Erstürmung der grossen Barrikade am Eingang von Le Bourget durch das 3. Garde-Grenadierregiment „Königin Elisabeth“ am 30. Oktober 1870.
Farbenprächtige großformatige Original-Chromolithografie von 1897.
Nach einem Gemälde von Christian Speyer.
In der Platte signiert „Chr. Speyer ´94“.
Größe 332 x 264 mm.
An der rechten unteren Ecke mit eingeprägtem Adelswappen.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, Papier am unbedruckten Rand minimal gedunkelt, sonst sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf festem Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Geboren am 21.02.1855 in Vorbachzimmern, gestorben 05.10.1929 in Stuttgart. Christian Speyer entstammte einer Pfarrerfamilie. Er studierte Malerei an der Königlichen Kunstschule Stuttgart bei Carl von Häberlin. Nach dem Studium unternahm er 1881 eine Studienreise nach Italien. In Begleitung des Afrikaforschers Gustav Nachtigal kam er nach Nordafrika. In Tunis fand er eine Wohnung im Hause des britischen Konsulats. Dort widmete er sich der Pferdemalerei. Danach kam er heim nach Stuttgart und wurde Mitglied des dortigen Vereins zur Förderung der Kunst. 1883 siedelte er nach München über. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Münchener Secession. Speyer unternahm noch Studienreisen 1885 nach Berlin und 1887 nach Paris. Im Jahr 1901 wurde Speyer zum Professor für Zeichnen an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart berufen, wo er bis 1924 tätig blieb. Er illustrierte auch Kriegs- und Militärbücher, darunter „Unser Volk in Waffen“ von Bernhard von Poten und zahlreiche Bände der „Illustrierten Schlachtenschilderungen“ aus dem Deutsch-Französischen Krieg von Carl Bleibtreu. Christian Speyer war Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Die Schlacht von Le Bourget, fand vom 28. bis 30. Oktober 1870 im Deutsch-Französischen Krieg zwischen der 2. Garde-Infanteriedivision des preußischen Heeres unter dem Kommando des Generals von Budritzki und einem französischen Verband aus Freischärlern der Franc-tireur, Marineverbänden und regulären Truppen der Pariser Verteidigungsarmee unter General Carrey de Bellamare statt. Ausgangssituation Seit dem 19. September 1870 wurde Paris von den deutschen Verbänden belagert. Die Verteidigungsarmee bestand zwischenzeitlich aus bis zu 120.000 regulären Soldaten und 330.000 Mann der Nationalgarde. General Carrey de Bellamare war Kommandant des Forts von Saint Denis im Norden von Paris. Dieses war eine der größten und am stärksten besetzten Festungen von Paris. Da das Dorf Le Bourget von den Geschützen der Forts erreicht werden konnte, war im Dorf selbst nur eine Kompanie stationiert. Diese Kompanie gehörte zum Regiment Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 des Gardekorps. Insgesamt hielt die Garde die Front zwischen den Orten Montmagny und Aulnay-sous-Bois. Französischer Angriff Am frühen Morgen des 28. Oktober 1870 begann, ohne dass es hierfür einen Befehl gegeben hat, der Angriff der Franzosen. Dabei wurde die deutsche Kompanie aus dem Dorf herausgedrängt. Die Garde selbst hatte anfangs kein Interesse daran, die Stellung zurückzuerobern, aber der sächsische Kronprinz Albert befahl den Gegenangriff. Von Le Bourget aus würden die weiteren Stellungen der Preußen in der Reichweite schwerer französischer Artillerie liegen. Um seinen Erfolg auszubauen, bat de Bellamare beim Oberbefehlshaber von Paris, General Louis Jules Trochu um Verstärkungen, was dieser jedoch ablehnte. Preußischer Gegenangriff Durch eine bewaffnete Aufklärung erkannten die Preußen, dass inzwischen starke Verbände den Ort besetzt hielten. Ein einfacher Gegenangriff durch Infanterie war somit nicht mehr möglich. So wurde der Ort den ganzen nächsten Tag über, den 29. Oktober 1870, mit Artillerie beschossen. Es gelang damit aber nicht, die französischen Einheiten aus dem Ort zu vertreiben. Schließlich erfolgte am 30. Oktober 1870 ein Angriff unter der persönlichen Führung von General von Budritzky. Der Angriff erfolgte mit neun Bataillonen der 2. Garde-Infanteriedivision. Dabei wurde der Ort von drei Seiten gleichzeitig angegriffen. Nach einem erbitterten Kampf von insgesamt vier Stunden Dauer, bei dem fast jedes Gebäude einzeln erstürmt werden musste, wurde der Ort zurückerobert. Unter den 34 gefallenen Offizieren der Garde befanden sich auch die beiden Regimentskommandeure, von Zaluskowsky und Georg Graf von Waldersee (1824–1870). Folgen Dieser Ausgang dieser Schlacht erregte in Paris große Bestürzung. Dies lag zum einen darin begründet, dass etwa zur gleichen Zeit die Nachricht von der Kapitulation von Metz eintraf, zum anderen hatten sich viele Bürger Hoffnungen auf Grund der Einnahme von Le Bourget gemacht. Hinzu kam, dass sich unter den vielen Gefallenen und Gefangenen gerade auch Pariser Bürger befanden. Es gab sogar ein Manifest vom 31. Oktober, das General Trochu zum Rücktritt aufforderte; dieser lehnte es jedoch ab, von seinem Kommando zurückzutreten. Diese Verschlechterung der Stimmung war mit einer der Gründe, warum Ende November der Ausfall auf Villiers befohlen wurde. Zweiter Ausfall ab dem 21. Dezember 1870 Ein zweites Gefecht fand statt am 21.Dezember 1870. Dieser Angriff sollte mit dem Vorstoß der Nordarmee zeitgleich erfolgen und so einen Entsatz für Paris bewirken. Dass der Angriff der Nordarmee nicht wie geplant an Paris herangeführt werden konnte, war nicht mehr rechtzeitig erkannt worden. Die Preußen hatten Le Bourget nach der Schlacht im Oktober nur mit einem kleinen Verband aus fünf Kompanien der 2. Garde-Infanteridivision besetzt. Die Preußische Linie machte hier einen Vorsprung zwischen den Ortschaften Dugny und Le Blanc Mesnil. Diese Besatzung wurde von dem am frühen Morgen beginnenden Angriff im Ort eingeschlossen. Durch gleichzeitige Angriffe gegen Stains und Aulnay-sous-Bois wurde nicht bemerkt, dass deutsche Einheiten noch im Ort waren. Der Angriff richtete sich gegen deutsche Einheiten des Gardekorps und des XII. Korps. Kämpfe des Gardekorps Stains wurde von den Vorposten geräumt, anschließend unter Artilleriefeuer genommen und dann vom 1. Garde-Regiment zurückerobert. Die Besatzung von Le Bourget konnte sich den Tag über halten, bis der deutsche Gegenangriff durch drei Bataillone der Regimenter Nr. 3 und Nr. 4 am Nachmittag die Franzosen zurückgedrängt hatte. Die Verluste des Gardekorps an diesem Tag betrugen 14 Offiziere und 431 Soldaten an Toten, Verwundeten und Vermissten. Beim Angriff gerieten mehrere hundert Franzosen in Gefangenschaft. Die Ereignisse des 21. Dezembers inspirierten den französischen Schlachtenmaler Alphonse de Neuville zu seinem Gemälde: Bivouac devant Le Bourget, après le combat du 21 décembre 1870 (deutsch: Biwak vor dem Dorf Le Bourget, nach der Schlacht vom 21. Dezember 1870), das 1872 im Pariser Salon ausgestellt wurde und den Ruhm des Künstlers etablierte. Kämpfe des XII. Korps Der Angriff gegen das sächsische XII. Korps erfolgte in Richtung der Ortschaften Bobigny und Sevran und mit einem weiteren Schwerpunkt gegen Rosny-sous-Bois und Neuilly-sur-Marne in Richtung Chelles. Alle diese Angriffe blieben jedoch im Artilleriefeuer und spätestens vor den Stellungen der Infanterie liegen. Am 22. Dezember erfolgte an dieser Stelle der nächste Angriff, der von den Sachsen und den flankierenden Württembergern bereits erwartet worden war. Die französische Taktik von mehreren Angriffen an aufeinander folgenden Tagen wurde auch hier angewandt. Auf deutscher Seite war daher die Artillerie entsprechend in Stellung gebracht worden. Alle Angriffe, an denen mindestens drei französische Brigaden beteiligt gewesen sein sollen, blieben im Artilleriefeuer liegen. Es gelang den Franzosen jedoch, sich auf der Hochebene des Mont Avron, östlich vom Fort Rosny festzusetzen. Hier jedoch waren die Soldaten der Nationalgarde ohne Deckungsmöglichkeit dem massiven deutschen Artilleriebeschuss ausgesetzt. Hinzu kam der in diesen Tagen einsetzende starke Frost. Weitere Kämpfe um den Mont Avron Von französischer Seite waren in zwei Wochen bis zum 17. Dezember Artillerie-Stellungen konstruiert und errichtet worden. Die Stellungen wiesen allerdings keinen ausreichenden Schutz gegen Beschuss auf. Die deutschen Verbände hatten ihrerseits auf den günstigen Erhebungen von Raincy und Montfermeil starke Befestigungen ausgehoben, um von hier aus den Beschuss der Festung Rosny beginnen zu können. Dieser Beschuss gab am frühen Morgen des 27. Dezember 1870 mit dem Feuer von 76 Geschützen. Innerhalb von zwei Tagen waren die Geschütze auf dem Mont Avron kampfunfähig, da die Mannschaften rasch ihre Stellungen wegen des mangelnden Schutzes verließen, und auch die in Noisy stehenden Einheiten mussten sich zurückziehen. Am 29. Dezember schließlich zogen sich die letzten Nationalgarden vom Mont Avron zurück und mussten hierbei erhebliche Ausrüstung, aber auch die Leichen gefallener Kameraden zurücklassen. Das Plateau wurde vom XII. Korps bei sehr geringen eigenen Verlusten besetzt. Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 in Charlottenburg Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 (G Gren.R 3) Stiftungstag 5.5.1860 Garnison und Unterstellung 1914 Garnison: Charlottenburg Das Regiment war 1914 (vor der Mobilmachung) unterstellt: Armeekorps: Garde-Korps / Berlin Division: 2. Garde–Division / Berlin Brigade: 3. Garde-Infanterie-Brigade / Berlin Formationsgeschichte Durch AKO vom 5.5.1860 als 1. kombiniertes Gren. Regt, aus den drei Landwehr-Btl. des 3. Garde-Landwehr-Regts. Görlitz, Breslau, Polnisch Lissa; wurden I. bzw. II. und Füs. Btl. 2.10.1893: Errichtung eines IV. (Halb-) Btls. 1.4.1897: Abgabe des IV. Bats. an das 5. Garde-Regt. Ersatztruppenteile zum 1. Weltkrieg: Ersatz-Bataillon Garde-Grenadier-Regiment Nr.3 aufgestellt in Charlottenburg (zwei Komp. traten zum 3. Garde-Brig.-Ers.-Btl.; zwei Komp. traten zum Ers.-Btl./R.I.R. Nr.261). Standorte 1860-1871: Breslau (1866-67 im Königreich Sachsen) 1871-1872: Brandenburg, Spandau 1872-1896: Spandau, daneben 1873: Brandenburg; 1873-79: Wriezen; 1889-96: Charlotenburg 1896: Charlottenburg Namensgebung 5.5.1860: 1. komb. Grenadier Regiment 4. 7.1860: 3. Garde-Grenadier-Regiment 18.10.1861: 3. Garde Gren. Regt. Königin Elsabeth 18.10.1892: Königin Elisabeth Garde-Gren.-Rgt. Nr. 3 Kantone Königreich Preußen und Reichslande Elsass-Lothringen 12.9.1816 Mit Erlass des preußschen Kriegsministeriums wird das Staatsgebiet in acht Ergänzungsbezirke (per Armeekorps) eingeteilt, aus allen Ergänzungsbezirken wurden vorab 1/8 der Rekruten an das Garde-und Grenadierkorps abgegeben. Uniformen Bunter-Rock: blaue brandenburger Ärmelaufschläge mit weissen Litzen, ab 8.1.1861 gelbe Schulterstücke mit rotem Monogramm (bekröntes "E"), gelber Garde-Adler. Paradebusch: I. und II. Bataillon: weiss; III. Bataillon (Füsilier-Bataillon): schwarz; Musiker: rot. Feldzüge, Gefechte usw 1864 gegen Dänemark: (komb. Garde-Gren. Brig., komb. Garde Inf.-Div.) 2.2. Jagel (1. Komp.), Klein Rheide (11. Komp), 10.2. Wester Satrup u. Rübel (2. Komp.), 8.3. Fredericia (I. Btl.), 9.3.-22.3. Einschl. von Fredericia (I., II. Btl.), 14.3. Fredericia (6. Komp), 17.3. desgl. (2., 7., 8. Komp), 20./21.3. Beschießung von Fredericia (I., II. Btl.), 29.3.-18.4. Belagerung Düppeler Schanzen, 11.4. Vorpostengefechte (7., 8. Komp), 18.4. Erstürmung Düppeler Schanzen. 1866 gegen Österreich: (2. Garde Inf.-Div., Garde-Korps) 28. 6. Soor. 3. 7. Königgrätz (I., II. Btl., 12. Komp). 1870/71 gegen Frankreich: (2. Garde Inf.-Div., Garde-Korps) 18. 8. Gravelotte-St. Privat. 1. 9. Sedan, Ausfall- und Vorpostengefechte bei Le Bourget, Einschließung und Belagerung von Paris. 1914/1918: siehe Gefechtskalender der 2. Garde–Division. Regimentschefs, -kommandeure Regimentskommandeure 10.12.1870 - 10.02.1872: Oberst von Sommerfeld Julius von Sommerfeld Kommandeur des Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 persönliche Daten geboren am 08.08.1819 in Nieder-Harpersdorf in Schlesien Vater: Generalmajor z.D. Mutter: geb. von Zedlitz-Neukirch Religion: Evangelisch Schule: Gymnasium Ehefrau: geb. von Stülpnagel gestorben: 18.01.1888 in Hannover militärischer Werdegang 08.08.1836 Eintritt in die Preußische Armee als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment Nr. 5 25.11.1840 Beförderung zum Seconde-Lieutenant 04.01.1845 - 01.01.1846 zur Dienstleistung bei der Jäger-Abtheilung 3 03.06.1847 - 21.11.1848 zur Dienstleistung ber der Jäger-Abtheilung 2 21.11.1848 Versetzung in das Jäger-Bataillon 3 13.07.1852 Beförderung zum Premier-Lieutenant 18.01.1855 Beförderung zum Hauptmann mit Versetzung ins Garde-Jäger-Bataillon 10.04.1858 Versetzung als Kompaniechef zum 1. Garde-Regiment zu Fuß 01.07.1860 Versetzung in das 3. Garde-Regiment zu Fuß 10.02.1863 Beförderung zum Major mit Versetzung ins 2. Garde-Regiment zu Fuß 13.06.1863 Kommandeur des 2. Bataillons 1866 Feldzug gegen Oesterreich 14.06.1866 Kommandeur des Jäger-Bataillon 1 31.12.1866 Beförderung zum Oberstleutnant 18.06.1869 Beförderung zum Oberst und Versetzung als Kommandeur zum 6. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr.68 1870/71 Feldzug gegen Frankreich 10.12.1870 Versetzung als Kommandeur zum Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr.3 10.02.1872 mit Pension und der Regimentsuniform zur Disposition gestellt Orden / Ehrenzeichen vaterländische Roter Adler Orden IV. Klasse 1866 Ritterkreuz des königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern 1870/71 Eisernes Kreuz II. Klasse Dienstauszeichnungskreuz fremdländische Kaiserlich-Königlich Russischer St. Wladimir Orden IV. Klasse Den Deutsch-Französischen Krieg von 1870–1871 (umgangssprachlich auch „Siebziger Krieg“; eigentlich französisch-preußischer Krieg) erklärte das Kaiserreich Frankreich gegen Preußen nach Streitigkeiten um die spanische Thronfolge. Die bewusst verkürzte (und dadurch verschärfte) Veröffentlichung der sog. Emser Depesche seines Königs an ihn (13. Juli) durch den preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck nahmen die Franzosen als Kriegsgrund (Kriegserklärung am 19. Juli 1870). Die Herrscher der süddeutschen Staaten, die noch 1866 im Deutschen Krieg gegen Preußen gekämpft hatten, stellten sich gemäß ihren Bündnisverträgen und der öffentlichen Meinung – jedoch vom französischen Kaiser Napoléon III. unerwartet – gegen Frankreich. Der Krieg endete in einer schnellen Niederlage des französischen Kaisers und gipfelte in der Reichsgründung von Versailles, wurde aber von republikanischen Kräften noch monatelang weitergeführt, u. a. mit Guerilla-Methoden. Erst Anfang 1871, nach der Gründung des zweiten Deutschen Kaiserreiches, gab Paris auf. In diesem Zusammenhang muss auch der Kommune-Aufstand erwähnt werden (s.u.), obwohl er erst zwei Monate nach der Kapitulation von Paris dort begann (28. März) und erst nach Abschluss des Friedensvertrages (10. Mai 1871) niedergeschlagen werden konnte (28. Mai 1871). Der Krieg wird in Frankreich und im englischen Sprachraum auch – nach der Gewohnheit, den Angreifer zuerst, den Angegriffenen als zweiten zu nennen – „Französisch-Deutscher Krieg“ („Guerre Franco-Allemande“) genannt. Vorgeschichte Der französische Kaiser Napoléon III. hatte bereits im Vorfeld des Deutschen Krieges (1866) versucht, Vorteile aus der Rivalität zwischen Österreich und den anderen süddeutschen Ländern gegenüber Preußen zu schlagen, indem er mit beiden Seiten über ein mögliches Eingreifen oder eine französische Neutralität verhandelte. In diesen Bruderkrieg konnte Frankreich aufgrund des schnellen Sieges von Preußen aber dann gar nicht eingreifen. Kaiser Napoleon sah dies indirekt als eine französische Niederlage an; der Ruf nach „Rache für Sadowa (Königgrätz)“ kam in Frankreich auf. Statt mit geschwächter Machtstruktur im deutschen Staaten-Konglomerat war Preußen 1866 gestärkt aus dem Konflikt mit Österreich hervorgegangen: Als Folge des sog. Deutschen Krieges wurde unmittelbar nach 1866 der Norddeutsche Bund gegründet, was in Frankreich als weitere Provokation angesehen wurde. Bismarck hatte Napoleon III. zwar zugesagt, das „norddeutsche Bündnis“ nicht über den Main hinaus zu erweitern, es wurden jedoch ergänzend zu den Friedensverträgen mit den süddeutschen Staaten (außer Österreich) geheime „Schutz- und Trutzbündnisse“ (gegenseitige Verteidigung im Falle eines Angriffskriegs, siehe auch die Textpassage im Deutschlandlied) eingegangen. Im weiteren Verlauf der 1860er wurden die französisch-preußischen Spannungen weiter verschärft, insbesondere durch Bündnisverhandlungen Frankreichs mit Österreich und Italien. 1867 kam es zur Luxemburgkrise. Vor dem Krieg 1866 hatte Napoleon mit Preußen über Gebietserwerbungen als Kompensation für seine Neutralität verhandelt. Dabei war auch Luxemburg erwähnt worden. Bismarck hatte keine Einwände offengelegt, aber angedeutet, dass Frankreich selbst aktiv werden müsse. Luxemburg war vormals Mitglied des Deutschen Bundes und hatte aus dieser Zeit noch eine preußische Garnison. Die Luxemburger hatten im Mittelalter mehrere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gestellt und waren durch den Großherzog von Luxemburg, der auch König der Niederlande war, mit den Niederlanden in Personalunion verbunden. 1867 wollte Frankreich Luxemburg vom finanziell angeschlagenen König erwerben. Als dies ruchbar wurde, kam es in den deutschen Fürstentümern zu heftigen Protesten, u.a. zu einer von Bismarck bestellten Anfrage im „Reichstag“ des Norddeutschen Bundes. Napoleon musste seine Pläne fallen lassen, und Luxemburg wurde im Zweiten Londoner Vertrag von 1867 für neutral erklärt. Für Napoleon war dies eine Niederlage, die sein ohnehin schon angekratztes politisches Ansehen weiter minderte. Innenpolitisch musste er sich gegen republikanische Bestrebungen wehren, ruhmreiche Schlachten in der Tradition seines Vorfahren hätten in dieser Situation hilfreich sein können. Ursache und Anlass 1868 hatten spanische Militärs die Königin Isabella II. abgesetzt. Seitdem suchten die Spanier in den europäischen Fürstenhäusern nach einem Kandidaten, den das Parlament zum König wählen könnte. Ein vielversprechender Kandidat war Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, Spross einer süddeutschen Nebenlinie der Hohenzollern. Er war gemäßigt katholisch, wenig ehrgeizig und zudem mit Napoleon verwandt. Der Prinz selbst hatte wenig Ambitionen auf den spanischen Thron, ließ sich aber 1870 von Bismarck überreden, die Kandidatur anzunehmen. Auch König Wilhelm I. gab, wenn auch widerstrebend, seine Zustimmung. Sowohl Bismarck als auch Napoleon spielten mit der Kandidatur, um die jeweils andere Seite zu provozieren und ihr eine diplomatische Niederlage beizubringen. Napoleon war mehr als jeder andere Monarch in Europa von der Unterstützung des Volks abhängig, und es galt gleichzeitig, gravierende innenpolitische Mängel zu überdecken. Deshalb suchte Napoleon sein Heil weiter in der Außenpolitik, von der er sich Erfolge erhoffte, seine Popularität weiterhin sichern zu können. Bismarck wiederum hoffte, nationale Begeisterung zu erzeugen. Beide Seiten wussten natürlich auch, dass sie mit der Kriegsgefahr spielten. Als die Kandidatur offiziell bekannt wurde, reagierte man in Frankreich überrascht und bereitwillig empört über das Ansinnen, Frankreich mit einem deutschen König in Spanien in den Rücken zu fallen. Der Außenminister, Herzog von Gramont, hielt eine leidenschaftliche Rede im Parlament, in der er mit Krieg drohte. Der preußische König Wilhelm I. und Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen zogen daraufhin die Kandidatur zurück, zur Enttäuschung vieler Deutscher. Anstatt sich mit diesem diplomatischen Sieg zu begnügen, verlangte Gramont von König Wilhelm zusätzlich eine Entschuldigung und das Versprechen, nie wieder einer hohenzollernschen Thronkandidatur in Spanien zuzustimmen. Die Forderungen wurden nicht nur über normale diplomatische Kanäle gestellt, sondern auch direkt vom französischen Botschafter Graf Benedetti an Wilhelm selber, auf der Kurpromenade in Bad Ems. Der König reagierte auf die an ihn herangetragenen Forderungen höflich und reserviert, er habe noch keine neuen Nachrichten bekommen, weitere Audienzen seien unnötig; Heinrich Abeken berichtete darüber nach Berlin an Otto von Bismarck, den preußischen Ministerpräsidenten und Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes. Dieser kürzte die telegrafische Nachricht seines Mitarbeiters über die Unterredung, und zwar so, dass sowohl das Auftreten Benedettis als auch die Ablehnung des Königs schroffer aufgefasst werden konnten. Die Veröffentlichung dieser Emser Depesche am 13. Juli in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" nahm die französische Öffentlichkeit, wie angesichts der gespannten Lage zu erwarten, als Provokation und Kriegsgrund auf. Damit hatte Bismarck die französischen Drohungen, das ungeduldige Vorgehen Benedettis und die Empfindsamkeiten der Franzosen geschickt ausgenutzt, indem er auch selber anstatt direkter diplomatischer Kanäle den Gang an die Öffentlichkeit vorzog. Am 19. Juli 1870, nachdem schon zuvor die Mobilisierung angelaufen war, beugte sich Napoleon III. dem Druck der Öffentlichkeit und nationaler Kreise und erklärte Preußen den Krieg. Damit erfüllte die Depesche den von Bismarck beabsichtigten Zweck: Frankreich betätigte sich als Aggressor, denn auch in den Augen der Weltöffentlichkeit war der Anlass nichtig, die Franzosen hatten sich durch überhöhte Forderungen selbst in Zugzwang gebracht. Bismarck hatte diese französische Antwort auf seine Veröffentlichung der geänderten Depesche richtig einkalkuliert, denn nur bei einem Angriff von außen konnte er die bestehenden militärischen Beistandsbündnisse der einzelnen süddeutschen Staaten einfordern und damit sein politisches Ziel erreichen: ein „kleindeutsches Reich“ unter Preußens Führung. Durch geschickte Diplomatie seitens Bismarcks und ebenso ungeschickte seitens Napoleons war Frankreich isoliert und galt als der Aggressor. Das 1866 geschlagene Österreich zog es u.a. wegen mangelnder Vorbereitung, drückender Schulden und Maßnahmen von Seiten des propreußischen Russlands vor, neutral zu bleiben, ebenso wie Dänemark. Die Beneluxländer und Großbritannien hielt Bismarck aus dem Krieg, indem er ein Papier hervorholte, in welchem Frankreich im Vorfeld des Krieges 1866 Pläne zur Annexion des frankophonen Teils Belgiens niedergelegt hatte. Russland war Frankreichs Gegner im Krimkrieg gewesen, der noch nicht vergessen war. Die jüngst teilweise geeinten Italiener hatten zwar erduldet, dass Savoyen von Frankreich annektiert wurde; sie beanspruchten aber den Kirchenstaat um Rom herum. Frankreich trat allerdings als Schutzmacht des Papstes auf; aber durch den Krieg 1870/71 ging diese Position verloren, so dass Preußen indirekt den Papst schwächte (siehe Kulturkampf). Frankreich, damals die wohl stärkste Großmacht auf dem europäischen Kontinent, mit einer sich massiv überschätzenden Berufsarmee, hielt sich in dem nun folgenden Krieg auch ohne Verbündete für überlegen. Die militärische Kraft des Norddeutschen Bundes wurde unterschätzt. Einer kompletten Fehleinschätzung erlag man auch hinsichtlich der Tatsache, dass die süddeutschen Staaten mit Preußen (und nicht gegen Preußen) auftraten. Auch der Zeitvorteil der eigenen stehenden Berufsarmee gegenüber den Wehrpflicht-Armeen in Deutschland war geringer als erhofft. Am 16. Juli trat der Bundesrat zusammen und erklärt sich mit den Erklärungen Bismarcks einverstanden. Zum 19. wurde der Reichstag des Norddeutschen Bundes einberufen und von König Wilhelm, dem Bundespräsidenten, mit einer verhältnismäßig gemäßigten Thronrede eröffnet. Unmittelbar nach der Feierlichkeit empfing Bismarck die französische Kriegserklärung; die Mitteilung darüber wurde in der sogleich anschließenden Reichstagsitzung mit Jubel aufgenommen. Die süddeutschen Fürsten befahlen aufgrund dieser Kriegserklärung ebenfalls die Mobilmachung ihrer Truppen. Verlauf Durch die gut geplante Mobilisierung, die als Reaktion auf die turbulente Sitzung im französischen Senat vom 15. Juli in Bayern und in Preußen bereits am 16. Juli angelaufen war, wurden mit Hilfe der Eisenbahnen deutsche Truppen schnell ausgerüstet und in den Einsatzräumen zusammengezogen, während die Organisation in Frankreich schleppender verlief. Der König von Bayern befahl die Mobilmachung bereits am 16. Juli, ebenso der Großherzog von Baden, der König von Württemberg am 17. Juli. So war die gesamte deutsche Heereskraft unter der vereinigten Führung des Königs von Preußen vertragsmäßig zusammengefasst. Trotzdem ließ man sich planmäßig Zeit, Reserven und weitere Pferde auszuheben, so dass alle Truppenteile auf volle Kriegsstärke gebracht wurden. Erst nachdem dies vollendet war, marschierte man an der Grenze auf. Die Streitkräfte der verbündeten Deutschen betrugen: in erster Aufstellung zu den Operationen 447.000 Mann, in Deutschland als erste Reserve zum Nachrücken bereit 188.000 Mann, als zweite Reserve 160.000 Mann Landwehr und 226.000 Ersatztruppen, im ganzen 1.021.000 Mann. Die höchste Effektivstärke des deutschen Heeres betrug gegen Kriegsende (1. März 1871) unter Einschluss der Ärzte und Beamten 1.350.787 Mann, von denen auf französischem Boden 464.221 Mann Infanterie, 55.562 Reiter und 1.674 Geschütze an Feldtruppen sowie 105.072 Mann Infanterie, 5.681 Reiter und 68 Geschütze an Besatzungstruppen standen. Der ursprüngliche Plan des Franzosen Adolphe Niel, über Trier ins Rheinland vorzustoßen, wurde aufgegeben; stattdessen war man zunächst defensiv aufgestellt und sollte gemäß dem Plan von General Charles Frossard innerdeutsche Auseinandersetzungen abwarten, worauf man als Befreier einmarschieren könnte. Der Aufmarsch der deutschen Truppenteile erfolgte dagegen in einem sehr hohen Tempo und traf die französische Armee zum Teil unvorbereitet. Schon am 3. August standen 320.000 Deutsche an der Grenze, eine vom französischen Volk erhoffte Großoffensive wäre gescheitert. Saarbrücken jedoch, strategisch eher isoliert und nur mit einer Division geschützt, wurde zunächst eingenommen, dann aber wieder geräumt. Drei Armeen, geführt von Karl Friedrich von Steinmetz, Prinz Friedrich Karl von Preußen und Kronprinz Friedrich Wilhelm, marschierten durch Elsaß-Lothringen ein, das Ludwig XIV. knappe zwei Jahrhunderte zuvor annektiert hatte. Die Franzosen wurden durch die beweglichere deutsche Führung ausmanövriert, die koordiniert war vom preußischen Generalstab unter Helmuth von Moltke: Dadurch verlor Frankreich in kurzer Folge die Schlachten bei Weißenburg, Wörth und Spichern. Nach seiner Niederlage bei Wörth räumte das französische Feldheer das Elsass und überließ das Rheintal der deutschen III. Armee, die nach Süden vorrückte, das Elsass besetzte und schließlich die Festung Belfort belagerte. Während die preußischen Hinterlader-Zündnadelgewehre gegen Österreich noch überlegen waren, hatten die Franzosen nun Vorteile bei Reichweite und Schussfolge mit dem neuen Chassepot-Gewehr und dem Mitrailleuse-Maschinengewehr. Dafür waren die stählernen Hinterlader-Geschütze von Alfred Krupp die ausschlaggebende Artillerie, die mit mehr als 4 km über die doppelte Reichweite verfügte. Die französischen Armeen konnten meist umfasst und dann zu überstürzten Rückzügen oder zu Teil-Kapitulationen gezwungen werden. Die Preußen setzten sich aber auch gegen vierfache Überzahl durch, etwa als bei Mars-la-Tour der französischen „Rhein-Armee“ der Rückzug nach Verdun verwehrt wurde, so dass diese zunächst bei Gravelotte gestellt und dann in der Festung Metz ab 3. September belagert werden konnte. Kaiser Napoleon III. höchstpersönlich versuchte, mit der Armee aus Châlons zu Hilfe zu eilen, wurde aber dabei selbst eingekreist, so dass die Hauptmasse der französischen Truppen schon am 1. September 1870 in der Schlacht von Sedan die entscheidende Niederlage erlitt. Die Kapitulation erfolgte einen Tag später, am 2. September, dem späteren Feiertag Sedantag. Auch Napoleon III. geriet bei Sedan in preußische Kriegsgefangenschaft, er wurde zunächst in Kassel interniert und emigrierte später nach London. Mit der Kapitulation des Franzosen-Kaisers und seiner Armee sowie der noch Wochen andauernden Belagerung seiner Rhein-Armee in Metz war mehr als eine Vorentscheidung gefallen. Bismarck wollte den Krieg beenden, da ein Eingreifen eines der verfeindeten Nachbarländer nicht auszuschließen war, und bot moderate Friedensbedingungen an, mit geringen Grenzverschiebungen im Elsaß, auch weil man fürchtete, dass weitere Gebietszuwächse, insbesondere mit Katholiken, schwer zu verdauen sein würden. Die Bevölkerung von Paris revoltierte daraufhin, die Regierung von Kaiser Napoleon III. wurde abgesetzt und die Dritte Republik ausgerufen. Die neue „Regierung der nationalen Verteidigung“, unter anderen mit Léon Gambetta, war jedoch zu keinerlei Zugeständnissen bereit. Sie veröffentlichte am 4. September 1870 einen Aufruf an das französische Volk (Proclamation au peuple français), der eine Aufforderung enthielt, in „nationalem Widerstand“ weiterhin das Land zu verteidigen. Im Süden und Westen des Landes wurden neue Zivilisten für das Militär rekrutiert. Das führte ab dem 19. September zur Belagerung der französischen Hauptstadt und – noch vor Jahresende – zu deren systematischer Beschießung durch preußische und verbündete Streitkräfte. Dies und der völkerrechtswidrige Guerillakrieg der Franc-tireur (Freischützen/Freischärler) führte zu einer erheblichen Verbitterung auf beiden Seiten. Nach der Kapitulation von Metz im Oktober wurde ein Großteil der deutschen Truppen frei, und Prinz Karl konnte gegen die neu aufgestellten französischen Armeen in Flandern, an der Loire, im Lyonnais und in der Normandie vorgehen und sie an einem Entsatz des belagerten Paris hindern. Unter anderen wurden Franzosen bis auf Schweizer Gebiet getrieben und dort von Eidgenossen interniert. Am 28. Januar 1871 kapitulierte schließlich Paris. Aber die Stadt blieb ein Unruheherd: Der „Kommune-Aufstand", s.u., begann zwar erst am 28. März, aber bis zum Abschluss des Friedensvertrages (10. Mai) dauerte es noch sechs Wochen. In der Tat war dieser Aufstand erst am 28. Mai endgültig niedergeschlagen und schon dadurch auch für die deutsche Politik im damaligen Frankreich wichtig. Die Frage war, ob man es bei reiner Militärpolitik belassen und im Übrigen nach dem Prinzip der Nichteinmischung verfahren konnte. Reichsgründung und Kriegsende Nach dem erfolgreichen Kriegsverlauf konnte Bismarck die süddeutschen Staaten zum Eintritt in einen „kleindeutschen" Nationalstaat (d.h. einen deutschen Nationalstaat ohne Österreich) bewegen. Am 18. Januar 1871 ließ sich Wilhelm I. auf Betreiben Bismarcks im Spiegelsaal des französischen Schlosses zu Versailles zum Kaiser proklamieren. Die Proklamation Wilhelms zum deutschen Kaiser, noch dazu an diesem Ort, wurde in Frankreich als Demütigung empfunden. Sie war eine Demonstration der absoluten Überlegenheit und somit eine nicht unerhebliche politische Entscheidung, die die deutsch-französische Feindschaft anheizte. Am 10. Mai 1871 wurde im Frankfurter Hotel zum Schwan, nach langwierigen Verhandlungen in Brüssel und Frankfurt, ein Friedensvertrag mit Frankreich geschlossen. Diesem vorausgegangen war der Vorfrieden von Versailles, der am 26. Februar 1871 geschlossen wurde. Der Tag der Schlacht bei Sedan wurde als „Sedantag“ gefeiert. Bald wurde die Schlacht zum Symbol der Überlegenheit über den „Erbfeind“ hochstilisiert. Fälschlicherweise glaubten Militärs und Zivilisten fest daran, diesen Sieg jederzeit wiederholen zu können. Der Aufstand der Pariser Kommune Am 18. März 1871 versuchte der französische Premierminister Adolphe Thiers, die verteidigungsbereite Nationalgarde von Paris entwaffnen zu lassen. Dies führte zu einem Aufstand. Am 26. März 1871 übernahm in Paris eine Revolutionsregierung die Macht, die Commune de Paris. Die republikanische Übergangsregierung wurde als abgesetzt erklärt. Die bewaffneten Milizen der Pariser Kommune wurden erst im Mai 1871 von der neu geordneten konterrevolutionären französischen Armee im Straßenkampf in Paris besiegt. In der Blutigen Woche vom 21. bis 28. Mai gab es 25.000 Tote. Es folgten 38.000 Verhaftungen und 7500 Deportationen... Kriegsfolgen Das besiegte Frankreich musste im Frieden von Frankfurt die seit den mittelalterlichen „Straßburger Eiden“ zum Heiligen Römischen Reich gehörenden und überwiegend deutschsprachigen Gebiete Elsass und einen Teil von Lothringen abtreten, die es beginnend mit dem Westfälischen Frieden Mitte des 17. bis gegen Ende des 18. Jhd. annektiert hatte. Dabei spielten nicht nur die Sprachgrenzen eine Rolle, auch vorwiegend französischsprachige Teile Nordlothringens wurden wegen der dortigen Eisenerzminen von Deutschland verlangt. Außerdem musste Frankreich Kontributionszahlungen in Höhe von 5 Milliarden Francs an das Deutsche Reich leisten. Dieser „Reichskriegsschatz“ wurde zu einem kleinen Teil im Juliusturm der Zitadelle Spandau eingelagert. Dieser Teil fiel nach Ende des Ersten Weltkrieges zurück an Frankreich. Der größere Teil der hohen Kriegsentschädigungen war eine der Ursachen des Gründerzeitbooms. Unter anderem wurden mit ihnen Infrastrukturmaßnahmen im ganzen Deutschen Reich finanziert (Poststationen in Ostpreußen, Kirchen und Schulen in der Pfalz und im Elsaß sind heute noch sichtbare Zeichen). Im Gegenzug wurde die französische Wirtschaft durch die Aufbringung der Kriegsentschädigungen in ihrer Entwicklung behindert. Deutschland wurde in der Folge die größte Binnenvolkswirtschaft der Welt. Die Wirtschaftskraft Deutschlands ermöglichte dem Reich die Finanzierung einer hochmodernen und schlagkräftigen Hochseeflotte, die ebenso wie der deutsche Anspruch, neben Großbritannien und Frankreich als weitere Großmacht akzeptiert zu werden, das Misstrauen der bis zu diesem Zeitpunkt einzigen global agierenden Seemacht Großbritannien erregte. Bismarck zementierte mit der von ihm betriebenen Kaiserproklamation die Teilung des ehemaligen Territoriums des „Heiligen Römischen Reichs (deutscher Nation)“ in ein norddeutsches „Deutsches Reich“ und die - mittlerweile durch den Ausgleich von 1867 geschaffene - Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, die aufgrund ihrer weit über das alte Reichsgebiet des „Heiligen Römischen Reiches" hinausgehenden Territorien als Vielvölkerstaat fortbestand. Die Reichsidee war gleichwohl ideelle Grundlage des späteren Beistandspaktes zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn (gemeinsam mit Italien als „Dreibund" vertraglich sanktioniert). Dieser Beistandspakt war es, der das Deutsche Reich 1914 ohne eigene, unmittelbare Bedrohung veranlasste, in „Nibelungentreue" an der Seite Österreich-Ungarns den Ersten Weltkrieg einzugehen. Die Abtretung Elsaß-Lothringens - und damit auch die Revision der französischen Expansionspolitik seit dem Dreißigjährigen Krieg am Rhein - manifestierte den politischen Gegensatz zwischen Frankreich und dem neu gegründeten Deutschen Reich. Léon Gambetta, Staatsmann der Dritten Republik, fasste die weitverbreiteten französischen Revanchegelüste mit dem Satz „Niemals davon sprechen, immer daran denken.“ (frz. Original: "Toujours y penser, jamais en parler.") zusammen.Während Bismarck außenpolitisch das Ziel verfolgte, Frankreichs Augenmerk auf die Erweiterung des kolonialen Überseebesitzes abzulenken, verstärkte Wilhelm II. bewusst den Gegensatz mit Frankreich, indem er Deutschland beispielsweise in Marokko (Panthersprung nach Agadir) offen gegen dessen Ziele positionierte. Innenpolitisch gelang es dem Deutschen Reich zu spät, die neu hinzu- bzw. zurückgewonnenen Territorien westlich des Rheins als gleichberechtigte Teile in das Deutsche Reich zu integrieren. Wenngleich festgestellt werden kann, dass auf den 1870/71-Krieg eine der längsten Friedensphasen (bis 1914) in Westeuropa folgte, konnte und sollte ein politischer Ausgleich zwischen Deutschland und Frankreich nicht erreicht werden. Der Ausbruch des Krieges 1914 emotionalisierte daher Deutsche und Franzosen gleichermaßen: die Deutschen in der Erwartung, den „Welschen" nachhaltig alle Ambitionen auf Ostexpansion auszutreiben, die Franzosen in dem Ziel, die Deutschen weit hinter den Rhein zurückzudrängen und die Schmach von 1870/71 wettzumachen. Nachdem der Krieg von 1914/18 erfolgreich für die Franzosen und ihre Verbündeten endete, legte der dem Zeitgeist entsprechende revanchistische Versailler Vertrag die Grundlagen für die tiefgreifende Staatskrise der jungen deutschen Republik und erleichterte es nunmehr revanchistischen Kreisen auf deutscher Seite, einen Ausgleich zwischen den Nachbarländern erfolgreich zu verhindern. Somit war historisch gesehen der vom Geist des französischen Revanchismus geprägte „Siegfrieden" von Versailles mit einer der Ursachen für den Aufstieg des N. in Deutschland und damit für den 2. Weltkrieg.