Hans Baluschek - Bahnhofshalle (Lehrter Bahnhof), 1929, Leinwand a. Keilrahmen

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Was Baluschek malte, war oft nicht schön, eignete sich selten zur Dekoration eleganter Salons und trug auch kaum zur moralischen Erbauung bei. Es war, wie der Kunstkritiker Willy Pastor 1902 lakonisch zusammenfasste, „[z]u wenig Parfüm und zu viel Pfütze“. Schon früh konfrontierte der 1870 in Breslau geborene, in Berlin aufgewachsene Maler, Grafiker und Illustrator das Publikum mit ungewohnt realistischen Darstellungen. Seit Mitte der 1890er Jahre war Baluschek ein aufmerksamer Beobachter des Berliner Lebens, ihn interessierten die Folgen der Industrialisierung, die Lebensumstände des Proletariats, Armut, Hunger und Verwahrlosung in den unteren Gesellschaftsschichten einer großen Stadt. Als scharfer Beobachter und engagierter Chronist seiner Zeit beschrieb er die Zustände jenseits höfischer Prachtentfaltung und bürgerlicher Wohlstandsidyllen: Er malte Mietskasernen und Fabriken, Hinterhöfe und Spelunken, Arbeiter, Außenseiter und prekäre Existenzen, die den hoch industrialisierten Osten der Stadt bevölkerten. Mit diesem Themenspektrum fiel Hans Baluschek unter das kaiserliche Verdikt der „Rinnsteinkunst“, vor allem zu Beginn seiner Karriere schlug ihm aus konservativen Kreisen überwiegend Ablehnung entgegen. Innerhalb der Berliner Künstlerschaft gehörte er zum Kreis der rebellierenden Avantgardisten, denen progressive Kritiker zunehmend Aufmerksamkeit schenkten. Bereits 1898 stellte er mit der Vereinigung der XI, der ersten avantgardistischen Künstlergemeinschaft Berlins aus, die seit 1892 die Kunstwelt polarisierte. 1899 wurde er Mitglied der neu gegründeten Berliner Secession, in der er mächtige Unterstützer und ein regelmäßiges Forum für die Präsentation seiner Werke fand. Zusammen mit Käthe Kollwitz und Heinrich Zille verlieh Baluschek den Ausstellungen der sonst von Impressionismus und Symbolismus dominierten Secession von Anfang an eine markante realistisch-sozialkritische Note. Für seine Darstellungen entwickelte er eine spezielle Mischtechnik aus Zeichnung, Aquarell und Pastell, die „die Berliner Atmosphäre geben soll, wie ich sie in ihrem grauen Charakter empfinde“. Die „satte“, repräsentative Ölfarbe blieb wenigen, meist sehr großformatigen Werken vorbehalten.

In der kraftvollen Gestaltung von Szenen und Typen und im narrativen Grundton, der allen seinen Werken eigen ist, zeigt sich Baluscheks Nähe zur Literatur. Ein wichtiger Bezugspunkt war der Naturalismus mit seinen dokumentarischen Milieuschilderungen und dem Bekenntnis zum Hässlichen und Unterprivilegierten, das erstmals als kunstwürdig erachtet wurde. Enge Kontakte pflegte der Künstler zu den Mitgliedern des Friedrichshagener Dichterkreises wie Arno Holz, Richard Dehmel und Gerhart Hauptmann, die bereits seit den 1880er Jahren eine sozialkritische Literatur in Berlin etabliert hatten. Eigene Werke als Schriftsteller, Aufträge fürs Theater und eine langjährige intensive Tätigkeit als Illustrator für Bücher und Zeitschriften, darunter naturalistische Werke sowie politische und sozialkritische Publikationen, hielten diese Verbindung stets lebendig. Eine vollkommen andere künstlerische Seite offenbarte der Vater zweier Töchter in seinen fantasievollen Illustrationen für Märchen- und Kinderbücher wie Gerdt von Bassewitz‘ „Peterchens Mondfahrt“ (1919). Hier entfaltet sich in hellen Farben und fließenden Linien ein opulenter Bilderkosmos voller Fantasie- und Fabelwesen, der auch Elemente des Jugendstils aufgreift.

Eine weitere positive Faszination besaß Hans Baluschek für die Welt der Maschine, diese „Seele der Industrie, deren Feuer- und Flammenspiele mich entzücken, wie den Sonntagsgast die Feuerwerke in den Sommerlokalen“. Als einer der ersten dokumentierte er das Innere der großen Stahl- und Eisenwerke, er malte heranbrausende Züge, Bahnhöfe und Gleisanlagen und avancierte so zum beliebten „Eisenbahnmaler“. „Man mag sich also an dieser Seite meines Schaffens schadlos halten, wenn es mir nicht gelingt, von der anderen her dem Mitmenschen so nahezukommen, wie ich es möchte“, schrieb er 1920 fast trotzig in seinem künstlerischen Bekenntnis „Im Kampf um meine Kunst“.

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution wuchs die Bereitschaft, sich mit politischen und sozialen Fragestellungen auch auf dem Terrain der Kunst zu beschäftigen. Längst schon ein Zentrum der Arbeiterbewegung, wurde Berlin zur Hochburg der politischen Linken und zum Gründungsort einflussreicher, auch politisch agierender Künstlergruppen. Der einst als „Rinnsteinkünstler“ verschmähte Baluschek erfuhr nun eine breite Wertschätzung als sozialkritischer Maler der ersten Stunde und Wegbereiter für Künstler wie Otto Dix, George Grosz und Otto Nagel, die politisch einen noch schärferen Ton anschlugen. Als aktives Mitglied der SPD hatte er ab 1920 verschiedene kulturpolitische Ämter inne, 1929 erhielt er sogar eine städtische Ehrenwohnung in der neu erbauten Wohnsiedlung „Cäciliengärten“ in Schöneberg, die er bis zur Vertreibung durch die Nationalsozialisten 1933 bewohnte. Mit Beginn der Hitlerdiktatur verlor Baluschek als „marxistischer“ Künstler alle Ämter und Ausstellungsmöglichkeiten. Bis zu seinem Tod am 28. September 1935 lebte er zurückgezogen in Berlin.

Am 9. Mai 2020 jährt sich Hans Baluscheks Geburtstag zum 150. Mal. Aus diesem Anlass zeigt das Bröhan-Museum eine umfassende Retrospektive, die das vielschichtige Werk des Künstlers vorstellt und neu kontextualisiert, vom Kaiserreich bis in die Jahre der Weimarer Republik. Er habe „der Weltstadt Berlin den Puls gefühlt“, schrieb der Kunstkritiker Franz Servaes 1899 über Hans Baluschek.  Seine Diagnosen regen bis heute zum Nachdenken an.

Der Rand ist gespiegelt, dass Bild kann ohne Rahmen gehängt werden.
  • Condition: Neu
  • Künstler: Hans Baluschek
  • Produktart: Print
  • Stil: Expressionismus, Naturalismus
  • Material: Leinwand auf Keilrahmen
  • Rahmung: Ungerahmt
  • Motiv: Berlin
  • Höhe: 60 cm
  • Herkunftsregion: Deutschland
  • Breite: 40 cm
  • Größe: Mittel
  • Herstellungsmethode: Digitaldruck
  • Thema: Bahnhof
  • Herstellungsjahr: 2023

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