel einzusteuern. Das Trimmsystem enthält eine feste Menge Wasser, die nach vorne oder nach hinten gedrückt werden kann. Dies geschieht durch Druckluft im gegenüberliegenden Tank oder mit einer Pumpe in der Trimmleitung; letzteres hat den Vorteil, Druckluft zu sparen. Die Trimmzellen sind i.A. nicht druckfest (im Gegensatz zu den Regelzellen). Tiefenruder: Sie übernehmen die Feinabstimmung im getauchten Zustand. Die Anordnung der vorderen Tiefenruder variiert bei modernen U-Booten sehr stark. Am Turm angebrachte Tiefenruder sind nicht in der Lage, den Tauchvorgang zu unterstützen, und erschweren das Auftauchen in vereistem Wasser. Kleine U-Boote haben manchmal eine dynamische Tiefensteuerung, d. h., sie steuern nur mit Tiefenrudern. Diese Technik wird vor allem bei unbemannten U-Booten und im Modellbau verwendet. Zur Feinabstimmung bei Sehrohrtiefe siehe: Papenberg-Instrument. Antrieb Für die Fahrt über Wasser können im Prinzip alle Antriebe verwendet werden, die für Schiffe in Frage kommen. Gewöhnliche Schiffsaggregate (Dieselmotoren, Gasturbinen) sind Verbrennungsmotoren und benötigen große Mengen Sauerstoff für den Verbrennungsvorgang, der bei Überwasserfahrt in der Luft zur Verfügung steht. Normale Dampfmaschinen haben das gravierende Problem, dass sie sehr massig und voluminös sind und der Prozess der Dampferzeugung träge ist, d. h., bevor er genutzt werden kann, muss man lange anheizen, und dann kann man die Dampferzeugung nicht ohne weiteres wieder abstellen, was für ein U-Boot, das schnell auf- und abtauchen soll, kaum sinnvoll ist. Petroleum- und Benzinmotoren erfüllen prinzipiell die Anforderung, bei geringem Gewicht sehr schnell eine hohe Leistung bereitstellen zu können und auch schnell wieder abgestellt werden zu können. In der Praxis haben sich aber die reizenden und leicht entzündlichen Dämpfe des Treibstoffs als problematisch erwiesen. Immer wieder kam es zu Beginn der U-Boot-Entwicklung zu Motorbränden und Verpuffungen in den Booten, und die Besatzungen litten unter erheblichen Reizungen. Dieselmotoren erwiesen sich für lange Zeit als das geeignetste Aggregat, um das Boot über Wasser anzutreiben. Seit Erfindung eines Schnorchels für U-Boote kann der Dieselmotor sogar auf Periskoptiefe benutzt werden. Allerdings ist das Boot damit an eine sehr geringe Tauchtiefe gebunden. Das eigentliche Antriebsproblem stellt sich aber auf Tauchfahrt, da hier nicht genug Luft für den Betrieb von Verbrennungsmotoren zur Verfügung steht und bei größeren Tauchtiefen auch Abgase nicht mehr abgeleitet werden können. Es müssen also luftunabhängige Antriebe zur Anwendung kommen. Muskelkraft: Die ersten U-Boote wurden von Hand mit Fußkurbel, Tretrad oder Handkurbel angetrieben. Zu nennen wären hier etwa der Brandtaucher, Bushnells Turtle, Fultons Nautilus und die Hunley der Südstaaten im Sezessionskrieg. Dampfantrieb: Experimente mit einem auf Chemikalien basierenden Dampfantrieb beim sog. Flotten-U-Boot auf Kolbenmotor bzw. Turbinenbasis wurden als Irrweg bald aufgegeben. Dieser Antrieb findet sich allerdings in abgewandelter Form bis heute beim Torpedo. Elektroantrieb mit Akkumulatoren: Als alleiniger Antrieb geeignet für kleine U-Boote, beispielsweise Forschungs-U-Boote und Tauchertransportmittel, aber auch für Roboter und Torpedos. In Kopplung mit einem Verbrennungsmotor, der die Akkumulatoren bei Überwasserfahrt auflädt, ist er bis heute der Antrieb für fast alle nichtatomar betriebenen U-Boote. Schon während des Ersten Weltkrieges bildete sich dieser kombinierte Diesel-Elektro-Antrieb als Standard heraus. Walter-Antrieb mit hochkonzentriertem Wasserstoffperoxid: Während des Zweiten Weltkriegs gab es auf deutscher Seite Versuche mit einem außenluftunabhängigen Turbinenantrieb auf der Basis von hochkonzentriertem Wasserstoffperoxid in Verbindung mit Dieseltreibstoff. Das Wasserstoffperoxid wurde in der Zersetzerkammer über als Katalysator wirkendes Mangandioxid (Braunstein) geleitet, wo es sich rasant unter sehr starker Wärmeentwicklung zersetzte, anschließend wurde in den sauerstoffhaltigen Heißdampf Dieseltreibstoff eingespritzt, der sich sofort selbst entzündete. Das entstehende Gas-Dampf-Gemisch trieb anschließend eine Turbine an. Es handelte sich um die sog. Walter-U-Boote, benannt nach ihrem Konstrukteur Hellmuth Walter. Als Vorteile waren längere Tauchzeiten und wesentlich größere Unterwassergeschwindigkeit zu nennen. Der Antrieb wurde nicht in die Serienproduktion übernommen; wesentliche Ergebnisse der Bootsentwicklung, etwa die glatte Rumpfform, kamen allerdings noch im Krieg zum Einsatz (Typ XXI, Typ XXIII) und beeinflussten merklich sämtliche Nachkriegsentwicklungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Großbritannien die Forschung am Walter-Antrieb fort, aufgrund der Gefährlichkeit der verwendeten Chemikalien und des hohen Treibstoffverbrauchs wurde dieser extrem leistungsfähige Antrieb jedoch bald aufgegeben. Ein Fehler im Wasserstoffperoxid-Antrieb eines Torpedos soll zum Untergang des russischen U-Bootes K-141 Kursk geführt haben. Kreislauf-Diesel-Antrieb: Der Dieselmotor (bzw. ein anderer Verbrennungsmotor) wird mit einem Sauerstofflieferanten, etwa Flüssigsauerstoff (LOX) oder Wasserstoffperoxid, unter Wasser betrieben. Die Verbrennungsgase werden gewaschen und der fehlende Sauerstoff vor der erneuten Verbrennung wieder zugesetzt. Die CCD-Technologie (Closed Cycle Diesel) wurde Mitte der 1990er Jahre durch TNSW auf Unterseeboot U1 – das auch als Erprobungsträger für die Brennstoffzelle genutzt wurde – erfolgreich erprobt, konnte sich aber auf dem internationalen Markt nicht durchsetzen. Nuklearantrieb: Bei Atom-U-Booten werden als Hauptantriebsmaschinen Dampfturbinen eingesetzt. Der Dampf wird wiederum von einem Kernreaktor erzeugt. Für Manöverfahrten kann oft auch ein elektrisch betriebener Hilfsantrieb auf die Propellerwelle gekoppelt werden. Hilfsdampfturbinen erzeugen über Generatoren Strom, der wiederum der Versorgung der elektrotechnischen Einrichtungen dient. Da durch Elektrolyse auch Sauerstoff sowie Trinkwasser aus dem Meerwasser gewonnen werden kann, können U-Boote mit Nuklearantrieb monatelang unter Wasser bleiben. Stirling-Motor: In einigen U-Booten der schwedischen und japanischen Marine, möglicherweise auch in der Marine der Volksrepublik China, kommen außenluftunabhängige Stirlingmotoren zum Einsatz, die durch besondere Laufruhe die Geräuschtarnung verbessern. Stirlingmotoren funktionieren aufgrund eines Temperaturgradienten, daher wird kein Abgas produziert und muss so auch nicht ausgestoßen werden. MESMA-Antrieb: Eine französische Entwicklung stellt dieser Kreislaufdampfturbinenantrieb dar. Der eigentliche Dampfkreislauf ist vom Ethanol-Verbrennungskreislauf, analog zu den großen Kessel-Turbinen-Schiffsantrieben, getrennt. Flüssigsauerstoff (LOX) ersetzt das frühere Wasserstoffperoxid der Walter-Antriebe, die Turbine wirkt nicht mehr direkt auf die Schraubenwelle, ein Generator sorgt für die akustische Entkoppelung. Derartige Anlagen kommen in der spanischen und pakistanischen Marine zur Anwendung. Brennstoffzellen: Auch bei diesen Booten erfolgt der Antrieb letztlich durch Elektromotoren. In der Brennstoffzelle wird aber die Energie in einem chemischen Treibstoff nicht über den Umweg der Verbrennung erzeugt, sondern katalytisch direkt in elektrischen Strom verwandelt, der dann die Elektromotoren antreibt. Die Entwicklung dieser Technik begann bereits gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Interesse, Brennstoffzellen für U-Boote zu benutzen, ist also wesentlich älter als das der Automobilindustrie. Heute stellt diese Antriebsform wohl, neben dem Nuklearantrieb, die fortschrittlichste dar. Sowohl die Unabhängigkeit vom Luftsauerstoff als auch ein Minimum an beweglichen Teilen, die Geräusche verursachen, lange Verweilzeiten unter Wasser und die geringe Abwärme entsprechen den Anforderungen an moderne militärische U-Boote. Mit den Klassen 212 A und 214 wurden mittlerweile in einigen Marinen Brennstoffzellen-U-Boote aus deutscher Konstruktion eingeführt. Magnetohydrodynamischer Antrieb (MHD-Antrieb): Hierbei wird um das U-Boot bzw. durch eine Antriebsdüse ein sich kontinuierlich änderndes Magnetfeld gelegt. Durch elektromagnetische Effekte (Lorentzkraft) auf die leitfähigen Salzionen im Meerwasser wird damit ein Wasserstrahl erzeugt, der nach dem Rückstoßprinzip das U-Boot antreibt. In der Praxis wurde diese Antriebstechnik in den 1990er Jahren von dem japanischen Unternehmen Mitsubishi auf dem Erprobungsträger Yamato 1 angewendet, brachte jedoch nur eine enttäuschende Fahrleistung von 8 Knoten (15 km/h) auf. Luftversorgung Die Atemluft, die von Besatzung und Passagieren eines U-Bootes im Tauchbetrieb benötigt wird, muss an Bord mitgeführt oder erzeugt werden. Theoretisch steht nur die Atemluft zur Verfügung, die im Druckkörper nach dem Schließen aller Außenluken vorhanden ist. Bereits 1620 entwickelte Cornelis Jacobszoon Drebbel die Idee, den verbrauchten Sauerstoff in der Atemluft zu ergänzen, indem er Kaliumnitrat verwendete, bei dessen Erhitzung Sauerstoff freigesetzt wird. Später wurde das Mitführen eines zusätzlichen Vorrates von Sauerstoff oder Atemluft in Gasflaschen üblich. Das Aufüllen der Luftvorräte verlangte in diesen Fällen das Auftauchen und die Zuführung von Frischluft durch klassisches Durchlüften oder eine maschinelle Vorrichtung, welche die Außenluft mit der Innenluft des Bootes austauschte. Bei modernen U-Booten wird der von der Besatzung verbrauchte Anteil an Sauerstoff in der Atemluft durch Sauerstoff ersetzt, der an Bord erzeugt wird. Dazu wird Energie aus dem Antriebssystem verwendet, um mittels Elektrolyse Wasser (H2O) in seine Bestandteile – Wasserstoff und Sauerstoff – auszuspalten, so dass ein Auftauchen zum Luftaustausch nicht mehr nötig ist. Neben der Zuführung von Sauerstoff muss in allen Fällen jedoch der Anteil des beim Ausatmen freigesetzten Gases Kohlendioxid in der Atmenluft niedrig gehalten werden, um eine Vergiftung zu vermeiden. Dazu werden entsprechende chemische Filter eingesetzt, die das Gas binden. Notauftauchen Wenn ein U-Boot sämtliche seiner Tauch- und Regelzellen mit der an Bord befindlichen Druckluft anbläst, leitet es damit einen schnellen Auftauchvorgang ein, den man Notauftauchen oder Emergency Surface nennt. Die dabei wirkenden Kräfte sind so groß, dass das U-Boot kurzzeitig vollständig aus dem Wasser 'heraushüpft'. Wenn das U-Boot in steilem Winkel zur Wasseroberfläche steigt, geht der Auftauchvorgang am schnellsten. Beispiele: Im Oktober 1986 entschied sich der Kommandant des atomgetriebenen sowjetischen U-Bootes K-219 bei einer Tiefe von ungefähr 350 m zum Notauftauchen. Nur zwei Minuten nach einer Explosion an Bord durchbrach die K-219 die Wasseroberfläche. Die USS Greeneville (SSN-772) rammte 2001 bei einem simulierten Notauftauchen ein japanisches Fischerboot. Im Film Jagd auf Roter Oktober, wohl inspiriert durch das Unglück auf der K-219, ist ein notauftauchendes U-Boot zu sehen. K-145 Militärische U-Boote Viele Staaten besitzen militärische U-Boote, genaue Daten über die Zahlen sind jedoch oft geheim. Die Stärke von U-Booten gegenüber Überwasserschiffen liegt darin, dass sie versteckt operieren und nur schwer entdeckt werden können. Da U-Boote nicht optisch erfassbar sind, weil das Meer in größeren Tiefen dunkel ist und Radar unter Wasser nicht funktioniert, können sie auf größere Entfernungen nur akustisch lokalisiert werden, auf kurze Entfernungen auch durch die Erwärmung des Wassers durch den Antrieb oder eine Verzerrung des Erdmagnetfeldes durch die Stahlhülle. Deshalb wird bei der Konstruktion besonders darauf geachtet, dass ein U-Boot so leise wie möglich ist. Dies wird durch einen stromlinienförmigen Bootskörper und speziell geformte Propeller ermöglicht. Aufgaben und Arten von U-Booten Die ursprüngliche Aufgabe von U-Booten war es, Überwasserschiffe zu bekämpfen. In dieser Rolle erlangten die U-Boote in beiden Weltkriegen ihre Bedeutung. Mit Beginn des Nuklearzeitalters kamen zwei weitere Hauptaufgaben hinzu: Strategische U-Boote wurden mit nuklearen Raketen ausgerüstet und dienten der nuklearen Abschreckung. Sie bildeten einen Teil der sogenannten Erstschlagkapazität, konnten aber auch zur Zweitschlagkapazität gerechnet werden, die einen gegnerischen Angriff auf das eigene Land überleben und für einen Gegenschlag bereitstehen sollten. Gleichzeitig wurden zur Jagd auf gegnerische strategische U-Boote spezielle Jagd-U-Boote entwickelt. Für beide Aufgaben verwendete man in erster Linie, aber nicht ausschließlich, atomgetriebene U-Boote. In jüngster Zeit wurden Jagd-U-Boote mit nichtnuklearem, außenluftunabhängigem Antrieb entwickelt. Bei der Deutschen Marine und einigen Verbündeten werden derzeit Boote mit dem in Deutschland entwickelten Brennstoffzellen-Antrieb beschafft. In der Deutschen Marine sind es die U-Boote der Klasse 212 A, die nach und nach in Dienst gestellt werden. Neben diesen klassischen Aufgaben hat die Aufklärung mit U-Booten an Bedeutung gewonnen. Aufgrund ihrer Fähigkeit, ungesehen operieren und mit akustischen Sensoren sehr weit horchen zu können, bieten U-Boote gerade in Szenarien unterhalb der Schwelle offener Konflikte den Vorteil, wichtige Erkenntnisse sammeln zu können. Eine weitere Sonderaufgabe ist der Einsatz von Kampfschwimmern vom U-Boot aus. Beide Aufgaben können von herkömmlichen oder speziellen U-Booten wahrgenommen werden. Man kann unterschiedliche Typen von militärischen oder zivilen U-Booten unterscheiden, je nachdem, welcher Zweck und welcher Auftrag dem jeweiligen U-Boot zukommt. Da U-Boote heute jedoch überwiegend militärisch eingesetzt werden, überwiegt in der nachfolgenden Liste der Anteil der diversen militärisch genutzten U-Boot-Typen: Atom-U-Boote können lange Strecken zurücklegen und sind oft sehr groß (bis zu 48.000 Tonnen Verdrängung). Strategische Raketen-U-Boote (engl. SSBN / frz. SNLE) dienten der nuklearen Abschreckung (Siehe Ohio-Klasse und Vanguard-Klasse). Erste U-Boote dieser Art entstanden durch Umbauten von Angriffs-U-Booten (vgl. George-Washington-Klasse). Die ersten Planungen gingen noch auf die deutschen A4-Raketen bzw. den vorbereiteten Einsatz von US-amerikanischen V1-Nachbauten gegen Japan zurück. Im Zuge der Abrüstung gab es Überlegungen, einige Boote für konventionelle Lenkflugkörper bzw. dem Transport von Spezialkräften zu nutzen. Angriffs-/Jagd-U-Boote (auch taktische U-Boote) sind gewöhnlich mit Torpedos bewaffnet, um andere Schiffe oder U-Boote anzugreifen. Daneben können sie auch mit Marschflugkörpern für den Angriff auf Landziele oder lohnende Seeziele (wie Flugzeugträgerkampfgruppen) bestückt sein. Ist dies ihre Hauptaufgabe, werden sie als U-Boote mit Marschflugkörpern bezeichnet. Jagd-U-Boote existieren mit einer Vielzahl von Antriebsformen. Atomar getriebene Jagd-U-Boote dienen der Bekämpfung gegnerischer U-Boote. Jagd-U-Boote stellen die wirkungsvollste Waffe gegen U-Boote mit ballistischen Raketen dar, da diese oft getaucht unter dem Eis operieren. Außerdem ist die Sensorenreichweite getauchter U-Boote weit größer als die von Überwasserschiffen oder Flugzeugen. Jagd-U-Boote zeichnen sich vor allem durch ihre hohe Geschwindigkeit aus. So gehören die russischen Alfa-Klasse-U-Boote zu den schnellsten existierenden U-Booten. Versorgungs-U-Boote bzw. U-Boot-Tanker (Zweiter Weltkrieg): Aufgabe dieser Boote war es im Zweiten Weltkrieg, andere U-Boote auf See mit Nachschub zu versorgen (Milchkühe). Die großen, aber auch schwerfälligen Boote waren ein leichtes Ziel und wurden, soweit noch intakt, bald anders eingesetzt. Handels-U-Boote: Sie wurden nur im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Die einzigen je gebauten und eingesetzten Handels-U-Boote, die einer zivilen Reederei gehörten, waren das U „Deutschland“ und U „Bremen“. Im Zweiten Weltkrieg wurden lediglich militärische U-Boote des Typs IX D, die sog. Monsunboote, die im Indischen Ozean operierten, für die Rückreise nach Deutschland in Penang mit Kautschuk, Wolfram, Zinn, Chinin und Opium beladen. Sie durchbrachen die alliierte Seeblockade. In den 1970er-Jahren bestanden Pläne, große U-Boote für den arktischen Rohöltransport einzusetzen. U-Boot-Minenleger: Noch im Ersten Weltkrieg kamen spezialisierte U-Boote als Minenleger (Schachtminen) zum Einsatz. Aber bereits im Zweiten Weltkrieg konnte die Verlegung speziell hierfür entwickelter Grundminen über die Torpedorohre erfolgen. Heute wird diese Funktion ausschließlich über die Torpedorohre bzw. spezielle äußere Minengürtel sichergestellt. U-Kreuzer wurden im Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit für den Handelskrieg nach Prisenordnung entwickelt. Sie waren daher neben Torpedos auch mit starker Artillerie bewaffnet, trugen Beiboote und sogar Beobachtungsflugzeuge. Das größte U-Boot vor dem Zweiten Weltkrieg, die französische Surcouf, war ein solcher U-Kreuzer. Flugzeuge dienten auf japanischen U-Booten zur Erkundung großer Gebiete – Pläne zur Bombardierung des Panama-Kanals im Zweiten Weltkrieg durch sechs Seiran-Flugzeuge der U-Boote I-400 und I-401 bestanden zwar, wurden jedoch nicht ausgeführt, da die beiden U-Boote erst im Frühsommer 1945 einsatzbereit waren. Die wenig erfolgreichen Flotten-U-Boote waren primär dazu gebaut, aufgetaucht mit Dampfantrieb im Verband der regulären Flotte mitzufahren. Küsten-U-Boote sind in der Regel kleiner und damit wendiger gebaut. Sie operieren primär mit konventionellem Antrieb im Bereich des Kontinentalschelfes. Andere militärische U-Boot-Aufgaben: Aufklärung: Küstenaufklärung, Aufklärung mit Schlepptragschrauber (Bachstelze) bzw. Bordflugzeug (s. o.) Entwicklung: Erprobung neuer Techniken, etwa USS Albacore, die deutschen Walter-Boote und die französische Gymnote Transport: Kampfschwimmer, bemannte Torpedos, Versorgungsmittel, Kurierdienste etc. Rettung: Rettung oder Bergung verunglückter U-Boot-Besatzungen. Militärische Klassifizierung Zur Bezeichnung von U-Boot-Typen werden meistens die Standards der US Navy benutzt. Diese geben Aufschluss über Antrieb und Verwendungszweck eines U-Bootes. Generell steht die Abkürzung „SS“ bei der US-amerikanischen Marine für „Ship, submersible“ (deutsch: „Schiff, tauchfähig“). Je nach Antrieb und Verwendungszweck eines Militär-U-Bootes werden noch Buchstabenkennungen angehängt: N für „nuclear“, also nuklear angetrieben, siehe Atom-U-Boot. G für „guided missiles“, also die offensive Primärbewaffnung mit gelenkten Raketen wie zum Beispiel Marschflugkörpern oder Seezielflugkörpern, meistens taktisch einsetzbar, siehe U-Boot mit Marschflugkörpern. B für „ballistic“, also die Bewaffnung mit ballistischen Interkontinentalraketen zum strategischen Einsatz, siehe U-Boot mit ballistischen Raketen. K für „conventional“, also das klassische dieselelektrische Uboot für den ozeanischen Einsatz. C für „coastal“, also die spezielle Auslegung für den Einsatz in küstennahen Gewässern. Neben diesen Möglichkeiten kennt das Nomenklatursystem der US Navy auch noch andere Funktionen wie U-Tanker (Buchstabe O für Oiler), Ausbildungsboote (T für Training) oder Radarüberwachung (R für Radar Picket). Diese Abkürzungen sind jedoch international ungebräuchlich bzw. werden heute keine U-Boote dieser Typen mehr eingesetzt. Die frühere sowjetische und heutige russische Marine verwendet ein ähnliches System, das Kombinationen aus der Abkürzung für U-Boot (PL) ergänzt um Kürzel für Antriebsart und Bewaffnungstyp zulässt: PL (ПЛ) (Podwodnaja Lodka, Подводная Лодка, U-Boot) PLA (ПЛА) (Podwodnaja Lodka Atomnaja, Подводная Лодка Атомная, atomgetriebenes U-Boot) PLARB (ПЛАРБ) (Podwodnaja Lodka Atomnaja Raketnaja Ballistitscheskaja, Подводная Лодка Атомная Ракетная Баллистическая, Atomgetriebenes U-Boot mit ballistischen Raketen) PLARK (ПЛАРК) (Podwodnaja Lodka Atomnaja Raketnaja Krylataja, Подводная Лодка Атомная Ракетная Крылатая, atomgetriebenes U-Boot mit Lenkflugkörpern) Für Boote mit Dieselantrieb ergibt sich so: DPLRB (ДПЛРБ) (Diselnaya Podwodnaja Lodka Raketnaja Ballistitscheskaja, дизельная подводная лодка с баллистическими ракетами, Diesel-U-Boot mit ballistischen Raketen) DPLRK (ДПЛРК) (Diselnaya Podwodnaja Lodka Raketnaja Krylataja, дизельная подводная лодка с крылатыми ракетами, Diesel-U-Boot mit Lenkflugkörpern) Sensoren U-Boote verfügen über verschiedene Sensoren und Beobachtungsgeräte, mit denen sie Objekte orten können. An oder direkt unter der Wasseroberfläche kann bei modernen U-Booten ein Radarsensor oder ein Sehrohr aus der Oberseite des Turm ausgefahren werden: Das Sehrohr, oder auch Periskop, erlaubt eine optische Überprüfung der Umgebung im Nahbereich, kann aber selbst vom Gegner gesehen oder durch seine Radarrückstrahlung geortet werden. Moderne U-Boote haben in ihren Periskopen oft ein zuschaltbares Nachtsichtgerät installiert, um auch in der Dunkelheit zu funktionieren. Das Radar des U-Bootes kann aktiv eingesetzt werden, um seinerseits Objekte durch die Reflexion ausgesendeter Funkwellen zu erkennen. Da ein Gegner diese ausgesendeten Signale orten und so auch die Position des Bootes ermitteln kann, können heute auch Antennen von U-Booten ausgefahren werden, die passiv die Radarsignale fremder Sender erkennen können. Unter Wasser kann ein U-Boot andere Schiffe nur akustisch über deren Geräuschabstrahlung orten. Die entsprechenden Sensoren werden als Sonarsensoren bezeichnet. Objekte können dabei passiv über Hydrophone anhand der Geräusche, die sie erzeugen, geortet werden, oder das U-Boot sendet selbst aktiv einen Geräuschimpuls aus und erkennt an der Reflexion dieses Impulses die Position eines Objektes. Der ausgesendete Geräuschimpuls kann jedoch von anderen Hydrophonen erkannt und die Position des U-Bootes so ermittelt werden. Die Wichtigkeit von Sonarsensoren führte dazu, dass sie bei der Konstruktion von U-Booten eine immer bedeutendere Rolle spielen. Um möglichst wenig in ihrer Leistung durch Störgeräusche beeinträchtigt zu werden, müssen Hydrophone so weit wie möglich vom Propeller und der Antriebsanlage entfernt montiert werden, so dass sich der Hauptsensor des Sonars im Bug eines U-Bootes befindet. Diese Sensoren im Bug setzen sich aus vielen einzelnen Hydrophonen zusammen, die in einer zylindrischen oder kugelförmigen Struktur montiert sind. Da die eigenen Antriebsgeräusche aber die Ortung von Geräuschen hinter dem Boot erschweren, kann in vielen Fällen an mehreren hundert Meter langen Kabeln ein so genanntes Schleppsonar (engl. Towed Array / TAS) hinter dem U-Boot hergezogen werden. Dies bringt einige Vor-, aber auch Nachteile mit sich. So vergrößert sich die Empfindlichkeit des passiven Sonars erheblich, da einerseits wesentlich mehr Hydrophone am Schleppkabel angebracht werden können, und andererseits der Abstand zum Antrieb des U-Bootes die Störgeräusche reduziert. Dies führt zu einer signifikant gesteigerten Empfindlichkeit, welche eine erhöhte Horchreichweite und Peilgenauigkeit gewährleistet. Ein Nachteil des Schleppsonars besteht in seiner Länge (manche bis über einen halben Kilometer lang) und seinem Gewicht. Die Manövrierfähigkeit des U-Bootes wird dadurch eingeschränkt und ebenfalls die Geschwindigkeit, wobei letzteres das geringere Problem ist, da das Schleppsonar sowieso nur bei langsamer Fahrt oder Schleichfahrt angewendet wird. Die Einholdauer des Schleppsonars ist abhängig von der Länge des Kabels und kann durchaus länger als eine Minute dauern, was in kritischen Situationen aber schon „zu lange“ sein kann. Muss in einer Krisensituation schnell die Geschwindigkeit erhöht, ein enges Wendemanöver eingeleitet oder die Tauchtiefe rapide verändert werden, bleibt oftmals nichts anderes übrig, als das Schleppsonar zu kappen. Ortungsschutz Passiver Ortungsschutz Grundsätzlich gilt, dass ein U-Boot um so schwerer zu lokalisieren ist, je kleiner und leiser es ist. Dieselelektrisch betriebene U-Boote haben deswegen im getauchten Zustand oft Vorteile gegenüber den wesentlich größeren Atom-U-Booten. Der Hauptvorteil von Atom-U-Booten sind ihre Ausdauer und Geschwindigkeit. Hohe Geschwindigkeiten verringern allerdings die Sensorenreichweite erheblich und vergrößern den Geräuschpegel. Zusätzlich verursacht die hohe Temperatur des Reaktors zahlreiche Probleme. Bei modernen Kernreaktoren kann bei geringer Leistungsabgabe die Kühlung allein durch Konvektion erfolgen. Ansonsten sind Kühlwasserpumpen notwendig, welche Geräusche erzeugen, die sich über den Schiffskörper bis ins Wasser fortpflanzen und dort zu lokalisieren sind. Die Abwärme aus dem Kühlwasser von Kernreaktoren ist sogar durch Satelliten zu orten. Eine weitere Möglichkeit, die Eigengeräusche eines U-Bootes zu dämpfen, besteht darin, alle Maschinen auf einer freischwingenden gummigelagerten Plattform aufzubauen, um so die Geräuschübertragung auf den restlichen Schiffskörper zu vermindern. Speziell geformte Propeller sorgen für eine Minimierung von Kavitationsgeräuschen. Neben der Dämpfung der Eigengeräusche kommen auch Maßnahmen zum Einsatz, welche die Ortung durch feindliches Sonar erschweren sollen. So dämpft eine Opanin-Hülle, eine ca. 4 mm dicke Gummibeschichtung, die Schallrückstrahlung im Frequenzband zwischen 10 und 18 kHz bis auf 15 %. Die Wirkung des Schutzmittels ist dabei stark abhängig von Salzgehalt, Luftgehalt und Temperatur des Wassers. Diese Technik wurde erstmals 1943 bei dem deutschen U 480 angewandt. Durch die spezielle Gestaltung des Bootsrumpfes lässt sich die Sonarrückstrahlfläche eines U-Bootes reduzieren, so dass ein einfallender Sonarimpuls abgelenkt oder gestreut wird und nur noch ein sehr schwaches Echo in Richtung des Senders zurückgestrahlt wird Die Schiffshülle besteht bei einigen U-Boot-Klassen aus einem nicht magnetisierbaren Stahl. Damit wird die Ortung durch die Erfassung der vom U-Boot erzeugten Verzerrung des Erdmagnetfeldes so gut wie unmöglich. Seit dem Zweiten Weltkrieg werden auch Funkmessbeobachtungsgeräte auf U-Booten eingesetzt, welche die Besatzung des U-Bootes vor einer möglichen Radarortung durch gegnerische Flug- und Seeziele warnen sollen. Aktiver Ortungsschutz, aktive Gegenmaßnahmen Ein Schutzmittel besteht im Ausstoßen von Täuschkörpern („Bolden“). Ein Täuschkörper kann dabei ein Auftriebskörper sein, der Calciumhydrid (CaH2) enthält und vom U-Boot ausgestoßen werden kann. Er schwebt im Wasser und erzeugt dabei Wasserstoffblasen, die für die aktive Sonar-Ortung ein Scheinziel vortäuschen sollen, hinter dem das gefährdete U-Boot ablaufen kann. Ein anderes Mittel ist das Ausstoßen oder Nachschleppen von Täuschkörpern, welche die Geräusche des U-Bootes bzw. dessen Antriebs imitieren und so die passive Sonarortung herannahender Torpedos in die Irre führen sollen. Darüber hinaus kommen heute auch elektronische Täuschkörper zum Einsatz. Sie werden unterschieden in Soft- und Hardkillsysteme. Zu den Softkillsystemen gehören die sogenannten Jammer und Decoys. Jammer erzeugen ein sehr starkes Störsignal, welches das Sonar des angreifenden Torpedos blenden soll. Decoys nehmen das aktive Sonarsignal des angreifenden Torpedos auf und senden es als Scheinecho zurück, um die Waffe anzulocken und vom richtigen Ziel abzulenken. Bei Hardkillsystemen kommen Anti-Torpedo-Torpedos wie der Seaspider von Atlas Elektronik zum Einsatz. Alternativ bietet Rafael den Torbuster an – einen Decoy, der den angreifenden Torpedo anlocken und dann durch einen integrierten Sprengsatz zerstören soll. Gegen fliegende U-Boot-Jäger sind zwischenzeitlich aus Torpedorohren gestartete Flugkörper in der Entwicklung bzw. im Einsatz. Über den Einsatz von „intelligenten“ Torpedos als weitreichende Minen, als selbstlaufende Täusch- und Störkörper, als Minenräum-, Kommunikations- bzw. Aufklärungsmittel kann ebenso nur spekuliert werden wie über den Einsatz raketengetriebener „Kavitationsblasentorpedos“ zur Abwehr gegnerischer Torpedos. Kommunikation Die Kommunikation mit getauchten U-Booten ist problematisch. Nur sehr langwellige Radiosignale (VLF, Very Low Frequency, Längstwelle), wie zum Beispiel die des Marinefunksenders DHO38, können etwa 10 bis 30 Meter tief ins Meerwasser eindringen. Im Zweiten Weltkrieg nutzte die Kriegsmarine den Längstwellensender Goliath auf 16,55 kHz (Hauptfrequenz) zur Übermittlung von Nachrichten an getauchte U-Boote. Ausschließlich die Supermächte verfügen heute über die Möglichkeit, wenige Daten an U-Boote sogar in Tiefen bis zu 300 Meter zu senden. Das geschah auf 76 Hz (USA) und 82 Hz (Russland), also auf SLF (Super Low Frequency). Die dabei nur geringe mögliche Datenrate erlaubte nur eine Art „Anrufsignal“, um U-Boote zum Beispiel aufzufordern, bis ca. 15 Meter unter die Wasseroberfläche aufzusteigen, um dort auf Längstwelle (VLF (3–30 kHz)) mit höherer Datenrate Meldungen entgegenzunehmen, ohne dabei Antenne, Bojen etc. über der Wasseroberfläche positionieren zu müssen. Das Längstwellensystem (VLF) ist für den einseitigen Funkverkehr ohne aus dem Wasser ragende Teile des U-Bootes weiterhin in Betrieb. Für das SLF-System sieht es wie folgt aus: Die 76-Hz-Frequenz der USA wurde im September 2004 aufgegeben und Aktivitäten auf der russischen 82-Hz-Frequenz werden auch seit Längerem nicht mehr beobachtet. Falls große Datenmengen auszutauschen sind oder das U-Boot nicht nur empfangen, sondern auch senden muss, ist es aber gezwungen, die Wasseroberfläche mit konventionellen Antennenmasten oder Bojen zu durchdringen. Dies aber erleichtert die Ortung des U-Bootes. Längere Nachrichten an ein U-Boot werden auf einem Satelliten gespeichert und heruntergeladen (in Sekundenschnelle). Für ein getauchtes U-Boot gibt es noch die Möglichkeit, eine Funkboje mit einer gespeicherten Nachricht aufsteigen zu lassen, die dann zum Beispiel an einen Satelliten gesendet wird. Das ist auch das übliche Verfahren bei Notsituationen, in denen das Boot auf den Meeresgrund gesunken ist und Hilfe von außen benötigt wird. Versuche, das Kommunikationsproblem durch satellitengestützte Laser zu lösen, die ins Meerwasser bis zu einem gewissen Grad eindringen können, wurden wahrscheinlich nach dem Ende des Kalten Krieges aufgegeben. Den Wissenschaftlern Maurice Green und Kenneth Scussel vom US Office of Naval Research (ONR) ist es 2007 zudem gelungen, ein Unterwasser-GPS-System zu entwickeln, das eine genaue Positionsbestimmung von U-Booten ermöglichen soll. Das System ist in der Lage, anhand von akustischen Signalen und Computerberechnungen die Position von U-Booten und in Zukunft möglicherweise auch von Tauchern zu orten. Hierzu werden am Meeresgrund fest verankerte genau positionierte GPS-Basisstationen eingerichtet. Ein U-Boot kann über Sonarimpulse mit der GPS-Basisstation am Meeresboden „kommunizieren“. Durch das Antwortsignal der GPS-Meeresbodenstation, das die genaue Tiefe und den Peilwinkel des empfangenen Schall-Impulses errechnet, kann ein Computersystem an Bord eines U-Bootes mit den GPS-Daten die eigene Position unter Wasser berechnen. Über sehr kurze Entfernungen können akustische Unterwassertelefone (Gertrude) eingesetzt werden. Außerdem lassen sich Informationen durch Sonar in Form von Morse-Nachrichten austauschen. Bei zivilen Tauchbooten bietet es sich oft an, auf eine Kabelverbindung zurückzugreifen. Bewaffnung Torpedos sind die bekannteste Waffe militärischer U-Boote. Sie werden über Torpedorohre aus dem Rumpf ausgestoßen und von einem Schraubenantrieb, neuerdings auch von einem Wasserstrahl- oder einem zu Superkavitation führenden Raketentriebwerk angetrieben. Moderne Torpedos werden meist von den sie abschießenden U-Booten aus über einen Draht ferngelenkt, können aber auch selbstständig Ziele erkennen. Die Torpedoräume, in denen die Torpedos und andere Waffen gelagert werden, befinden sich meist im Bug des U-Bootes. Bei neueren Entwicklungen, zum Beispiel der US-amerikanischen Los-Angeles-Klasse, wurden dagegen die Waffen eher mittschiffs untergebracht und die Torpedorohre schräg nach vorne gerichtet; auf diese Weise konnte ein leistungsfähigeres Aktivsonar im Bug untergebracht werden. Torpedorohre im Heck eines U-Bootes waren noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg üblich, werden heute jedoch nicht mehr verwendet, da sie für fernlenkbare oder autonom zielsuchende Torpedos nicht erforderlich sind. Aus den Torpedorohren moderner U-Boote können auch Flugkörper gestartet werden. Das gängigste Prinzip hierbei ist es, einen Flugkörper, der auch von Überwasserschiffen gestartet werden kann, in einen zylindrischen Container zu verstauen. Dieser Container verlässt das U-Boot auf die gleiche Art und Weise wie ein Torpedo und durchstößt die Wasseroberfläche; danach gibt er den Flugkörper frei. Solche Flugkörper werden überwiegend gegen Schiffe eingesetzt. Auch Marschflugkörper gegen Landziele können aus Torpedorohren gestartet werden. Allerdings werden sie überwiegend aus senkrechten Startschächten abgefeuert, um die Anzahl der mitgeführten Torpedos nicht reduzieren zu müssen. Auf die Verwendung von Anti-Schiff-Lenkflugkörpern spezialisierte U-Boot-Typen werden im Allgemeinen mit den Kürzeln SSG bzw. SSGN klassifiziert. Neben den erwähnten Vertikalstartern fanden auch andere Startverfahren Verwendung; so war die US-amerikanische USS Halibut mit einer Startrampe auf dem Vordeck ausgerüstet, während auf den sowjetischen Klassen Juliett und Echo die Flugkörper in im Winkel von 20° aufstellbaren Startbehältern untergebracht waren. Im Gegensatz zu modernen Entwürfen mussten diese frühen Flugkörper-U-Boote allesamt zum Abfeuern der Waffen auftauchen. Ballistische Flugkörper (Submarine Launched Ballistic Missile, SLBM) werden aus senkrechten Schächten gestartet. Sie haben wesentlich größere Durchmesser als Torpedos und sollen möglichst schnell das Wasser verlassen. Die meisten modernen U-Boote mit ballistischen Raketen (Klassifizierung SSBN oder SSB) sind dazu mit einer Anzahl von Raketensilos ausgerüstet, die sich mittschiffs hinter dem Turm befinden. Ausnahmen sind die russische Typhoon-Klasse, bei der sich der Turm am Rumpfende und die Raketen davor befinden, sowie die älteren, mittlerweile außer Dienst gestellten Klassen Golf und Hotel, bei denen die Raketen im Turm untergebracht waren. Nachdem die ersten ballistischen Raketen, die von U-Booten aus abgefeuert werden konnten, noch als Mittelstreckenraketen klassifiziert wurden (zum Beispiel UGM-27 Polaris), verfügen modernere Raketen wie die Trident mittlerweile über die Reichweiten von Interkontinentalraketen. Nur auf den erwähnten älteren U-Booten der Golf- und Hotel-Klasse kamen als ballistische Raketen anfangs Kurzstreckenraketen vom Typ Scud mit einer Reichweite von 150 km zum Einsatz. U-Boot-gestützte ballistische Raketen sind meist nuklear bestückt und sollen in der Theorie des Atomkriegs als Zweitschlagwaffen zum Einsatz kommen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen U-Boote mit an Deck montierten Geschützen bewaffnet waren, haben moderne U-Boote keine oder kaum Überwasserbewaffnung. Da U-Boote heutiger Zeit ausschließlich unter der Wasseroberfläche operieren, wird schlichtweg keine solche Bewaffnung gebraucht. Darüber hinaus wurden bereits gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Decksgeschütze von U-Booten entfernt, um den hydrodynamischen Widerstand zu senken und die Unterwassergeschwindigkeit zu steigern. Die Tatsache allerdings, dass sich U-Boote fast nicht gegen U-Jagd-Hubschrauber und -Flugzeuge verteidigen können, verlangt nach der Entwicklung von Flugabwehrwaffen, die von getauchten U-Booten aus einsetzbar sind. Es existieren lediglich verschiedene schultergestützte Flugabwehr-Raketenstarter ähnlich der bekannten FIM-92 Stinger, die vom Turm abgefeuert werden. Beispielsweise ist die russische Sierra-Klasse mit Startvorrichtungen für Raketen der Typen SA-N-5 Grail oder SA-N-8 Gremlin ausgestattet. Die deutsche Marine entwickelt zurzeit mit dem System IDAS für die U-Boot-Klasse 212 A allerdings eine Flugabwehrwaffe, die auch von einem getauchten U-Boot aus einem Torpedorohr ausgestoßen und auf ein Ziel über der Wasseroberfläche abgefeuert werden kann. Rettungsmittel Wie Katastrophen wie bei der Thresher, der Scorpion oder der Kursk zeigen, kommt es auch in Friedenszeiten immer wieder zu Unglücksfällen. Um die Besatzung zu retten, wurden verschiedene Rettungsmittel entwickelt: Rettungs-U-Boot: Kleine, transportable und weitgehend autarke U-Boote, die auf dem Ausstieg des havarierten U-Bootes andocken und es evakuieren. Vorgänger waren spezielle Tauchglocken. Taucher bzw. Panzertauchgeräte und Unterwasserroboter unterstützen den Einsatz. Rettungsboje: Sie steigt vom Wrack auf, markiert die Unglücksstelle und ermöglicht über das Bojenseil die Verankerung von Hebezeugen. Rettungskapsel: Eine größere Rettungsboje, in der die Besatzung Platz findet. Sie dient nach dem Aufstieg als Rettungsinsel. Tauchretter: Die Mischung aus Atemgerät und Schwimmweste ermöglicht nach dem Passieren einer Ausstiegsschleuse oder eines Ausstiegskragens (der das Fluten des U-Bootes notwendig macht) den Notaufstieg (bei kleinen U-Booten oft der einzige Rettungsweg). Andere Rettungsmaßnahmen: Bei Wassereinbruch begrenzen wasserdichte Schotten den Wassereinbruch. Notausblasen (Emergency Blow) der Tauchzellen und ein dynamischer Notaufstieg zur Oberfläche sind eventuell noch möglich. Resus-Flaschen: Die Hydrazin-Gaserzeuger sind modular aufgebaute, identische Systeme. Sie erzeugen auf einen elektrischen Impuls hin das benötigte Arbeitsgas zum Ausblasen der Tauchzellen durch katalytische Zersetzung des Hydrazins. Die Starteinrichtung der „Resus“-Systeme kann manuell oder vollautomatisch in Abhängigkeit von einer bestimmten Tauchtiefe betätigt werden. U-Boote der Deutschen Marine Die Deutsche Marine als Teilstreitkraft der Bundeswehr verfügt nur über U-Boote mit Diesel- und mit Brennstoffzellenantrieb, nicht jedoch über Atom-U-Boote. Da die Aufgaben der Deutschen Marine im NATO-Bündnis anfangs auf reine Küstenüberwachung festgelegt waren, und als Operationsfeld lediglich die „flache“ Ostsee sowie die Nordsee in Frage kamen, waren vor allem sehr kleine, leise und nicht für große Tiefen ausgelegte U-Boote relevant. Daher spielten während der Zeit des Ost-West-Konflikts die seinerzeit 24 U-Boote der damaligen Bundesmarine eine wichtige Rolle bei der Verteidigung der westdeutschen und dänischen Ostseeküste gegen amphibische Landungen der Marinen des Warschauer Pakts. Außerdem gab es eine internationale Beschränkung, dass Deutschland nur über U-Boote (Tauchboote) bis maximal 500 Tonnen Wasserverdrängung verfügen darf. Mit den veränderten politischen Verhältnissen haben sich jedoch auch die Aufgaben der Deutschen Marine verändert. Dennoch wurde bisher auf Atom-U-Boote zu Gunsten der Fortentwicklung der konventionellen U-Boote verzichtet. Die neuen Boote mit Brennstoffzellenantrieb der Klasse 212 A dienen vornehmlich der Bekämpfung anderer U-Boote sowie der unbemerkten Aufklärung und operieren je nach Bedarfsfall weltweit. Weiterhin waren bis zum Juni 2010 U-Boote der Klasse 206A im Dienst, deren Einsatzgebiet von der Nord- und Ostsee bis in den Mittelmeerraum reichte. Die Kommandanten der deutschen U-Boote haben die Dienstgrade Kapitänleutnant, Korvettenkapitän oder Fregattenkapitän. Christoph Aschmoneit war der führende deutsche U-Bootbauer. Zivile U-Boote Neben der militärischen Nutzung gibt es zivile Aufgaben für U-Boote. Tiefsee-U-Boote oder Bathyscaphe dienen Forschungszwecken und können wesentlich tiefer tauchen als militärische U-Boote. Meist sind sie um einen kugelförmigen Druckkörper herum konstruiert, haben Batteriebetrieb und können sich nicht besonders schnell fortbewegen. Ihre Tiefensteuerung erfolgt oft durch vertikale Schraubenantriebe. Aufbauend auf der Bathysphere von William Beebe aus den 1930er Jahren wurden in den 1950er Jahren die Bathyscaphen FNRS-2, FNRS-3 und Trieste zum Einsatz gebracht und konnten immer größere Tieftauchrekorde aufstellen. Der bis heute gültige wurde am 23. Januar 1960 mit der Trieste aufgestellt, die im später nach ihr benannten Triestetief im Marianengraben eine Tiefe von 10.910 m erreichte. Neben diesen alleine für vertikale Fahrten beim Einsatz zu ozeanografischen Forschungen in großen Tiefen konstruierten Bathyscaphen wurden ab etwa 1960 auch zahlreiche kleinere Forschungs-U-Boote hergestellt, die für geringere Tauchtiefen konzipiert sind. Sie sind horizontal beweglicher und eignen sich deswegen für eine Vielzahl wissenschaftlicher und technischer Arbeiten. Forschungs-U-Boote werden zur systematischen Untersuchung der Meeresböden oder Meeresströmungen eingesetzt. Sie erfüllen geologische, meeresbiologische, ozeanografische oder archäologische Aufgaben. Such-U-Boote, sollen oftmals unbemannt Objekte auf dem Meeresgrund aufspüren und untersuchen. Bekanntheit erlangten zum Beispiel die Expeditionen zu den Wracks der Titanic (mit der Alvin) oder der Bismarck. Das einzige nukleargetriebene Forschungs-U-Boot war die NR-1 der US Navy. Touristen-U-Boote werden verwendet, um die Unterwasserwelt für Touristen zu erschließen. Sie besitzen große Panoramafenster und können daher nicht sehr tief tauchen (nur wenige Meter). Meist werden sie in der Nähe von Riffen eingesetzt wie zum Beispiel auf den Azoren oder den Kanarischen Inseln. Erstes speziell für touristische Zwecke gebautes U-Boot war die Auguste Piccard (PX-8), die 1964 anlässlich der Schweizerischen Landesausstellung mit bis zu 40 Passagieren im Genfersee tauchte. Unbemannte U-Boote (auch Tauchroboter) dienen vor allem zur Forschung und sind meist mit Kameras, oft auch mit Greifarmen ausgestattet. Sie können extrem tief tauchen und sind wesentlich kleiner als bemannte U-Boote, da sie keinen Sauerstoffvorrat und keine Passagiere transportieren müssen. Daneben existieren auch ferngesteuerte U-Boot-Modelle, die von Modellbauern gebaut werden oder auch als Spielzeug verkauft werden. Ihre Tauchtiefe beträgt höchstens einige Meter. Handels-U-Boote kamen lediglich in den beiden Weltkriegen zum Einsatz, um feindliche Seeblockaden zu umgehen, mit neutralen Staaten Handel zu treiben und dabei kriegswichtige Güter zu beschaffen. Schmuggel-U-Boote: Für den Schmuggel von Drogen werden U-Booten ähnliche Halbtaucherschiffe (sogenannte self-propelled semi-submersibles/SPSS) eingesetzt. Seit 2006 ist eine größere Zahl dieser Boote in den Urwäldern Kolumbiens gebaut worden, die zwischen 12 und 25 m lang sind und bis zu 15 Tonnen Ware oder fünf Personen transportieren können. Sie werden meist am Ziel aufgegeben und versenkt. In der DDR gab es Versuche, Kleinst-U-Boote für die Republikflucht zu bauen, jedoch wurden diese Versuche durch die Stasi enttarnt. Andere zivile Aufgaben: Rettung: Bergung oder Rettung verunglückter U-Boot-Besatzungen spielt vor allem im militärischen Bereich eine Rolle. Nach dem Verlust der U-Boote USS Thresher und Scorpion entwickelte die US-amerikanische Marine das sogenannte Deep Submergence Rescue Vehicle (DSRV). Auch die UdSSR bzw. Russische Föderation (Pris-Klasse), Großbritannien (LR-5) und Schweden (URF) haben solche Fahrzeuge im Dienst, daneben noch Italien, Japan, Korea, Australien und China. Reparatur/Wartung: Reparatur oder Wartung von bestimmten Objekten unter Wasser wie zum Beispiel Pipelines, Bohrinseln, Unterwasserstationen oder -kabeln werden oftmals durch spezielle Reparatur-U-Boote ausgeführt, die über dafür notwendige Vorrichtungen bzw. Werkzeuge wie zum Beispiel Greifarme, Schweißgeräte, Schraubenschlüssel etc. verfügen. Häufig werden hierfür auch Tauchroboter eingesetzt.